:: 7/2015

Zum Bildungsstand der Bevölkerung in Baden‑Württemberg 2013

Die jüngere Generation in Baden‑Württemberg verfügt tendenziell über ein höheres Bildungsniveau als ältere Jahrgänge. Dies zeigt der Mikrozensus, die größte amtliche Haushaltsbefragung in Deutschland. Zudem wird deutlich, dass insbesondere junge Frauen immer besser ausgebildet sind. Im Jahr 2013 lag der Anteil der Frauen, die über die Hochschul- bzw. Fachhochschulreife verfügen, bei den 20- bis unter 30-Jährigen sogar über dem Anteil der Männer mit Hochschulzugangsberechtigung. Eine Analyse der Bildungsbeteiligung nach Migrationsstatus zeigt, dass die Baden‑Württemberger mit Migrationshintergrund tendenziell niedriger gebildet sind als die Bevölkerung ohne Migrationshintergrund. Aber auch hier zeichnet sich der Trend ab, dass insbesondere die junge Generation der Migranten ein immer höheres Bildungsniveau erreicht. Bei den Paaren in Baden‑Württemberg gilt die Devise: »Gleich und gleich gesellt sich gern«. Bei den Ehepaaren und in den nichtehelichen Lebensgemeinschaften in Baden‑Württemberg haben beide Partner häufig ein gleiches oder ähnliches Bildungsniveau. Bei Paaren mit unterschiedlichem Bildungsniveau verfügt der Mann nach wie vor häufig über ein höheres Bildungsniveau als die Frau.

Nach Angaben des Mikrozensus (siehe i-Punkt »Mikrozensus«) lebten im Jahr 2013 knapp 10,6 Mill. Menschen in Baden‑Württemberg, darunter zählten 8,5 Mill. bzw. knapp 81 % zur Altersgruppe 20 Jahre und älter. Diese Altersgruppe ist für die Betrachtung der schulischen und beruflichen Bildungsabschlüsse von besonderem Interesse, da Menschen unter 20 Jahren häufig noch keinen schulischen oder beruflichen Bildungsabschluss erlangt haben, sondern sich noch in schulischer bzw. beruflicher Ausbildung befinden.

Fast die Hälfte der jungen Baden‑Württemberger mit Hochschulzugangsberechtigung

Im Jahr 2013 verfügten etwas mehr als 30 % der Baden‑Württemberger im Alter von 20 Jahren und älter über die Hochschul- oder Fachhochschulreife und damit über eine Hochschulzugangsberechtigung. Gut 25 % hatten einen Realschulabschluss, rund 40 % einen Hauptschulabschluss gemacht.

Eine Betrachtung der allgemeinen Schulabschlüsse nach Altersgruppen zeigt, dass die jungen Baden‑Württemberger wesentlich häufiger die Fachhochschulreife bzw. das Abitur besitzen als ältere Jahrgänge. Während bei den 20- bis unter 30-Jährigen nahezu 50 % der Baden‑Württemberger die Hochschul- oder Fachhochschulreife vorweisen konnten, waren es in der Altersgruppe der 60- bis unter 70-jährigen Baden‑Württemberger mit annähernd 21 % wesentlich weniger. Einen Realschulabschluss hatten fast 29 % der 20- bis unter 30-Jährigen, aber nur knapp 19 % der 60- bis unter 70-Jährigen erreicht. Mit einem Anteil von rund 55 % hat die Mehrheit der älteren Baden‑Württemberger dieser Altersgruppe einen Volks- bzw. Hauptschulabschluss erlangt. Von den jungen Baden‑Württembergern hatten mit einem Anteil von etwas mehr als 19 % deutlich weniger den Abschluss an einer Haupt­schule gemacht.

Mehr junge Frauen als Männer mit Abitur

Der Anteil der Frauen, die mit der Hochschul- oder Fachhochschulreife eine Hochschulzugangsberechtigung erlangt haben, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich erhöht. In der Altersgruppe der 20- bis unter 30-Jährigen hatten im Jahr 2013 knapp 53 % der Frauen das Abitur erfolgreich abgelegt. Bei den Männern derselben Altersgruppe fiel dieser Wert mit rund 47 % etwas niedriger aus.

In der Altersgruppe der 60- bis unter 70-Jährigen hingegen lagen die Männer in Sachen Hochschulzugangsberechtigung noch deutlich vor den Frauen. Während knapp 27 % der 60- bis unter 70-jährigen Männer die Schule mit der Fachhochschulreife bzw. dem Abitur verlassen haben, konnten nur rund 15 % der Frauen dieser Altersgruppe eine Hochschulzugangsberechtigung vorweisen.

Rund 24 % der Männer im Alter von 20 bis unter 30 Jahren hatten im Jahr 2013 als höchsten schulischen Abschluss den Hauptschulabschluss erreicht. Von den Frauen derselben Altersgruppe waren es mit gut 14 % deutlich weniger. Bei der älteren Generation fiel dieser Unterschied wesentlich geringer aus (Männer: rund 53 %, Frauen: 57 %).

42 % der jungen Menschen mit Migrationshintergrund mit Fachhochschulreife bzw. Abitur

Nach Angaben des Mikrozensus lebten im Jahr 2013 fast 3 Mill. Menschen mit Migrationshintergrund1 in Baden‑Württemberg. Damit zählte mehr als ein Viertel (knapp 28 %) der Baden‑Württemberger zur Gruppe der Menschen mit Migrationshintergrund. Hiervon besaßen rund 1,2 Mill. bzw. knapp 12 % eine ausländische Staatsangehörigkeit, etwas mehr als 1,7 Mill. waren deutsche Staatsbürger (gut 16 %) (siehe i-Punkt »Migrationshintergrund«). Personen mit Migrationshintergrund besaßen 2013 tendenziell ein niedrigeres formales Bildungs­niveau als Menschen ohne Migrationshintergrund. So gaben gut 29 % der Baden‑Württemberger mit Migrationshintergrund im Alter von 20 und mehr Jahren an, als höchsten schulischen Bildungsabschluss die Fachhochschulreife bzw. das Abitur erreicht zu haben. Bei den Baden‑Württembergern ohne Migrationshintergrund hatten knapp 31 % die Hochschulzugangsberechtigung erlangt. Rund 23 % der Migranten hatten einen Realschulabschluss, 36 % einen Hauptschulabschluss. Bei den Baden‑Württembergern ohne Migrationshintergrund hatten etwas mehr, nämlich gut 26 %, einen Realschulabschluss erreicht und annähernd 42 % die Hauptschule abgeschlossen. Der in diesem Zusammenhang größte Unterschied zwischen beiden Bevölkerungsgruppen findet sich im Anteil derjenigen, die keinen allgemeinen Schulabschluss besitzen. Während rund 1 % der Menschen ohne Migrationshintergrund im Alter von 20 und mehr Jahren keinen allgemeinen Schulabschluss hatten, fiel der Anteil bei den Personen mit Migrationshintergrund mit fast 12 % deutlich höher aus.

Bei der Betrachtung des Bildungsniveaus der Baden‑Württemberger mit Migrationshintergrund nach Altersgruppen wird deutlich, dass die junge Generation deutlich besser gebildet ist als die ältere. So besaßen 42 % der 20- bis unter 30-Jährigen die Fachhochschulreife bzw. das Abitur. Von den Baden‑Württembergern mit Migrationshintergrund im Alter von 60 bis 70 Jahren hatten nur knapp 20 % das Abitur »in der Tasche«. Nahezu 5 % der jungen Migranten konnten keinen allgemeinen Schulabschluss vorweisen. Bei den 60- bis unter 70-Jährigen lag dieser Anteil mit rund 21 % noch deutlich höher.

Höhere Bildung verbessert die Möglichkeiten zur Erwerbstätigkeit

Im Jahr 2013 gab es nach den Ergebnissen des Mikrozensus knapp 5,4 Mill. Erwerbstätige2 im Alter von 15 bis unter 65 Jahren in Baden‑Württemberg. Damit lag die Erwerbstätigenquote, welche die Zahl der erwerbstätigen Personen zur Bevölkerung im Alter von 15 bis unter 65 Jahren ins Verhältnis setzt, bei rund 76 %. Etwa 189 000 Personen zählten zu den Erwerbslosen. Folglich lag die Erwerbslosenquote bei etwas über 3 %.

Von den Erwerbstätigen im Alter von 15 bis unter 65 Jahren konnten im Jahr 2013 fast 36 % eine Hochschulzugangsberechtigung und gut 31 % einen Realschulabschluss vorweisen. Knapp 31 % der Erwerbstätigen hatten einen Hauptschulabschluss erworben. Gut 2 % wiesen keinen allgemeinen Schulabschluss auf. Von den Erwerbslosen verfügten rund 27 % über die Fachhochschulreife bzw. das Abitur und etwas mehr als 24 % über einen Realschulabschluss. Rund 43 % der Erwerbslosen besaßen den Hauptschulabschluss, 5 % haben keinen Schulabschluss erlangt. Damit lag der Anteil derer mit Hauptschulabschluss oder ohne Schulabschluss bei den Erwerbslosen deutlich höher als bei den Erwerbstätigen.

Nicht nur der Schulabschluss, sondern vor allem eine qualifizierte berufliche Ausbildung ist für die Beteiligung am Arbeitsmarkt von großer Bedeutung. So hatten im Jahr 2013 rund 39 % der Erwerbslosen keine Berufsausbildung, während unter den Erwerbstätigen nur rund 19 % ohne Berufsausbildung waren.

Ein Ausbildungsabschluss erhöht die Wahrscheinlichkeit, erwerbstätig zu sein. Die Hälfte der Erwerbstätigen hatte eine Lehre bzw. Berufsausbildung abgeschlossen – bei den Erwerbslosen lag der Anteil rund 5 Prozentpunkte darunter (knapp 45 %). Noch deutlicher war der Abstand bei der Meister- oder Technikerausbildung und dem Fachschulabschluss. Ihr Anteil war mit knapp 11 % bei den Erwerbstätigen etwas mehr als doppelt so hoch wie bei den Erwerbslosen (knapp 5 %). Über einen Fachhochschul-/ Hochschulabschluss oder über eine Promotion verfügte nahezu jeder fünfte Erwerbstätige, aber nur etwas mehr als 11 % der Erwerbslosen.

Paare häufig mit vergleichbarem Bildungsniveau

Knapp 2,7 Mill. Paare lebten 2013 in Baden‑Württemberg in einem gemeinsamen Haushalt. Nach wie vor ist dabei die Ehe die am häufigsten gewählte Lebensform. Gut 2,3 Mill. bzw. rund 88 % der zusammenlebenden Paare waren verheiratet. Etwa 11 % der Paare lebten in einer nichtehelichen (gemischtgeschlechtlichen) Lebensgemeinschaft zusammen und 0,3 % der Paare in einer gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaft.

Eine Analyse des formalen Bildungsniveaus3 von Frauen und Männern in Paarbeziehungen bestätigt, was schon seit jeher vermutet wird: »Gleich und gleich gesellt sich gern«. So hatten im Jahr 2013 rund 47 % der verheirateten Baden‑Württemberger ein gleiches oder ähnliches Bildungsniveau wie der Ehepartner. In rund 40 % der Ehen war der Mann formal gebildeter als die Ehefrau. In knapp 13 % der Ehen hat die Frau ein höheres Bildungsniveau als der Ehemann erreicht. Auch in nichtehelichen Lebensgemeinschaften ist ein großer Teil der Paare gleich oder ähnlich gebildet (gut 47 %). In rund 31 % der Beziehungen hatte der Mann ein höheres Bildungsniveau als die Partnerin erreicht. Der Anteil der Frauen, die formal gebildeter sind als der Lebenspartner, fiel in Lebensgemeinschaften jedoch deutlich höher aus als in der Ehe: In knapp 22 % verfügte die Frau über einen höheren Bildungsstand als ihr Lebenspartner.

Frauen in Lebensgemeinschaften mit höherem formalen Bildungsniveau als Ehefrauen

Frauen, die mit ihrem Partner in einer Lebensgemeinschaft ohne Trauschein zusammenleben, sind tendenziell gebildeter als verheiratete Frauen. Im Jahr 2013 hatten fast 30 % der Frauen in einer Lebensgemeinschaft einen Meister-/Technikerabschluss, einen akademischen Abschluss oder die Promotion erlangt, wohingegen mit rund 21 % deutlich weniger Ehefrauen über ein vergleichbar hohes Bildungsniveau verfügten. Knapp 58 % der Frauen in einer Lebensgemeinschaft und rund 54 % der Ehefrauen haben ein mittleres Bildungsniveau erreicht. Nur knapp 13 % der Frauen in einer Lebensgemeinschaft, aber fast 25 % der verheirateten Frauen hatten keinen Schulabschluss oder keinen beruflichen Abschluss erlangt.

Diese Unterschiede liegen unter anderem in der Altersstruktur begründet. Frauen in nichtehelichen Lebensgemeinschaften sind jünger als verheiratete Frauen. So zählten im Jahr 2013 gut 36 % der Frauen in Lebenspartnerschaften zur Gruppe der unter 30-Jährigen, wohingegen nur knapp 5 % der verheirateten Frauen jünger als 30 Jahre waren. Knapp 23 % der Ehefrauen waren 65 Jahre oder älter, bei den Lebenspartnerinnen waren dies dagegen nur rund 5 %. Im Zuge der gestiegenen Bildungsbeteiligung von Frauen in den vergangenen Jahren sind junge Frauen von heute tendenziell besser gebildet als Frauen fortgeschrittenen Alters.

1 Migrationshintergrund im weiteren Sinne, das heißt einschließlich Personen, deren Migrationsstatus nur alle 4 Jahre definierbar ist, da nur in diesen Jahren (2005, 2009, 2013) das ausführliche Frageprogramm zum Migrationshintergrund im Mikrozensus enthalten ist. Im Jahr 2013 umfasst die Personengruppe, deren Migrationsstatus nicht durchgängig bestimmbar ist, 122 600 Personen (siehe i-Punkt »Migrationshintergrund«).

2 Nach dem im Mikrozensus zu Grunde liegenden Labour-Force-Konzept der International Labour Organization (ILO) gliedert sich die Bevölkerung nach ihrer Beteiligung am Erwerbsleben in Erwerbspersonen (Erwerbstätige und Erwerbslose) sowie Nichterwerbspersonen. Die Erwerbstätigenquote beschreibt den Anteil der Erwerbstätigen an der gleichaltrigen Gruppe in der Gesamtbevölkerung, die Erwerbslosenquote beschreibt den Anteil der Erwerbslosen an der gleichaltrigen Gruppe der Erwerbspersonen.

3 Nach der international vergleichbaren Klassifikation für das Bildungswesen International Standard Classification of Education 1997” (ISCED97) wird der höchste erreichte Bildungsstand kombiniert aus den Merkmalen allgemeiner Schulabschluss und beruflicher Bildungsabschluss nachgewiesen. Die einzelnen ISCED-Level werden zu den drei Kategorien niedriger, mittlerer und hoher Bildungsstand zusammengefasst. Personen mit ausschließlich einem Haupt- oder Realschulabschluss, mit einem Abschluss an der Polytechnischen Oberschule und ohne beruflichen Abschluss beziehungsweise Personen ohne Bildungsabschluss sind nach der ISCED-Klassifikation niedrig gebildet (ISCED 1 und 2). Ein mittleres Bildungsniveau liegt vor, wenn eine Lehrausbildung oder ein berufsqualifizierender Abschluss, die Fachhochschulreife oder das Abitur erworben wurde (ISCED 3a, 3b, 3c, 4ab). Personen mit einem hohen Bildungsstand (ISCED 5a, 5b und 6) verfügen über einen akademischen Abschluss, einen Meister-/Techniker- oder gleichwertigen Fachschulabschluss oder die Promotion.