:: 11/2016

Die wirtschaftliche Lage in Afrika: Zwischen Aufschwung und andauernden Herausforderungen

Eine Analyse anhand der Handelsverflechtungen mit Baden-Württemberg und Deutschland

Unter den zehn wachstumsstärksten Ländern der Welt befanden sich im Jahr 2014 mit dem Tschad (+ 10,4 %), Äthiopien (+ 9,9 %), der demokratischen Republik Kongo (+ 9,5 %), den Seychellen (+ 8,7 %), den Malediven (+ 8,5 %) sowie der Elfenbeinküste (+ 8,5 %) insgesamt sechs afrikanische Staaten. Auch im kontinentalen Vergleich zeigt sich, dass Afrika aktuell der wirtschaftlich am schnellsten wachsende Erdteil ist. So lag die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate der vergangenen 20 Jahre in Afrika mit 4,3 % sogar knapp über jener aus Asien (4,2 %).

Dies dürften wohl die Gründe dafür sein, warum Afrika immer häufiger zur Wachstumsregion der Zukunft stilisiert wird. Der Tenor dabei ist oft überschwänglich. So ist etwa die Rede von Afrika als zukünftigem »globalen Motor« oder dem »afrikanischen Wirtschaftswunder«.1 Weniger Beachtung finden in diesem Zusammenhang hingegen oftmals folgende Tatsachen: Afrika ist nach wie vor der Kontinent mit dem niedrigsten Industrialisierungsgrad. Auch sind die meisten afrikanischen Länder noch immer weit von einem Strukturwandel entfernt und daher kaum in globale Wertschöpfungsketten eingebunden. Zudem ist die Anzahl der in Armut lebenden Personen in den vergangenen Jahren sogar noch gestiegen.2

Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel des vorliegenden Beitrags, einen objektiven Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung Afrikas in den letzten Jahren zu werfen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf den Handelsverflechtungen zwischen Afrika und Baden-Württemberg bzw. Deutschland.

Das hohe Wirtschaftswachstum Afrikas in den letzten 20 Jahren …

Die wirtschaftliche Entwicklung des afrikanischen Kontinents seit den 1960er-Jahren, als die meisten Länder die Unabhängigkeit von ihren Kolonialmächten zurückgewonnen haben, lässt sich grob in drei unterschiedliche Phasen einteilen. Während sich das erste Jahrzehnt nach der Unabhängigkeit in vielen Ländern durch starkes, aber nur kurz anhaltendes Wachstum auszeichnete, war der Zeitraum von den frühen 1970er-Jahren bis Mitte der 1990er-Jahre vor allem durch ein Zusammenspiel von eigennütziger Bereicherung in den herrschenden Eliten und verschiedenen externen Schocks geprägt.3 Diese Faktoren resultierten in deutlich geringeren durchschnittlichen Wachstumsraten Afrikas (+ 2,9 %) gegenüber dem asiatischen Kontinent (+ 4,8 %) und Amerika (+ 3,3 %). Die ökonomische Kehrtwende sollte sich erst Mitte der 1990er-Jahre einstellen. Von 1995 bis 2014 konnte Afrika das höchste Wachstum aller Kontinente realisieren und lag mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate in Höhe von 4,3 % sogar noch knapp vor Asien (+ 4,2 %) sowie deutlich vor Ozeanien (+ 3,2 %), Amerika (+ 2,6 %) und Europa (1,8 %). Insgesamt wuchs das afrikanische Bruttoinlandsprodukt (BIP) real um beachtliche 124 % in den letzten 20 Jahren.

Dieses zuletzt überdurchschnittlich hohe Wachstum beruhte dabei zu einem wesentlichen Teil auf Preissteigerungen bei Energieträgern und anderen Rohstoffen, welche sich insbesondere aus einer stark gestiegenen Nachfrage der BIC-Länder4, allen voran aus China, ergaben. Dementsprechend sind die vergleichsweise geringen afrikanischen Wachstumsraten der Jahre 2013 (+ 2,1 %) und 2014 (+ 3,7 %) auf den Preisverfall bei Rohöl und die abgeschwächte Wachstumsdynamik der BIC-Länder zurückzuführen.

… relativiert sich bei Berücksichtigung des niedrigen Ausgangsniveaus

Auf den ersten Blick scheint das Bild einer überaus dynamischen wirtschaftlichen Entwicklung Afrikas in den beiden zurückliegenden Jahrzehnten also gerechtfertigt zu sein. Dabei sollten jedoch zwei Aspekte relativierend berücksichtigt werden. Erstens ist Afrika momentan nicht nur der wirtschaftlich, sondern auch der demografisch am schnellsten wachsende Kontinent.5 So lagen die Zuwächse des realen BIP pro Kopf mit durchschnittlich 1,7 % pro Jahr im Zeitraum von 1995 bis 2014 aufgrund des überproportionalen Bevölkerungswachstums deutlich unter jenen des absoluten BIP. Mit 2,9 % war die durchschnittliche Pro-Kopf-Wachstumsrate in Asien zudem deutlich höher als in Afrika.6 Die absolute Anzahl der in Armut lebenden Personen hat laut einer Studie des German Institute of Global and Area Studies (GIGA) während der besagten Wachstumsphase sogar noch zugenommen.7 Ein wesentlicher Grund hierfür ist, dass das auf Rohstoffexporten basierende Wachstum der Wirtschaft zuletzt noch weitgehend vom Beschäftigungswachstum abgekoppelt war und somit sehr ungleich zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen verteilt wurde.8

Zweitens startete Afrika seinen wirtschaftlichen Aufholprozess von einem äußerst geringen Ausgangsniveau, denn trotz der beachtlichen Wachstumsraten der letzten 20 Jahre entspricht der Anteil Afrikas am Welt-BIP gerade einmal 2,8 %. Damit übersteigt die Wirtschaftskraft Afrikas jene Ozeaniens lediglich um 0,8 Prozentpunkte und das trotz der Tatsache, dass Afrika immerhin rund 22 % der gesamten Landfläche ausmacht und knapp 16 % der Weltbevölkerung stellt. Seit 1995 ist der Anteil Afrikas am Welt-BIP lediglich um 0,7 Prozentpunkte gestiegen – eine wirtschaftliche Konvergenz mit den anderen Kontinenten, die zwar allesamt weniger stark, dafür allerdings von einem höheren Grundniveau aus wuchsen, hat demzufolge nicht stattgefunden.

Darüber hinaus zeigt sich, dass sich der Großteil der afrikanischen Wirtschaftsleistung auf nur wenige Staaten konzentriert. So erwirtschafteten im Jahr 2014 mit Südafrika (20,4 %), Nigeria (19 %), Ägypten (8,6 %), Algerien (8,2 %), Marokko (5,7 %), Angola (4,1 %) und Tunesien (2,7 %) nur sieben der insgesamt 56 Staaten, das heißt ein Achtel aller afrikanischen Länder, über zwei Drittel der gesamten afrikanischen Wirtschaftsleistung.

Der Außenhandel Baden-Württembergs und Deutschlands mit Afrika…

Zudem spiegeln die Handelsverflechtungen zwischen Afrika und Baden-Württemberg bzw. Deutschland beispielhaft wider, dass der afrikanische Kontinent noch immer kaum in den globalen Handel eingebunden ist. Denn gemessen am Gesamtumfang des Außenhandels spielt der Warenverkehr mit Afrika sowohl für Baden-Württemberg als auch für Deutschland eine untergeordnete Rolle. So wurden von den gesamten baden-württembergischen Einfuhren des vergangenen Jahres in Höhe von rund 156 Mrd. Euro lediglich Waren im Wert von rund 4 Mrd. Euro aus Afrika importiert. Dies entspricht einem Anteil von 2,6 % der baden-württembergischen Gesamteinfuhren. Dem standen Importe in Höhe von 110,6 Mrd. Euro (70,9 %) aus Europa gegenüber. Aus asiatischen bzw. amerikanischen Ländern wurden 16,6 % bzw. 9,8 % aller eingeführten Waren importiert.

Die Gesamtausfuhren Baden-Württembergs bezifferten sich im Jahr 2015 auf 194,8 Mrd. Euro. Mit 3,4 Mrd. Euro entfiel davon ein Anteil von 1,8 % auf Abnehmer aus afrikanischen Ländern, woraus sich ein Importüberschuss in Höhe von 0,6 Mrd. Euro ergab. Auch bei den hiesigen Exporten dominierten mit einem Anteil von 61,4 % europäische Handelspartner vor Abnehmern aus Asien (19,2 %) und Amerika (16,8 %). Während über die letzten Jahre hinweg insbesondere Asien und Amerika ihre Rolle als Handelspartner Baden-Württembergs stärken konnten, war das Außenhandelsvolumen Afrikas sogar insgesamt leicht rückläufig. Anteilsmäßig lagen der Außenhandel Baden-Württembergs und der des gesamten Bundesgebiets mit Afrika 2015 auf einem recht ähnlichen Niveau. So belief sich der Anteil afrikanischer Länder an den bundesweiten Ein- und Ausfuhren auf 1,9 % bzw. 2 %. Dies entspricht in etwa der außenwirtschaftlichen Bedeutung Schwedens. Betrachtet man allerdings die absoluten Zahlen so ergibt sich im Gegensatz zu Baden-Württemberg für Deutschland ein Exportüberschuss in Höhe von 6,2 Mrd. Euro, da den 24,1 Mrd. Euro an nach Afrika ausgeführten Waren lediglich Importe in Höhe von 17,9 Mrd. Euro gegenüberstehen.

Aus afrikanischer Perspektive belegte Deutschland mit einem Anteil von 2,6 % an allen aus Afrika exportierten Waren zuletzt Rang 12 unter den wichtigsten Abnehmerländern. Auf den ersten beiden Plätzen befanden sich Italien (6,4 %) und die USA (6,2 %). Aufgrund der traditionell hohen Exportorientierung spielte Deutschland bei Afrikas Importen eine bedeutendere Rolle und nahm mit einem Anteil von 5,8 % der Gesamteinfuhren den zweiten Rang hinter China (13,2 %) ein.9

… konzentriert sich auf nur wenige Gütergruppen

Betrachtet man die Warenstruktur des baden-württembergischen und des bundesweiten Außenhandels mit Afrika, so findet sich auf der Importseite erneut ein Beleg für die bereits an anderer Stelle angesprochene hohe Bedeutung von Rohstoffexporten für Afrika. Denn die Position »Erdöl und Erdgas« entsprach 2015 in Baden-Württemberg knapp der Hälfte (49,1 %) und in Deutschland knapp einem Drittel (32,4 %) aller Einfuhren mit Herkunft Afrika und stand somit mit deutlichem Abstand an erster Stelle der importierten Güter. Am zweithäufigsten wurden jeweils Produkte aus der Warengruppe »Kraftwagen und Kraftwagenteile« aus Afrika eingeführt, die in Baden-Württemberg 17,8 % und bundesweit 12,1 % der Importe aus Afrika abdeckten.10 Insgesamt konzentrieren sich die aus Afrika bezogenen Waren auf nur wenige Gütergruppen. Denn berücksichtigt man neben Erdöl und Erdgas sowie Kraftwagen und Kraftwagenteile auch noch die jeweils am dritthäufigsten eingeführte Warenkategorie (Maschinen für Baden-Württemberg und Erzeugnisse der Landwirtschaft und Jagd für das gesamte Bundesgebiet), so entsprechen diese drei Posten in Baden-Württemberg beinahe drei Viertel (73,5 %) und in Deutschland immerhin deutlich mehr als die Hälfte (55,9 %) aller aus Afrika bezogenen Waren.

Die Gewichtung auf Exportseite ist hingegen weitgehend identisch mit der Struktur der weltweit aus Baden-Württemberg und Deutschland ausgeführten Waren. So werden insgesamt über drei Viertel (77,1 %) der baden-württembergischen Exporterlöse durch Verkäufe von Waren der Gütergruppen Kraftwagen und Kraftwagenteile, Maschinen, elektrische Ausrüstungen sowie chemische Erzeugnisse generiert. Für das gesamte Bundesgebiet beläuft sich der entsprechende Wert auf 61,3 %. Beim Vergleich der Handelsbeziehungen Baden-Württembergs und Deutschlands mit Afrika offenbart sich einmal mehr die herausragende Bedeutung des baden-württembergischen Fahrzeugbaus. Während hierzulande 41,3 % der Ausfuhren Richtung Afrika aus Kraftwagen und Kraftwagenteile bestanden, wurde bundesweit lediglich rund jeder vierte Euro (25,8 %) aus Lieferungen von Gütern dieser Warengruppe erzielt.

Südafrika als bedeutendster Handelspartner

Mit welchen afrikanischen Staaten unterhalten Baden-Württemberg und Deutschland die ausgeprägtesten Handelsbeziehungen? Tabelle 2 verdeutlicht, dass sich ein nennenswerter Außenhandel lediglich auf sieben Staaten konzentriert. Ersetzt man Angola durch Libyen, handelt es sich um dieselben Staaten, die wie in Schaubild 2 dargestellt im Jahr 2015 knapp 70 % der afrikanischen Wirtschaftsleistung generierten. So wurden im vergangenen Jahr von allen baden-württembergischen und bundesweiten Afrika-Importen rund 97 % bzw. 84 % aus den Ländern Ägypten, Algerien, Libyen, Marokko, Nigeria, Südafrika und Tunesien bezogen. Gleichzeitig wurden rund 89 % bzw. 83 % der Ausfuhren von Baden-Württemberg und Deutschland auf den afrikanischen Kontinent in diese sieben Staaten geliefert.

Bedeutendster afrikanischer Handelspartner Baden-Württembergs und Deutschlands war im Jahr 2015 erneut Südafrika. Mit Ausfuhren im Wert von gut 1,6 Mrd. Euro bzw. 9,6 Mrd. Euro und einem Anteil von 47,5 % bzw. 40 % an allen Ausfuhren mit einem afrikanischen Zielland war das Land an der Südspitze Afrikas der mit Abstand wichtigste Exportmarkt für baden-württembergische und deutsche Waren auf dem afrikanischen Kontinent. Zugleich war Südafrika 2015 bedeutsamstes Herkunftsland baden-württembergischer und deutscher Einfuhren aus Afrika. So war im vergangenen Jahr rund ein Drittel (33,1 %) aller deutschen Importe aus Afrika südafrikanischen Ursprungs. Für Baden-Württemberg fiel der entsprechende Wert zuletzt um 3,7 Prozentpunkte niedriger aus und bezifferte sich somit auf 29,4 %.

An erster Stelle der baden-württembergischen Ausfuhren nach Südafrika standen im Jahr 2015 Kraftwagen- und Kraftwagenteile sowie Maschinen. Deutschlandweit fallen auf der Exportseite zusätzlich die Gütergruppen chemische Erzeugnisse, Datenverarbeitungsgeräte, elektronische und optische Erzeugnisse sowie elektrische Ausrüstungen ins Gewicht. Insbesondere Maschinen sowie Kraftwagen und Kraftwagenteile werden allerdings ebenso in umgekehrter Richtung gehandelt. So sind beispielsweise in Baden-Württemberg 97,5 % bzw. 89,7 % aller Afrika-Importe in diesen beiden Warengruppe auf Einfuhren aus Südafrika zurückzuführen. Auf Bundesebene werden zusätzlich Metalle und Erze in nennenswerten Umfang aus Südafrika importiert. Darüber hinaus kann das Land am Kap einen Großteil der im weltweiten Vergleich recht spärlichen Direktinvestitionen nach Afrika für sich verbuchen (vergleiche i-Punkt).

Aus Ägypten, Algerien, Libyen sowie Nigeria bezogen sowohl Baden-Württemberg als auch Deutschland 2015 vorzugsweise Erdöl und Erdgas. Insgesamt stammten 96,5 % aller baden-württembergischen und 92,6 % der bundesweiten Erdgas- und Erdöl-Importe aus Afrika von diesen vier Staaten. Algerien war mit 35 % aller afrikanischen Erdgas- und Erdöl-Einfuhren im vergangenen Jahr für Baden-Württemberg der Hauptlieferant dieser Warengruppe. Auf Bundesebene entfiel diese Rolle auf Nigeria (30,1 %).

Fazit

Die überdurchschnittlich hohen Wachstumsraten Afrikas in den vergangenen 2 Jahrzehnten täuschen zum Teil über die anhaltenden und tiefgreifenden Entwicklungsprobleme des Kontinents hinweg. Der vergleichsweise geringe Umfang und die Struktur des Warenverkehrs zwischen Afrika und Baden-Württemberg bzw. Deutschland verdeutlicht beispielhaft, dass der Großteil der afrikanischen Länder noch immer kaum in die internationalen Wertschöpfungsketten eingebunden ist, und wenn, dann hauptsächlich als Lieferant von Rohstoffen. Laut einer Studie der Afrikanischen Entwicklungsbank lassen sich allein 25 % des gesamten afrikanischen Wirtschaftswachstums zwischen den Jahren 2000 bis 2010 auf den Preisanstieg bei Rohstoffen zurückführen.11 Dieses zu einem nicht unerheblichen Teil auf dem Abbau nicht erneuerbarer Ressourcen beruhende Wachstum ist allerdings auf längere Frist weder nachhaltig noch können dadurch in größerem Umfang neue Jobs geschaffen werden. Darüber hinaus hemmen eine mangelhafte Infrastruktur, schwache Institutionen (vor allem unzureichende Rechtssicherheit und Korruption), politische Instabilität sowie immer wiederkehrende bewaffnete Konflikte noch immer vielerorts eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung.12

Gibt es in Anbetracht dieser ganzen Reihe von Hindernissen auch Aspekte die darauf hindeuten, dass Afrika sein immenses wirtschaftliches Potential zukünftig besser entfalten kann? Ja, denn zum einen ist es angesichts der wohl weiter wachsenden Lohndifferenz zwischen Afrika und China sowie weiterer asiatischer Länder durchaus möglich, dass der Kontinent diese Staaten aufgrund von Kostenvorteilen als wichtigen Produktionsstandort zukünftig ablösen wird. Zum anderen bietet die demografische Entwicklung des Kontinents neben gewissen Risiken auch enorme Chancen. Hochrechnungen zufolge würde sich Afrikas Bevölkerung bereits in den nächsten 35 Jahren in etwa verdoppeln.13 Im Jahr 2050 dürfte der afrikanische Kontinent somit die einzige Region mit einer wachsenden Anzahl von Personen im erwerbsfähigen Alter und einem abnehmenden Abhängigkeitsquotienten14 sein. Wenn hierfür die richtigen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen geschaffen werden, bietet allein diese Tatsache die Möglichkeit, eine sogenannte demografische Dividende in Form höherer Pro-Kopf Einkommen zu realisieren.

Zudem hat sich in Afrika bereits heute eine wachsende Mittelschicht mit steigender Konsumneigung herausgebildet. Demzufolge dürften zukünftig nicht nur die Warenimporte aus dem Ausland zunehmen, sondern zugleich auch der Bedarf an heimischen Produktionsstätten steigen. Dies könnte einerseits eine Vielzahl neuer Jobs in Afrika entstehen lassen und der baden-württembergischen und deutschen Exportwirtschaft andererseits möglicherweise neue Absatzchancen eröffnen.

1 Äußerst positive Einschätzungen der wirtschaftlichen Entwicklungen Afrikas finden sich unter anderem in Sommerfeldt, Nando/Zschäpitz, Holger: 2025 – Afrika ist der globale Motor, Börse Stuttgart, Marktmacher 02/2014 und McKinsey Global Institute, Lions on the move: The progress and potential of African economies, Washington DC, 2010.

2 Kappel, Robert: Afrika: weder hoffnungsloser Fall noch Aufstiegswunder, GIGA Focus Afrika, 9/2013.

3 Auch heute noch gilt Korruption als eines der größten Hindernisse für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung in Afrika. So rangierten im 2016 veröffentlichten Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International beinahe drei Viertel aller afrikanischen Staaten in der unteren Hälfte der Skala.

4 Zu den BIC-Staaten gehören Brasilien, Indien und China.

5 Während die Bevölkerung in Asien, Amerika, Europa und Ozeanien in den vergangenen 20 Jahren lediglich um rund 25 %, 26 %, 2 % bzw. 34 % zunahm, verzeichnete Afrika ein Bevölkerungszuwachs von knapp 61 %.

6 Das Pro-Kopf-Wachstum in Amerika (1,3 %) und Ozeanien (1,6 %) war trotz der schwächeren Bevölkerungszunahme geringer als in Afrika. Europa verzeichnete hingegen aufgrund der deutlich geringeren Bevölkerungszunahme dieselbe durchschnittliche Pro-Kopf Wachstumsrate des BIP wie Afrika.

7 Kappel, Robert: Afrika: weder hoffnungsloser Fall noch Aufstiegswunder, GIGA Focus Afrika, 9/2013.

8 Kappel, Robert/Müller, Marie: Breites Wirtschaftswachstum in Afrika – die große Wende? GIGA Focus Afrika, 6/2007.

9 Allafi, Sabine/Koch, Julia: Aussenhandel mit Afrika, Statistisches Bundesamt, WISTA, 3/2015.

10 Dabei stammen in Baden-Württemberg knapp 90 % und bundesweit knapp 70 % aller aus Afrika importierten Kraftwagen und Kraftwagenteile aus Südafrika. Vergleiche hierzu auch den Abschnitt »Südafrika als bedeutenster Handelspartner« sowie den i-Punkt.

11 African Development Bank: Africa 2050: Realizing the Continent‘s Full Potential, Oxford University Press, 2014.

12 Pohl, Birte/Kappel, Robert: Wie leistungsfähig sind die Ökonomien Afrikas? GIGA Focus Afrika, 9/2012.

13 African Development Bank, OECD, UN Development Programme: Regional Development and Spatial Inclusion, African Economic Outlook 2015, 2015.

14 Der Abhängigkeitsquotient stellt das Verhältnis der wirtschaftlich abhängigen Altersgruppen, das heißt Personen, die noch nicht bzw. nicht mehr im erwerbsfähigen Alter sind zur Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter dar.