:: 2/2016

Wie die Menschen in Baden‑Württemberg ihre Zeit verbringen

Ausgewählte Ergebnisse der Zeitverwendungserhebung 2012/2013

Die Ergebnisse der Zeitverwendungserhebung 2012/2013 geben einen statistischen Überblick zu den Aktivitäten und Tagesabläufen der Menschen. So verbringen die Menschen in Baden‑Württemberg über 9 Stunden täglich mit Ausruhen, Schlafen und Körperpflege. Für Essen und Trinken summieren sich nochmals fast 2 Stunden. Deutliche Unterschiede zeigen sich – je nach Alter, Geschlecht und Lebenssituation – vor allem beim zeitlichen Aufwand für Erwerbstätigkeit, für unbezahlte Arbeit und für Freizeitaktivitäten.

Einen weiteren Schwerpunkt der Erhebung bildete das Thema ehrenamtliches Engagement. Hier wird deutlich, dass die Menschen in Baden‑Württemberg überdurchschnittlich häufig ehrenamtlich aktiv sind.

Die Zeitverwendungserhebung 2012/2013 der amtlichen Statistik (i-Punkt) in Deutschland gibt Aufschluss darüber, wie viel Zeit die Menschen für verschiedene Lebensbereiche verwenden. Mit einer detaillierten Befragung zur Zeitverwendung von Personen ab 10 Jahren und der Angabe von weiteren Haushalts- und Personenmerkmalen können mit den Ergebnissen auch Unterschiede zwischen verschiedenen Altersgruppen, Männern und Frauen, Erwerbs- und Nichterwerbstätigen sowie zwischen verschiedenen Haushaltstypen dargestellt werden. Außerdem bilden Fragen zum freiwilligen und ehrenamtlichen Engagement einen weiteren Schwerpunkt der Erhebung.

Ergebnisse für Deutschland und genauere Informationen zur Methodik der Zeitverwendungserhebung hat das Statistische Bundesamt bereits veröffentlicht.1 Ergebnisse auf Ebene der Bundesländer standen nicht im Fokus der Erhebung, für Baden‑Württemberg und andere größere Bundesländer reichen die Fallzahlen allerdings aus, um einige repräsentative Eckdaten aufzuzeigen.2

Zeitverwendung im Überblick

Die Ergebnisse der Zeitverwendungserhebung 2012/2013 zeigen für Baden‑Württemberg, dass Personen ab 10 Jahren knapp die Hälfte eines durchschnittlichen Tages mit persönlichen Grundbedürfnissen wie Schlafen, Ausruhen und Körperpflege (zusammen 9:23 Stunden) sowie Essen und Trinken (1:43 Stunden) verbringen. Etwas mehr als ein Viertel des Tages entfiel auf Erwerbsarbeit, Ausbildung, Hausarbeit und Familie (zusammen 6:53 Stunden), hierunter sind auch 24 Minuten für ehrenamtliches Engagement enthalten. Für Freizeitaktivitäten standen knapp 6 Stunden pro Tag zur Verfügung. Die Anteile der einzelnen Aktivitätsbereiche pro 24-Stunden-Tag unterscheiden sich in Baden‑Württemberg nur unwesentlich von den Ergebnissen für ganz Deutschland.

Bei diesen Angaben zur Zeitverwendung ist zu beachten, dass es sich um Mittelwerte handelt, die Jüngere und Ältere, Männer und Frauen, Erwerbstätige und Nichterwerbstätige einbeziehen. Der Durchschnitt wurde zudem über Werktage und Wochenenden hinweg gebildet.

Je nach Lebenssituation differiert die Zeitverwendung deutlich. So ist grundsätzlich von Bedeutung, ob jemand erwerbstätig ist oder nicht. Die im Mittelwert für alle Personen errechneten knapp 3 Stunden Erwerbstätigkeit je Tag fallen bei denjenigen Personen, die überwiegend nicht erwerbstätig sind (zum Beispiel Rentnerinnen und Rentner, Pensionärinnen und Pensionäre), naheliegender Weise fast ganz weg, dafür wächst vor allem die Zeitdauer für die Haushaltsführung sowie für Freizeitaktivitäten an. Bei Schülerinnen, Schülern und Studierenden ergibt sich für Bildung und Qualifikation ein Durchschnittswert von gut 3 ¾ Stunden täglich.

Einen weiteren wesentlichen Unterschied bei den täglichen Aktivitäten betrifft die Anwesenheit von Kindern im Haushalt. Während Personen in Haushalten ohne Kinder (Alleinlebende und Paare ohne Kinder) rund 3 Stunden pro Tag für die Haushaltsführung aufwenden, sind es bei den Erwachsenen in Haushalten mit Kindern rund 4 ½ Stunden. Diese Differenz wird zu einem großen Teil von der Zeit für die Betreuung der Kinder – also der Beaufsichtigung, der Pflege, dem Spielen mit den Kindern und der Hausaufgabenbetreuung – bestimmt. Erwartungsgemäß sind in Paarfamilien hiermit die Mütter zeitlich deutlich mehr beschäftigt als die Väter, nämlich im Durchschnitt rund 1 ½ Stunden pro Tag gegenüber 46 Minuten.

Unterschiede zwischen Frauen und Männern zeigen sich nur in sehr geringem Maß beim Zeitaufwand für persönliche Bedürfnisse – wie Schlafen, Körperpflege, Essen und Trinken – und bei der Freizeitgestaltung. Wesentlich deutlicher sind hingegen die Differenzen bei der zeitlichen Inanspruchnahme durch Arbeit. Während Männer im Durchschnitt mehr Zeit für die Erwerbstätigkeit verwenden, verbringen Frauen eine wesentlich längere Zeit mit unbezahlter Arbeit. Dies betrifft vor allem die Haushaltsführung, also Kochen, Waschen, Einkaufen und Gartenarbeit sowie die Betreuung von Kindern.

Erwerbstätigkeit und unbezahlte Arbeit

Das Verhältnis von Erwerbstätigkeit, also bezahlter Arbeit, zu unbezahlter Arbeit ist von gesellschaftlicher Bedeutung. Dabei zählen zur unbezahlten Arbeit nicht nur die Haushaltsführung und die Betreuung in der Familie, sondern auch Tätigkeiten im Rahmen ehrenamtlichen Engagements und die Teilnahme an Qualifikationsmaßnahmen und Bildung.3

Im Durchschnitt über alle Personen ab 10 Jahren ist in Baden‑Württemberg die Zeitdauer für Erwerbsarbeit mit gut 20 Stunden in der Woche geringer als die Dauer der unbezahlten Arbeit mit rund 28 Stunden. Bei der unbezahlten Arbeit ist der Anteil für Haushaltsführung und Familie am größten (gut 21 Stunden), rund 4 Stunden entfallen auf Bildung und Qualifikation und knapp 3 Stunden auf freiwilliges und ehrenamtliches Engagement.

Bei einem Vergleich der Geschlechter) zeigt sich, dass bei der unbezahlten Arbeit, insbesondere der Hausarbeit, die Frauen den deutlich größeren Teil leisteten (insgesamt gut 33 Stunden pro Woche), während sie knapp 15 Stunden in der Woche einer bezahlten Tätigkeit nachgingen.

Bei Männern betrug der Unterschied zwischen bezahlter und unbezahlter Arbeit dagegen nur knapp 3 Stunden. Sie gingen durchschnittlich gut 25 Stunden in der Woche einer Erwerbstätigkeit nach, für unbezahlte Arbeit blieb den Männern zusammen knapp 23 Stunden Zeit. Insgesamt betrug die wöchentliche Zeitdauer von Erwerbstätigkeit und unbezahlter Arbeit bei beiden Geschlechtern durchschnittlich knapp über 48 Stunden in der Woche.

Freizeitaktivitäten

In Baden‑Württemberg verbringen die Menschen (ab 10 Jahren) im Durchschnitt täglich 5 Stunden und 41 Minuten mit Freizeitaktivitäten. Diese Aktivitäten lassen sich grob in drei große Bereiche untergliedern: Soziales Leben und Unterhaltung – also Gespräche führen oder Teilnahme an Unterhaltungs- und kulturellen Angeboten (insgesamt 1:55 Stunden) – außerdem Sport, Hobbys und Spiele (insgesamt 1 Stunde) sowie Mediennutzung. Letztere macht beinahe die Hälfte der für Freizeitaktivitäten genutzten Zeit aus.

Insgesamt werden für den Bereich Mediennutzung täglich 2 Stunden 46 Minuten investiert. Den überwiegenden Teil davon verbringen die Menschen vor dem Fernseher. Männer (1:51 Stunden) und Frauen (1:48 Stunden) unterscheiden sich in ihrem Fernsehkonsum kaum voneinander. In Haushalten ohne Kinder wird im Durchschnitt mehr Zeit vor dem Fernseher verbracht als in Haushalten mit Kindern, Rentnerinnen und Rentner schauen sogar knapp 2 ½ Stunden täglich fern.

Ein größerer Unterschied zwischen den Geschlechtern zeigt sich bei der Nutzung von Computern und Smartphones. Männer verwenden dafür mit 29 Minuten täglich 12 Minuten mehr Zeit als Frauen (17 Minuten). Man kann jedoch vermuten, dass sich diese Differenz in Zukunft verringert, denn in den jüngeren Jahrgängen, vor allem bei Schülerinnen, Schülern und Studierenden, gibt es diese Differenz nicht mehr. Gelesen, egal ob Bücher, Zeitschriften oder Zeitungen, wird im Schnitt 30 Minuten am Tag. Hier liegen zeitlich gesehen die Frauen 5 Minuten vor den Männern.

Ehrenamtliches und freiwilliges Engagement

In Baden‑Württemberg sind rund 49 % aller Personen ab 10 Jahren ehrenamtlich oder freiwillig engagiert. Damit liegen die Baden‑Württemberger in ihrem Engagement deutlich über dem Bundesschnitt von 40 %. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern ist insgesamt gering, Frauen sind etwas häufiger ehrenamtlich engagiert (50 %) als Männer (48 %).

Die Bereiche ehrenamtlichen oder freiwilligen Engagements sind vielfältig. Am häufigsten findet das Engagement im kirchlichen Bereich statt (gut 13 %), gefolgt vom Ehrenamt in Kultur und Musik (10 %) sowie im Sport (9 %). Weitere häufige Aktivitäten betreffen den Freizeitbereich, stehen in Zusammenhang mit Kindergarten und Schule, zum Beispiel als Elternvertreter, im sozialen Bereich zur Unterstützung von Älteren, Kranken oder bedürftigen Menschen oder finden in der Bildungs- und Jugendarbeit statt.

Zwischen den einzelnen Themenbereichen zeigen sich teils deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Männer engagieren sich am häufigsten im Sport, während Frauen im kirchlichen und religiösen Bereich bevorzugt tätig sind. Auch im sozialen Bereich, in Schule und Kindergarten und im Bereich Gesundheit liegen die Frauen deutlich vorne. Hingegen sind Männer neben dem Sport auch bei Freizeit und Geselligkeit, bürgerschaftlichen Aktivitäten, Politik und vor allem bei Rettungsdiensten und der Feuerwehr wesentlich häufiger vertreten.