:: 4/2017

Im Blickpunkt: Die Stadt Bad Urach

In der Serie »Im Blickpunkt« steht dieses Mal die Stadt Bad Urach im Landkreis Reutlingen. Aus dem Landesinformationssystem Baden-Württemberg (LIS) lassen sich für Bad Urach wie für jede andere Gemeinde des Landes interessante Erkenntnisse zur Struktur und Entwicklung gewinnen. Besonders herausgehoben werden an dieser Stelle die Bevölkerungsentwicklung, der Tourismus, die Wohn- und die Beschäftigtensituation.

Bad Urach liegt im am Rande der Schwäbischen Alb im Tal der Erms. In der Stadt befindet sich die mit 61 Grad Celsius heißeste Thermalquelle Baden-Württembergs. Das Stadtgebiet von Bad Urach gehört den Naturräumen Uracher Ermstal und mittlere Kuppenalb an. Der Siedlungsschwerpunkt liegt im sogenannten Uracher Talknoten, wo verschiedene Seitentäler der Erms zusammentreffen. Sie ermöglichen bequeme Zugänge bzw. Auf- und Abstiege zur Hochfläche der Schwäbischen Alb. In geomorphologischer Sicht ist das Ermstal eines der tief in den Weißjura eingeschnittenen Albtrauftäler.

Viele archäologische Funde bei Bad Urach belegen, dass es hier bereits im Frühmittelalter eine alemannische Höhensiedlung gab. Die Stadt Urach war ab Anfang des 12. Jahrhunderts Sitz eines von Egino I. gegründeten Grafengeschlechts. Heinrich von Fürstenberg verkaufte 1265 die Burg Hohenurach und die meisten dazu gehörenden Besitzungen an Graf Ulrich von Württemberg. Von 1442 bis 1482, während der sogenannten württembergischen Teilung, war Urach Residenz des Grafen der Uracher Linie. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Stadt mehrfach belagert, besetzt und geplündert. Seit dem 16. Jahrhundert war Bad Urach eine württembergische Oberamtsstadt. Den Status verlor die Stadt erst 1938, als sie wie ein Teil der anderen Gemeinden des Oberamtes Urach in den Landkreis Reutlingen eingegliedert wurde.

Im Zuge der Gemeindegebietsreform Anfang der 1970er-Jahre wurden die bis dahin selbstständigen Gemeinden Sirchingen, Wittlingen, Hengen und Seeburg eingemeindet. Die Ermstalbahn verbindet Bad Urach über Metzingen, wo Anschluss an die Eisenbahnlinie Tübingen – Stuttgart besteht, direkt mit Reutlingen, Tübingen und Herrenberg. Durch Bad Urach verläuft die B 28, die im Westen nach Reutlingen und Tübingen und im Osten nach Ulm führt. Auf der B 465 kann man von der Stadt aus über die Schwäbische Alb Ehingen und Biberach erreichen. Im öffentlichen Nahverkehr ist Bad Urach in den Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau integriert. In der Typisierung der kommunalen Verwaltungsgliederung bildet die Stadt Bad Urach eine vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft mit den Gemeinden Grabenstetten, Hülben und Römerstein.

Bad Urach hat eine Gemarkungsfläche von 5 545 Hektar (ha). Davon werden gut 28 % landwirtschaftlich genutzt. Damit liegt diese Flächennutzungsart erheblich unter dem Landesdurchschnitt von etwas mehr als 45 %. Die Waldfläche beträgt 59 % und liegt damit über dem Durchschnitt des Landkreises Reutlingen (39 %) und des Landes (38 %). Fast 12 % der Fläche sind besiedelt oder dienen als Verkehrsfläche.

Am 31. Dezember 2015 lebten 12 143 Personen in Bad Urach. Mit 219 Personen je Quadratkilometer entspricht die Besiedelung den eher ländlich geprägten Teilen Baden-Württembergs und liegt weit unter dem Landesdurchschnitt (305). Die Bevölkerungsentwicklung war in den Jahren zwischen 2005 und 2015 rückläufig. In diesem Zeitraum hat die Bevölkerung um 4,6 % abgenommen. Sie lag deutlich unter der Entwicklung des Landes Baden-Württemberg (+ 1,3 %). Das Durchschnittsalter der Bürger von Bad Urach betrug 45 Jahre und lag damit über dem Landesdurchschnitt von 43,2 Jahren. Gut 18 % der Einwohner von Bad Urach hatten 2015 einen ausländischen Pass. Der Ausländeranteil der Stadt lag damit deutlich über dem Landesdurchschnitt von knapp 14 %.

Die Entwicklung des Wohnungsbestandes in Bad Urach ist leicht positiv. Im Zeitraum zwischen 2005 und 2015 stieg der Wohnungsbestand um knapp 1 %. Die Werte für baureifes Land waren in dem Zeitraum zwischen 2013 und 2015 mit 89 Euro/m2 um 97 Euro/m2 niedriger als die im Landesdurchschnitt ermittelten Werte. Annähernd 63 % der Wohngebäude sind Einfamilienhäuser. Mit einer durchschnittlichen Wohnfläche von 46 m2 je Einwohner entspricht dieser Wert genau dem Landesdurchschnitt.

Die Chance auf eine Beschäftigung in Bad Urach hat in den vergangenen 10 Jahren zugenommen. So hatten 2015 rund 5 350 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte einen Arbeitsplatz. Dies sind gut 8 % mehr als 2005. Langfristig betrachtet lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 2015 noch unter dem Wert des Jahres 1999, gab es doch damals gut 380 Arbeitsplätze mehr. Mehr als 41 % aller Arbeitsplätze in Bad Urach liegen heute noch in dem Wirtschaftsbereich des Produzierenden Gewerbes. Das Produzierende Gewerbe ist nach wie vor ein zentraler Bereich in der landesweiten Beschäftigtenstruktur. Aktuell ist der Wirtschaftsbereich der sonstigen Dienstleistungen in Bad Urach mit knapp 43 % der stärkste.

Recht positiv gestaltet sich die Finanzlage der Stadt. Der Schuldenstand je Einwohner belief sich auf 974 Euro im Jahr 2015 und lag damit unter dem Landesdurchschnitt von 1 029 Euro je Einwohner. Sowohl die Steuerkraftmesszahl je Einwohner als auch die Steuerkraftsumme je Einwohner lagen im Jahr 2015 deutlich unter dem Landesniveau.

In Bad Urach kann man als Tourist die Albrandlage von ihrer schönsten Seite erleben. Touristische Anziehungspunkte sind die Falkensteiner Höhle, der Uracher und der Gütersteiner Wasserfall. Die Stadt liegt auch an der Deutschen Fachwerkstraße und bietet romantische Anblicke auf hervorragend restaurierte Fachwerkhäuser. Bad Urach bietet aber auch Heil- und Genesungssuchenden zu jeder Jahreszeit in einer traumhaften Kulisse die Möglichkeit, ihre Leiden zu lindern. Der staatlich anerkannte Luftkurort, der auch das Prädikat Heilbad besitzt, sorgt durch seinen Kur- und Heilbadbetrieb für die Linderung vieler Leiden. Patienten können im Thermalbad Albthermen und im Gesundheitszentrum Schwäbische Alb die heilende Kraft des Mineralwassers nutzen. Dies findet seinen Niederschlag in den Tourismusstatistiken der Stadt. So gab es 2015 gut 30 940 Übernachtungen von Gästen je 1 000 Einwohner. Das ist mehr als das Sechsfache des Landesmittels von 4 730 Übernachtungen.