:: 8/2016

Im Blickpunkt: Die Stadt Oberkirch

In der Reihe »Im Blickpunkt« steht dieses Mal die Stadt Oberkirch im Ortenaukreis. Aus dem Landesinformationssystem Baden-Würt­temberg (LIS) lassen sich für Oberkirch wie für jede andere Kommune des Landes interessante Erkenntnisse zur Struktur und Entwicklung gewinnen. Besonders herausgehoben werden an dieser Stelle die Bevölkerungsentwicklung, der Weinbau, die Wohn- und die Beschäftigtensituation sowie der Tourismus.

Die Stadt Oberkirch liegt im Westen Baden-Württembergs, etwa 12 km nordöstlich von Offenburg. Oberkirch liegt am Rande der Oberrheinischen Tiefebene am Eingang des Renchtals in den Schwarzwald und ist seit dem 1. Januar 2004 Große Kreisstadt. Im Zuge der Gemeindegebietsreform Anfang der 1970er-Jahre wurden die bis dahin selbstständigen Gemeinden Bottenau, Butschbach, Haslach, Nußbach, Ödsbach, Ringelbach, Stadelhofen, Tiergarten und Zusenhofen eingemeindet. Oberkirch ist verkehrstechnisch gut angebunden und über eine Bahnlinie von Offenburg aus über Appenweier erreichbar. Die Stadt gehört dem Tarifverbund Ortenau an, der den öffentlichen Personennahverkehr mit mehreren Buslinien bedient. Außerdem hält die Ortenau-S-Bahn, die sogenannte Renchtalbahn, in Oberkirch. Ganz neu ist der Ringbus, dieser befährt die Stadt mit drei Linien. Die Bundesstraße 28 als Ortsumgehung entlastet seit 2014 Oberkirch und Lautenbach vom Durchgangsverkehr. Die Stadt Oberkirch bildet eine vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft mit der Stadt Renchen und der Gemeinde Lautenbach.

Oberkirch wurde erstmals im 11. Jahrhundert als Besitz der Herzöge von Zähringen als Siedlung urkundlich erwähnt. Die Siedlung lag nördlich der heutigen Stadt. Nach 1218 wurde der Ort den Markgrafen von Baden als Lehen gegeben. Der damalige Ort wurde 1246 niedergebrannt und danach an der heutigen Stelle neu aufgebaut. Über Das Adelsgeschlecht der Fürstenberger kam Oberkirch 1303 an das Bistum Straßburg. 1326 wurden ihm die Stadtrechte verliehen. Von wenigen Unterbrechungen abgesehen war Oberkirch lange Zeit in der Herrschaft der Straßburger Bischöfe. Von diesen wurde es zeitweise als Lehen an Württemberg und Baden vergeben. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Oberkirch stark zerstört und dann noch einmal bei einem Stadtbrand 1689. Nur die Kirche blieb unversehrt. 1803 kam Oberkirch zum Großherzogtum Baden. Verwaltungstechnisch wurde Oberkirch 1936 dem Bezirksamt Offenburg zugeordnet, daraus ging 1939 der Landkreis Offenburg hervor. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte der Landkreis Offenburg zum Land Baden und ab 1952 im neuen Bundesland Baden-Württemberg zum Regierungsbezirk Südbaden. Bei der Kreisreform zum 1. Januar 1973 wurde der Landkreis Offenburg aufgelöst und dem neu gebildeten Ortenaukreis zugeordnet.

Überregionale Bekanntheit gewann Oberkirch durch seine ausgezeichneten Weine und als eines der Zentren des Obstanbaus. In der Weinbaukartei des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg wird für das Jahr 2014 eine mit Keltertrauben bestockte Rebfläche von 498 Hektar (ha) ausgewiesen. Auf 264 ha werden Weißweingewächse und auf 234 ha Rotweingewächse angebaut. Die meisten Weinanbauflächen werden von Mitgliedern der Oberkircher Winzer­genossenschaft bewirtschaftet. Spätburgunder und Rieslingweine sind die verbreitetsten Weinsorten. Die Rebflächen Oberkirchs ergeben damit knapp 18 % der gesamten Rebfläche des Weinbaubereiches Ortenau. In Oberkirch gibt es auch den größten Erdbeermarkt Deutschlands. Auch die hier produzierten edlen Obstbrände tragen zum positiven Image der Stadt bei, gibt es hier doch annähernd 900 Hausbrennereien.

Oberkirch hat eine Gemarkungsfläche von 6 913 ha. Davon werden fast 50 % landwirtschaftlich genutzt. Damit liegt diese Flächennutzungsart deutlich über dem Landesdurchschnitt von etwa 46 %. Die Waldfläche beträgt 36 % und liegt damit erheblich unter dem Durchschnitt des Landkreises Ortenau (46 %). Gut 13 % der Fläche sind besiedelt oder dienen als Verkehrsfläche.

Am 31. Dezember 2014 lebten rund 19 700 Personen in Oberkirch. Mit 285 Personen je Quadratkilometer (km2) entspricht die Besiedelung den eher ländlich geprägten Teilen Baden-Württembergs und liegt etwas unter dem Landesdurchschnitt (300 je km2). Die Bevölkerungsentwicklung war in den Jahren zwischen 2004 und 2014 rückläufig. In diesem Zeitraum hat sie um – 2,7 % abgenommen. Dagegen blieb die Bevölkerungszahl im Kreis genau wie im Land stabil. Das Durchschnittsalter der Bürger von Oberkirch betrug 43,8 Jahre und lag damit nur dezent über dem Landesdurchschnitt von 43,3 Jahren. Gut 7 % der Einwohner von Oberkirch hatten 2014 einen ausländischen Pass. Der Ausländeranteil in Oberkirch lag damit deutlich unter dem Landesdurchschnitt von knapp 13 %.

Die Entwicklung des Wohnungsbestandes in Oberkirch ist positiv. Im Zeitraum zwischen 2004 und 2014 stieg der Wohnungsbestand um knapp 3 %. Die Werte für baureifes Land lagen in dem Zeitraum zwischen 2009 und 2014 mit 221 Euro je Quadratmeter (EUR/m2) um 37 EUR/m2 höher als die im Landesdurchschnitt ermittelten Werte. Gut 58 % der Wohngebäude waren Einfamilienhäuser. Mit einer durchschnittlichen Wohnfläche von 48 m2 je Einwohner lag Oberkirch leicht über dem Landesdurchschnitt von 46 m2 je Einwohner.

Die Chance auf eine Beschäftigung in Oberkirch hat in den vergangenen 10 Jahren stark zugenommen. So hatten 2015 rund 7 900 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte einen Arbeitsplatz. Dies sind gut 19 % mehr als 2005. Langfristig betrachtet lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 2015 sogar um mehr als 1 660 höher als 1999. Mehr als 61 % aller Arbeitsplätze in Oberkirch liegen im Bereich des Produzierenden Gewerbes. Dieses dominiert die lokale Wirtschaft. Das Produzierende Gewerbe ist zwar nach wie vor ein zentraler Bereich in der landesweiten Beschäftigtenstruktur, kommt aber landesweit nur noch auf einen Anteil von 36 %.

Die Finanzlage der Stadt gestaltet sich auch vergleichsweise positiv. Der Schuldenstand je Einwohner belief sich zwar auf 774 Euro im Jahr 2014, er lag aber deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 1 008 Euro je Einwohner. Sowohl die Steuerkraftmesszahl je Einwohner als auch die Steuerkraftsumme je Einwohner lagen im Jahr 2014 allerdings unter dem Landesniveau.

In Oberkirch kann man als Tourist die Ortenau von ihrer schönsten Seite erleben. Die Weinstadt Oberkirch am Tor des Renchtals an der Badischen Weinstraße zeichnet sich aus durch warme, tiefgründige Urgesteinsböden, die prägend sind für den lokalen Weinbau. Auch gastronomisch werden die Besucher mit Spezialitäten aus der traditionsreichen Badischen Küche verwöhnt. Last but not least ist Oberkirch ein Paradies für Wanderer. So gab es 2015 rund 6 100 Übernachtungen von Gästen je 1 000 Einwohner in Oberkirch. Damit liegt die Stadt weit über dem Landesmittel.