:: 12/2015

Die Branche »Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen« in Baden‑Württemberg

Eckdaten und konjunkturelle Entwicklung

Dass das Thema »Auto« für die baden-württembergische Wirtschaft eine große Rolle spielt, ist allseits bekannt, haben doch einige »global player« unter den Automobilherstellern und -zulieferern ihren Unternehmenssitz in Baden‑Württemberg. Neben den großen Namen unter den Herstellern von Kraftfahrzeugen und der Kfz-Zulieferindustrie spielt jedoch auch die Branche »Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen« eine nicht zu unterschätzende Rolle für die wirtschaftliche Bilanz des Landes.

Rund 14 600 Unternehmen dieser Branche haben ihren Sitz in Baden‑Württemberg. Von diesen baden-württembergischen Unternehmen betrieben gut 5 000 schwerpunktmäßig Handel mit Kraftwagen und mehr als 2 400 Unternehmen Handel mit Kraftwagenteilen und -zubehör. Rund 6 400 Unternehmen befassten sich mit der Instandhaltung und Reparatur von Kraftwagen und bei knapp 730 Unternehmen umfasste das Geschäftsfeld die Bereiche Handel mit Krafträdern sowie Instandhaltung und Reparatur von Krafträdern. Insgesamt arbeiteten im Geschäftsjahr 2013 knapp 113 000 Beschäftigte in dieser Branche, die einen Umsatz von rund 30,1 Mrd. Euro erwirtschafteten.

Der folgende Beitrag beschäftigt sich mit der Situation der Branche »Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen« in Baden‑Württemberg. Neben der derzeitigen konjunkturellen Lage wird anhand der wichtigsten Kennzahlen wie Unternehmensgrößen, Umsätze oder Investitionen die strukturelle Situation dieses Wirtschaftsbereiches dargestellt. Datengrundlage dieses Beitrags sind die monatlichen und jährlichen Erhebungen im Handel, die auf der Basis des Handelsstatistikgesetzes1 von den Statistischen Ämtern der Länder durchgeführt werden.

Konjunkturelle Entwicklung insgesamt positiv

Die baden-württembergischen Unternehmen der Branche »Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen« erzielten im Jahr 2014 höhere Umsätze als 2013. Der nominale Umsatz lag 2014 um 2 % über dem des Vorjahres. Real, das heißt unter Berücksichtigung der Preisentwicklung, stiegen die Umsätze der Branche um 1,9 %. Die Betrachtung der vergangenen Jahre zeigt, dass – mit Ausnahme des Jahres 2012 – jedes Jahr Steigerungen des nominalen und des realen Umsatzes zu beobachten waren. Eine besonders auffällige Entwicklung war im Jahr 2014 für den Bereich »Handel mit Krafträdern, Kraftradteilen und -zubehör, Instandhaltung und Reparatur von Krafträdern« zu beobachten. Nachdem die Umsätze im Jahr 2013 um nominal 7,6 % und real 7,9 % zurückgegangen waren, wurde für 2014 wieder ein Umsatzplus von nominal 5,0 % und real 3,9 % erzielt.

Auch das Jahr 2015 hat für die baden-württembergischen Unternehmen der Branche »Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen« mit einer positiven Entwicklung begonnen. In den Monaten Januar bis Juli 2015 stiegen die Umsätze im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nominal um 8,6 % und real um 7,7 %.

Bundesweit setzte die Branche »Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen« im Jahr 2014 nominal 2,5 % und real 2,4 % mehr um als 2013. Die positive Entwicklung, die für den Zeitraum Januar bis Juli 2015 im Land zu beobachten war, spiegelt sich auch in der bundesweiten Entwicklung wieder. In Deutschland stiegen die Umsätze in diesem Zeitraum nominal um 8,5 % und real um 7,6 %.

Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen: eine Domäne der Männer

In den baden-württembergischen Unternehmen der Branche »Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen« waren im Geschäftsjahr 2013 knapp 113 000 Personen beschäftigt. Nahezu die Hälfte dieser Beschäftigten (rund 48 000) arbeitete im Handel mit Kraftwagen. Die Instandhaltung und Reparatur von Kraftwagen bot knapp 40 000 Arbeitsplätze, der Handel mit Kraftwagenteilen und -zubehör ca. 23 000. Hinzu kam der Handel mit Krafträdern, Kraftradteilen und -zubehör, Instandhaltung und Reparatur von Krafträdern mit rund 2 250 Arbeitsplätzen.

Hinsichtlich der Mitarbeiterstruktur erweist sich die Branche »Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen« weitgehend als Domäne der Männer. Immerhin vier von fünf Beschäftigten sind Männer. Mit einem Anteil von knapp 21 % sind Teilzeitbeschäftigte – vermutlich infolge des recht geringen Frauenanteils – in diesem Wirtschaftsbereich ebenfalls unterrepräsentiert.

In den Unternehmen arbeiten im Durchschnitt acht Mitarbeiter

Bei den Unternehmen der Branche »Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen« handelt es sich zum großen Teil um Kleinunternehmen. In rund 83 % der Unternehmen arbeiteten weniger als zehn Personen, nahezu ein Drittel der Unternehmen bestand aus nur einer Person. Lediglich 103 der rund 14 600 Unternehmen der Branche (0,7 %) beschäftigten 100 oder mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Allerdings erwirtschafteten diese Unternehmen im Geschäftsjahr 2013 rund 43 % des Gesamtumsatzes der Branche in Baden‑Württemberg.

Im Durchschnitt arbeiteten in einem Unternehmen der Branche »Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen« etwa acht Personen. Deutlich unterschritten wird dieser Wert in den Unternehmen des Handels mit Krafträdern, Kraftradteilen und -zubehör, Instandhaltung und Reparatur von Krafträdern. Hier waren im Durchschnitt nur drei Beschäftigte tätig, in der Instandhaltung und Reparatur von Kraftwagen sechs und bei Unternehmen, die mit Kraftfahrzeugen oder Kraftfahrzeugteilen handeln, durchschnittlich zehn.

Umsatz in baden-württembergischen Unternehmen der Branche über dem ­deutschen Durchschnittswert

Die Wirtschaftsabteilung »Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen« ist auch in Bezug auf die Umsätze eine sehr heterogene Branche, wie die folgenden Zahlen belegen. Der mit Abstand umsatzstärkste Bereich ist der Handel mit Kraftwagen, der 2013 einen Jahresumsatz von 18,3 Mrd. Euro erwirtschaftete. Auf den Plätzen 2 und 3 folgen der Handel mit Kraftwagenteilen (Jahresumsatz 2013: 7,1 Mrd. Euro) und die Instandhaltung und Reparatur von Kraftwagen mit 4,3 Mrd. Euro Jahresumsatz. Der Handel mit Krafträdern, Kraftradteilen und -zubehör, Instandhaltung und Reparatur von Krafträdern wies mit 361 Mill. einen weitaus geringeren Jahresumsatz auf.

Im Durchschnitt erwirtschaftete jedes Unternehmen der Branche »Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen« in Baden‑Württemberg im Geschäftsjahr 2013 einen Umsatz von 2,1 Mill. Euro. Dabei lagen die durchschnittlichen Umsätze pro Unternehmen im Handel mit Kraftwagen mit 3,6 Mill. Euro und im Handel mit Kraftwagenteilen und -zubehör (2,9 Mill.) um ein Vielfaches über dem durchschnittlichen Umsatz von Unternehmen, die sich mit der Instandhaltung und Reparatur von Kraftwagen befassten (682 000 Euro), ebenso wie von Unternehmen, die Handel mit Krafträdern, Kraftradteilen und -zubehör, Instandhaltung und Reparatur von Krafträdern betrieben (495 000 Euro).

Bundesweit waren in der Branche »Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen« im Jahr 2013 rund 99 000 Unternehmen mit gut 113 000 Niederlassungen und mehr als 796 000 Beschäftigten tätig. Der Gesamtumsatz der deutschen Unternehmen dieses Wirtschaftsbereichs belief sich auf knapp 203 Mrd. Euro. Mit einem Umsatz von 266 000 Euro je Beschäftigten lag der Umsatz baden-württembergischer Unternehmen über dem deutschen Durchschnittswert von 255 000 Euro je Beschäftigten.

Mehr als 28 % des Umsatzes im Handel mit Kraftwagenteilen und -zubehör aus Onlinehandel

Im Geschäftsjahr 2013 resultierten 8,9 % des Gesamtjahresumsatzes der Branche »Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen« aus dem Onlinehandel.2 Eine besonders große Rolle spielt E-Commerce im Handel mit Kraftwagenteilen und -zubehör, wo 2013 bereits mehr als 28 % des Umsatzes auf Käufen und Bestellungen per Internet beruhte. Auch im Bereich Handel mit Krafträdern, Kraftradteilen und -zubehör, Instandhaltung und Reparatur von Krafträdern gingen bereits gut 19 % des Umsatzes auf den Onlinehandel zurück. Dagegen nutzen Kunden beim Kauf eines Autos offenbar nur selten die Möglichkeiten des Internethandels. Lediglich knapp 3 % des Umsatzes von Unternehmen, die mit Kraftwagen handeln, wurden im Onlinehandel getätigt. Bei den Unternehmen des Wirtschaftsbereichs Instandhaltung und Reparatur von Kraftwagen waren es ebenfalls nur 3 %.

Aufwendungen lagen bei 28,7 Mrd. Euro

Die baden-württembergischen Unternehmen der Branche »Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen« hatten im Geschäftsjahr 2013 Aufwendungen in Höhe von 26,7 Mrd. Euro. Über drei Viertel dieser Aufwendungen, insgesamt rund 21,9 Mrd. Euro, entfielen auf den Bezug von Handelswaren. Der zweitgrößte Ausgabenposten waren die Personalkosten, also Bruttolöhne, Gehälter und Sozialabgaben, für die knapp 3,4 Mrd. Euro aufgewendet wurden. Für bezogene Leistungen und andere betriebliche Leistungen, das heißt für Steuerberatung, Fuhrpark, Werbung, Telefon oder Internet, gaben die Unternehmen insgesamt 1,7 Mrd. Euro aus. Der Bezug von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen kostete 897 Mill. Euro und betriebliche Steuern und Abgaben 174 Mill. Euro.

Der Anteil der Aufwendungen bezogen auf den Umsatz lag in der Branche »Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen« bei rund 95 %. Im Handel mit Kraftwagenteilen betrug dieser Anteil sogar knapp 99 %, bei der Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen gut 86 %.

Investitionsintensität bei 19 Euro je 1 000 Euro Umsatz

Von den Unternehmen, die zur Branche »Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen« gehören, wurden im Geschäftsjahr 2013 Investitionen in Höhe von 575 Mill. Euro getätigt. Investiert wurde vor allem in Maschinen, Einrichtungen und Fahrzeuge (402 Mill. Euro) sowie in Grundstücke (85 Mill. Euro). Bezogen auf den gesamten Wirtschaftsbereich lag die Investitionsintensität bei 19 Euro je 1 000 Euro Umsatz.

Auch in Sachen Investitionen erweist sich die Branche als sehr heterogen. Während von Unternehmen im Bereich Instandhaltung und Reparatur von Kraftwagen im Durchschnitt 27 Euro je 1 000 Euro Umsatz investiert wurden, waren es im Handel mit Kraftwagen 21 Euro, im Bereich Handel mit Krafträdern, Kraftradteilen und -zubehör, Instandhaltung und Reparatur von Krafträdern 11 Euro und im Handel mit Kraftwagenteilen und -zubehör lediglich noch 8 Euro je 1 000 Euro Umsatz.

Bundesweit wurden im Jahr 2013 von Unternehmen der Branche »Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen« im Durchschnitt 17 Euro je 1 000 Euro Umsatz investiert. Die Investitionen bewegten sich zwischen 33 Euro je 1 000 Euro Umsatz bei Unternehmen, die im Bereich Instandhaltung und Reparatur von Kraftwagen tätig waren und 9 Euro je 1 000 Euro Umsatz im Handel von Kraftwagenteilen und -zubehör.

1 Gesetz über die Neuordnung der Statistik im Handel und Gastgewerbe (Handelsstatistikgesetz – HdlStatG) vom 10.12.2001 (BGBl. I S. 3438), das zuletzt durch Artikel 2 des Gesetzes vom 23.11.2011 (BGBl. I. S. 2298) geändert worden ist.

2 Ohne manuell erstellte E-Mails.