:: 12/2015

Einkommen und Konsumausgaben privater Haushalte in Baden‑Württemberg

Ergebnisse der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2013

Die Einkommen und die Konsumausgaben der privaten Haushalte sind wesentliche statistische Daten, die mit der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) erhoben werden. Die Ergebnisse der EVS 2013 für Baden‑Württemberg zeigen, dass die Haushaltseinkommen in den letzten Jahren zwar leicht angestiegen sind, allerdings in geringerem Maß als die Preissteigerung. Bei der Höhe der Einnahmen wie auch bei den Ausgaben zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen Haushaltstypen. Den größten Posten bei den Konsumausgaben bilden die Kosten rund ums Wohnen. Hierfür gaben die Haushalte in Baden‑Württemberg durchschnittlich 893 Euro im Monat aus.

Die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) wird von den statistischen Ämtern des Bundes und der Länder alle 5 Jahre durchgeführt, zuletzt im Jahr 2013. An dieser freiwilligen Erhebung haben sich in Baden‑Württemberg insgesamt etwa 6 500 Haushalte unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen beteiligt. Deren Angaben wurden auf die etwa 4,9 Mill. Haushalte im Land hochgerechnet.

Die EVS wird in mehreren Erhebungsteilen durchgeführt. Angaben zur Wohnsituation, zur Ausstattung mit Gebrauchsgütern und zu den Vermögensverhältnissen waren Gegenstand der ersten beiden Befragungsteile.1 Den Hauptteil der EVS-Erhebung bildet das Haushaltsbuch, in dem von den Haushalten über jeweils 3 Monate alle Einnahmen und Ausgaben notiert werden. Im Ergebnis zeichnen die statistischen Daten ein repräsentatives Bild zu den Einkommen und Konsumausgaben der privaten Haushalte. Bei der Interpretation der Daten ist zu beachten, dass es sich um rechnerische Durchschnittswerte handelt, denen meist eine breite Streuung der Werte zugrunde liegt.

Nettoeinkommen der Haushalte bei 3 500 Euro im Monat

Die Einkommen und Einnahmen der privaten Haushalte werden bei der EVS detailliert erfasst und beziehen alle Personen des Haushalts mit ein. Das sind in Baden‑Württemberg im Durchschnitt 2,1 Personen pro Haushalt. Folgende Einkommensbestandteile werden zum Haushaltsbruttoeinkommen zusammengefasst:

  • Einkommen aus selbstständiger und nichtselbstständiger Erwerbstätigkeit
  • Einkommen aus öffentlichen Transferzahlungen (Renten, Pensionen, Arbeitslosengeld I und II, Kindergeld, BAföG, Wohngeld und andere)
  • Einkommen aus nichtöffentlichen Transferzahlungen (zum Beispiel Betriebsrenten, Leistungen aus privaten Lebensversicherungen, Unterhaltszahlungen)
  • Einnahmen aus Vermögen (Zinsen, Dividenden, Nettoeinnahmen aus Vermietung und Verpachtung, Eigentümermietwert)

Im Jahr 2013 verfügten die privaten Haushalte in Baden‑Württemberg durchschnittlich über ein Bruttoeinkommen von 4 649 Euro im Monat. Nach Abzug von 550 Euro Steuern (Einkommens- und Kirchensteuer, Solidaritätszuschlag) und 616 Euro Pflichtbeiträgen zur Sozialversicherung sowie zuzüglich Arbeitgeberzuschüssen zur Kranken- und Pflegeversicherung in Höhe von 42 Euro ergibt sich ein durchschnittliches Haushaltsnettoeinkommen von 3 525 Euro im Monat.

Im Jahr 1998 lag das Nettoeinkommen der Haushalte im Land noch bei 2 904 Euro, somit ist innerhalb der letzten 15 Jahre nominal ein Zuwachs von gut 21 % zu verzeichnen. Die Entwicklung der Verbraucherpreise zeigt im selben Zeitraum allerdings einen stärkeren Anstieg, nämlich eine Preissteigerung von knapp 27 %, sodass die realen Haushaltsnettoeinkommen im Vergleich zu 1998 sogar leicht rückläufig waren.

Einkommensverteilung zeigt breite Streuung

Mit der Angabe des Mittelwerts der Haushaltseinkommen wird die breite Streuung von den niedrigen bis zu den hohen Einkommen nicht widergegeben. Zur weiteren Analyse ist deshalb auch deren Verteilung von Interesse. So lagen knapp 60 % der Haushalte mit ihrem Einkommen unter dem Durchschnittswert von 3 525 Euro, da die deutlich reicheren Haushalte den Mittelwert »nach oben ziehen«. Schaubild 1 zeigt die gesamte Verteilung der Haushaltsnettoeinkommen.2 Die meisten Haushalte gehörten zu den Einkommensklassen 1 000 bis 2 000 Euro (gut 21 % aller Haushalte) sowie 2 000 bis 3 000 Euro im Monat (knapp 20 %). Die für die Haushaltseinkommen typische Verteilungskurve zeigt sich in einem zeitlichen Vergleich mit früheren EVS-Erhebungen als recht stabil.

Deutliche Einkommensdifferenzen je nach Haushaltstyp

Dass bei der breiten Streuung der Einkommenswerte nicht von einem »typischen« Haushalt gesprochen werden kann, wird auch bei einer Differenzierung der Einkommen nach verschiedenen Haushaltstypen deutlich (Schaubild 2). Alleinlebende, also die 1,9 Mill. Einpersonenhaushalte in Baden‑Württemberg, verzeichneten mit gut 2 000 Euro die im Vergleich geringsten monatlichen Nettoeinkommen. Alleinerziehende (141 000 Haushalte) hatten mit knapp 2 500 Euro im Monat jedoch nur wenig mehr Geld zur Verfügung. Da deren Haushalte im Durchschnitt 2,3 Personen umfassten, sind Alleinerziehenden-Haushalte somit in einer »Pro-Kopf«-Rechnung finanziell am knappsten ausgestattet.

Paare ohne Kinder im Haushalt (1,4 Mill. Haushalte) erzielten ein durchschnittliches Nettoeinkommen von rund 4 100 Euro für ihren Zweipersonenhaushalt. Paare mit Kindern (knapp 800 000 Haushalte) verfügten bei einer durchschnittlichen Haushaltsgröße von 3,9 Personen über gut 5 100 Euro netto im Monat. Sie hatten auch die vergleichsweise höchste Differenz zwischen Brutto- und Nettoeinkommen zu verzeichnen. Dies ist zugleich ein Hinweis darauf, dass sich bei diesem Haushaltstyp auch zahlreiche hohe Einkommen mit entsprechender Steuerlast befinden.

Ein Drittel der Konsumausgaben für Wohnen und Energie

Für den privaten Konsum3 gaben die Haushalte in Baden‑Württemberg im Jahr 2013 durchschnittlich 2 665 Euro im Monat aus. Der Anteil der Konsumausgaben am Haushaltsnettoeinkommen ist im Vergleich zu 2008 im Wesentlichen gleich geblieben und betrug knapp 76 % des Nettoeinkommens.

Die Struktur der Konsumausgaben und damit die Bedeutung bestimmter Waren und Dienstleistungen zeigt Schaubild 3. Der größte Posten bei den Ausgaben der baden-württembergischen Haushalte entfiel auf den Bereich »Wohnen, Energie und Wohnungsinstandhaltung« mit 893 Euro im Monat, das ist gut ein Drittel der gesamten Konsumausgaben. Mit einigem Abstand folgten die monatlichen Ausgaben für die Bereiche »Verkehr« mit 406 Euro, »Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren« mit 359 Euro sowie »Freizeit, Unterhaltung und Kultur« mit 279 Euro. Jeweils rund 5 % entfielen auf Beherbergungs- und Gaststättendienstleitungen (147 Euro), Bekleidung und Schuhe sowie Möbel und Haushaltsgeräte (jeweils 134 Euro).

Haushalte mit Kindern geben mehr für Nahrungsmittel und Getränke aus

Die verschiedenen Haushaltstypen unterscheiden sich deutlich hinsichtlich der Höhe ihrer Konsumausgaben wie auch der Bedeutung einzelner Ausgabenbereiche. Die geringsten Konsumausgaben tätigten – wie zu erwarten war – die Alleinlebenden mit durchschnittlich gut 1 600 Euro im Monat. Besonders hoch ist dabei der Anteil der Ausgaben für Wohnen und Energie. Mit 644 Euro entfielen hierauf fast 40 % der gesamten Ausgaben. Alleinerziehende gaben hingegen von den monatlich 2 070 Euro vergleichsweise viel für Nahrungsmittel und Getränke aus (Anteil von 15 %).

Auch Haushalte von Paaren mit Kindern haben überdurchschnittlich hohe Ausgaben für Nahrungsmittel und Getränke. Hierfür wurden 14,5 % der gesamten monatlichen Ausgaben von rund 3 600 Euro aufgewendet. Die Ausgabenstruktur der Haushalte von Paaren ohne Kinder zeigt die geringsten Abweichungen vom »Durchschnittshaushalt«. Von den gut 3 100 Euro monatlichen Ausgaben waren die Anteile für »Verkehr« (15,8 %) und »Freizeit, Unterhaltung und Kultur« (11 %) leicht überdurchschnittlich.

Strukturwandel der Konsumausgaben in den letzten 40 Jahren

Die Anteile der einzelnen Ausgabenbereiche sind im zeitlichen Verlauf recht stabil und erst bei einem längerfristigen Vergleich zeigen sich deutlichere Veränderungen. Schaubild 4 zeigt die Anteile zusammengefasster Ausgabenbereiche für die Jahre 1973, 1993 und 2013 im Vergleich.

Der Anteil der Kosten rund um die Wohnung stieg seit den 1970er-Jahren kontinuierlich an und macht heute knapp 39 % des privaten Verbrauchs aus. Ein wesentlicher Faktor für diesen Anstieg sind die Wohnungsmieten, deren Anteil seit 1973 von gut 15 % auf knapp 27 % im Jahr 2013 anwuchs.

Die Ausgaben für Nahrungsmittel standen früher nach dem Wohnen an zweiter Stelle. Sie haben jedoch im Laufe der Jahre an Bedeutung verloren und umfassten im Jahr 2013 mit noch 13,5 % den drittgrößten Posten der Konsumausgaben. Von der quantitativen Bedeutung her wurden die Ernährungsausgaben überholt durch den Ausgabenbereich Verkehr, Post und Telekommunikation. Während 1973 hierfür knapp 14 % des Haushaltsbudgets ausgegeben wurden, sind es seit 1993 rund 18 %. Diese Zuwächse hängen zu einem wichtigen Teil mit den gestiegenen Ausgaben für Kraftstoffe zusammen. Merklich zugenommen hat auch der Anteil der Ausgaben für Freizeit, Unterhaltung, Kultur und Bildung in den vergangenen 40 Jahren. Hingegen ging die Bedeutung der Ausgaben für Bekleidung und Schuhe kontinuierlich zurück und ist von knapp 10 % im Jahr 1973 mittlerweile auf 5 % der Konsumausgaben gesunken.

1 Ergebnisse dazu wurden bereits veröffentlicht, unter anderem mehrere Beiträge im Statistischen Monatsheft Baden‑Württemberg sowie Ergebnistabellen im Internet (www.statistik-bw.de).

2 Haushalte mit einem monatlichen Nettoeinkommen über 18 000 Euro bleiben in der EVS unberücksichtigt, da diese in viel zu geringer Zahl in der Erhebung vertreten sind.

3 Zu den privaten Konsumausgaben rechnen bei der EVS die Ausgaben für Nahrungsmittel, Wohnen, Energie, Verkehr, Freizeit, Bekleidung etc. (vergleiche Schaubild 3). Nicht zu den Konsumausgaben zählen hingegen Steuern, Beiträge für Versicherungen, Zins und Tilgung von Krediten, Geldspenden sowie Ausgaben für die Vermögensbildung.