:: 11/2016

Absolventenbefragung – Hochschulen im Vergleich

Ergebnisse an den Pädagogischen Hochschulen, Hochschulen für Angewandte Wissenschaften und der Dualen Hochschule Baden-Württemberg

Das Statistische Landesamt führt regelmäßig Befragungen an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften und den Pädagogischen Hochschulen durch. Für jede Hochschulart wird anschließend ein Bericht erstellt, der die wichtigsten Ergebnisse zusammenfasst. In diesem Beitrag wird erstmalig ein Vergleich der Ergebnisse dieser drei Hochschularten untereinander vorgenommen. Die Analyse zeigt, dass die Absolventinnen und Absolventen der befragten baden-württembergischen Hochschulen rückblickend mit ihrem Studium zufrieden sind und sich meist problemlos ins Berufsleben eingliedern. Mindestens 75 % der Absolventinnen und Absolventen befanden sich in ihrer aktuellen beruflichen Phase in einer klassischen Erwerbstätigkeit. Mehr als neun von zehn Absolventinnen und Absolventen aller Hochschulen würden rückblickend wieder studieren und mindestens ein Viertel integrierte einen Auslandsaufenthalt in das Studium.

Von insgesamt 45 351 Absolventinnen und Absolventen an den drei beteiligten Hochschularten der Befragungswelle 2014 beteiligten sich 11 771 Absolventinnen und Absolventen der Prüfungsjahre 2009 und 2012 und beantworteten Fragen über ihr Studium und den Berufseinstieg.1 Bezogen auf die einzelnen Hochschulen ergeben sich dabei folgende Teilnahmezahlen und Ausschöpfungsquoten2:

Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW): 5 575 Teilnehmende (25,3 %)

Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW): 3 844 Teilnehmende (35,4 %)

Pädagogische Hochschule (PH)3: 2 352 Teilnehmende, davon 1 960 teilnehmende Lehramtsabsolventinnen und -absolventen (34,7 %)

Die Befragungen der drei Hochschularten ergeben, jede für sich betrachtet, ein hohes Maß an Repräsentativität, da zwischen den Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmern und der Absolventengrundgesamtheit hinsichtlich sozio-demografischer Merkmale nur marginale Unterschiede bestehen. Im Vergleich der Absolventenbefragungen untereinander ergeben sich im Hinblick auf die Auswahl der Stichprobe nach Prüfungsjahren, Größe der Grundgesamtheit, Rücklauf- bzw. Ausschöpfungsquote und Fragebogenkonzeption jedoch wesentliche Unterschiede. Des Weiteren zeichnet sich jede Hochschule durch spezifische Charakteristika aus: Konzeption der Studienfächer, Aufbau der Studiengänge, Praxisanteil etc. Auch wenn sich die folgende Untersuchung auf ausgewählte Items konzentriert, die in einer ähnlichen Form in den unterschiedlichen Befragungen verwendet wurden, kann somit kein erschöpfender oder gar formal-statistisch zuverlässiger Anspruch erhoben werden. Die Ergebnisse geben Tendenzen wieder und zeigen die Differenzierung der Hochschularten.

Mehrheit mit dem Studium zufrieden

In den Absolventenbefragungen des Befragungsjahres 2014 bewerteten die Absolventinnen und Absolventen das Studium rückblickend grundsätzlich als positiv. An den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (89 %) und der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (86 %) waren fast neun von zehn Absolventinnen und Absolventen zufrieden oder sogar sehr zufrieden. Betrachtet man nur die Lehramtsabsolventinnen und -absolventen der Pädagogischen Hochschulen äußerten sich hier 66 % als sehr zufrieden oder zufrieden.4

Im Nachhinein würden an allen befragten Hochschulen mindestens neun von zehn Absolventinnen und Absolventen wieder bzw. eher wieder studieren.5 Mit 90 % würden die antwortenden Absolventinnen und Absolventen der Dualen Hochschule Baden-Württemberg und mit 93 % die Bachelorabsolventinnen und -absolventen der Pädagogischen Hochschulen am meisten definitiv wieder studieren. Für die Lehramtsabsolventinnen und -absolventen verzeichneten hier die Pädagogischen Hochschulen mit 75 % niedrigere Werte, wobei auch hier der Vergleich mit anderen ehemaligen Lehramtsstudierenden gezogen werden müsste. Lediglich jeweils 1 % würden sich definitiv gegen ein Studium entscheiden.

Übergang ins Berufsleben

Für die Absolventinnen und Absolventen der Hochschulen stellt der Übergang vom Studium in den Beruf eine wichtige Phase dar. Die Bewerbungsphase der Absolventinnen und Absolventen wird dabei neben der Lage auf dem Arbeitsmarkt und dem Suchverhalten einerseits andererseits auch vom jeweiligen Hochschulsystem beeinflusst. 69 % der Absolventinnen und Absolventen der Dualen Hochschule Baden-Württemberg waren nach Abschluss ihres Studium überhaupt nicht auf der Suche nach einer Stelle, da sie aufgrund des dualen Studiensystems mit einem Praxispartner in ihrer Ausbildungsstätte verblieben sind. Unter den Absolventinnen und Absolventen der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften zeigte sich wiederum die klassische Bewerbungsphase. Nur 23 % gaben an, nicht auf der Suche gewesen zu sein. Hauptgrund für den Verzicht auf Stellensuche war hierbei, neben der Aufnahme einer Beschäftigung ohne Bewerbung der Entschluss, ein weiteres Studium zu absolvieren. Ebenso sagten 22 % der Lehramtsabsolventinnen und -absolventen der Pädagogischen Hochschule, dass sie nach Abschluss ihres Studiums nicht auf der Suche nach einer Erwerbstätigkeit waren. 6 % gaben hier zudem an, dass sie sich zum Zeitpunkt der Befragung noch im Vorbereitungsdienst befanden.

Für diejenigen Absolventinnen und Absolventen, die nach ihrem Studium erfolgreich auf der Suche nach einem Arbeitsplatz waren, wurde die Dauer ihrer Bewerbungsphasen, die Anzahl ihrer Bewerbungen (schriftlich postalisch bzw. online) und die Zahl ihrer Bewerbungsgespräche näher untersucht. Daraus ergeben sich weitere Informationen über die Integrationsfähigkeit in den Arbeitsmarkt. Die Absolventinnen und Absolventen der Pädagogischen Hochschulen hatten im Durchschnitt mit einer Bewerbungsphase von 1,3 Monaten den schnellsten Berufseinstieg. Zudem fanden hier neun von zehn Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger nach spätestens 3 Monaten eine Stelle. Über die Hälfte (55 %) fand nach weniger als einem Monat eine Stelle. Beim Vergleich mit den anderen Hochschulen muss bezüglich der genannten Werte das spezielle Bewerbungs- bzw. Ausschreibungsverfahren über Listen für die Lehramtsabsolventinnen und -absolventen berücksichtigt werden. Die erfolgreich suchenden Absolventinnen und Absolventen der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (2,5 Monate) und Dualen Hochschule Baden-Württemberg (2,4 Monate) benötigten etwas länger für den erfolgreichen Berufseinstieg.

Nach bis zu 3 Monaten waren fast acht von zehn (DHBW: 78 %, HAW: 77 %) Absolventinnen und Absolventen dieser Hochschularten bei ihrer Stellensuche erfolgreich. Im Vergleich der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (13,3 Versuche) und der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (13 Versuche) stellten sich fast keine Unterschiede ein. Die Absolventinnen und Absolventen beider Hochschulen benötigten zudem durchschnittlich 3,1 Bewerbungsgespräche bis zum erfolgreichen Berufseinstieg.

Mehrzahl mit klassischer Erwerbstätigkeit, aber auch weiteres Studium attraktiv

Für den beruflichen Erfolg sind neben dem formalen Abschluss auch praktische Erfahrungen wichtig. Neben den Ausbildungsphasen bzw. Praktika stellen Auslandsaufenthalte dabei eine weitere wesentliche Zusatzqualifikation dar. Sie erhöhen die Chancen auf dem Arbeitsmarkt und erleichtern den Berufseinstieg. Jede dritte Absolventin bzw. jeder dritte Absolvent an den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (34 %) und an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (35 %) integrierte einen Auslandsaufenthalt in das Studium. An den Pädagogischen Hochschulen war es genau ein Viertel.

In ihrer derzeitigen (aktuellen) Phase zum Befragungszeitraum hatten mindestens 78 % aller befragten und teilnehmenden Absolventinnen und Absolventen eine Erwerbstätigkeit im Angestellten- oder Beamtenverhältnis inne bzw. waren selbstständig. Wie interessant ein weiteres Studium bzw. eine Promotion für die Absolventinnen und Absolventen ist, zeigen die Zahlen – 14 % der ehemaligen Studierenden der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften und 13 % der DHBW absolvierten in ihrer aktuellen Phase noch ein weiteres Studium bzw. promovierten. Von den Lehramtsabsolventinnen und -absolventen der Pädagogischen Hochschule gaben nur 4 % an, weiter zu studieren bzw. zu promovieren. Hier ist zu berücksichtigen, dass das Studium mit dem Vorbereitungsdienst und für den befragten Absolventenjahrgang auch noch mit dem Staatsexamen geendet hat. Unter den Absolventinnen und Absolventen dieser Hochschulart waren 6 % zum Zeitpunkt der Befragung arbeitsuchend bzw. arbeitslos. Mit 5 %, die sich in ihrer aktuellen Phase in Elternzeit bzw. Kindererziehung6 befanden, stellten die Lehramtsabsolventinnen und -absolventen an Pädagogischen Hochschulen hier den größten Anteil in dieser Kategorie im Vergleich der Hochschulen.

Mit 93 % (DHBW) und 87 % (HAW) waren die Absolventinnen und Absolventen der Hochschulen zum großen Teil in ihrer derzeitigen beruflichen Phase in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis, mit 83 % folgten die Pädagogischen Hochschulen. Demnach hatten zum Zeitpunkt der Befragung 15 % der Absolventinnen und Absolventen der Pädagogischen Hochschule einen befristeten Arbeitsvertrag (3 % sonstige Beschäftigungsverhältnisse). Mit 22 % waren diese Absolventinnen und Absolventen auch am meisten in Teilzeit beschäftigt (HAW: 5 %, DHBW: 4 %).

Berufliche Situation entspricht den Erwartungen

Um den Nutzen bzw. Ertrag des Studiums im weiteren Sinne zu erfassen, wurden die Absolventinnen und Absolventen auch nach der Angemessenheit ihrer derzeitigen beruflichen Situation gefragt. Die Informationen dienen einerseits den Hochschulen zur Prüfung ihres Angebots, andererseits ergeben sich durch die Bewertung berufsspezifischer Aspekte auch Verbesserungspotential und interessante Hinweise für die Arbeitgeber. Bei mindestens jeder vierten Absolventin bzw. jedem vierten Absolventen erfüllten sich die Erwartungen zu Studienbeginn in der beruflichen Situation. Mit 46 % (DHBW) bzw. 45 % (PH) und fast der Hälfte antworteten die Absolventinnen und Absolventen mit sehr starker bzw. starker Ausprägung auf diese Frage. 20 % der Absolventinnen und Absolventen der Pädagogischen Hochschule empfanden ihre Beschäftigungssituation in Bezug auf die Informationsvermittlung vor dem Studium als nicht zufriedenstellend und bewerteten diese Frage mit einer geringen bzw. sehr geringen Ausprägung.

Es zeigt sich zudem, dass die Absolventinnen und Absolventen mit ihrer beruflichen Position im Durchschnitt (sehr) zufrieden waren (PH: 85 %, DHBW: 81 %, HAW: 80 %). Die zukünftigen Lehrerinnen und Lehrer der Pädagogischen Hochschule waren mit der Familienfreundlichkeit im Beruf deutlich zufriedener7 (76 %) als die Absolventinnen und Absolventen der anderen Hochschularten (HAW, DHBW: 66 %). Ein ähnliches Bild zeigte sich in der Bewertung des Gehalts/Einkommen. Mit 68 % waren hier die Absolventinnen und Absolventen der Pädagogischen Hochschulen wiederum am zufriedensten (DHBW: 67 %, HAW: 64 %).

Fazit

Die Untersuchung zeigt anhand unterschiedlicher Betrachtungsweisen die Vielfalt der baden-württembergischen Hochschullandschaft und die Charakteristika der Hochschulabschlüsse. Trotz der aufgezeigten Unterschiede bewegen sich die Ergebnisse insgesamt auf einem hohen Niveau der Zufriedenheit mit dem Studium und zeigen die gute Integration der Absolventinnen und Absolventen in den Arbeitsmarkt. Die Befragungen liefern wichtige Ergebnisse über berufliche Erfahrungen sowohl vor als auch nach dem erfolgreichen Studium. Neben einer differenzierten Bewertung der beruflichen Situation liefern die Erhebungen auch wertvolle Daten über die Zufriedenheit studienbezogener bzw. praxisorientierter Aspekte und geben einen Überblick über Verbesserungs- und Förderungsbedarfe. Die Ergebnisse dienen potentiellen Studierenden zur Information und den Hochschulen zur Qualitätssicherung.