:: 5/2015

Moderates Investitionswachstum der Südwestindustrie im Jahr 2013

Im Jahr 2013 erzielte die Südwestindustrie ein Investitionsplus von 2 % gegenüber dem Vorjahr. Deutschlandweit wurde damit ein Fünftel der Investitionen des Verarbeitenden Gewerbes von den heimischen Industriebetrieben getätigt. Die Investitionssteigerung blieb allerdings weit hinter den beiden Vorjahren 2012 und 2011 zurück. Sie wurde nicht von der Breite der Industriebranchen getragen, sondern war durch die Entwicklung der investitionsstärksten Branche »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« geprägt. Die beiden Anlageformen der Investitionen wiesen eine gegenläufige Entwicklung auf: Während die heimischen Betriebe ihre investiven Ausgaben für Maschinen, maschinelle Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattung steigerten, reduzierten sie ihre Investitionen in Grundstücke und Bauten. Regional gesehen konnte etwa die Hälfte der heimischen Landkreise ein Investitionswachstum realisieren. Damit verlor auch die regionale Investitionstätigkeit im Vorjahresvergleich an Breite. Durch abermals sinkende Mietinvestitionen fiel der Anteil gemieteter Produktionsmittel an den Gesamtinvestitionen auf einen historischen Tiefstand.

Verhaltene konjunkturelle Entwicklung…

Auch aufgrund eines konjunkturell schwachen 1. Halbjahres war die baden-württembergische Industrie im Jahr 2013 durch ein moderates Wachstum gekennzeichnet. So konnten die Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes (siehe i-Punkt »Begriffsdefinitionen und Erhebungsdetails«) im Vorjahresvergleich preis- und arbeitstäglich bereinigt nur einen leichten Anstieg der Auftragseingänge (1,5 %) und des Produktionsvolumens (0,6 %) verzeichnen. Entsprechend war auch die Entwicklung der Umsätze relativ verhalten. Sie nahmen preis- und arbeitstäglich bereinigt um 1 % zu.1

…sowie gedämpfte Investitionsbereitschaft

Im Jahr 2013 erhöhten die Betriebe der Südwestindustrie ihre Ausgaben in bilanziell zu aktivierende neu erworbene bzw. selbsterstellte Sachanlagen im Vorjahresvergleich um 216 Mill. auf rund 11,2 Mrd. Euro und erreichten beinahe den bisherigen Höchstwert aus dem Jahr 2008. Zwischenzeitlich waren die Investitionen infolge der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 im Jahr 2009 massiv eingebrochen (−24,1 %). Im Jahr 2010 lagen die Investitionen nur leicht über dem niedrigen Vorjahresniveau (1,3 %). In den Jahren 2011 und 2012 setzte hingegen mit kräftigen Wachstumsraten ein Aufholprozess ein (2011: 14,8 %; 2012: 10,1 %), sodass 2013 wieder nahezu das Vorkrisenniveau aus dem Rekordjahr 2008 erreicht werden konnte. 2013 wurden die Investitionen nominal noch um 2 % (real: 1,1 %)2 ausgeweitet, die Steigerungsrate blieb aber deutlich hinter den beiden Vorjahren zurück. Dies dürfte zum einen damit zusammenhängen, dass die vorangegangenen Jahre 2011 und 2012 durch einen krisenbedingten Nachholbedarf gekennzeichnet waren.3 Zum anderen dürfte die verhaltene konjunkturelle Entwicklung des Jahres 2013 eine Rolle spielen. Gleichwohl verlief die baden-württembergische Entwicklung positiver als im Bundesgebiet insgesamt. Hier investierten die Industriebetriebe 2013 etwa 55,9 Mrd. Euro und damit 0,8 % weniger als im Vorjahr. Die Südwestindustrie trug maßgeblich zu den bundesweiten Investitionen des Verarbeitenden Gewerbes bei. Rund jeder fünfte Euro im Verarbeitenden Gewerbe wurde von den heimischen Industriebetrieben investiert.

Der Automobilbau dominierte die Investitionstätigkeit

Realisierten im Vorjahr noch etwa zwei Drittel der Branchen Investitionssteigerungen, weitete 2013 weniger als die Hälfte der Branchen ihre Investitionstätigkeit aus. Allen voran konnte die Industriebranche »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« ihre traditionell hohen Investitionssummen um 8 % auf 4,2 Mrd. steigern. Der letzte Höchstwert der Branche aus dem Jahr 2008 konnte damit nun schon zum zweiten Mal in Folge übertroffen werden. Zwar hatte die globale Finanz- und Wirtschaftskrise auch hier im Jahr 2009 zu deutlichen Investitionsrückgängen geführt (−23,9 %), die investiven Ausgaben stiegen jedoch seitdem wieder kontinuierlich an. Im Jahr 2013 entfiel mehr als ein Drittel des Gesamtvolumens der Südwestindustrie auf diese Schlüsselindustrie (37,8 %). Der »Maschinenbau«, der hinsichtlich des Investitionsvolumens zweitbedeutendste Wirtschaftszweig, konnte 17,9 % der Investitionen im Jahr 2013 auf sich vereinigen und investierte rund 2 Mrd. Euro. Damit kamen diese beiden Branchen gemeinsam für insgesamt mehr als die Hälfte der gesamten Investitionen des Verarbeitenden Gewerbes auf. Die Steigerungsrate der Investitionen der Maschinenbauer fiel mit 1,2 % jedoch unterdurchschnittlich aus und blieb deutlich hinter dem Ergebnis des Jahres 2012 zurück (13,5 %). Damit ist es der beschäftigungsstärksten und nach Anzahl der Betriebe zweitgrößten Branche noch nicht gelungen, an das Rekordniveau von 2008 anzuknüpfen.

Wie auch im Vorjahr gehörten die »Herstellung von Metallerzeugnissen«, die »Herstellung von elektrischen Ausrüstungen« sowie die »Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen« – gemessen am Investitionsvolumen – zu den fünf bedeutendsten Branchen des Verarbeitenden Gewerbes. Diese fünf Branchen bestritten 2013 rund drei Viertel der Investitionen der Südwestindustrie. Während die Hersteller von Kraftwagen und Kraftwagenteilen und die Maschinenbauer ihre Investitionen ausbauen konnten, unterschritten die drei anderen Branchen jedoch die Investitionssumme des Vorjahres.

Beim Vergleich der Investitionsentwicklung 2013 mit dem Durchschnitt der 5 vorangegangenen Jahre 2008 bis 2012 zeigt sich 2013 vor allem für die Branche »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« als investitionsstarkes Jahr. Auch die anderen investitionsintensiven Branchen verzeichneten höhere Investitionen als im Durchschnitt der Vorjahre. Dies ist jedoch auch vor dem Hintergrund der Finanz- und Wirtschaftskrise zu sehen, die 2009 in allen hier betrachteten Branchen zu einer deutlichen Reduzierung des Investitionsvolumens führte.4

Allein die Großbetriebe weiteten die Investitionen aus

Insgesamt wurde das Investitionsplus im Vorjahresvergleich ausschließlich von Betrieben mit 1 000 und mehr Beschäftigten getragen. Die anderen Größenklassen schränkten ihre Investitionstätigkeit ein. Dabei war die von Großbetrieben geprägte Branche »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« entscheidend5, ohne deren Investitionszuwächse das heimische Investitionsvolumen im Vergleich zu 2012 rückläufig gewesen wäre. Obwohl sich die Anteile der Großbetriebe an allen Betrieben in Baden‑Württemberg (1,6 %) und Deutschland (1,4 %) in etwa entsprachen, stammten in der Südwestindustrie 54,1 % der 2013 in Sachanlagen investierten Euro von Großbetrieben. Bundesweit waren es hingegen 46,5 %.

Entwicklung der Investitionsintensität und -quote

Zwar stieg die Investitionsintensität der Betriebe (Investitionssumme je Beschäftigten) im Jahr 2013 im Vorjahresvergleich nur um 1,1 % auf 9 173 Euro an, erreichte aber in etwa wieder das Niveau des Jahres 2008, dem Jahr mit dem letzten Höchststand. Wie in den vorangegangenen Jahren blieb die baden-württembergische Investitionsintensität erneut unter dem Bundeswert (9 357 Euro) und lag damit im Bundesländervergleich auf dem zehnten Platz. Wie in den meisten Jahren verzeichnete der Wirtschaftszweig »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« auch im Jahr 2013 die höchste Investitionsintensität innerhalb der Südwestindustrie. 2013 belief sich die Investitionsintensität auf 19 927 Euro. Ein hoher Wert bei der kapitalintensiven Produktion ist zwar erwartbar, gleichwohl konnte die Investitionsintensität hier seit dem Vorkrisenjahr 2008 deutlich gesteigert werden (14,9 %) und erreichte damit, wie bereits im Vorjahr, einen neuen Rekordwert.

Die heimische Industrie ist auf Investitionen zur Erhaltung, Ausweitung und Verbesserung des Kapitalstocks angewiesen. Daher ist es wichtig zu betrachten, welchen Umsatzanteil die Betriebe in den heimischen Produktionsstandort investieren (Investitionsquote). Die Investitionsquote nahm im Jahr 2013 abermals leicht zu. Die Betriebe investierten 3,6 % ihres Umsatzes in die Produktionsprozesse vor Ort. Während die erste Hälfte des letzten Jahrzehnts durch eine im Trend rückläufige Entwicklung der Investitionsquote gekennzeichnet war, ist seit dem Tiefpunkt 2005 eine leichte Besserung erkennbar. Diese wurde durch die globale Finanz- und Wirtschaftskrise unterbrochen bzw. durch Sondereffekte beeinflusst. Gleichwohl knüpft die Entwicklung der Investitionsquote im Zuge der auf die Krise folgenden konjunkturellen Erholung an die Aufwärtstendenz der unmittelbaren Vorkrisenjahre an und es wurden wieder höhere Umsatzanteile in den Standort Baden‑Württemberg investiert. Im Bundesländerranking nahm die Südwestindustrie den sechsten Platz ein, wobei der Bundesdurchschnitt (3,2 %) übertroffen werden konnte.

87,6 % der Investitionen für Maschinen, 12,4 % für Immobilien

Im Jahr 2013 investierten die baden-württembergischen Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes 9,8 Mrd. Euro in Maschinen, maschinelle Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattung. Dies entspricht einer Steigerung von 2,5 % gegenüber dem Vorjahr. Die Investitionen in Grundstücke und Bauten nahmen um 1,3 % im Vorjahresvergleich ab und beliefen sich auf 1,4 Mrd. Euro. Damit machten sie im Jahr 2013 – ähnlich dem Vorjahr – 12,4 % der gesamten aktivierten Bruttozugänge an Sachanlagen aus. Ein anderes Bild zeigten die Entwicklungen auf Bundesebene. Dort gingen die investiven Ausgaben für Maschinen um 1,7 % zurück, wohingegen die Investitionen in Grundstücke und Bauten ein Plus von 5 % erzielten.

Die Hälfte der Regionen verzeichnete Investitionszuwächse

Die Landkreise, die Investitionszuwächse erzielten, und diejenigen Landkreise, in denen die Investitionen abnahmen, hielten sich im Jahr 2013 in etwa die Waage. Traditionell liegt der regionale Schwerpunkt des Verarbeitenden Gewerbes in der Region Stuttgart, in der große Teile des Automobil- und Maschinenbaus beheimatet sind. Regelmäßig wird rund ein Drittel der Industrieinvestitionen im Zentrum des Landes getätigt. So auch im Jahr 2013, in dem rund 4 Mrd. Euro und damit 35,4 % der heimischen Industrieinvestitionen aus der Region Stuttgart stammten. Mit einer Wachstumsrate von 6,1 % im Vergleich zu 2012 lag die Region Stuttgart 2013 auf dem dritten Rang, höhere Investitionssteigerungen konnten in den Regionen Heilbronn-Franken (11,2 %) und Neckar-Alb (8,8 %) realisiert werden. Mit einer Investitionssumme von 1,2 Mrd. Euro sicherte sich die Region Heilbronn-Franken den zweiten Platz im Land, den sie seit 2006 fast regelmäßig innehat.6 An dritter Stelle lag im Jahr 2013 die Region Mittlerer Oberrhein, die diesen Platz trotz eines deutlichen Rückgangs der investiven Ausgaben (−12,1 %) halten konnte. Insgesamt zeigt sich, dass die Breite der regionalen Ausdehnung der Investitionstätigkeit im Vorjahresvergleich abgenommen hat.

Deutlicher Rückgang der Mietinvestitionen

Um den tatsächlichen Verlauf und Umfang der Investitionsaktivitäten der Betriebe besser abbilden zu können, werden neben den aktivierten Bruttoanlageinvestitionen auch »neu gemietete und gepachtete neue Sachanlagen« in die Investitionserhebung mit einbezogen, die nicht vom Nutzer in der Bilanz zu aktivieren sind. Im Jahr 2013 gingen die Mietinvestitionen um 82,7 Mill. merklich zurück (−6,2 %) und beliefen sich auf rund 1,3 Mrd. Euro. Der Anteil der Mietinvestitionen an den Gesamtinvestitionen (Summe aus Kauf- und Mietinvestitionen) verringerte sich somit nochmals auf 10,2 %. Bereits im Vorjahr war dieser Anteil auf einen historischen Tiefstand gefallen (10,9 %). Seit dem Höchstwert aus dem Jahr 2005 war die Entwicklung des Mietanteils rückläufig. Tendenziell ist der konjunkturelle Einfluss auf Mietinvestitionen höher als auf Kaufinvestitionen. Damit dürften die verhaltene Konjunktur des Berichtsjahres sowie die weiterhin günstigen Finanzierungsbedingungen Gründe für die negative Entwicklung der Mietinvestitionen darstellen.

Ausblick

Die moderate Investitionssteigerung im Jahr 2013 im Verarbeitenden Gewerbe war vor allem durch die Branche »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« sowie die Investitionen der Großbetriebe mit 1 000 und mehr Beschäftigten geprägt. Zudem konnten im Vorjahresvergleich weniger Regionen ein Investitionswachstum verzeichnen. Ob die Investitionen im Jahr 2014 wieder auf eine breitere Basis gestellt werden können, bleibt abzuwarten. Die konjunkturelle Dynamik hatte nach einem guten 1. Quartal im Jahresverlauf 2014 zwar nachgelassen. Gleichwohl konnten die Auftragseingänge, die Produktion und die Umsätze vieler bedeutender Branchen der heimischen Industrie – dank einer spürbaren Belebung ab dem Spätsommer – in der Jahresbilanz nicht unbeträchtlich gesteigert werden, was eine breitere Investitionsausweitung unterstützen könnte.

1 Die Veränderungsraten beziehen sich auf die Konjunkturindizes im Verarbeitenden Gewerbe (Basisjahr 2010=100). Die Konjunkturindizes beruhen auf Daten der »Monatlichen Produktionserhebung« sowie des »Monatsberichts für Betriebe«, zu denen alle Betriebe des Verarbeiten­den Gewerbes mit mindestens 50 Beschäftigten herangezogen werden (Berichtskreises 50+). Dem restlichen Beitrag liegt der Berichtskreis 20+ zugrunde.

2 Die realen Werte sind geschätzt unter Heranziehung des Index der Erzeugerpreise gewerblicher Produkte (Inlandsabsatz) – Erzeugnisse der Investitionsgüterproduzenten – und des Preisindex für gewerbliche Betriebsgebäude in Baden‑Württemberg (Basisjahr jeweils 2010=100).

3 Vgl. Matzat, Dominik: »Südwestindustrie begegnet Konjunkturschwäche im Jahr 2012 mit dynamischem Investitionswachstum«, in: »Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 4/2014«, S. 17-25.

4 In den investitionsintensivsten Branchen des Jahres 2013 reichte der Rückgang der Investitionen von 2008 auf 2009 infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise von 43 % bei den Herstellern von Metallerzeugnissen bis zu 16 % bei den Herstellern von elektrischen Ausrüstungen.

5 Auf einen Betrieb in der »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« kamen im Jahr 2013 durchschnittlich 701 Beschäftigte. Im Verarbeitenden Gewerbe insgesamt waren indessen durchschnittlich 151 Personen tätig.

6 Eine Ausnahme bildete das Jahr 2011, in dem die Region Mittlerer Oberrhein den zweiten Platz und die Region Heilbronn-Franken der dritten Platz belegte.