:: 4/2017

Die Generation 65plus in der digitalen Welt

Ergebnisse der Erhebung zur Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) in privaten Haushalten 2016

Ein Alltag ohne Internet ist heute für die meisten Menschen kaum mehr vorstellbar. Das gilt auch für die Generation 65plus in Baden-Württemberg. Im Jahr 2016 nutzte bereits über die Hälfte der Personen ab 65 Jahren in Baden-Württemberg das Internet. Ein Viertel der online aktiven1 Seniorinnen und Senioren tut dies auch außerhalb von Zuhause via Smartphone. Die bevorzugten und attraktivsten Anwendungen sind das Senden und Empfangen von E-Mails, allgemeine Informationssuche und das Lesen von Online-Nachrichten, die Nutzung von Reisedienstleistungen sowie Recherchen zu Gesundheitsthemen. Arzneimittel, Bücher, Kleidung und andere Gebrauchsartikel waren 2016 die von Seniorinnen und Senioren am häufigsten gekauften Produkte. Der Weitergabe persönlicher Informationen im Netz steht die Generation 65plus im Vergleich zu jüngeren Altersgruppen kritischer gegenüber. Allerdings sind sie auch bei den ergriffenen Schutzmaßnahmen zur Kontrolle persönlicher Informationen im Internet zurückhaltender.

2016 waren insgesamt knapp 8,6 Mill. (88 %) der Personen ab 10 Jahren in Baden-Württemberg online. Gegenüber 2015 stieg der Anteil der Internetnutzenden damit um 4 Prozentpunkte, gegenüber 2011 um 9 Prozentpunkte. Die Zunahme in den letzten Jahren wird jedoch vor allem durch die Generation 65plus beeinflusst, da das Potenzial bei den jüngeren Altersgruppen bereits weitestgehend ausgeschöpft ist. Waren es im Jahr 2011 noch 32 % der über 65-Jährigen, die das Internet schon einmal genutzt hatten, nahmen 2016 bereits rund 1,2 Mill. (54 % ) der baden-württembergischen Seniorinnen und Senioren am digitalen Leben teil.

Häufigkeit der Nutzung

Für alle Altersgruppen gilt: Von denjenigen, die das Internet erstmal für sich entdeckt haben, ist der größte Teil auch regelmäßig online aktiv. Hierbei bildet auch die Generation 65plus keine Ausnahme. 48 % gaben an, das Internet innerhalb der 3 Monate vor dem Befragungszeitraum im Frühjahr 2016 genutzt zu haben und rund 67 % von ihnen loggten sich jeden oder fast jeden Tag in der digitalen Welt ein.

Nutzung mobiler Endgeräte

Zum Aufbau einer Internetverbindung war bis vor wenigen Jahren eine aufwändige technische Infrastruktur zu Hause notwendig – von PC über Modem bis hin zu meist quer durch die Wohnung verlegten Kabeln. Mittlerweile verfügen 84 % der baden-württembergischen Haushalte über einen festen oder mobilen Breitbandanschluss. Von den Haushalten, in denen alle Haushaltsmitglieder älter als 65 Jahre alt sind, sind es allerdings nur 57 %. Auch kommen dafür vermehrt unterschiedliche Geräte zum Einsatz. So auch bei der Generation 65plus. Smartphones oder tragbare Computer wie Laptops, Netbooks oder Tablets (jeweils 59 %) haben den Desktop-Computer (54 %) als heimischen Internetzugang bereits überholt. Andere mobile Geräte wie Spielkonsolen oder E-Reader werden von diesem Personenkreis jedoch kaum dafür verwendet.

37 % der online aktiven Seniorinnen und Senioren gingen 2016 auch außerhalb von zuhause mit mobilen Geräten ins Netz. 25 % benutzten dafür ein Mobiltelefon/Smartphone, 23 % verwandten dafür einen Laptop. Während bei der Verwendung von Mobiltelefonen/Smartphones sowohl Mobilfunk (17 %) wie drahtlose Netzwerke2 (18 %) ähnlich häufig zum Einsatz kamen, überwog bei den Laptops die Nutzung drahtloser Netzwerke (17 %, Mobilfunk 8 %). Diese Verteilung zeigt sich auch bei allen anderen Altersgruppen.

Soziale Partizipation, Freizeit und Unterhaltung

Die verschiedenen Kommunikationswege via Internet eröffnen der Generation 65plus eine einfache Möglichkeit, auch auf größere räumliche Distanzen in Kontakt mit Familie oder Freunden zu bleiben. Die Kommunikation per E-Mail zeigte sich daher im Jahr 2016 bei den online aktiven Personen in der Altersgruppe ab 65 Jahren mit 89 % bereits ähnlich verbreitet wie bei den jüngeren Altersgruppen. Von der Möglichkeit, über das Internet zu telefonieren oder Videotelefonate mit Webcams zu führen, machte ein Viertel der Seniorinnen und Senioren Gebrauch (25 %). Wesentlich weniger Interesse zeigt die ältere Generation derzeit noch bei der Beteiligung an sozialen Netzwerken (16 %). Hier lag der Anteil der 16- bis 24-Jährigen im Jahr 2016 mit 88 % mehr als fünfmal so hoch.

Im Alter nimmt »Freizeit« einen größeren Teil des Alltags ein als während der Zeit der Erwerbstätigkeit. Wurde früher diese Zeit häufig mit Fernsehen oder Zeitung lesen gefüllt, wird heute gerne die Möglichkeit der Informationssuche im weltweiten Netz genutzt. 81 % der älteren Internetsurferinnen und -surfer gaben 2016 an, regelmäßig Informationen zu Waren und Dienstleistungen zu recherchieren, 72 % informierten sich zu Gesundheitsthemen und 61 % hielten sich über die aktuellen Geschehnisse mittels Online-Nachrichten oder -Zeitungen auf dem Laufenden. Auch ist mit dem Ende der Berufstätigkeit noch lange nicht Schluss mit Lernen. Immerhin 6 % der online aktiven Generation 65plus lud sich im Jahr 2016 Online-Lernmaterialien zur eigenen Weiterbildung herunter, 3 % absolvierten Online-Kurse.

Auch bei der Urlaubsplanung greifen die internetaktiven Seniorinnen und Senioren gerne auf die vielfältigen Möglichkeiten des World Wide Web zurück. 54 % suchten 2016 online Informationen zu Reisezielen und -unterkünften oder nutzten die Möglichkeit, einen Routenplan zu erstellen. 51 % buchten ihre Urlaubsunterkünfte online und 32 % nahmen weitere Dienstleistungen für Urlaubsreisen in Anspruch, also kauften beispielsweise ihre Fahrkarten online oder reservierten einen Mietwagen.

Online-Einkäufe

Ebenfalls gerne in Anspruch genommen wird die Möglichkeit, Waren für private Zwecke online zu bestellen. Fast zwei Drittel der Internetnutzenden ab 65 Jahren hatten schon einmal Waren oder Dienstleistungen online gekauft. Neben dem Kauf von Kleidung (39 %), Büchern (42 %) und Gebrauchsgütern (40 %) bestellte im Jahr 2016 fast jede zweite Person dieser Generation Arzneimittel online (47 %). Hier lag der Anteil höher als in jeder anderen Altersgruppe.

Gegenüber der Altersgruppe der 25- bis 54-Jährigen, die am häufigsten im Internet einkauft, zeigten sie sich die älteren Jahrgänge jedoch etwas zurückhaltender.

Datenschutz und Sicherheitsmaßnahmen

Für Seniorinnen und Senioren ist das Thema Sicherheit im Internet besonders wichtig, denn der Umgang mit Computer, Tablets oder Smartphones ist für diese noch lange nicht so selbstverständlich wie für jüngere Generationen. Dies betrifft vor allem den Umgang mit den persönlichen Daten im weltweiten Netz sowie den Schutz vor Täuschung oder gar Betrug. Im Jahr 2015 wurde im Rahmen des Sondermoduls Sicherheit bei der IKT bereits festgestellt, dass die ältere Generation häufiger als andere Altersgrup­pen Opfer von Internet-Betrug wird.3 Im Jahr 2016 wurde nun gezielt nach dem Umgang mit den persönlichen Daten im Internet gefragt. Während knapp 76 % aller Internetnutzenden Baden-Württembergs in irgendeiner Form personenbezogene Daten online bekannt gaben, taten dies nur 59 % der Generation 65plus. Vor allem persönliche Zahlungsdetails wie Kreditkartennummer oder Daten zum Bankkonto gaben lediglich 20 % preis. 23 % waren bereit, online persönliche Angaben zu Name, Geburtsdatum oder Personalausweisnummer weiter zu geben. Fast die Hälfte (48 %) sah allerdings kein Problem darin, Postanschrift, Telefonnummer oder E-Mail-Adresse online weiter zu geben – vermutlich zumeist im Rahmen des Online-Einkaufes.

Um den Zugang zu personenbezogenen Daten zu regeln, wurde auch von der Generation 65plus zu unterschiedlichen Maßnahmen gegriffen. 41 % verweigerten die Zustimmung der Nutzung ihrer personenbezogenen Daten zu Werbezwecken. Zudem las gut ein Drittel der Seniorinnen und Senioren (35 %) die Datenschutzerklärung, bevor personenbezogene Daten im Internet weitergegeben wurden. Schutzmaßnahmen, welche verstärkt Technik- und Medienkompetenz voraussetzen, kommen derzeit noch weniger zum Tragen. Nur 13 % haben die Zugriffsmöglichkeiten auf ihre geografischen Standortdaten beschränkt (zum Vergleich: 38 % in der Altersgruppe der 25- bis 54-Jährigen) und 17 % den Sicherheitsstatus der Webseite geprüft, auf der sie ihre persönlichen Informationen eingeben mussten (zum Vergleich: 29 % in der Altersgruppe der 25- bis 54-Jährigen).

74 % der Seniorinnen und Senioren wissen, dass Cookies verwendet werden, um Bewegungen im Internet zu verfolgen und für jeden Benutzer ein Profil zu erstellen, um ihn zum Beispiel mit maßgeschneiderter Werbung zu bedienen. 60 % finden es bedenklich, dass solche Online-Aktivitäten aufgezeichnet werden. Trotzdem veränderten nur 28 % die Einstellungen in ihrem Internet-Browser, um das Anlegen von Cookies zu verhindern oder zumindest die Menge der Cookies zu begrenzen. Lediglich 11 % haben eine Anti-Tracking-Software4 im Einsatz. Allerdings ist der Einsatz einer solchen Software auch insgesamt bei den Internetnutzenden in Baden-Württemberg nicht stark verbreitet (15 %).

Ausblick zur Internetnutzung

Für die kommende Rentnergeneration ist davon auszugehen, dass sich der beständig steigende Trend der Internetnutzung im Alter fortsetzt. Zum einen steigt die Grundgesamtheit der Internetnutzenden. Von den gegenwärtig 45- bis 64-Jährigen waren 2016 bereits 94 % schon einmal online und bei den darunter liegenden Altersgruppen liegt der Anteil der Internetnutzenden schon jetzt bei nahezu 100 %. Zusätzlich vereinfacht die umfassende und zunehmend barrierefreie Infrastruktur des Internets den Zugang zur digitalen Welt für die heutige ältere Generation. Dazu gehören beispielsweise vermehrt sich an den Interessen von Seniorinnen und Senioren orientierenden Angeboten oder die beständig wachsende Auswahl an mobilen Endgeräten, welche auf die speziellen Bedürfnisse wie einfache Bedienbarkeit, größere Displays oder Sprachein- und -ausgaben ausgelegt sind.

Auch der derzeit noch deutliche Unterschied der Internetnutzung je nach (Aus-)Bildungsstand, wird sich durch die Selbstverständlichkeit, mit der Computer und Internet heute in allen Bereichen des beruflichen und privaten Alltags gegenwärtig sind, zunehmend nivellieren. Im Jahr 2016 waren nur 29 % der älteren Personen mit niedrigerem Bildungsniveau, aber 71 % mit hohem Bildungsniveau im Internet aktiv. Das gleiche gilt für die momentan noch vorhandene Unausgewogenheit bei der Internetnutzung von Frauen (48 %) und Männern (63 %) über 65 Jahre. Diese zeigt sich bei den heutig 45- bis 64-Jährigen bereits völlig angeglichen (jeweils 94 %).