:: 7/2016

Sportvereine in Baden-Württemberg 2015

Im Jahr 2015 waren in den baden-württembergischen Sportvereinen nach Angaben des Landessportverbandes 3,7 Mill. Menschen organisiert. Die höchsten Mitgliederzahlen wiesen hierbei die Sportfachverbände Turnen mit 1,13 Mill. und Fußball mit knapp 962 000 Mitgliedern auf. Dabei war Turnen unter den Sportlerinnen und Fußball unter den Sportlern am beliebtesten. Rund ein Viertel der Vereinsmitglieder war jünger als 15 Jahre. Damit leisten die Sportvereine einen bedeutenden Beitrag zur Jugendarbeit im Land. Der höchste Anteil an Kindern und Jugendlichen war beim Taekwondo anzutreffen, bei dem mehr als die Hälfte der Mitglieder jünger als 15 Jahre ist. In Golfvereinen war dagegen weit über ein Drittel der organisierten Spielerinnen und Spieler bereits älter als 60 Jahre.

Sport gehört zu den beliebtesten Freizeitaktivitäten der Bewohner Baden-Württembergs. Dies belegen die zahlreichen Sportveranstaltungen, die rund ums Jahr im Land stattfinden. Hierzu zählen jedoch nicht nur die großen Meisterschaften oder Spiele der Bundesligen. Ebenso dokumentieren regionale und lokale Veranstaltungen – wie Sportfeste, Vereinspräsentationen, Regionalmeisterschaften oder Volksläufe – und Begegnungen in unteren Spielklassen sowie Juniorinnen- bzw. Juniorenligen die große Bedeutung. Vor allem die »kleineren« Veranstaltungen bilden für den Breitensport wichtige Fixpunkte und unterstreichen die sozialisierende Funktion des Sports innerhalb der Gesellschaft. Das Vereinsleben bietet eine Struktur des Zusammenlebens und fördert die Gemeinschaft. Denn nicht alle, die sich sportlich betätigen, suchen den offiziellen Wettkampf als Herausforderung. Vielen genügt ein mehr oder weniger regelmäßiges Training allein oder in der Gruppe, um die eigene Fitness zu verbessern.

Die Sportvereine leisten hierzu einen zentralen Beitrag, indem sie meist neben der Bereitstellung einer Sportstätte das Sportangebot organisieren und darüber hinaus oft noch Übungsleitungen sowie Trainerinnen und Trainer zur Verfügung stellen. Diese Angebote werden von der Bevölkerung rege genutzt. Im Jahr 2015 zählten die 21 847 Sportvereine und Sportabteilungen im Land insgesamt 3,7 Mill. Mitglieder.1 Damit waren fast 35 %2 der Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger Mitglied in einem Sportverein oder einer Sportabteilung. Mit seinen drei Sportbünden (Badischer Sportbund Nord und Freiburg, Württembergischer Landessportbund) ist der Landessportverband Baden-Württemberg nach Nordrhein-Westfalen (5,1 Mill. Mitglieder) und Bayern (4,4 Mill. Mitglieder)3 der drittgrößte Verband in Deutschland. Während sich die Zahlen der Mitgliedschaften und der Vereine zwischen 1990 und 2013 stetig erhöhte, sind sie seitdem leicht rückläufig. Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnete der Landessportverband im Jahr 2015 innerhalb seiner 54 Sportfachverbände, sprich den verschiedenen Sportarten von Aikido bis Volleyball, zehn Vereine und über 10 000 Mitglieder weniger.

Turnen und Fußball am beliebtesten

Die Gesamtzahl der Mitgliedschaften, das heißt der zu den verschiedenen Sportarten gemeldeten Mitglieder, lag im Jahr 2015 mit fast 3,94 Mill. 2015um 232 000 über der Zahl der Mitglieder. Dabei ist zu berücksichtigen, dass man gleichzeitig in mehr als in einem Verein und in mehr als einer Sportart Mitglied sein kann. Gemessen an der absoluten Zahl der Mitgliedschaften bleibt Turnen die beliebteste Vereinssportart in Baden-Württemberg: 1,13 Mill. Menschen waren in einem Turnverein bzw. einer Turnabteilung eines größeren Vereins organisiert. Fußball, der oft als Sportart Nummer 1 in Deutschland tituliert wird, rangierte mit knapp 962 000 Sportlerinnen und Sportlern an zweiter Stelle in Baden-Württemberg. Mit großem Abstand folgte dahinter Tennis mit gut 284 000 Verbandsmitgliedern auf dem dritten Platz. Die Tabelle zeigt die 31 Sportfachverbände mit mehr als 10 000 registrierten Mitgliedern. Die Rangfolge auf den ersten drei Plätzen ist seit vielen Jahren unverändert. Auf den weiteren Rängen folgten mit deutlichem Abstand der Wintersport Ski (187 000 Mitglieder), Handball (157 000) als weitere Ball- und Mannschaftssportart, Leichtathletik mit allen Disziplinen (156 000) sowie der Schießsport (150 000). Allerdings haben sich die Mitgliederzahlen der einzelnen Sportarten im Zeitraum seit 1990 sehr unterschiedlich entwickelt.

Tennismitgliedschaften rückläufig, Klettern und Hockey mit Zuwachs

Eine Betrachtung der Mitgliederzahlen der drei beliebtesten Sportarten zeigt, dass nur die Turnvereine und entsprechenden Abteilungen in den letzten 25 Jahren kontinuierlich Mitglieder gewinnen konnten und seit 2005 auf dem Niveau von über 1,12 Mill. Mitgliedern liegen. Nach dem Fußball-Weltmeistertitel 2014 in Brasilien konnten sich die Fußballerinnen und Fußballer über 3 000 neue Mitglieder freuen. Dennoch lag 2015 die Zahl der Vereinssportler im Fußball mit 962 000 unter dem im Jahr 2010 erreichten Höchststand von 978 000 Mitgliedern. Konträr vollzog sich hingegen die Entwicklung im Tennis. Verzeichnete man zu Beginn der 1990er-Jahre, in den Zeiten der »Tennisgrößen« wie Steffi Graf oder Boris Becker mit dem Davis-Cup-Gewinn 1993, ein stetiges Anwachsen der Mitgliederzahlen (1995: 434 000 Vereinssportler), lassen die internationalen Erfolge aktuell auf sich warten. 2015 lag mit 284 000 Mitgliedern die Zahl der Tennisspielerinnen und Tennisspieler in Vereinen um fast 35 % unter dem Wert von 1995.

Zählten die Handballerinnen und Handballer nach dem Weltmeistertitel 2007 im eigenen Land noch 172 000 Aktive (2010) waren 2015 rund 8 % weniger Mitglieder angemeldet. Doch es gibt auch Fachverbände mit erheblichem Zuwachs an sportlich Gleichgesinnten. Nach den Olympiasiegen der deutschen Hockey-Herren in Peking 2008 und 2012 in London sind seit 2010 gut 16 % mehr Spielerinnen und Spieler in dieser Sportart aktiv. Der Behindertensport verzeichnete im Vergleich von 2010 zu 2015 einen Anstieg um fast 10 000 Mitglieder, was wiederum ein Plus von mehr als 20 % bedeutet. In dieser Sportart waren zudem mit fast 60 % überdurchschnittlich viele Aktive älter als 60 Jahre. Einen erheblichen Sprung an Vereinsmitgliedschaften von 48 % notierte im Zeitraum 2010 bis 2015 auch der Bergsport bzw. Klettern. Dort sind aktuell 48 000 Mitglieder organisiert. Mit diesem Zuwachs liegt die Sportart im Trend und rangiert zudem – gemessen an der Mitgliederzahl – noch weit vor populären Sportarten wie Radfahren, Badminton oder Basketball.

Frauen bevorzugten Turnen, Männer Fußball

Die insgesamt 3 935 797 Mitglieder von Sportvereinen und -abteilungen verteilten sich 2015 auf 60 % Männer und 40 % Frauen. Die sportlichen Vorlieben waren dabei zwischen den Geschlechtern sehr unterschiedlich verteilt. Im Pferdesport war der Anteil von Reiterinnen mit 74 % am höchsten, beim Tanzen (67 %) und Turnen (64 %) war der Anteil an weiblichen Sporttreibenden ebenfalls überdurchschnittlich hoch. Im Behindertensport, der Leichtathletik, dem Schwimmen und im Volleyball war das Verhältnis der Geschlechter nahezu ausgeglichen. In allen weiteren größeren Sportfachverbänden waren Männer mehr oder weniger deutlich in der Mehrzahl. Den mit Abstand geringsten Frauenanteil wies hierbei der Schachsport mit 8 % auf: 1 344 weibliche Aktive gingen diesem Sport nach. Bei Fußball (14 %), Schießen (18 %) und Ringen (19 %) waren weibliche Akteure schon in einem höheren Maß vertreten.

Für Sportlerinnen und Sportler ergibt sich daher eine unterschiedliche Reihenfolge der beliebtesten Sportarten. Unter den Männern dominierte der Fußball, mehr als jeder Dritte (fast 35 %) war in dieser Sportart organisiert. Bei Sportlerinnen zeigt sich eine hohe Dominanz für das Turnen. Über 45 % aller weiblichen Vereinsmitglieder waren hier aktiv. In absoluten Zahlen waren das 824 000 Fußballer und 725 000 Turnerinnen. Bei den Männern war Turnen mit 401 000 Mitgliedern die zweitbeliebteste Sportart. Bei den Frauen war die Differenz zwischen dem ersten und zweiten Rang (138 000 Fußballerinnen) noch deutlicher ausgeprägt. Die Erfolge der deutschen Frauenfußballnationalmannschaft – zum Beispiel sechs in Folge gewonnene Europameisterschaften seit 1995 – schlugen sich offensichtlich auch in der Popularität im Amateurbereich des Frauenfußballs nieder. Waren 2008 noch etwas weniger als 131 000 Fußballerinnen registriert, wurden 2015 rund 7 000 aktive Damen mehr gezählt. Tennis nahm bei beiden Geschlechtern den dritten Rang ein. Die weiteren Positionen sind unter den aktiven Vereinsmitgliedern weitaus unterschiedlicher ausgeprägt. Während Tischtennis unter den Männern mit dem siebten Rang noch deutlich in den Top Ten lag, landete diese Sportart unter den Damen nur auf dem 13. Platz. Umgekehrt verhielt es sich beim Pferdesport. Hier fanden sich die Reiterinnen an sechster Stelle der in Sportvereinen organisierten Frauen wieder, dagegen landeten die Reiter auf der Liste der Männer nur auf Rang 14.

Kinder und Jugendliche unter 15 Jahre stellten ein Viertel der Mitglieder

Mit 23 % war rund ein Viertel der Mitglieder jünger als 15 Jahre. Das bedeutet, dass 909 000 Kinder und Jugendliche in diesem Alter Sport im Verein trieben. Mehr als 5 % bzw. 208 000 Vereinsmitglieder waren 5 Jahre und jünger. Damit leisten die Sportvereine einen wichtigen Beitrag für die Sozialisation und Integration von Kindern und Jugendlichen. Die Jugendleiterinnen und Jugendleiter, Trainerinnen und Trainer der vielen Mannschaften haben deshalb nicht nur die wichtige Aufgabe, die sportliche und biologische Entwicklung der Heranwachsenden zu fördern, sie müssen auch die pädagogischen Aspekte ihrer Arbeit im Auge behalten. Im Rahmen der Ausweitung des Ganztagesunterrichts an den Schulen Baden-Württembergs ergeben sich für die Sportvereine neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit im Junioren- bzw. Jugendbereich, jedoch eventuell auch Herausforderungen für die Attraktivität des eigenen Angebots.

Am anderen Ende der Alterspyramide finden sich die Senioren. Fast 19 % aller Mitglieder in den Sportvereinen waren älter als 60 Jahre. Auch wenn nicht alle Mitglieder in dieser Altersgruppe – ebenso wie in allen anderen – aktiv Sport betreiben, sondern in anderen Funktionen in das Vereinsleben integriert sind, so zeigt dies doch, dass sich ein großer Teil der Bevölkerung auch im hohen Alter fit hält. Zwar sind in vielen Altersgruppen die Mitgliederzahlen leicht rückläufig. Gegen diesen Trend verzeichneten die Altersgruppen der 27- bis 40-Jährigen (+4 000 Mitglieder) und der 61-Jährigen und Älteren (+17 000 Mitglieder) einen deutlichen Zuwachs im Vergleich zu 2014.

Schwimmer und Kampfsportler am jüngsten, Golfer und Kegler am ältesten

In den einzelnen Sportarten ist die Altersverteilung sehr unterschiedlich. Der Fachverband Taekwondo hatte den höchsten Anteil jugendlicher Mitglieder im Alter von unter 15 Jahren. Mehr als die Hälfte (51 %) der in Vereinen organisierten Kinder und Jugendlichen zählten zu dieser Altersgruppe. Unter den Judoka (47 %) und Karateka (44 %) war dieser Anteil ähnlich hoch. Nur noch die Sportart Schwimmen erreichte mit einem Anteil von 48 % die Werte dieser Kampfsportarten. Unter den größeren Fachverbänden mit 10 000 und mehr Mitgliedern besaßen die Schützen mit 4 %, die Segler mit 7 % und die Golfer mit 8 % die geringste Junioren- bzw. Jugendlichenquote.

Mehr als 40 % der Mitglieder in den registrierten Golfvereinen war älter als 60 Jahre. Einen hohen Anteil hatten auch die Kegler mit 31 % in dieser Altersgruppe. Bei den Sportarten Segeln und Schießen waren es jeweils knapp 30 %. Der geringste Anteil älterer Mitglieder in der Gruppe der größeren Sportfachverbände fand sich in Taekwondo (2 %) und Karate (3 %). Unter den Judoka und Basketballakteuren waren jeweils 4 % älter als 60 Jahre.

Von den drei beliebtesten Sportarten hat Turnen die jüngste Mitgliederstruktur. Fast ein Drittel (31 %) der Mitglieder war jünger als 15 Jahre. Einen großen Beitrag hierzu leisteten die 137 000 jüngsten Turnerinnen und Turner im Alter von unter 6 Jahren. Im Fußball war immerhin fast jedes vierte Vereinsmitglied (22 %) jünger als 15 Jahre und rund 31 000 von ihnen waren unter den Bambini mit 5 Jahren und jünger zu finden. Demgegenüber zählte beim Tennis jedes vierte Vereinsmitglied zu den 61-Jährigen und Älteren. Besonders aktiv war hier zudem die Altersgruppe von 41 bis 60 Jahren, die fast ein Drittel der Mitglieder in den Tennisvereinen und -abteilungen stellte.

Bei dieser Betrachtung bleibt der Fachverband Behindertensport ausgeklammert, da dieser eine besondere Altersstruktur aufweist. Hier waren 60 % der Mitglieder älter als 60 Jahre und mehr als ein Viertel (28 %) gehörte zur Altersgruppe der 41- bis 60-Jährigen. Jüngere Vereinsmitglieder waren hier selten anzutreffen: 2 % von ihnen waren jünger als 15 Jahre.

Sportverband mit breitem Angebot für alle Interessen

Der moderne Fünfkampf (Disziplinen: Pistolenschießen, Degenfechten, Schwimmen, Springreiten und Crosslauf) mit zwei Vereinen/Abteilungen und insgesamt 27 aktiven Sportlern stellte 2015 den kleinsten registrierten Sportfachverband. Etwas größer war der Verband Bob und Schlitten mit 386 Mitgliedern und fünf Vereinen bzw. Abteilungen, was sicherlich auch auf die begrenzten Möglichkeiten zurückzuführen ist, diesen Sport im Land zu betreiben. Der Bogensport hat im Vergleich zu 2010 deutlich an Mitgliedern gewonnen, spielt jedoch im Ranking mit 701 Bogenschützen eine eher untergeordnete Rolle. Weniger als 1 000 Mitglieder hatte auch der Dart-Verband mit 926 Mitgliedern. In insgesamt über 21 800 Sportvereinen/-abteilungen und 54 Sportarten bietet sich den Aktiven in Baden-Württemberg eine breite Palette für sportliche Aktivitäten vom kleinsten Sportverband – dem modernen Fünftkampf – bis hin zu den »Big Playern« wie Turnen und Fußball. Hier finden Sportinteressierte Angebote vom sportlichen Wettkampf über die Verbesserung der individuellen Fitness bis hin zu einer Gemeinschaft im Verein aus Gleichgesinnten.

1 Die in diesem Beitrag genannten Daten zu Sportvereinen in Baden-Württemberg beruhen auf Angaben des Landessportverbands Baden-Württemberg. Die Verbandsstatistik kann unter www.lsvbw.de in der Rubrik Aktuelles/Statistik abgerufen werden.

2 Bezogen auf die Bevölkerung am 31.12.2014.

3 Deutscher Olympischer Sportbund, Bestandserhebung 2015.