:: 8/2015

Das Baugewerbe in Baden‑Württemberg 2014

Das Jahr 2014 konnte die Baubranche im Land wiederum mit einem Geschäftszuwachs abschließen. Damit setzte sich die positive Entwicklung seit dem Jahr 2009, dem Jahr der Wirtschafts- und Finanzkrise, im 5. Jahr in Folge fort. Sowohl im Bauhauptgewerbe als auch im Ausbau wurden mehr Stunden auf den Baustellen im Land geleistet, es wurde mehr Umsatz abgerechnet und auch mehr verdient. Die Auftragsbücher waren Ende des Jahres 2014 voll und deuten auf ein gutes Jahr 2015 hin.

Das Bauhauptgewerbe

Umfassende Strukturdaten über die Betriebe und die Beschäftigten des Bauhauptgewerbes liegen in der amtlichen Statistik aus der jährlich stattfindenden Ergänzungserhebung vor. Sie wird für den repräsentativen Monat Juni durchgeführt (i-Punkt »Das Baugewerbe und seine Erhebungen«).

Für das Jahr 2014 zeigte sich ein positives Bild. Der leichte Wachstumstrend der vergangenen 5 Jahre setzte sich fort. In Baden‑Württemberg gab es im Juni 2014 über 7 200 Betriebe, die überwiegend Bauleistungen im Bauhauptgewerbe erbringen.1 Das bedeutet einen leichten Zuwachs von einem Prozent gegenüber dem Jahr 2013. Neben der Anzahl der Baubetriebe erhöhte sich zur Jahresmitte 2014 auch die Anzahl der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe auf rund 92 000 tätige Personen. Damit verbesserte sich dort im fünften Jahr in Folge die Beschäftigungslage. Nur die Zahl der Auszubildenden ist nach einer erfreulichen Steigerung im Jahr 2013 wieder zurückgegangen. Sie liegt mit rund 4 800 Lehrlingen aber immer noch über der Zahl von 2012.

Laufende Konjunkturdaten zum Baugewerbe werden aus monatlichen und vierteljährlichen Erhebungen gewonnen. Über das gesamte Jahr 2014 betrachtet fällt der Vorjahresvergleich im Hinblick auf den baugewerblichen Umsatz in fast allen Geschäftsbereichen positiv aus.2 Insgesamt wurde ein baugewerblicher Umsatz von knapp 13 Mrd. Euro abgerechnet. Das bedeutet eine Steigerung gegenüber dem Jahr 2013 von 5,6%. Am meisten hat der Tiefbau zugelegt. Mit über 4,1 Mrd. Euro lag der nominale Umsatz dort fast 10% über dem Vorjahreswert. Dazu trugen neben dem sogenannten Öffentlichen Tiefbau der Straßenbau, der überwiegend der öffentlichen Hand zugerechnet wird, sowie der Wirtschaftstiefbau bei, zu dem auch der Umsatz gehört, der für die Deutsche Bahn AG und die Postfolgeunternehmen abgerechnet wird.3 Auch im Hochbau ergab sich mit einem Umsatz von fast 8,8 Mrd. Euro eine merkliche Steigerung gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Sie betrug 3,7% und wurde getragen von einer Zunahme des Wohnungsbaus um gut 7%.

Weiteres Zeichen für die positiven Umsatzzahlen sind die auf den Baustellen geleisteten Arbeitsstunden. Insgesamt wurden dort im Jahr 2014 fast 115 Mill. Stunden gearbeitet, fast 7% mehr als im Jahr davor. Deutlich ist hier der Unterschied von Hochbau zu Tiefbau. Während im Hochbau annähernd 77 Mill. Stunden geleistet wurden, waren es im Tiefbau mit gut 38 Mill. nur etwas mehr als die Hälfte. Die Steigerungsraten beider Bereiche waren aber ähnlich hoch: Im Hochbau wurden 7,3% mehr Stunden geleistet, im Tiefbau 6,1%.

Wenn mehr gearbeitet wird, wird auch mehr verdient. Insgesamt wurden im Jahr 2014 mit 2,9 Mrd. Euro nahezu 6% mehr Löhne und Gehälter ausbezahlt als im Jahr 2013. Rein rechnerisch ergibt sich daraus pro Beschäftigtem im Bau ein Plus von 4% auf dem Gehaltskonto.4

Das Ausbaugewerbe

Auch die Ausbauer konnten das Jahr 2014 mit einer positiven Bilanz abschließen. Zum Ausbaugewerbe zählen Betriebe, die im weitesten Sinne Bauinstallationen vornehmen. Dazu gehören zum Beispiel die Elektroinstallation, aber auch der Einbau von Gas-, Wasser-, Heizungs- und Klimaanlagen, die Bautischlerei, Fliesenleger, Maler, Glaser und Stuckateure (i-Punkt »Das Baugewerbe und seine Erhebungen«).

Die Zahl der Betriebe mit mindestens 10 Beschäftigten, die für die jährliche Strukturerhebung im Ausbaugewerbe berichtspflichtig sind, lag im Jahr 2014 bei fast 2 700; das waren 120 Betriebe oder rund 5% mehr als 2013. Insgesamt meldeten diese Betriebe zum Stichtag Ende Juni 2014 rund 68 000 beschäftigte Personen. Damit stieg die Anzahl der Beschäftigten gegenüber dem Vorjahr um gut 3 000 Personen oder nahezu 5%. Das bedeutet eine Beschäftigungszunahme im 6. Jahr in Folge. Die Betriebe erwirtschafteten im für das Gesamtjahr repräsentativen 2. Quartal 2014 einen Gesamtumsatz von 2 Mrd. Euro. Das ist eine Steigerung von rund 9% gegenüber dem 2. Vierteljahr 2013.

Neben dem Umsatz im 2. Quartal 2014 wird mit der Strukturerhebung auch der ausbaugewerbliche Gesamtumsatz im Geschäftsjahr 2013 erhoben. Er betrug für das Geschäftsjahr 2013 insgesamt 8,6 Mrd. Euro. Dies ist eine Steigerung um über 6% oder etwa eine ½ Mill. Euro gegenüber 2012.5

Bauträger

Seit der Umstellung der Wirtschaftszweigsystematik mit dem Berichtsjahr 2009 werden zusammen mit den Ausbauern auch Bauträger zur Erhebung im Baugewerbe herangezogen. Bauträger befassen sich mit der Erschließung von unbebauten Grundstücken im Rahmen von Bauvorhaben sowohl für Wohn- als auch für Nichtwohngebäude. Darüber hinaus stellen sie für den späteren Verkauf die Finanzierung und technische Ausführung sicher. Da sich ihre Tätigkeit von den Ausbauern stark unterscheidet, melden sie nur ein eingeschränktes Merkmalsprogramm: die Anzahl der tätigen Personen insgesamt, die Entgelte und den Gesamtumsatz.6 Zur jährlichen Erhebung in diesem Geschäftsfeld waren in Baden‑Württemberg 2014 rund 50 Bauträger mit jeweils mehr als zehn tätigen Personen berichtspflichtig. Sie meldeten insgesamt rund 1 800 Beschäftigte, für die im 2. Quartal 2014 eine Entgeltsumme von 23 Mill. Euro ausgezahlt wurde. In diesem 2. Quartal wurde ein Gesamtumsatz von 242 Mill. Euro erzielt, während für das gesamte Kalenderjahr 2013 rund 1 Mrd. Euro Gesamtumsatz gemeldet wurde.

Die Auftragslage

Die monatliche Berichterstattung im Bauhauptgewerbe beinhaltet Informationen zur Auftragslage und -entwicklung. Die hier berichtspflichtigen Betriebe von Unternehmen mit 20 und mehr tätigen Personen melden zudem vierteljährlich die Höhe ihres Auftragsbestandes.

Der aus diesen Meldungen auf der Basis des Jahres 2010 berechnete nominale Auftragseingangsindex weist für Januar bis Dezember 2014 gegenüber 2013 ein leichtes Plus von 0,5% für die Auftragseingänge insgesamt aus. Nennenswerte Steigerungsraten wurden darunter vor allem im Tiefbau erzielt – im Straßenbau weist der Index ein Plus von über 8% auf und im Wirtschaftstiefbau von 10%. Im Bereich Hochbau dominierten die Aufträge für den Wohnungsbau mit einer Steigerung von rund 5%.

Interessant für die Einschätzung der wirtschaftlichen Lage in näherer Zukunft sind die Auftragsbestände. Das Auftragspolster, mit dem die Betriebe mit 20 und mehr Mitarbeitern in das Jahr 2015 gehen konnten, kann sich sehen lassen. Gegenüber dem Vorjahr war der nominale Auftragsbestand im gesamten Bauhauptgewerbe zum Jahresbeginn mit 3,9 Mrd. Euro um annähern 9% höher als zu Beginn des Jahres 2014. Hier dominieren die fest akquirierten Aufträge im Tiefbau mit einem Plus von gut 18%. Aber auch im Hochbau ergab sich nominal ein Plus von fast 3%. Das Jahr 2015 wird also wieder ein »Jahr der Baustellen« werden.

1 Betriebe einschließlich Arbeitsgemeinschaften.

2 Umsatz ohne Mehrwertsteuer. Da es sich um die steuerlich abgerechneten Umsätze handelt, müssen Leistungsperiode und Umsatzmeldung nicht unbedingt zeitlich zusammenfallen.

3 Siehe Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008 (WZ 2008).

4 Als Entgelte zu melden ist die Summe der lohnsteuerpflichtigen Bruttobezüge von den tätigen Personen im Bauge­werbe einschließlich der Bezüge von Gesellschaftern, Vorstandsmitgliedern und anderen leiten­den Kräften, soweit sie steuerlich als Einkünfte aus nichtselbstständiger Arbeit anzusehen sind.

5 Detaillierte Zahlen finden sich im Internet-Angebot des Statistischen Landesamtes Baden‑Württemberg und in der Fachserie des Statistischen Bundesamtes »Personen und Umsatz der Betriebe im Baugewerbe – Fachserie 4 Reihe 5.1«.

6 In der Wirtschaftszweigsystematik von 2003 wurden sie zum Grundstücks- und Wohnungswesen gezählt.