:: 5/2015

Das Handwerk in Baden‑Württemberg

Das Handwerk spielt eine gewichtige Rolle im Wirtschaftsleben des Landes. Im Jahr 2012 gab es in Baden‑Württemberg rund 76 000 Handwerksunternehmen mit mehr als 717 000 tätigen Personen und einem Jahresumsatz von gut 83 Milliarden Euro. Damit hatten etwa 12 % der Erwerbstätigen in Baden‑Württemberg ihren Arbeitsplatz im Handwerk. Darüber hinaus wies das Handwerk in Baden‑Württemberg die im Bundesländervergleich höchste Produktivität auf. Es erwirtschaftete im Jahr 2012 im Durchschnitt einen Umsatz von rund 116 000 Euro je tätiger Person. Der Bundesdurchschnitt lag bei etwa 100 000 Euro je tätiger Person. Die mit Abstand höchsten Umsätze je tätiger Person wurden in Baden‑Württemberg im Kraftfahrzeuggewerbe mit gut 237 000 Euro erzielt. Diese Daten resultieren aus der registergestützten Handwerkszählung 2012 des Statistischen Landesamtes, die auf einer Auswertung des statistischen Unternehmensregisters basiert (siehe i-Punkt »Handwerkszählung«).

Zulassungspflichtiges und zulassungsfreies Handwerk

Die Mehrzahl der Handwerksunternehmen im Land (83 %) ist als zulassungspflichtiges Gewerbe in die Handwerksrolle eingetragen (siehe i-Punkt »Zulassungspflichtiges und zulassungsfreies Handwerk«). Zum zulassungspflichtigen Handwerk gehörten 2012 gut 63 000 Unternehmen mit knapp 592 000 tätigen Personen und einem Umsatz von rund 75,4 Mrd. Euro. Im zulassungsfreien Handwerk waren 2012 knapp 13 000 Unternehmen mit über 125 000 tätigen Personen registriert. Das zulassungsfreie Handwerk erzielte einen Jahresumsatz von rund 7,9 Mrd. Euro. Der Umsatz je tätiger Person lag hier erheblich niedriger als beim zulassungs­pflichtigen Handwerk, nämlich bei annähernd 63 000 Euro.

Auch die Beschäftigtenstruktur unterscheidet sich deutlich. Im zulassungspflichtigen Handwerk handelte es sich bei der Mehrheit der tätigen Personen um sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (77 %), rund 12 % waren geringfügig entlohnte Beschäftigte. Beim zulassungsfreien Handwerk war hingegen nahezu jede dritte tätige Person ein geringfügig entlohnter Beschäftigter und nur rund 59 % waren sozialversicherungspflichtig Beschäftigte.

Die Struktur des baden-württembergischen Handwerks: Die größte Gewerbegruppe / der größte Gewerbezweig …

Die Unternehmen des zulassungspflichtigen und des zulassungsfreien Handwerks sind in sieben Gewerbegruppen mit insgesamt 90 Gewerbezweigen unterteilt (siehe i-Punkt »Zulassungspflichtiges und zulassungsfreies Handwerk«).

Gemessen an der Zahl der Unternehmen stellte das Ausbaugewerbe mit über 30 000 Unternehmen die größte Gewerbegruppe im baden-württembergischen Handwerk. Zahlenmäßig am stärksten vertreten waren im Ausbaugewerbe die Gewerbezweige der Elektrotechniker (6 103 Unternehmen), die Installateure und Heizungsbauer (5 547 Unternehmen) und die Maler und Lackierer (4 352 Unternehmen). Über das gesamte Handwerk betrachtet, war jedoch das Friseurhandwerk der Gewerbezweig mit den meisten Unternehmen. Insgesamt gab es 2012 in Baden‑Württemberg mehr als 7 000 Friseurunternehmen.

… die meisten Arbeitsplätze

Die meisten Arbeitsplätze bietet hingegen das Handwerk für den gewerblichen Bedarf. Mit rund 205 000 Personen arbeiteten 2012 nahezu 30 % aller im baden-württembergischen Handwerk tätigen Personen diesem Bereich, wobei die Feinwerkmechaniker (knapp 69 000 Personen) und die Gebäudereiniger (gut 68 000 tätige Personen) diesen Bereich dominierten. Hinsichtlich der Beschäftigenzahl ebenfalls sehr stark besetzte Gewerbezweige waren die der Kraftfahrzeugtechniker (knapp 66 000 tätige Personen), die Bäcker und die Elektrotechniker (jeweils rund 52 000 tätige Personen).

… die größten Unternehmen

Das baden-württembergische Handwerk ist traditionell kleinbetrieblich strukturiert. Die Mehrzahl der Unternehmen des zulassungspflichtigen (rund 79 %) wie des zulassungsfreien Handwerks (knapp 86 %) waren 2012 Kleinunternehmen mit weniger als 10 tätigen Personen. Entsprechend lag die durchschnittliche Zahl der tätigen Personen je Unternehmen bei neun. Deutlich überschritten wurde dieser Wert im Lebensmittelgewerbe, wo in einem Unternehmen im Durchschnitt 19 Personen beschäftigt waren. In Bäckereiunternehmen arbeiteten sogar durchschnittlich 28 Personen. Nicht nur im Lebensmittelgewerbe, sondern auch in anderen Gewerbezweigen fanden sich überdurchschnittlich große Unternehmen, so in Unternehmen von Schneidewerkzeugmechanikern (durchschnittlich 35 tätige Personen pro Unternehmen) sowie von Chirurgiemechanikern und Seilern (jeweils 31 tätige Personen je Unternehmen).

… die höchsten Umsätze

Das Ausbaugewerbe und das Gewerbe für den gewerblichen Bedarf wiesen 2012 nicht nur die meisten Unternehmen bzw. die meisten Arbeitsplätze auf, sondern auch die höchsten Umsätze, nämlich jeweils rund 21,4 Mrd. Euro. Damit wurde in diesen beiden Gewerbegruppen über die Hälfe des Jahresumsatzes des baden-württembergischen Handwerks erwirtschaftet. Der Jahresumsatz im baden-württembergischen Kraftfahrzeuggewerbe belief sich auf 17,5 Mrd. Euro, wobei hier allein 16,3 Mrd. Euro Umsatz aus dem Gewerbezweig der Kraftfahrzeugtechniker stammten. Das Bauhauptgewerbe hatte 2012 einen Jahresumsatz von rund 11,8 Mrd. Euro und das Lebensmittelgewerbe von 7,3 Mrd. Euro.

… die höchste Produktivität

Gemessen an der Produktivität, das heißt am Umsatz je tätiger Person, erwies sich das Kraftfahrzeuggewerbe als führend. Während der Umsatz je tätiger Person im baden-württembergischen Handwerk bei rund 116 000 Euro lag, wurde im Kraftfahrzeuggewerbe mit gut 237 000 Euro ein mehr als doppelt so hoher Umsatz erwirtschaftet. Auf Platz 2 lag, mit rund 136 000 Euro Umsatz je tätiger Person, das Bauhauptgewerbe und auf dem dritten Platz mit knapp 111 000 Euro je tätiger Person das Ausbaugewerbe. Eine überdurchschnittlich hohe Produktivität war jedoch auch bei den Landmaschinenmechanikern (gut 252 000 Euro je tätiger Person) und bei den Chirurgiemechanikern (rund 205 000 Euro je tätiger Person) zu beobachten.

Die Stellung des baden-württembergischen Handwerks in Deutschland

Betrachtet man das Handwerk in Deutschland insgesamt, dann wird deutlich, dass rund 13 % der deutschen Handwerksunternehmen ihren Sitz in Baden‑Württemberg hatten. Gut 14 % aller in dieser Branche beschäftigten Personen bundesweit arbeiteten 2012 in einem baden-württembergischen Handwerksunternehmen. Vom Gesamtumsatz des deutschen Handwerks von rund 510 Mrd. Euro wurden gut 16 % von Unternehmen im Land erwirtschaftet. Das Handwerk in Baden‑Württemberg wies im Übrigen die im Vergleich der Bundesländer höchste Produktivität auf. Es erwirtschaftete im Jahr 2012 durchschnittlich rund 116 000 Euro je tätiger Person, der Durchschnitt bundesweit lag hingegen bei lediglich etwa 100 000 Euro.