:: 3/2017

Absolventenbefragung an den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften im Jahr 2015

Wie verläuft der Berufseinstieg nach dem Studium?

Bereits zum achten Mal in Folge wurden die Absolventinnen und Absolventen der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg zum Übergang ins Berufsleben und zur beruflichen Situation befragt. Insgesamt zeichnete sich bei der aktuellen Befragung erneut ein sehr positives Ergebnis ab. Die Absolventenbefragung zeigte, dass ein Studium an den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften mit sehr guten Perspektiven für den Eintritt ins Berufsleben verbunden ist. Die Mehrheit der Absolventinnen und Absolventen befindet sich 2 bzw. 5 Jahre nach Studienabschluss in einem Angestellten- oder Beamtenverhältnis und kann einen unbefristeten Arbeitsvertrag vorweisen. Besonders gut bewerten die Absolventinnen und Absolventen das Arbeitsklima ihrer derzeitigen Beschäftigung. Die Aufstiegsmöglichkeiten werden hingegen deutlich kritischer beurteilt.

4 632 Teilnehmende an der Befragung

Seit der ersten Erhebung im Jahr 2008 führt das Statistische Landesamt im Auftrag des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst sowie der beteiligten 19 Hochschulen für Angewandte Wissenschaften jährlich die Befragung der Absolventinnen und Absolventen durch (siehe i-Punkt »Befragungsjahre und Prüfungsjahre«).

Die Absolventenbefragung im Jahr 2015 umfasste 27 510 Absolventinnen und Absolventen aus den Prüfungsjahren 2010 und 2013, die um Beteiligung an der freiwilligen Online-Befragung gebeten wurden. Um an der Umfrage teilnehmen zu können, wurde den ehemaligen Studierenden postalisch oder elektronisch eine Zugangskennung und ein Passwort zugesandt. Mit diesen Zugangsdaten konnten sie sich online im Erhebungsportal anmelden und im Zeitraum vom 15. Juli bis zum 15. Oktober 2015 die Fragen zum Studium und zum Übergang ins Erwerbsleben beantworten sowie ihre berufliche Tätigkeit beurteilen. Insgesamt nahmen 4 632 Absolventinnen und Absolventen an der Befragung 2015 teil und gingen in die Auswertung ein, was einer Rücklaufquote von 16,8 % entspricht. Nach Abzug der nicht erreichbaren Absolventinnen und Absolventen (Ausfälle durch Nichterreichbarkeit der Zielperson) von der Grundgesamtheit ergibt sich für die Absolventenbefragung 2015 an den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften eine Ausschöpfungsquote von 22,1 %.

Über 90 % der Absolventinnen und Absolventen bei der Stellensuche erfolgreich

Dem Großteil der Absolventinnen und Absolventen der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften, die nach dem Studium auf Stellensuche waren, gelang ein sehr guter Start auf dem Arbeitsmarkt. So fanden mehr als neun von zehn suchenden Absolventinnen und Absolventen (93 %) im Anschluss an ihr Studium eine Erwerbstätigkeit. Lediglich 121 Absolventinnen und Absolventen (4 %) waren bei ihrer Suche nicht erfolgreich und 119 Absolventinnen und Absolventen (3 %) wählten die Antwortoption »trifft nicht zu«. Nahezu drei Viertel (74 %) begannen bereits während des Studiums nach einer Erwerbstätigkeit, einem Praktikum, einer Selbstständigkeit oder einer weiteren Berufsausbildung zu suchen. Über ein Viertel (26 %) suchte erst nach Abschluss des Studiums nach einer neuen Tätigkeit.

Auf die Frage, wie sie ihre erste Erwerbstätigkeit fanden, nannten mit einem Anteil von 43 % die meisten Absolventinnen und Absolventen die Antwortoption »durch das Internet«. Mit deutlichem Abstand folgten die Antwortmöglichkeiten »durch die selbstständige Kontaktierung des Arbeitgebers« (25 %) sowie »durch ein Praktikum während des Studiums« (22 %). Vom Arbeitgeber direkt angesprochen wurden 17 % der in der Bewerbungsphase Erfolgreichen. Durch Familie, Freunde oder Bekannte fanden 13 % eine Stelle. Der »klassische« Weg über eine Annonce in der Zeitung führte bei 7 % der Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmer zum Erfolg. Durch die Hilfe der Hochschule oder private Vermittler fanden jeweils 5 % eine Beschäftigung und 4 % verhalf die Agentur für Arbeit zum Einstieg in den Beruf. Weniger relevant war der Weg in die Erwerbstätigkeit durch die Aufnahme einer unternehmerischen Selbstständigkeit (1 %). Mehrfachnennungen waren bei dieser Fragestellung möglich.

Die Suchenden und bei der Stellensuche dann auch erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften benötigten im Durchschnitt 2,6 Monate (Median: 2 Monate), 13,8 Bewerbungsversuche (Median: fünf Versuche) und 3,1 Bewerbungsgespräche (Median: zwei Gespräche). Nahezu ein Drittel (32 %) der Absolventinnen und Absolventen gab an, für die erfolgreiche Suche weniger als 1 Monat gebraucht zu haben. Insgesamt kamen drei Viertel der erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen (75 %) nach spätestens 3 Monaten Suche unter. Lediglich 273 Absolventinnen und Absolventen (8 %) benötigten länger als ein halbes Jahr. Etwa zwei Drittel der Befragten (62 %) kamen mit weniger als zehn Bewerbungsversuchen zum Erfolg. 45 Absolventinnen und Absolventen (1 %) schrieben dagegen mehr als 100 Bewerbungen. Nahezu vier von fünf Absolventinnen und Absolventen (79 %) führten weniger als fünf Bewerbungsgespräche, zehn und mehr Gespräche gaben 186 Absolventinnen und Absolventen (6 %) an.

Geringe Arbeitslosigkeit unter den Absolventinnen und Absolventen

Neben der Analyse des Übergangs vom Studium ins Berufsleben wurden die Absolventinnen und Absolventen auch gebeten, Angaben über die berufliche Situation zu tätigen. Um Entwicklungen bei den beruflichen Tätigkeiten abbilden zu können, wurde dabei nicht nur nach der ersten Beschäftigung direkt nach dem Studium (»erste Phase«), sondern auch nach der Tätigkeit zum Zeitpunkt der Erhebung (»derzeitige Phase«) gefragt. In der ersten Phase direkt nach dem Studium hatten 57 % der 4 537 auf diese Frage antwortenden Absolventinnen und Absolventen eine Erwerbstätigkeit im Angestellten- oder Beamtenverhältnis inne. Nahezu ein Viertel der Absolventinnen und Absolventen (23 %) nahm ein weiteres Studium oder eine Promotion auf. Auf Arbeitssuche waren direkt nach dem abgeschlossenen Studium 9 % der Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmer, ein unbezahltes oder bezahltes Praktikum absolvierten 4 %. Selbstständig machten sich 86 Absolventinnen und Absolventen (2 %), eine Berufsausbildung oder ein Referendariat begannen lediglich 41 Absolventinnen und Absolventen (1 %) im Anschluss an ihr Studium.

In der beruflichen Phase zum Zeitpunkt der Erhebung war der Anteil der Absolventinnen und Absolventen in einem Angestellten- oder Beamtenverhältnis mit 75 % deutlich höher als in der ersten Phase (+18 Prozentpunkte). 15 % studierten oder waren mit ihrer Promotion beschäftigt (−8 Prozentpunkte). In der derzeitigen Phase befanden sich lediglich noch 125 ehemalige Studierende (3 %) auf Arbeitssuche (−6 Prozentpunkte). Nur 19 Absolventinnen und Absolventen gingen einem (un-)bezahlten Praktikum nach (−4 Prozentpunkte). Wie auch schon in der ersten Phase gaben 2 % an, selbstständig zu sein und 1 % befand sich in einer Berufsausbildung oder einem Referendariat.

Die individuelle berufliche Entwicklung der Absolventinnen und Absolventen lässt sich am besten durch die gleichzeitige Betrachtung der beruflichen Tätigkeit der Absolventinnen und Absolventen in der ersten und der derzeitigen Phase nachvollziehen. Bei den meisten Absolventinnen und Absolventen gab es durchaus eine positive Entwicklung. So ging weit mehr als die Hälfte der Absolventinnen und Absolventen, die in der ersten Phase ein (un-)bezahltes Praktikum (65 %) oder eine Berufsausbildung bzw. ein Referendariat (59 %) absolviert hatten, in der derzeitigen Phase einer Erwerbstätigkeit im Angestellten- oder Beamtenverhältnis nach. Auch von denjenigen Absolventinnen und Absolventen, die direkt nach dem Studium auf Arbeitssuche waren, schafften zum Zeitpunkt der Erhebung 76 % den Sprung in ein klassisches Erwerbstätigkeitsverhältnis. Genau die Hälfte der Absolventinnen und Absolventen, die sich in der ersten Phase selbstständig gemacht hatten, war auch in der aktuellen Phase noch selbstständig. 38 % befanden sich dagegen mittlerweile in einem Angestellten- oder Beamtenverhältnis. 43 % der Absolventinnen und Absolventen, die unmittelbar nach ihrem Abschluss ein weiteres Studium oder eine Promotion aufgenommen hatten, studierten auch noch zum Zeitpunkt der Erhebung. Fast die Hälfte der Absolventinnen und Absolventen (47 %) wechselte dagegen in ein klassisches Erwerbstätigkeitsverhältnis.

73 % der Absolventinnen und Absolventen bleiben auch nach dem Studium in Baden-Württemberg

Für ihre erste Beschäftigung blieben knapp drei Viertel der Absolventinnen und Absolventen (73 %) in Baden-Württemberg.1 Insbesondere die Region um den Hochschulstandort war für viele Absolventinnen und Absolventen attraktiv. An zehn der 19 teilnehmenden Hochschulen verblieben mehr als 30 % der Absolventinnen und Absolventen in einem Umkreis von 20 km um den Hochschulstandort. Rund ein Fünftel (21 %) arbeitete direkt nach dem Studium in einem anderen Bundesland, 4 % im europäischen und 3 % im übrigen Ausland. Zwischen der ersten und der derzeitigen Tätigkeit gab es bei der Mehrzahl der Absolventinnen und Absolventen keinen örtlichen Wechsel.

Zum Zeitpunkt der Befragung lag der Anteil der Arbeitskontrakte ohne Befristung bei 86 %. In einem befristeten Arbeitsverhältnis befanden sich 12 % der Absolventinnen und Absolventen. Sonstige Beschäftigungsverhältnisse machten in der derzeitigen Phase nur 2 % aus. Dass es bei der Mehrheit der beschäftigten Absolventinnen und Absolventen eine positive Entwicklung bei der Art des Beschäftigungsverhältnisses gab, verdeutlicht der Vergleich zwischen der ersten und der derzeitigen Phase. 58 % der Absolventinnen und Absolventen, die direkt nach dem Studium einer befristeten Beschäftigung nachgingen, befanden sich zum Zeitpunkt der Erhebung in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis. Dagegen wechselten lediglich 4 % der unbefristet Beschäftigten in eine befristeten Erwerbstätigkeit.

In dem derzeitigen Beschäftigungsverhältnis verfügten 5 % der Absolventinnen und Absolventen über ein Bruttojahreseinkommen von höchstens 20 000 Euro. Ein nahezu gleich großer Anteil der Absolventinnen und Absolventen (6 %) konnte auf ein jährliches Bruttogehalt von 20 001 bis 30 000 Euro zurückgreifen. In die nächste Einkommenskategorie von 30 001 bis 40 000 Euro Bruttojahreseinkommen fielen 15 % der beschäftigten Absolventinnen und Absolventen. Der relativ größte Anteil (28 %) verdiente zwischen 40 001 und 50 000 Euro im Jahr. Rund jede fünfte Absolventin bzw. jeder fünfte Absolvent (22 %) konnte direkt nach dem Studium auf ein Bruttojahreseinkommen von 50 001 bis 60 000 Euro zurückgreifen. Knapp ein Viertel (24 %) der Absolventinnen und Absolventen gehörten zu den Spitzenverdienern mit einem Bruttojahresgehalt von mehr als 60 000 Euro. Wie Schaubild 2 zeigt, hatte sich auch die Einkommenssituation der Absolventinnen und Absolventen zum Zeitpunkt der Erhebung im Vergleich zur ersten Phase direkt nach dem Studium klar verbessert

Hohe Zufriedenheit mit dem Betriebsklima und den Tätigkeitsinhalten

Die Auswertungen zur Dauer und zum Umfang der Bewerbungsphase sowie dem Beschäftigungsverhältnis konnten bereits einen Eindruck über die gelungene Arbeitsmarktintegration der Absolventinnen und Absolventen der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften verschaffen. Um herauszufinden, ob die Absolventinnen und Absolventen mit den gefundenen Stellen auch zufrieden waren, wurden sie darüber hinaus gebeten, verschiedene Aspekte ihrer derzeitigen beruflichen Tätigkeit zu bewerten.

Es zeigte sich, dass die Absolventinnen und Absolventen – wie auch schon in den Vorjahreserhebungen – mit dem Betriebs- bzw. Arbeitsklima ihrer derzeitigen Beschäftigung am zufriedensten waren. Dieser Aspekt erreichte 80 Punkte auf dem Zufriedenheitsbarometer (vergleiche i-Punkt »Barometerwerte«). Die Absolventinnen und Absolventen waren demnach im Durchschnitt zufrieden bis sehr zufrieden. Nahezu ebenso gut schnitten die Tätigkeitsinhalte sowie die Möglichkeiten, eigene Ideen einzubringen (jeweils 78 Punkte), ab. Auch mit der Ausstattung mit Arbeitsmitteln (75 Punkte) und ihrer beruflichen Position (74 Punkte) waren die Absolventinnen und Absolventen durchschnittlich zufrieden. Die Aspekte Familienfreundlichkeit (70 Punkte), Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten (65 Punkte) sowie Gehalt/Einkommen (64 Punkte) wurden von den Absolventinnen und Absolventen etwas schlechter bewertet, dennoch sind die Absolventinnen und Absolventen auch mit ihnen eher zufrieden. Auf dem letzten Rang landeten die Aufstiegsmöglichkeiten, für die die Absolventinnen und Absolventen im Durchschnitt lediglich 61 Punkte vergaben.

Neben der Beurteilung von verschiedenen Aspekten der beruflichen Tätigkeit konnten die Absolventinnen und Absolventen auch bewerten, inwieweit die berufliche Situation der Ausbildung angemessen ist. Nahezu zwei Drittel der Befragten schätzten die eigene berufliche Tätigkeit als angemessen (21 %) oder zumindest überwiegend angemessen (43 %) ein. Jede vierte Absolventin bzw. jeder vierte Absolvent bewertete die berufliche Situation als teilweise angemessen (25 %), jede zehnte Absolventin bzw. jeder zehnte Absolvent wählte die Antwortoption »wenig angemessen« (7 %) oder »nicht angemessen« (3 %).

1 Bei der Prozentwertbildung wurden die Phasen, in denen keinerlei oder nur ein geringeres Einkommen erwartet wird, das heißt die Kategorie »Weiteres Studium«, »Promotion«, »Elternzeit/Kindererziehung«, »Arbeit suchend/arbeitslos«, »Krankheit« und »Sonstiges«, nicht mit eingeschlossen. Dies entsprach der Filterführung des Fragebogens.