:: 6/2016

Flächeninanspruchnahme in Baden-Württemberg und Deutschland

Die Ausweitung von Siedlungs- und Verkehrsflächen beeinträchtigt die verbliebenen natürlichen Lebensräume und stellt damit einen bedeutenden Belastungsfaktor für die Umwelt dar. Im Blickpunkt der Umweltbeobachtung steht zunehmend eine nachhaltige Nutzung und ein schonender Umgang mit der Fläche als ausgesprochen wertvoller Ressource. Nicht zuletzt soll der wachsenden Zersiedlung der Landschaft und der Versiegelung der Böden entgegen gewirkt werden. Die negativen Auswirkungen auf den Naturhaushalt, wie Schädigungen der Funktionen des Bodens und der Tier- und Pflanzenarten, sollen vermieden bzw. begrenzt werden.

Die zunehmende Bedeutung flächenschonender Maßnahmen vermittelt anschaulich der Blick auf die Entwicklung der Siedlungs- und Verkehrsfläche (siehe i-Punkt »Umstellung auf ALKIS«), die in den letzten Jahren, allerdings bei abgebremstem Tempo, weiter zugenommen hat. In Deutschland wurde in den Jahren 2005 bis 2014 im Durchschnitt täglich eine Fläche von fast 90 Hektar (ha) für Siedlungs- und Verkehrsflächen in Anspruch genommen: für den Straßenbau, die Errichtung von Wohngebäuden, Gewerbegebieten und Freizeiteinrichtungen. Im Zeitverlauf hat allerdings der tägliche Flächenverbrauch, also die Umwidmung von vormals naturnaher land- und forstwirtschaftlicher Fläche zu Siedlungs- und Verkehrsflächen, merklich abgenommen. Waren es in den Jahren 2005 bis 2009 täglich noch rund 99 ha, so reduzierte sich der Flächenverbrauch im Zeitraum 2010 bis 2014 bundesweit auf knapp 81 ha. In Baden-Württemberg betrug die tägliche Flächeninanspruchnahme von 2005 bis 2014 rund 7,4 ha. Während es von 2005 bis 2009 noch durchschnittlich 8,7 ha waren, ging die Flächeninanspruchnahme in der anschließenden Phase 2010 bis 2014 auf 6 ha pro Tag zurück. Hierbei nahm der tägliche Flächenverbrauch vor allem bei der Siedlungsfläche ab.

Langfristig hat die Siedlungs- und Verkehrsfläche im Land damit seit 2005 um 27 000 ha zugenommen. Umgerechnet entspricht das dem Flächenumfang von rund 38 600 Fußballfeldern oder fast 40 % der Fläche des Stadtstaates Hamburg. Aufgrund dieser Entwicklung beträgt der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche an der Gesamtfläche des Landes mittlerweile 14,4 % gegenüber 13,6 % im Jahr 2004. In erster Linie ging dies zulasten der Landwirtschaftsfläche, während die Waldfläche leichte Zuwächse verbuchte.

Welche Komponenten haben dabei die Entwicklungsdynamik des »Flächenverbrauchs« bestimmt, welche waren die treibenden, welche waren die bremsenden Effekte? Diesen Fragen soll anhand der Analyse verschiedener Nutzungsarten im Zeitverlauf nachgegangen werden. Die stärksten Impulse für den sich tendenziell abflachenden Zuwachs beim »Flächenverbrauch« waren bei den Nutzungsarten Gebäude- und Freifläche (GF) sowie Erholungsflächen festzustellen. Vor allem ausgehend von der schwächeren Zunahme der Flächen für Wohnzwecke ging die tägliche Flächeninanspruchnahme der Nutzungsart GF von 5,5 ha (2005 bis 2009) auf 3,9 ha (2010 bis 2015) in Baden-Württemberg zurück. Nahezu unverändert blieb in diesen Zeitabschnitten der Flächenzuwachs für Gewerbe- und Industrieansiedlung. In den oben aufgeführten Zeitabschnitten ging die tägliche Umwandlung in Erholungsflächen von 1,7 ha auf 0,7 ha zurück. Ohne nennenswerte dämpfende Wirkung blieb auf der anderen Seite die Entwicklung der Verkehrsflächen mit täglichen Verbrauchwerten in den genannten Phasen von 1,4 ha bzw. 1,2 ha.

Aus der regionalen Perspektive erschließt sich ein klares Muster sowohl für die räumlichen Schwerpunkte als auch die Entwicklungslinien des Flächenverbrauchs. In den beiden Phasen 2005 bis 2009 und 2010 bis 2015 war der tägliche Flächenverbrauch im ländlichen Raum im engeren Sinne mit am höchsten. Zwar sank er, wie auch in den anderen Raumkategorien1 des Landes, der Anteil am durchschnittlichen täglichen Flächenverbrauchswert des Landes stieg allerdings von 44 % auf 50 % an. Es bestätigt sich somit der Trend der letzten Jahre, dass sich bei allgemein abschwächender Zunahme des Flächenverbrauchs dennoch die größte Entwicklungsdynamik im ländlichen Raum ergibt – dort, wo noch ein größeres »Flächenreservoir« besteht. Dieses Ergebnis (siehe Abschnitt »Entwicklung nach Gemeindegrößenklassen«) wird bestätigt durch die prozentual stärkeren Zuwachsraten der Siedlungs- und Verkehrsfläche in den kleineren gegenüber den größeren Gemeinden.

In den Flächenländern höchster Anteil an Siedlungs- und Verkehrsfläche in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg über dem Bundesdurchschnitt

Die Flächennutzung in den hier ausgewählten Bundesländern ist teilweise sehr unterschiedlich ausgeprägt. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Je nach den spezifischen Besonderheiten zum Beispiel hinsichtlich Topografie, Bodengüte und -beschaffenheit, Siedlungs- und Verkehrsinfrastruktur, Bevölkerungsdichte und der Wirtschaftsstruktur (wie zum Beispiel der Bedeutung der Land- und Forstwirtschaft) zeigt die Flächennutzung in den einzelnen Ländern ein anderes Bild. Angesichts der Befürchtungen einer zunehmenden Zersiedelung der Landschaft und einer Versiegelung der Böden interessieren vor allem die Unterschiede zwischen den Ländern bei der Inanspruchnahme von Bodenfläche für Siedlungs- und Verkehrszwecke. Spitzenreiter unter den Flächenländern ist mit Abstand Nordrhein-Westfalen mit einem Wert von 22,8 %, gefolgt vom Saarland (20,9 %) und Hessen (15,7 %). Baden-Württemberg bewegt sich in diesem Ranking mit einem Anteil von 14,4 % etwas über dem Bundesdurchschnitt von knapp 13,7 %. Im Vergleich der Flächenländer weisen die alten Bundesländer einen größeren Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche an der Gesamtfläche als die neuen Bundesländer auf. In absoluter Betrachtung entspricht die Siedlungs- und Verkehrsfläche Nordrhein-Westfalens mit 779 396 ha nahezu der Hälfte der Landesfläche von Schleswig-Holstein. Sie wird aber noch übertroffen von Bayern, wo für Siedlungs- und Verkehrszwecke rund 835 148 ha beansprucht werden. In Baden-Württemberg beträgt die Siedlungs- und Verkehrsfläche 513 984 ha – das entspricht in etwa einem Viertel der Bodenfläche von Sachsen-Anhalt oder in etwa dem Doppelten der Bodenfläche des Saarlands.

Wesentlich niedriger fallen die Anteile an Siedlungs- und Verkehrsflächen in den ostdeutschen Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern (8,1 %), Brandenburg (9,4 %) und Thüringen (9,7 %) aus. Aufgrund der hohen Bevölkerungs- und Siedlungsdichte liegt der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche in den Stadtstaaten naturgemäß erheblich höher – so beispielsweise in Berlin bei 70,2 %.

Eine Umwidmung in Siedlungs- und Verkehrsfläche bedeutet jedoch nicht zwangsläufig eine Flächenversiegelung, also das vollständige Abdichten offener Böden durch bauliche Anlagen und Verkehrsflächen. Denn hierbei ist zu beachten, dass ein nennenswerter Teil an Grün- und Freiflächen, der zwischen den bebauten Flächen liegt, ebenfalls zur Siedlungs- und Verkehrsfläche zählt. Nach Schätzungen ist zum Beispiel für Baden-Württemberg davon auszugehen, dass knapp die Hälfte der Siedlungs- und Verkehrsfläche, das sind rund 237 622 ha bzw. 6,6 % der Landesfläche, versiegelt sind. Das entspricht nahezu der Landesfläche des Saarlandes. Da die Flächenversiegelung eine intensive Belastung des Ökosystems Boden mit den bekannten negativen Folgen für den Wasserhaushalt, das Mikroklima sowie Flora und Fauna hat, ist dieser Faktor bei Betrachtung der Entwicklung der Siedlungs- und Verkehrsfläche von besonderer Bedeutung.

Große Unterschiede zeigen sich zwischen den einzelnen Ländern in der Struktur der Siedlungs- und Verkehrsfläche. So findet sich beim Anteil der Gebäude- und Freifläche (siehe i-Punkt »Die Siedlungs- und Verkehrsfläche«) an dieser Flächenkategorie unter den Bundesländern eine beachtliche Bandbreite von 39 % bis über 63 %, wobei der Anteil in den Stadtstaaten mit gut 60 % naturgemäß deutlich über dem Durchschnitt liegt. Aber auch zwischen den Flächenländern ergibt sich ein sehr heterogenes Muster. Der Anteil der Gebäude- und Freifläche liegt hier in einer Spanne von 39 % (Sachsen-Anhalt) bis 60 % (Saarland). Auf die Verteilung der Gebäude- und Freiflächen in den Bundesländern nehmen eine Reihe von Faktoren wie zum Beispiel der variierende Bedarf an Wohnungsflächen je Einwohner, Zu- und Abwanderungseffekte, die unterschiedliche Bedeutung von Verdichtungsräumen und Ballungszentren oder die Verfügbarkeit von Arbeitsplätzen Einfluss.

Spiegelbildlich zeigen sich bei der Betrachtung der Verkehrsflächenanteile stattliche Abweichungen zwischen den Bundesländern, die bei den Flächenländern je nach den spezifischen siedlungs- und infrastrukturellen Gegebenheiten zwischen 30 % und 44 % liegen. Den höchsten Anteil der für Verkehrszwecke genutzten Fläche an der gesamten Siedlungs- und Verkehrsfläche weist mit 44 % Thüringen auf. Baden-Württemberg liegt auch hier mit einem Anteil von gut 38 % im Mittelfeld. Auch die »Belastung« oder Inanspruchnahme der gesamten Bodenfläche der Länder allein durch verkehrsbauliche Maßnahmen fällt sehr unterschiedlich aus. Deutschlandweit liegt der Anteil der Verkehrsfläche bei 5 %. Er schwankt jedoch zwischen den Flächenländern zwischen 3 % (Mecklenburg-Vorpommern) und mehr als 7 % in Nordrhein-Westfalen. Das sehr ausdifferenzierte Bild macht deutlich, dass auf Länderebene im Hinblick auf die Flächennutzung die je spezifischen Ausgangsbedingungen zu betrachten sind und damit strukturell unterschiedliche Ansätze und Schwerpunkte für Maßnahmen zur Begrenzung der Flächeninanspruchnahme vorhanden sind.

In Baden-Württemberg entfallen 38 % der Bodenfläche auf Waldflächen

Beachtliche Strukturunterschiede sind zwischen den Bundesländern auch hinsichtlich der Bedeutung von Landwirtschafts- und Waldflächen2 erkennbar. Gemessen am Anteil von 42,1 % Waldfläche an der Bodenfläche des Landes ist Rheinland-Pfalz das waldreichste Land unter den Bundesländern. Einen hohen »Waldreichtum« weisen nicht zuletzt auch aufgrund der naturräumlichen Gliederung (das Landschaftsbild prägende Mittelgebirge) darüber hinaus Hessen (Waldanteil: 40,1 %) und Baden-Württemberg (38,3 %) auf. Unter Zugrundelegung der Hektarfläche ist Bayern mit Abstand das waldreichste Land. Mit 2,57 Mill. ha Waldfläche übertrifft Bayern jeweils die gesamte Bodenfläche von Hessen, Mecklenburg-Vorpommern oder Sachsen-Anhalt. Vergleichsweise wenig Bedeutung haben dagegen die Waldflächen unter den Flächenländern in Schleswig-Holstein mit einem Anteil von 10,6 %. Die Waldflächen haben in den letzten Jahren fast überall zugenommen. Eine »Entwaldung« ist im Kontrast zur Abnahme der Landwirtschaftsfläche aktuell nicht zu bilanzieren.

Die landwirtschaftliche Nutzung in den Regionen Deutschlands hat sich über Jahrzehnte vollzogen und wurde maßgeblich bestimmt von Standorteigenschaften (Hangneigungen, Flächengrößen) sowie Faktoren wie Ertragsfähigkeit der Böden und klimatische Verhältnisse. Entsprechend unterschiedlich haben sich über längere Zeiträume die Landwirtschaftsflächen regional entwickelt. Spitzenreiter bei der anteiligen Bedeutung der Landwirtschaftsfläche ist mit Abstand Schleswig-Holstein, wo 69,8 % der Bodenfläche landwirtschaftlich genutzt werden. Es folgen Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen mit Anteilen zwischen 60 % und 62 %. Der höhere Anteil der Landwirtschaftsfläche erklärt auch die vergleichsweise größere Bedeutung des Agrarsektors in diesen Ländern. So ist einerseits der Anteil der Landwirtschaft an der gesamten Bruttowertschöpfung überdurchschnittlich hoch. Auch liegen die Anteile der Bruttowertschöpfung der Landwirtschaft und der agrarischen Erzeugung dieser Länder an Deutschland insgesamt über den jeweiligen Anteilen des Bruttoinlandsprodukts.

Baden-Württemberg (45,5 %) weist bei der Landwirtschaftsfläche im Vergleich mit dem Bundesgebiet (51,7 %) einen deutlich unterdurchschnittlichen Wert auf. Auch durch die Ausweitung der Siedlungs- und Verkehrsfläche ist der Anteil der Landwirtschaftsfläche in Baden-Württemberg in den letzten Jahren gesunken. Vor rund 10 Jahren betrug der Anteil der Landwirtschaftsfläche noch 46,3 %. Unterrepräsentiert im Land sind mit einem Anteil von 1,1 % an der Gesamtfläche auch die Wasserflächen. Geradezu »Wasserparadiese« unter den Flächenländern sind dagegen Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, dort entfallen 6,1 %, bzw. 5,1 % der Landesfläche auf Gewässer. In Mecklenburg-Vorpommern, wo mit 113 Quadratkilometer (km²) der größte Binnensee Deutschlands, der Müritzsee, liegt, ist die Wasserfläche mit 141 541 ha mehr als dreieinhalbmal so groß wie in Baden-Württemberg.3

Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsfläche verlangsamt sich

Das Tempo in der Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsfläche hat sich nach einer ersten Einschätzung in fast allen Bundesländern in den letzten Jahren verlangsamt. So ist beispielsweise in Nordrhein-Westfalen die tägliche Umwidmung im Rahmen baulicher Vorhaben für Siedlungs- und Verkehrsflächen von 13,2 ha im Zeitraum 2005 bis 2009 auf 10 ha in den Jahren 2010 bis 2014 gesunken, in Niedersachsen von 11 ha auf 10,4 ha. In Baden-Württemberg sank der tägliche »Flächenverbrauch«, also die Umwidmung vormals land- und forstwirtschaftlich genutzter Flächen in Siedlungs- und Verkehrsfläche in den genannten Zeiträumen von täglich 8,7 ha auf 6 ha. Im Jahr 2014 belief sich die tägliche Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsfläche in Baden-Württemberg sogar nur noch auf 5,2 ha.

Abkoppelung des »Flächenverbrauchs« vom Wirtschaftswachstum?

Bezieht man den »Flächenverbrauch« auf die Wirtschaftsleistung, erhält man den Indikator »Flächenproduktivität«, also den Quotienten aus Bruttoinlandsprodukt und der Siedlungs- und Verkehrsfläche. Dieser Indikator zeigt im Zeitablauf in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedliche Entwicklungsmuster. In Baden-Württemberg ist seit 2004 die Flächenproduktivität um ca. 25 % gestiegen. Im Bundesdurchschnitt lag der Anstieg der Flächenproduktivität in diesem Zeitraum mit 19,5 % etwas niedriger. In allen Ländern ist festzustellen, dass das Bruttoinlandsprodukt deutlich stärker gestiegen ist als der Zuwachs der Siedlungs- und Verkehrsfläche. In Baden-Württemberg stehen 32 % Steigerung des Bruttoinlandsproduktes einem Zuwachs von 5,5 % bei der Siedlungs- und Verkehrsfläche gegenüber, im Bundesdurchschnitt ist das Verhältnis 28,1 % zu 7,2 %.

Flächennutzung und Gemeindegrößenklasse

Der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche an der Bodenfläche steigt in Baden-Württemberg erwartungsgemäß mit zunehmender Gemeindegröße deutlich an. Während in den kleinen Gemeinden mit unter 1 500 Einwohnern der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche bei lediglich 7,9 % liegt, wird in Gemeinden mit 10 000 bis 15 000 Einwohnern bereits fast der doppelte Anteilswert erreicht. In den Städten mit über 15 000 Einwohnern wird ein Durchschnittswert von 22,9 % erzielt. Diese Städte stehen für 12 % der Gemeinden Baden-Württembergs, die 25 % der Gesamtfläche und 40 % der Siedlungs- und Verkehrsfläche einnehmen. Hier wohnen 55 % der Bevölkerung Baden-Württembergs.

Die beiden nächstkleineren Gemeindegrößenklassen (6 500 – 10 000 sowie 10 000 – 15 000) fallen hier schon deutlich ab. Sie repräsentieren 23 % der Gemeinden, die 27 % der Landesfläche und 26 % der Siedlungs- und Verkehrsfläche einnehmen. Dort wohnen 23 % der Bevölkerung. Die kleinste der Gemeindegrößenklassen (unter 1 500) nimmt 3,3 % der Landesfläche und 1,8 % der Siedlungs- und Verkehrsfläche ein. Hier leben nur 0,9 % der baden-württembergischen Bevölkerung.

Umgekehrt ist es mit den Anteilen der Landwirtschafts- und der Waldfläche, die mit steigender Gemeindegröße abnehmen. Mit sinkender Gemeindegröße entfällt ein immer größer werdender Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche auf die Nutzung für Verkehrszwecke. In Gemeinden mit über 15 000 Einwohnern liegt der Anteil noch bei etwa 33 %, bei Gemeinden unter 10 000 Einwohner steigt er teilweise deutlich über 40 % und erreicht bei Gemeinden unter 1 500 Einwohnern sogar knapp 50 %.

Entwicklung nach Gemeindegrößenklassen

Der Anteil der einzelnen Gemeindegrößenklassen am absoluten Zuwachs der Siedlungs- und Verkehrsfläche ist recht unterschiedlich. Obwohl die Gemeinden über 15 000 Einwohner nur 12 % der Gemeinden Baden-Württembergs repräsentieren, tragen sie mit über einem Drittel zur absoluten Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsfläche im Zeitraum 2005 bis 2014 bei. Weitere 37 % gehen auf das Konto der Gemeinden zwischen 5 000 und 15 000 Einwohnern, die zusammen 34 % der Gemeinden Baden-Württembergs repräsentieren.

Treibende Kraft beim Zuwachs der Siedlungs- und Verkehrsfläche ist landesweit die Gebäude- und Freifläche Wohnen. Im Zeitraum 2005 bis 2014 entfielen von den 27 000 ha Zuwachs bei der Siedlungs- und Verkehrsfläche mit 14 400 ha über die Hälfte auf diese Nutzungskategorie. Weit abgeschlagen rangiert die Gebäude- und Freifläche Gewerbe/Industrie mit 6 200 ha, gefolgt von der Verkehrsfläche mit 4 900 ha und der Erholungsfläche mit 4 400 ha. Im Zeitverlauf ist fast bei allen Nutzungsarten eine Verlangsamung des Zuwachses festzustellen. Während die Siedlungs- und Verkehrsfläche im Zeitraum 2005 bis 2009 noch um 16 000 ha zunahm, waren es im Zeitraum 2010 bis 2014 nur noch 11 100 ha. Nicht ganz so deutlich war der Verlauf bei der Gebäude- und Freifläche Wohnen mit 7 800 ha zu 6 500 ha. Bei der Gebäude- und Freifläche Gewerbe/Industrie ist sogar ein Anstieg von 2 900 ha auf 3 300 ha festzustellen. Deutlicher ist der Rückgang dann wieder bei der Erholungsfläche (3 100 ha zu 1 300 ha), weniger deutlich bei der Verkehrsfläche (2 600 ha zu 2 300 ha).

Ein Blick auf die Entwicklungsdynamik in den letzten Jahren zeigt, dass in den kleineren Gemeinden die prozentualen Zuwachsraten bei der Siedlungs- und Verkehrsfläche tendenziell höher ausfielen als in den größeren. Grundsätzlich ist in allen Gemeindegrößenklassen der allgemeine Trend erkennbar, dass sich der Zuwachs an Siedlungs- und Verkehrsfläche verlangsamt. Landesweit nahm die Siedlungs- und Verkehrsfläche im Zeitraum 2005 bis 2009 um 3,3 % zu, im Zeitraum 2009 bis 2014 um 2,2 %. In den Gemeinden über 15 000 Einwohner lagen die Zuwachsraten in den vorgenannten Phasen bei 3 % und 1,8 % in den restlichen Gemeinden bei durchschnittlich 3,5 % zu 2,6 %.

Entsprechend haben sich die oben genannten Anteilswerte verschoben. Während die Gemeinden über 15 000 Einwohner im Zeitraum 2005 bis 2009 noch mit 36,6 % zum Wachstum der Siedlungs- und Verkehrsfläche des Landes beigetragen haben, waren es im Zeitraum 2009 bis 2014 nur noch 32,4 % mit einer korrespondieren Steigerung bei den kleineren Gemeinden.