:: 7/2015

Umweltschutzinvestitionen des Produzierenden Gewerbes in Baden‑Württemberg

Klimaschutz und Energiewende prägen zunehmend auch die Entwicklung der Umweltschutzinvestitionen der Betriebe im Produzierenden Gewerbe. Der vorliegende Beitrag befasst sich mit der aktuellen Entwicklung der Höhe und Zusammensetzung der jährlichen Investitionen für Umweltschutzmaßnahmen in der Gliederung nach Wirtschaftszweigen sowie in ihrer regionalen Verteilung.

Anstieg der Umweltschutzinvestitionen auf fast 850 Millionen Euro

Die Umweltschutzinvestitionen der Betriebe des Produzierenden Gewerbes in Baden‑Württemberg haben im Jahr 2013 um gut 33 Millionen Euro auf fast 850 Millionen Euro zugenommen. Damit fiel die Zunahme der Umweltschutzinvestitionen gegenüber 2012 mit plus 4,1 % etwas stärker aus als die der Gesamtinvestitionen. Der Anteil der Umweltschutzinvestitionen an den Gesamtinvestitionen, die sogenannte Umweltschutzquote, stieg auf etwas über 6,3 %. Trotz dieser Steigerung blieb der Anteil Baden‑Württembergs an den bundesweit im Produzierenden Gewerbe durchgeführten Umweltschutzinvestitionen weiter deutlich geringer als der bei den Gesamtinvestitionen. Die bundesdurchschnittliche Umweltschutzquote lag zuletzt (Bezugsjahr 2012) bei 9,4 % bei einer Streuung in den Flächenländern zwischen 6,3 % und mehr als 20 %.

Diese großen Unterschiede erklären sich hauptsächlich durch die stark abweichenden Wirtschaftsstrukturen, da die Umweltschutzquoten der verschiedenen Branchen auffällig große Unterschiede aufweisen. Dies zeigt sich bereits auf der Gliederungsebene der drei großen Teilbereiche des Produzierenden Gewerbes. So lag der Anteil der Umweltschutzinvestitionen an den Gesamtinvestitionen im Verarbeitenden Gewerbe 2012 bundesweit bei 3,8 %, in der Energie- und Wasserversorgung waren es deutlich höhere 13 % und in der Entsorgungswirtschaft betrug er aufgrund der spezifischen umweltschutzbezogenen Produktionsverhältnisse sogar über 50 %. Zudem bestehen auch auf Ebene der einzelnen Wirtschaftsbereiche erhebliche Unterschiede zwischen den Bundesländern, die ihrerseits auf stark abweichende Produktionsverhältnisse zurückgehen.

Abweichende Entwicklungen in den Wirtschaftsbereichen

In Baden‑Württemberg verlief die Entwicklung der Umweltschutzinvestitionen in den verschiedenen Wirtschaftsbereichen zuletzt sehr unterschiedlich. So gingen die Investitionen für Maßnahmen des Umweltschutzes im Bereich der Energie- und Wasserversorgung auf 141 Mill. Euro im Jahr 2013 spürbar zurück. Dabei fiel die Abnahme in der bezogen auf die Höhe der Umweltschutzinvestitionen eher weniger bedeutenden Wasserversorgung vergleichsweise moderat aus. Bei der anteilig sehr viel gewichtigeren Energieversorgung war hingegen ein Einbruch um fast ein Viertel (minus 23,3 %) zu verzeichnen. Dieser Rückgang der Umweltschutzinvestitionen betraf vor allem die klassischen Umweltschutzbereiche, wobei insbesondere bei den Maßnahmen zur Luftreinhaltung offenbar ein deutlich geringerer Investitionsbedarf bestand. Darin könnten sich Auswirkungen der Energiewende zeigen, die bei den konventionellen Kraftwerken zu einer deutlichen Investitionszurückhaltung führen. Die Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen, zu denen insbesondere auch die Investitionen in erneuerbare Energien sowie Energieeffizienz und Energiesparmaßnahmen gehören, blieben im Bereich der Energie- und Wasserversorgung auf praktisch unverändert hohem Niveau.

Anstieg der Umweltschutzinvestitionen in der Entsorgungswirtschaft

Weit überdurchschnittlich, um mehr als 10 %, haben die Umweltschutzinvestitionen im Bereich der Entsorgung zugenommen. Mit 377 Mill. Euro stellt die Entsorgungswirtschaft im Land auch 2013 den höchsten Teilbetrag der Umweltschutzinvestitionen im Produzierenden Gewerbe. Eindeutiger Schwerpunkt der Umweltschutzinvestitionen in diesem Bereich sind naturgemäß die einschlägigen Produktionsbereiche der Maßnahmen zum Gewässerschutz bzw. zur Abfallwirtschaft. Erhöhtes Gewicht erhielten 2013 aber auch hier die Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen.

Bestimmend für die Entwicklung der Umweltschutzinvestitionen in der Entsorgungswirtschaft waren in erster Linie die Betriebe der Abwasserentsorgung, auf die mit über 290 Mill. Euro mehr als drei Viertel der gesamten Umweltschutzmaßnahmen dieses Bereichs entfielen. Hier war der Zuwachs der Umweltschutzinvestitionen mit 32,5 Mill. Euro (plus 12,6 %) besonders stark. Auch die Zahl der investierenden Betriebe hat hier um mehr als 10 % zugenommen. Darin spiegeln sich die anhaltend umfangreichen Aufgaben bei der Verbesserung der Infrastruktur für die umweltschonende Ableitung und Behandlung häuslichen und gewerblichen Abwassers wider. Zusätzlich zu berücksichtigen ist hierbei, dass sich der für diesen Bereich des Produzierenden Gewerbes ermittelte Betrag an Umweltschutzinvestitionen allein auf die kommunalen Eigenbetriebe sowie die privaten Unternehmen der Abwasserentsorgung beziehen. Die im Bereich der Abwasserentsorgung nach wie vor verbreitet tätigen Regiebetriebe der Kommunen sind bei der zugrunde liegenden Investitionserhebung nicht einbezogen. Die Investitionen dieser kommunalen Regiebetriebe für die Abwasserentsorgung bewegen sich in einer Größenordnung von jährlich weiteren 260 bis 300 Mill. Euro.

Bei den Umweltschutzinvestitionen der schwerpunktmäßig in der Abfallentsorgung tätigen Betriebe war 2013 ein Rückgang um gut 10 % auf knapp 75 Mill. Euro zu verzeichnen. Auch in der Abfallentsorgung sind teilweise kommunale Regiebetriebe tätig, allerdings in erheblich geringerem Umfang als bei der Abwasserentsorgung. Die dort registrierten Investitionen bewegen sich in der Größenordnung von unter 20 Mill. Euro jährlich.

Höhere Umweltschutzinvestitionen im Verarbeitenden Gewerbe

Im Bereich des Verarbeitenden Gewerbes einschließlich Bergbau sowie Gewinnung von Steinen und Erden sind die Umweltschutzinvestitionen 2013 um fast 12 % auf über 330 Mill. Euro angestiegen. Damit haben die Investitionen für Umweltschutzmaßnahmen dieses Wirtschaftsbereiches nahezu wieder das Niveau der Jahre 2008 und 2009 erreicht. Die Umweltschutzinvestitionen dieses besonders vielfältigen Wirtschaftssektors sind 2013 erheblich stärker angestiegen als die Investitionen insgesamt. Die Umweltschutzquote stieg dadurch zwar wieder auf über 3 %, sie liegt aber weiter unter dem Niveau der Jahre 2008 bis 2010. Auch blieb der Anteil der Umweltschutzinvestitionen an den Gesamtinvestitionen im Land weiterhin erheblich unter dem 2012 erreichten Bundesdurchschnitt (3,8 %) und liegt etwa in der Größenordnung wie in Bayern oder Sachsen. Ein spürbar höherer Anteil der Umweltschutzinvestitionen an den Gesamtinvestitionen errechnet sich in Ländern mit überdurchschnittlichem Anteil der Vorleistungsindustrien. Dies sind beispielsweise Brandenburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen oder Rheinland-Pfalz, also Länder, in denen die chemische Industrie, der Bergbau oder andere Vorleistungsbranchen überdurchschnittlich stark vertreten sind. In Baden‑Württemberg ist das Verarbeitende Gewerbe hauptsächlich durch die Investitionsgüterindustrie geprägt. Hier weisen die Betriebe des Fahrzeug- und Maschinenbaus die mit Abstand höchsten Investitionen in Umweltschutzmaßnahmen auf. Bei noch deutlich größerem Anteil an den Gesamtinvestitionen bewegten sich die Umweltschutzquoten dieser Branchen 2013 dennoch auf vergleichsweise niedrigem Niveau bei 2,6 bzw. sogar nur 2,1 %. Die Umweltschutzquoten der chemischen Industrie oder der Metallerzeugung lagen hingegen auch im Land bei deutlich überdurchschnittlichen 9,7 bzw. 5 %.

Starke Zunahme der in Umweltschutz investierenden Betriebe

Besonders auffällig ist die aktuelle Entwicklung der Anzahl an Betrieben, die in Umweltschutzmaßnahmen investieren. Mit 1 437 Betrieben lag diese Zahl im Jahr 2013 um gut 200 Einheiten oder 16,5 % höher als im Jahr davor. Damit stieg die Zahl der in den Umweltschutz investierenden Betriebe über das Niveau des Jahres 1990, für das die bislang höchste Zahl ermittelt worden war. Im Jahr 2013 hat immerhin mehr als jeder fünfte investierende Betrieb des Verarbeitenden Gewerbes zugleich auch in Maßnahmen für den Umweltschutz investiert.

Eine weitere Kennziffer zur Einordnung der Investitionstätigkeit, bei der die Investitionen an der Beschäftigtenzahl gemessen werden, stellt die Investitionsintensität dar. Im Bereich des Verarbeitenden Gewerbes errechnet sich für 2013 eine Gesamtinvestitionsintensität von 9 173 Euro je Beschäftigten. Davon entfielen 275 Euro auf Umweltschutzinvestitionen. Im Jahr davor lagen diese Kenngrößen noch bei 9 074 Euro bzw. 245 Euro je Beschäftigten.

Wie bereits ausgeführt, bestehen auch innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes außerordentlich große Unterschiede beim Anteil der Umweltschutzinvestitionen an den Gesamtinvestitionen. Und auch die Entwicklung war keineswegs einheitlich. Neben deutlichen Steigerungen der Umweltschutzinvestitionen gibt es auch eine Reihe von Branchen mit gegenüber dem Vorjahr deutlich geringeren Investitionen in Maßnahmen für den Umweltschutz. Die in der Summe deutliche Zunahme der Umweltschutzinvestitionen im Jahr 2013 betrifft sowohl die klassischen Umweltschutzbereiche als auch den Bereich Klimaschutz und Energieeffizienz. Dabei hat der Anteil des Bereichs des Klimaschutzes und der Energieeffizienzmaßnahmen an den gesamten Umweltschutzinvestitionen weiter deutlich zugenommen und lag jetzt bei fast 50 %. Ursächlich dafür ist offenbar die immer größere Bedeutung der Investitionen in Maßnahmen zur Energieeinsparung sowie zur Steigerung der Energieeffizienz. Der in diesem Bereich investierte Betrag ist auf 120 Mill. Euro (plus 28 %) angewachsen. Zudem nahm die Zahl der Betriebe mit Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen auf gut 650 (plus 103) Einheiten zu, sodass 2013 fast jeder zweite Betrieb mit Umweltschutzinvestitionen auch auf diesem Feld tätig wurde.

Regionale Verteilung der Umweltschutzinvestitionen

Der sehr ungleiche Umfang der Umweltschutzinvestitionen in den Wirtschaftszweigen spiegelt sich auch in deren regionaler Verteilung wider. Je nach Gewicht der hauptsächlich investierenden Branchen des Verarbeitenden Gewerbes und je nach spezifischer regionaler Organisation der Entsorgungswirtschaft fällt die absolute Höhe der Umweltschutzinvestitionen sowie deren Verteilung auf die drei Hauptbereiche des Produzierenden Gewerbes, nämlich das Verarbeitende Gewerbe, die Energie- und Wasserversorgung sowie die Abwasser- und Abfallentsorgung, sehr unterschiedlich aus. Der mit Abstand höchste Teilbetrag der gesamten Umweltschutzinvestitionen entfiel 2013 auf die Landeshauptstadt Stuttgart. Die insgesamt über 91 Mill. Euro an Umweltschutzinvestitionen in Stuttgart resultieren aus dort jeweils auffällig hohen Investitionen im Verarbeitenden Gewerbe als auch in der Entsorgungswirtschaft. Mit deutlichem Abstand folgen die Landkreise Böblingen und Ortenaukreis mit jeweils rund 54 Mill. Euro. Dabei schlug 2013 im Landkreis Böblingen hauptsächlich das Verarbeitende Gewerbe, im Ortenaukreis in erster Linie die Entsorgungswirtschaft zu Buche. In 13 Stadt- und Landkreisen lagen 2013 die gesamten Umweltschutzinvestitionen teils sogar deutlich unter 10 Mill. Euro.

Die Erklärung dafür ist einerseits in der jeweiligen Branchenstruktur zu finden. Zu berücksichtigen sind andererseits aber auch die bei der Durchführung von Umweltschutzinvestitionen teils beträchtlichen jährlichen Schwankungen. Dies zeigt der Vergleich mit dem 5-jährigen Mittel der in den Kreisen durchgeführten Umweltschutzinvestitionen. In 25 Stadt- und Landkreisen lag der 2013 in den Umweltschutz investierte Betrag höher als der Mittelwert der Jahre 2008 bis 2012. In den übrigen 19 Kreisen, darunter auch in Stuttgart, blieb der Investitionsbetrag 2013 teils deutlich unter dem Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2012.