:: 9/2017

Jugendarbeit in Baden-Württemberg

Eine Vielzahl von Angeboten getragen von einem breiten ehrenamtlichen Engagement

Jugendarbeit bietet jungen Menschen außerhalb von Schulunterricht und Familie Freiräume, um sich auszuprobieren, Fähigkeiten zu entdecken und ihre Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Die Vielfalt dieses Lebensbereichs, seine Bedeutung für viele junge Menschen in Baden-Württemberg und das große ehrenamtliche Engagement, das die Jugendarbeit (mit)trägt, werden durch die Ergebnisse der neukonzipierten Statistik der Angebote der Jugendarbeit, die erstmals für das Berichtsjahr 2015 durchgeführt wurde, deutlich.

Statistik der Angebote der Jugendarbeit: Was wurde erfasst und was nicht?

In die Statistik der Angebote der Jugendarbeit aufgenommen wurden Angaben der öffentlichen Träger der Kinder- und Jugendhilfe, die im Bereich der Jugendarbeit im Sinne von § 11 Achtes Sozialgesetzbuch (SGB VIII) tätig sind. Außerdem wurden die Angaben freier Träger berücksichtigt, die erstens als Träger der Kinder- und Jugendhilfe anerkannt sind und die zweitens für ihre Jugendarbeit im Sinne von § 11 SGB VIII eine öffentliche Förderung erhalten haben.

Jugendarbeit im Sinne von § 11 SGB VIII umfasst dabei insbesondere:

  • außerschulische Jugendbildung mit allgemeiner, politischer, sozialer, gesundheitlicher, kultureller, naturkundlicher und technischer Bildung
  • Jugendarbeit in Sport, Spiel und Geselligkeit
  • arbeitswelt-, schul- und familienbezogene Jugendarbeit
  • internationale Jugendarbeit
  • Kinder- und Jugenderholung
  • Jugendberatung

Nicht vom Regelungsbereich des § 11 SGB VIII erfasst wurden Angebote, die der reinen Ausübung sportlicher, kultureller oder religiöser Aktivitäten dienen. So fanden zum Beispiel das wöchentliche Fußballtraining oder die Konfirmandenstunden keinen Eingang in die Statistik. Ebenfalls nicht erfasst wurden rein technische Übungen zum Beispiel im Rahmen von Rettungsdiensten.

Organisationen, die in der Jugendarbeit tätig waren, aber keine Anerkennung als Träger der Kinder- und Jugendhilfe hatten, wurden nicht in die Erhebung einbezogen. Dies ist unter anderem einer stabilen Berichtskreisermittlung in einem sehr heterogenen und weiten Feld geschuldet: Die Adressen der Träger, die vom Landesjugendamt oder den Jugendämtern in den Kreisen anerkannt wurden, bilden die Grundlage für den Berichtskreis. Angebote anerkannter freier Träger, bei denen keine öffentliche Förderung geflossen ist, wurden jedoch nicht erfasst.

Damit kann die Statistik der Angebote der Jugendarbeit nur zu einem – wenn auch bedeutsamen – Ausschnitt des gesamten Feldes der Jugendarbeit Auskunft geben.

Knapp 3 000 Träger meldeten rund 26 000 Angebote der Jugendarbeit

Insgesamt haben in Baden-Württemberg 781 öffentliche Träger, insbesondere Jugendämter und Gemeinden, sowie 2 167 anerkannte freie Träger eine Meldung abgegeben. Fast die Hälfte der freien Träger gehörte dabei einem Jugendverband an. Von den öffentlichen und freien Trägern der Kinder- und Jugendhilfe wurden im Berichtsjahr 2015 insgesamt 25 940 Angebote der Jugendarbeit gemeldet: Knapp drei Viertel (19 208 Angebote) davon stammten von freien Trägern, gut ein Viertel (6 732 Angebote) von öffentlichen Trägern.

Die drei großen Felder der Jugendarbeit

Im Rahmen der Statistik wurden drei Arten von Angeboten der Jugendarbeit unterschieden:

  • offene Jugendarbeit
  • gruppenbezogene Jugendarbeit
  • Veranstaltungen und Projekte

Offene Jugendarbeit zum Beispiel in Jugendhäusern, Jugendtreffs, Jugendfarmen oder Spielmobilen machten 12,7 % der Angebote insgesamt aus.

Weitere 15,7 % waren gruppenbezogene Angebote, die von jungen Menschen selbst organisiert, gemeinschaftlich gestaltet und mit verantwortet wurden. Insbesondere Kinder- und Jugendverbände sowie die Kirchen waren Träger von Angeboten, die in Gruppen stattfanden.

Fast drei Viertel (71,6 %) der 25 940 Angebote waren dem weiten Feld der Veranstaltungen und Projekte zuzuordnen. Dies sind in der Regel zeitlich begrenzte Events wie zum Beispiel1 Freizeiten, aber auch Theater-, Zeitungs-, Film-, Foto- oder Kinderzirkusprojekte, Feste, Feiern, Konzerte, Sportveranstaltungen sowie Juleica2-Ausbildungen oder andere Fortbildungen und Seminare (Schaubild 1).

Die drei großen Felder der Jugendarbeit unterscheiden sich im Hinblick auf Organisationsform, Inhalt, Intensität sowie in der zeitlichen Dimension. So standen 2015 die Angebote der offenen Jugendarbeit in Baden-Württemberg im Durchschnitt 9 Stunden pro Woche zur Verfügung. Gruppenbezogene Jugendarbeit fand durchschnittlich an 4 Tagen im Monat mit einer durchschnittlichen Dauer von 107 Minuten je Gruppentreffen statt. Veranstaltungen und Projekte sind dagegen zeitlich begrenzte Angebote. Sie hatten in Baden-Württemberg 2015 eine durchschnittliche Dauer von 4 Veranstaltungstagen. Aufgrund der bestehenden Unterschiede sollen die drei Felder der Jugendarbeit im Folgenden jeweils genauer betrachtet werden.

Jugendzentren und Jugendtreffs dominierten die offene Jugendarbeit

Unter offenen Angeboten sind solche mit einer Komm- und/oder Geh-Struktur zu verstehen, die im Grundsatz auf Dauer angelegt sind, aber keinen festen Teilnehmerkreis aufweisen. Die Teilnahme erfordert keine Mitgliedschaft und ist in aller Regel voraussetzungslos. Diese Angebote stehen also allen jungen Menschen offen. Insbesondere diese Form der Jugendarbeit gewährt jungen Menschen Freiräume, denn die Besucherinnen und Besucher der Einrichtungen entscheiden selbst, was passiert. Sie gestalten nach eigenen Ideen und Interessen.3

Die offenen Angebote können in eigenen, angemieteten oder zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten sowie an öffentlichen Plätzen und pädagogischen Settings4 außerhalb von Räumlichkeiten stattfinden. Die Aufenthaltsdauer ist im Rahmen der Öffnungszeiten bei einrichtungsbezogenen Angeboten bzw. der Präsenzzeiten bei aufsuchenden Angeboten nicht festgelegt. Regelmäßige Gruppenangebote, die in Jugendclubs, Jugendhäusern und ähnlichen Einrichtungen stattfinden, sind allerdings von den offenen Angeboten in diesen Einrichtungen zu unterscheiden und wurden bei den gruppenbezogenen Angeboten erfasst. Von den 3 286 offenen Angeboten in Baden-Württemberg entfielen 65 % auf freie und 35 % auf öffentliche Träger.

Angebote der offenen Jugendarbeit wurden 2015 bereitgestellt von:

  • Jugendclubs, Jugendtreffs oder Stadtteiltreffs mit einem Anteil von knapp 44 %
  • Jugendzentren bzw. zentralen (Groß-)Einrichtungen mit einem Anteil von 23 %
  • Spiel- und Sportmobilen mit einem Anteil von knapp 7 %
  • den offenen Bereichen in Jugendkulturzentren, Jugendkunst- oder Jugendmusikschulen mit einem Anteil von knapp 3 %
  • Jugendfarmen und pädagogisch betreuten Abenteuerspielplätzen mit einem Anteil von ebenfalls knapp 3 %
  • sonstigen einrichtungsbezogenen Angeboten mit einem Anteil von fast 18 %
  • sonstigen aufsuchenden Angeboten5 mit einem Anteil von 3 % (Schaubild 2)

Bei der Beurteilung des hohen Anteils insbesondere von Jugendclubs und Jugendtreffs, aber auch der Jugendzentren, ist zu beachten, dass für solche Einrichtungen unter Umständen mehr als ein offenes Angebot gemeldet wurde, zum Beispiel der Kindertreff für die Kinder bis zu 12 Jahren am Dienstag- und Donnerstagnachmittag und der Jugendtreff für Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren am Mittwochabend. Eine Zusammenfassung der unterschiedlichen altersspezifischen offenen Angebote zu einem einzigen hätte zu einer deutlichen Reduktion der Information geführt. Durch dieses Vorgehen ist es allerdings kaum möglich, die erfassten Angebotszeiten mit Öffnungszeiten von Einrichtungen der offenen Jugendarbeit aus anderen Studien, etwa der Studie des deutschen Jugendinstituts DJI zu den Einrichtungen der »Offenen Kinder- und Jugendarbeit«, zu vergleichen.6

Rund 110 000 Stammbesucher nutzten die Angebote der offenen Jugendarbeit

Im Rahmen der offenen Angebote der Träger in Baden-Württemberg wurden 2015 rund 110 000 Stammbesucherinnen und -besucher gezählt. Damit erreichten offene Angebote der geförderten Jugendarbeit gut 4 % aller jungen Menschen in Baden-Württemberg im Alter von 6 bis unter 27 Jahren.7 30 % der Stammbesucherinnen und -besucher besuchten dabei einen Jugendclub, einen Jugendtreff oder einen Stadtteiltreff. Damit lag bei Jugendclubs und vergleichbaren offenen Angeboten der Anteil der Stammbesucherinnen und -besucher deutlich unter dem Anteil an allen Angeboten von knapp 44 %. Dagegen hatten die Spielmobile nur einen Anteil an allen Angeboten von 7 %, aber einen Anteil an den Stammbesucherinnen und -besucher von 17 % (Schaubild 2).

Die Diskrepanz der Anteile resultiert aus den unterschiedlichen Werten für die durchschnittliche Zahl der Stammbesucherinnen und -besucher in den einzelnen offenen Angeboten. Die durchschnittliche Zahl der Stammbesucherinnen und -besucher pro Angebot lag mit 23 Personen bei den Angeboten der Jugendclubs am niedrigsten und mit 87 Personen bei den Spiel- und/oder Sportmobilen am höchsten.8

Jeweils 20 % der Stammbesucherinnen und -besucher suchten Jugendzentren und sonstige einrichtungsbezogene Angebote auf, 4 % eine Jugendfarm oder einen pädagogischen Abenteuerspielplatz, 3 % den offenen Bereich eines Jugendkulturzentrums, einer Jugendkunst- oder Jugendmusikschule und 5 % ein sonstiges aufsuchendes Angebot (Schaubild 2).

Jugendclubs und Jugendtreffs etwas stärker von männlichen Stammbesuchern genutzt

Gut die Hälfte (53 %) der offenen Angebote wurde gleichermaßen von Mädchen und Jungen genutzt. 32 % dieser Angebote wurden jedoch überwiegend von männlichen und nur 8 % überwiegend von weiblichen Stammbesuchern besucht. Bei den Jugendclubs, Jugendtreffs oder Stadtteiltreffs lag der Anteil der Angebote, die vorwiegend von Jungen genutzt wurden, sogar bei 41 %. Jugendclubs, Jugendtreffs oder Stadtteiltreffs, die überwiegend von Mädchen besucht wurden, machten dagegen nur einen Anteil von 6 % aus (Schaubild 3). Auch wenn aus diesen Angaben keine exakte Zahl der männlichen bzw. weiblichen Stammbesucher abgeleitet werden kann, legen sie doch nahe, dass das offene Angebot in Jugendclubs, Jugendtreffs und vergleichbaren Einrichtungen tendenziell etwas stärker von männlichen Stammbesuchern genutzt wurde.

In gut der Hälfte der Angebote wurde ausschließlich haupt- und nebenberufliches Personal eingesetzt …

Jugendarbeit wird zum einen durch haupt- und nebenberuflich tätige Personen, die bei den Trägern der Kinder- und Jugendhilfe angestellt sind, zum anderen aber auch durch ehrenamtliches Engagement getragen. Die Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements ist allerdings in den drei großen Feldern der Jugendarbeit durchaus unterschiedlich.

Bei den offenen Angeboten wurden in gut der Hälfte ausschließlich haupt- und nebenberuflich tätige Personen pädagogisch eingesetzt. In 27 % der offenen Angebote arbeiteten haupt- und nebenberuflich und ehrenamtlich tätige Personen zusammen. Ausschließlich ehrenamtliche Personen waren in 22 % der offenen Angebote pädagogisch tätig.

… aber auch mehr als 10 000 Personen ehrenamtlich in der offenen Jugendarbeit engagiert

Insgesamt engagierten sich gut 10 000 Personen ehrenamtlich im Rahmen der 3 286 offenen Angebote der Jugendarbeit.9 Im Durchschnitt arbeiteten damit drei Ehrenamtliche pro Angebot mit. Im Rahmen von Jugendfarmen oder pädagogisch betreuten Abenteuerspielplätzen lag das durchschnittliche ehrenamtliche Engagement mit fast sechs Personen pro Angebot deutlich über diesem Wert, während bei Jugendzentren bzw. zentralen (Groß-)Einrichtungen durchschnittlich nur zwei Personen, bei Spiel- und/oder Sportmobilen sogar nur eine Person pro Angebot ehrenamtlich engagiert war.

51,5 % der in der offenen Jugendarbeit ehrenamtlich Engagierten waren weiblich, 48,5 % männlich. In den Jugendzentren lag der Anteil der männlichen Ehrenamtlichen allerdings höher, nämlich bei 53,7 %. In Jugendtreffs und Jugendclubs betrug er 51,4 %. In den sonstigen einrichtungsbezogenen Angeboten überwog dagegen der Anteil der weiblichen Ehrenamtlichen mit 53,4 % (Schaubild 4).

35 % der ehrenamtlich Tätigen in der offenen Jugendarbeit waren jünger als 18 Jahre, weitere 36 % im Alter von 18 bis 26 Jahre. Der Anteil der ehrenamtlich tätigen Personen im Alter von 27 bis unter 45 Jahren betrug 17 %. 12 % waren 45 Jahre oder älter.

84 % der gruppenbezogenen Angebote stammten von freien Trägern

Der zweite große Bereich der Jugendarbeit umfasst die Aktivitäten sich regelmäßig treffender Kinder- und Jugendgruppen. Im Jahr 2015 stammten von den 4 068 gruppenbezogenen Angeboten in Baden-Württemberg 84 % von freien und 16 % von öffentlichen Trägern. Damit lag der Anteil der Angebote der freien Träger bei den gruppenbezogenen Angeboten um fast 20 Prozentpunkte höher als bei den offenen Angeboten.

Spiele waren in den Gruppen ein wichtiger inhaltlicher Schwerpunkt

Bei gruppenbezogenen Angeboten werden in der Statistik keine weiteren Unterscheidungen nach Angebotstyp – wie etwa bei den offenen Angeboten – vorgenommen. Hier lohnt jedoch ein Blick auf die Themenschwerpunkte der Gruppenarbeit. Pro Angebot konnten bis zu drei Themenschwerpunkte genannt werden. Bei 40 % der gruppenbezogenen Angebote waren Spiele, wie zum Beispiel Gesellschaftsspiele, Gruppenspiele oder Outdoor-Games, zumindest ein Schwerpunkt. Die Beschäftigung mit Themen aus dem Bereich Gesellschaft(spolitik), Geschichte, Arbeitswelt und Religion wurde bei einem Drittel der gruppenbezogenen Angebote genannt. Ein weiteres Viertel der Nennungen fiel auf den Schwerpunkt Kunst und Kultur, gefolgt von den sportbezogenen Schwerpunkten mit einem Fünftel (Schaubild 5).

Gut 101 000 regelmäßig Teilnehmende nutzten Gruppenangebote

An den 4 068 gruppenbezogenen Angeboten der Träger in Baden-Württemberg nahmen 2015 insgesamt 101 484 Personen teil. Das arithmetische Mittel der Gruppengröße lag damit bei 25 Teilnehmenden. Der Median, der genau in der Mitte der nach Größe geordneten Gruppen liegt, und somit die Hälfte der Gruppen mit größeren Teilnehmerzahlen und die andere Hälfte mit kleineren Teilnehmerzahlen trennt, lag jedoch nur bei 13 Teilnehmenden. Der Unterschied zwischen arithmetischem Mittel und Median kommt durch die Meldung einiger relativ großer Gruppen zustande: Gut die Hälfte der Gruppen hatten zwar zwischen 6 und 15 Teilnehmende, knapp 9 % der Gruppen wurden jedoch von mehr als 50 Teilnehmenden besucht.

Gruppenarbeit erreicht vor allem die jüngeren Altersgruppen: Der größte Teil der Teilnehmenden, nämlich 61 %, war unter 14 Jahre alt, 23 % im Alter von 14 bis unter 18 Jahren. Nur 16 % der Gruppenmitglieder waren 18 Jahre oder älter. Insgesamt nutzten knapp 8 % aller Kinder in Baden-Württemberg im Alter von 10 bis unter 14 Jahren und rund 5 % der 14 bis unter 18-Jährigen gruppenbezogene Angebote10.

Die Zusammensetzung der Gruppen nach dem Geschlecht variierte mit den Themenschwerpunkten

Die Geschlechterverteilung in den Gruppen war insgesamt weitgehend ausgewogen: 55 % der gruppenbezogenen Angebote hatten ungefähr gleich viele männliche und weibliche Teilnehmende. An 15 % der Gruppenangebote nahmen überwiegend Mädchen teil, an 13 % überwiegend Jungen. 9 % der gruppenbezogenen Angebote wurden ausschließlich von Mädchen besucht, 7 % ausschließlich von Jungen.

Je nach Themenschwerpunkt der Gruppenarbeit variierte allerdings die geschlechterspezifische Zusammensetzung der Gruppen. Angebote, die sich (etwas) stärker an männliche Teilnehmende richteten, hatten zum Beispiel die Themenschwerpunkte »Handwerk und Technik«, »Rettungs- und Hilfstechniken« sowie »Sport«. Gruppenangebote, die tendenziell mehr von Mädchen besucht wurden, beschäftigten sich unter anderem mit den Themen »Geschlecht und Aufklärung«, »Kunst und Kultur« sowie »Hauswirtschaft« (Schaubild 6).

Fast 70 % der Gruppenmitglieder trafen sich in Gruppenräumen

37 % der Teilnehmenden an gruppenbezogenen Angeboten trafen sich in einem Gruppenraum, der nur für die Jugendarbeit genutzt wurde, 32 % nutzten einen Gruppenraum, der auch anderen Zwecken diente. Damit standen für fast 70 % der Gruppenmitglieder Gruppenräume zur Verfügung. Außerdem kamen jeweils 8 % in einem Schulgebäude bzw. einer Sportstätte zusammen, 4 % im öffentlichen Raum. 11 % der Gruppenteilnehmer nutzten sonstige Durchführungsorte.

Gut die Hälfte der Gruppenangebote wurde ausschließlich durch Ehrenamtliche getragen

Bei 35 % der gruppenbezogenen Angebote war ausschließlich haupt- und nebenberufliches Personal tätig. 13 % der gruppenbezogenen Angebote wurden sowohl mit haupt- und nebenberuflich als auch mit ehrenamtlich tätigen Personen durchgeführt. In 52 % der gruppenbezogenen Angebote waren ausschließlich ehrenamtliche Personen pädagogisch tätig. Der Anteil der Angebote, die ausschließlich durch ehrenamtliches Engagement getragen wurde, ist damit bei den gruppenbezogenen Angeboten um 30 Prozentpunkte höher als bei den offenen Angeboten.

Insgesamt waren 18 174 Personen ehrenamtlich im Rahmen der 4 068 gruppenbezogenen Angebote der Jugendarbeit engagiert.11 Im Durchschnitt engagierten sich damit 4,5 Ehrenamtliche pro Angebot und damit 1,5 Personen mehr als bei den offenen Angeboten. Dabei ist allerdings zu beachten, dass bei Jugendgruppen, wie zum Beispiel den Pfadfindern, die Gruppe als Ganzes die Gruppenarbeit plant und trägt. Es war daher für die Meldung zur Statistik in diesen Fällen für die Auskunftsgebenden nicht einfach zwischen Teilnehmenden und Ehrenamtlichen zu unterscheiden. In einigen Fällen wurden die gesamten Gruppenmitglieder als ehrenamtlich Tätige gemeldet.

51,5 % der in der Gruppenarbeit ehrenamtlich Engagierten waren weiblich, 48,5 % männlich. 34 % der ehrenamtlich Tätigen in der gruppenbezogenen Jugendarbeit waren jünger als 18 Jahre, weitere 36 % im Alter von 18 bis 26 Jahre. Der Anteil der ehrenamtlich tätigen Personen im Alter von 27 bis unter 45 Jahren betrug 18 %. 11 % waren 45 Jahre oder älter. Die Altersstruktur der ehrenamtlich Engagierten bei offenen und gruppenbezogenen Angeboten unterscheidet sich damit kaum.

Veranstaltungen und Projekte: Freizeiten, Fortbildungen, Projekte, Feste, Feiern, Konzerte und vieles mehr

Das dritte große Feld der Jugendarbeit umfasst Veranstaltungen und Projekte. Diese sind eigenständige Angebote gegenüber der laufenden Arbeit in gruppenbezogenen und offenen Angeboten. Zur Teilnahme an diesen Angeboten kann, muss aber keine Anmeldung vorliegen. Die Teilnahme ist freiwillig und kann je nach Angebot auf Mitglieder oder bestimmte Personengruppen beschränkt werden. 74 % der insgesamt 18 586 Veranstaltungen und Projekte wurden von freien und 26 % von öffentlichen Trägern angeboten. Das öffentliche Engagement war damit bei Veranstaltungen und Projekten etwas höher als bei den gruppenbezogenen Angeboten und etwas niedriger als bei den offenen Angeboten.

Veranstaltungen und Projekte umfassten:

  • Freizeiten mit einem Anteil von 30 %
  • Aus-, Fort-, Weiterbildungen sowie Seminare mit einem Anteil von 23 %
  • Projekte mit einem Anteil von 14 %
  • Feste, Feiern und Konzerte mit einem Anteil von 12 %
  • Sportveranstaltungen mit einem Anteil von 4 %
  • Weitere 17 % sonstige Veranstaltungen und Projekte konnten keinem der genannten Angebotstypen zugeordnet werden (Schaubild 7)

Rund 347 600 Teilnehmende an Festen, Feiern und Konzerten

Veranstaltungen und Projekte verzeichneten 2015 insgesamt knapp 1,1 Mill. Teilnehmende. Personen, die an mehreren Veranstaltungen und Projekten teilgenommen haben, wurden dabei allerdings auch mehrfach gezählt. Rund 347 600 Personen besuchten Feste, Feiern und Konzerte. Die Größe dieser Veranstaltungen variierte sehr stark: So fanden sich darunter sowohl 49 Großveranstaltungen mit mehr als 1 000 Besuchern als auch 481 kleine Veranstaltungen mit weniger als 25 Besuchern. Diese große Streuung und insbesondere die »Ausreißer nach oben« machten sich auch bei den Mittelwerten der Besucherzahlen bemerkbar. Berechnet man diese als arithmetisches Mittel, so erhält man im Durchschnitt 156 Teilnehmende pro Fest, Feier oder Konzert. Der Median, der genau in der Mitte der nach Größe geordneten Veranstaltungen liegt, und somit die Hälfte der Veranstaltungen mit größeren Teilnehmerzahlen und die andere Hälfte mit kleineren Teilnehmerzahlen trennt, lag mit einem Wert von 60 Teilnehmenden deutlich unter dem arithmetischen Mittel.

Freizeiten wurden stärker von jüngeren Altersgruppen, …

An Freizeiten nahmen rund 234 500 Personen teil, dies entspricht im Durchschnitt 42 Teilnehmende pro Freizeit. Der Median für die Größe der Freizeiten lag allerdings mit 25 ebenfalls unter dem arithmetischen Mittel. Auch dieses Ergebnis ist auf die Meldung einiger sehr großer Freizeiten zurückzuführen.

Bei der Altersstruktur der Teilnehmenden an Freizeiten dominierten die jüngeren Altersgruppen: Mit einem Anteil von fast 40 % war der größte Teil der Teilnehmenden an Freizeiten zwischen 10 bis unter 14 Jahren alt, gefolgt von den Teilnehmenden unter 10 Jahren mit einem Anteil von 33 %. Weitere 20 % der Teilnehmenden waren im Alter zwischen 14 und 18 Jahren, nur 8 % waren 18 Jahre oder älter (Schaubild 8).

Fast ein Viertel aller Kinder in Baden-Württemberg im Alter zwischen 10 und unter 14 Jahren sowie 10 % der jungen Menschen zwischen 14 und unter 18 Jahren besuchten damit 2015 eine Freizeit.12

Freizeiten wurden von Jungen und Mädchen gleichermaßen genutzt: 61 % der Freizeiten hatten ungefähr gleich viele männliche und weibliche Teilnehmende. An 13 % der Freizeiten nahmen überwiegend Mädchen teil, an 17 % überwiegend Jungen. 4 % der Freizeiten wurden ausschließlich von Mädchen besucht, 5 % ausschließlich von Jungen.

…Bildungsangebote eher von höheren Altersgruppen genutzt

Knapp 112 200 Teilnehmende wurden bei Angeboten der Aus-, Fort- oder Weiterbildung bzw. Seminaren gezählt. Die Altersstruktur war im Vergleich zu den Freizeiten durch eine stärkere Besetzung der höheren Altersklassen gekennzeichnet: Knapp 40 % der Teilnehmenden waren im Alter von 14 bis 18 Jahren, weitere fast 34 % zwischen 18 und 27 Jahre alt und 15 % sogar älter als 27 Jahre. Nur 12 % waren jünger als 14 Jahre.

57 % der Aus-, Fort- oder Weiterbildungen hatten ungefähr gleich viele männliche und weibliche Teilnehmende. An 20 % der Bildungsangebote nahmen überwiegend Mädchen teil, an 18 % überwiegend Jungen. Jeweils 3 % dieses Angebotstyps wurden ausschließlich von Mädchen oder ausschließlich von Jungen besucht.

Knapp 131 000 Teilnehmende an Projekten

Bei den im Rahmen der Jugendarbeit angebotenen Projekten gab es eine Vielzahl thematischer Schwerpunkte. Dabei dominierte der Themenbereich Kunst und Kultur, der bei 40 % der Projekte als ein Schwerpunkt genannt wurde.13 Mit deutlichem Abstand folgte mit 20 % der Nennungen der Themenbereich Gesellschaft(spolitik), Geschichte, Arbeitswelt und Religion. Weitere 20 % der Projekte beinhalteten spielbezogene Schwerpunkte.

Knapp 131 000 Teilnehmende nahmen an Projekten teil. Mit einem Anteil von 31 % war der größte Teil der Teilnehmenden an Projekten zwischen 10 bis unter 14 Jahren alt, gefolgt von den Teilnehmenden zwischen 14 und 18 Jahren mit einem Anteil von 28 %. Weitere 25 % der Teilnehmenden waren jünger als 10 Jahre, 16 % waren 18 Jahre oder älter (Schaubild 8).

Rund zwei Drittel der Projekte hatten ungefähr gleich viele männliche und weibliche Teilnehmende. An 10 % nahmen überwiegend Mädchen teil, an 12 % überwiegend Jungen. 7 % der Projekte wurden ausschließlich von Mädchen und 3 % ausschließlich von Jungen besucht.

Sonstige Veranstaltungen, also solche, die von den Berichtspflichtigen keiner der bisherigen Kategorien zugeordnet werden konnten, wurden von weiteren knapp 223 700 Personen besucht. Auch hier war eine große Streuung der Zahl der Teilnehmenden zu beobachten.

Veranstaltungen und Projekte von mehr als 106 000 Ehrenamtlichen (mit)getragen

Bei 29 % der Veranstaltungen und Projekte war ausschließlich haupt- und nebenberufliches Personal tätig. 25 % der Veranstaltungen und Projekte wurden sowohl mit haupt- und nebenberuflich als auch mit ehrenamtlich tätigen Personen durchgeführt. In 46 % der Veranstaltungen und Projekte waren ausschließlich ehrenamtliche Personen pädagogisch tätig. Damit lag der Anteil der Veranstaltungen ohne haupt- oder nebenberufliches Personal bei Veranstaltungen und Projekte deutlich höher als bei der offenen Jugendarbeit (22 %), aber etwas niedriger als bei den gruppenbezogenen Angeboten (52 %).

Insgesamt waren gut 106 000 Personen ehrenamtlich im Rahmen von knapp 18 600 Veranstaltungen und Projekten engagiert,14 davon allein 42 % – das sind fast 45 000 Personen – im Rahmen von Freizeiten (Schaubild 9). Im Durchschnitt waren damit sechs Ehrenamtliche pro Angebot tätig, also deutlich mehr als bei offenen (mit drei Ehrenamtlichen pro Angebot) und auch etwas mehr als bei gruppenbezogenen Angeboten (mit 4,5 Ehrenamtlichen pro Angebot).

55 % der im Rahmen von Veranstaltungen und Projekten ehrenamtlich Engagierten waren weiblich, 45 % männlich. 26 % der ehrenamtlich Tätigen bei Veranstaltungen und Projekten waren jünger als 18 Jahre, weitere 39 % im Alter von 18 bis 26 Jahren. Der Anteil der ehrenamtlich tätigen Personen im Alter von 27 bis unter 45 Jahren betrug 17 %. 18 % waren 45 Jahre oder älter.

Ausblick

Der vorliegende Beitrag gibt einen ersten Überblick über die Daten der Statistik der Angebote der Jugendarbeit. Weitere Analysen zum Beispiel zu Fragen der Kooperation der Jugendarbeit mit Schulen oder zu Ergebnissen auf regionaler Ebene sind geplant. Da die Statistik künftig in 2-jährigem Turnus durchgeführt wird, sind in den kommenden Jahren auch Veränderungen im zeitlichen Verlauf darstellbar.

1 Diese Aufzählung dient nur der Verdeutlichung und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

2 Die Jugendleiter/In-Card (Juleica) ist der bundesweit einheitliche Ausweis für ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Jugendarbeit. Sie dient zur Legitimation und als Qualifikationsnachweis der Inhaber und Inhaberinnen. http://www.juleica.de/ (Abruf: 6. 11. 2017).

3 Vergleiche dazu Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstätten Baden-Württemberg e. V.: Kern der offenen Jugendarbeit, http:/www.agif.de/index.php/AGJF.html (Abruf: 14. 3. 2017).

4 Im Sinne von gestalteten Rahmenbedingungen und Situationen.

5 Streetworker bzw. mobile Jugendarbeit als Teil der Jugendsozialarbeit (§ 13 SGB VIII) fällt nicht hierunter.

6 Vergleiche Seckinger, Mike u. a.: Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit, 2016 S. 100 f.

7 Junge Menschen, die verschiedene offene Angebote nutzen, werden dabei mehrfach berücksichtigt.

8 Hier sei nochmals darauf hingewiesen, dass zum Teil pro Einrichtung »Jugendclub« oder »Jugendtreff« mehr als ein offenes Angebot gemeldet wurde.

9 Grundsätzlich können Personen, die bei den Trägern mehrfach im Rahmen verschiedener Angebote der Jugendarbeit ehrenamtlich tätig sind, auch mehrfach erfasst sein.

10 Gruppenbezogene Angebote gemäß der Abgrenzung der Statistik der Angebote der Jugendarbeit.

11 Hierbei können Personen, die bei den Trägern mehrfach ehrenamtlich tätig sind, auch mehrfach erfasst sein.

12 Junge Menschen, die mehr als eine öffentlich geförderte Freizeit besucht haben, wurden mehrfach gezählt.

13 Auch bei Projekten konnten bis zu drei Themenschwerpunkte pro Angebot genannt werden.

14 Hierbei wurden Personen, die bei den Trägern mehrfach ehrenamtlich tätig waren, auch mehrfach erfasst.