:: 12/2017

Ab 2019/20 wieder steigende Schülerzahlen an allgemeinbildenden Schulen

Modellrechnung zur Entwicklung der Schüler- und Schulabgängerzahlen an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen bis 2025

An den allgemeinbildenden und beruflichen Schulen in Baden-Württemberg wurden im Schuljahr 2016/17 knapp 1,544 Mill. Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Die aktuelle Modellrechnung zur künftigen Entwicklung ergibt bis zum Schuljahr 2020/21 einen leichten Rückgang der Schülerzahl auf 1,511 Mill. Bis zum Schuljahr 2025/26 könnte sie dann wieder auf knapp 1,546 Mill. ansteigen. Ursache für diese Trendwende ist die Erwartung steigender Geburtenzahlen. Daneben sorgt auch die Zuwanderung für ein insgesamt etwas höheres Niveau der Schülerzahlen. An öffentlichen und privaten allgemeinbildenden Schulen dürften die Schülerzahlen bereits ab dem Schuljahr 2019/20 wieder ansteigen, während diese an den beruflichen Schulen bis zum Ende des Modellrechnungszeitraums ihre rückläufige Tendenz beibehalten könnten. Die Zahl der an den Schulen im Land erworbenen Abschlüsse wird bis 2025 relativ deutlich abnehmen, da schwächer besetzte Jahrgänge in die Abschlussklassen vorrücken werden. Der mittlere Abschluss wird dabei seine Spitzenposition behaupten können.

Unter anderem durch die Einführung der Gemeinschaftsschule als neue Schulart, die Umsetzung der inklusiven Beschulung von Kindern und Jugendlichen mit Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot, die Aufhebung der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung und die Erprobung neuer Bildungsgänge zur Berufsvorbereitung an beruflichen Schulen durchläuft das Schulsystem in Baden-Württemberg derzeit eine Phase tiefgreifender Änderungen. Im Verlauf der letzten Jahre konnten hinsichtlich der Auswirkungen dieser bildungspolitisch motivierten Entscheidungen auf die Entwicklung der Schülerzahlen bereits einige Erfahrungen gewonnen werden, die in die Annahmen der Modellrechnung einfließen konnten. Andere Resultate dieser Maßnahmen, wie zum Beispiel die Rückwirkung auf den Erwerb von Schulabschlüssen, werden sich erst in den nächsten Jahren konkretisieren. Diese können nur über die Setzung von Annahmen in die Modellrechnung einbezogen werden (siehe i-Punkt).

Basis: Obere Variante der Bevölkerungsvorausrechnung

Besondere Schwierigkeiten für eine Modellrechnung der künftigen Entwicklung der Schüler- und Schulabgängerzahlen bereitet derzeit aber die Einschätzung der Auswirkungen der Bevölkerungsentwicklung auf die Schülerzahlen. Vor allem in der zweiten Jahreshälfte 2015 war ein hoher Zustrom von Schutzsuchenden nach Baden-Württemberg zu verzeichnen. Ab März 2016 haben sich diese Zahlen zwar wieder auf einem wesentlich niedrigeren Niveau eingependelt, die weitere Entwicklung ist aber nach wie vor ungewiss.1

Ein weiterer für die künftige Entwicklung der Schülerzahlen entscheidender Faktor ist die Entwicklung der Geburtenzahl. Diese hat sich vom absoluten Tiefststand von gut 88 800 im Jahr 2011 bis zum Jahr 2015 auf knapp 100 300 erhöht. Dies ist nicht nur auf zahlenmäßig stärker besetzte Altersjahrgänge in der Elterngeneration zurückzuführen. Auch die Geburtenrate ist in diesem Zeitraum von 1,36 auf 1,51 Kinder je Frau angestiegen.2

Diese Entwicklungen haben zur Entscheidungsfindung beigetragen, bei der Aktualisierung der Vorausrechnung der Schülerzahlen die obere Variante der Bevölkerungsvorausrechnung des Statistischen Landesamts aus dem Jahr 2015 zu verwenden.3 Diese obere Variante spiegelt zumindest die bisherige Bevölkerungsentwicklung in den Jahren 2015 und 2016 besser wider als die Hauptvariante, die bei der letztjährigen Vorausrechnung der Schülerzahlen verwendet worden war.

An den Grundschulen setzt sich der Anstieg der Schülerzahlen fort

An den öffentlichen und privaten allgemeinbildenden Schulen wurden am Statistikstichtag des Schuljahres 2016/17 insgesamt rund 1,115 Mill. Schülerinnen und Schüler unterrichtet.4 In den beiden kommenden Schuljahren ergibt die Modellrechnung einen leichten Rückgang der Schülerzahl auf dann knapp 1,110 Mill. Schülerinnen und Schüler. Ab dem Schuljahr 2019/20 führen die Erwartung weiter leicht steigender Geburtenzahlen und die Annahme, dass der größte Teil der zugewanderten Kinder und Jugendlichen bis zum jeweiligen Ende ihrer Schulpflicht an den Schulen im Land verbleibt, zu einem Anwachsen der Schülerzahl der allgemeinbildenden Schulen auf fast 1,175 Mill. im Schuljahr 2025/26. Dieses Ergebnis liegt um rund 23 000 Schülerinnen und Schüler über dem entsprechenden Wert der 2016 veröffentlichten Modellrechnung.5

An den öffentlichen und privaten Grundschulen6 dürfte sich der seit dem Schuljahr 2014/15 zu beobachtende Trend steigender Schülerzahlen fortsetzen. Für das Schuljahr 2025/26 ergibt die Modellrechnung mit 433 000 eine Zahl, die um gut 14 % über dem Wert von gut 378 900 im Schuljahr 2016/17 liegt. Neben den steigenden Geburtenzahlen wirkt sich hierbei auch die zunehmende Inklusion von Kindern mit Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot aus.

Weiterführende Schulen mit unterschiedlichen Tendenzen

An den weiterführenden Schulen ist in den einzelnen Schularten mit unterschiedlichen Entwicklungen zu rechnen. So wird der weitere Aufbau von Gemeinschaftsschulen zu einem Anstieg ihrer Schülerzahl führen, auch wenn in den kommenden Jahren nur noch wenige neue Gemeinschaftsschulen hinzukommen dürften (siehe i-Punkt). Die Modellrechnung für das Schuljahr 2025/26 ergibt für die Gemeinschaftsschulen eine Schülerzahl von 99 100 im Vergleich zu knapp 51 500 im Schuljahr 2016/17.

Dagegen ist ein deutlicher Rückgang der Schülerzahl der öffentlichen und privaten Werkreal- und Hauptschulen zu erwarten. Zum Schuljahr 2016/17 wurde für die Werkreal- und Hauptschule mit 5,9 % ein neuer Tiefststand beim Anteil der Wechsel von der Grundschule auf eine weiterführende Schule erreicht, was ein Zeichen für die anhaltend geringe Nachfrage nach dieser Schulart ist. Für das Schuljahr 2025/26 folgt aus den Annahmen der Modellrechnung eine Schülerzahl von 43 300, das wären gut 48 % weniger als im Schuljahr 2016/17.

Die öffentlichen und privaten Realschulen verzeichnen seit dem Schuljahr 2010/11 rückläufige Schülerzahlen. Im Schuljahr 2016/17 wurden dort rund 219 100 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Die Übergangsquote von der Grundschule entsprach in diesem Schuljahr mit 33,7 % nahezu genau dem Vorjahreswert. Aus der Modellrechnung folgt bis zum Schuljahr 2021/22 ein weiteres Absinken der Schülerzahl um knapp 7 % auf 204 200. Im Anschluss daran wird bis zum Schuljahr 2025/26 mit einem Wiederanstieg auf 210 500 Schülerinnen und Schüler gerechnet, was immer noch um 4 % unter dem Wert von 2016/17 liegen würde.

Auch bei den öffentlichen und privaten Gymnasien ist zunächst noch die Fortsetzung des leicht sinkenden Trends der Schülerzahlenentwicklung zu erwarten. Diese dürfte aber bereits im Schuljahr 2019/20 bei 300 500 Schülerinnen und Schülern enden, was 4 100 Schülerinnen und Schüler weniger wären als im Schuljahr 2016/17. Danach dürfte die Schülerzahl wieder bis zum Schuljahr 2025/26 auf 315 100 ansteigen und dann um gut 3 % höher liegen als im Schuljahr 2016/17.

Inklusion mit geringeren Auswirkungen auf die Schülerzahl an Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren als erwartet

Im Schuljahr 2016/17 wurden im Rahmen der amtlichen Schulstatistik gut 7 900 Schülerinnen und Schüler erfasst, die Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot haben und an einer allgemeinen Schule inklusiv unterrichtet werden. Dies waren rund 1 500 mehr als im Schuljahr zuvor, als erstmals landesweit flächendeckend die Möglichkeit auf eine inklusive Beschulung bestand. Dennoch hat sich die Zahl der Schülerinnen und Schüler der öffentlichen und privaten Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren im Schuljahr 2016/17 gegenüber dem Vorjahr um mehr als 160 auf gut 49 300 erhöht. Die Gesamtzahl der Kinder und Jugendlichen mit einem Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot ist somit um rund 3 % angestiegen. Möglicherweise fällt es Eltern leichter den Antrag auf ein solches Angebot zu stellen, wenn die Aussicht auf eine inklusive Beschulung besteht.

Die Auswirkungen der Inklusion auf die Verteilung der Schülerinnen und Schüler mit Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot auf die verschiedenen Schularten sind auch aus diesem Grund nur schwer kalkulierbar. Die hierzu im Rahmen der Modellrechnung getroffenen Annahmen (siehe i-Punkt) ergeben für die öffentlichen und privaten Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren einen Rückgang der Schülerzahl auf 44 800. Dies wären gut 9 % weniger als im Schuljahr 2016/17.

Entwicklung an den beruflichen Schulen wird dem demografischen Trend folgen

Im Schuljahr 2016/17 stieg die Schülerzahl aller öffentlichen und privaten beruflichen Schulen gegenüber dem Vorjahr um mehr als 4 300 auf gut 428 700 an. Dies war vor allem auf die Entwicklung der Teilnehmerzahl am Vorqualifizierungsjahr Arbeit/Beruf mit dem Schwerpunkt Erwerb von Deutschkenntnissen (VABO) zurückzuführen. Diese hatte sich um knapp 2 700 auf 9 100 erhöht. Zum weiteren Bildungsweg dieser Jugendlichen waren für die Modellrechnung in Abstimmung mit dem Kultusministerium Annahmen zu treffen (siehe i-Punkt), da keine vergleichbaren Erfahrungswerte aus der Vergangenheit vorliegen.

Grundsätzlich sind für die Entwicklung der Schülerzahlen an den öffentlichen und privaten beruflichen Schulen in den nächsten Jahren die demografischen Rahmenbedingungen ausschlaggebend. Geringer besetzte Altersjahrgänge lassen hier rückläufige Schülerzahlen erwarten. Für das Schuljahr 2025/26 ergibt sich hieraus eine Schülerzahl von 370 800, welche 14 % unter dem Wert von 2016/17 liegt. Allerdings schwächt sich gegen Ende des Vorausrechnungszeitraums diese Tendenz bereits ab, was als Vorbote der später auch an beruflichen Schulen einsetzenden Trendwende der Schülerzahlentwicklung zu sehen ist.

An den öffentlichen und privaten Teilzeit-Berufsschulen wurden im Schuljahr 2016/17 rund 190 400 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Die meisten von ihnen absolvierten hier den schulischen Teil ihrer dualen Berufsausbildung. In den kommenden Jahren werden schwächer besetzte Altersjahrgänge die Schulen verlassen. Dies dürfte es für Ausbildungsbetriebe künftig noch schwieriger machen, für ihre Ausbildungsplätze qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber zu finden. Dementsprechend ergeben sich in der Modellrechnung rückläufige Schülerzahlen für die Teilzeit-Berufsschule. Im Schuljahr 2025/26 wären es noch 166 600 Jugendliche, die hier unterrichtet würden – knapp 13 % weniger als im Schuljahr 2016/17.

Berufliche Vollzeit-Schularten mit ähnlichen Verläufen

Die beruflichen Gymnasien sind nach dem vor allem im Zeitraum von 2009 bis 2012 erfolgten Ausbau des Angebots öffentlicher Gymnasien die zahlenmäßig größte Schulart im Bereich der beruflichen Vollzeit-Schulen. Im Schuljahr 2008/09 hatte es noch 174 öffentliche berufliche Gymnasien gegeben, im Schuljahr 2012/13 waren es dann 221. Auch die Zahl der privaten beruflichen Gymnasien wuchs in dieser Zeit von 41 auf 50 an. Im Schuljahr 2016/17 gab es insgesamt 280 öffentliche und private berufliche Gymnasien, an denen rund 66 100 Schülerinnen und Schüler die Hochschulreife anstrebten, wobei die Schülerzahl gegenüber dem Vorjahr erstmals seit dieser Ausbauphase leicht zurückgegangen war. Ab dem Schuljahr 2023/24 könnte die Schülerzahl wieder unter die Marke von 60 000 absinken und im Schuljahr 2025/26 bei 58 000 liegen. Dies wären gut 12 % weniger Schülerinnen und Schüler als 2016/17.

An den Berufskollegs war 2016/17 zum zweiten Mal nacheinander ein Rückgang der Schülerzahl auf nun rund 61 400 zu verzeichnen. Die weitere Entwicklung dürfte ähnlich verlaufen wie bei den beruflichen Gymnasien, da auch die Berufskollegs meist auf dem mittleren Bildungsabschluss aufbauen und ihre Schülerzahl somit stark von dessen Absolventenzahl abhängt. Für das Schuljahr 2025/26 ergibt die Modellrechnung 54 500 Schülerinnen und Schüler an den öffentlichen und privaten Berufskollegs, gut 11 % weniger als im Schuljahr 2016/17.

Die Schülerzahl der öffentlichen und privaten Berufsfachschulen ist im Schuljahr 2016/17 um gut 1 400 auf rund 55 900 angestiegen. Hauptgrund hierfür war der Anstieg der Zahl der Jugendlichen an privaten berufsvorbereitenden Berufsfachschulen mit dem Schwerpunkt Erwerb von Deutschkenntnissen (BFBVO) von rund 600 auf etwas über 2 000. Diese Bildungsgänge entsprechen dem VABO an öffentlichen Schulen. Im weiteren Verlauf dürfte aber auch die Schülerzahl der Berufsfachschulen bis 2023/24 um gut 10 % gegenüber dem Stand von 2016/17 auf 50 100 Schülerinnen und Schüler abnehmen. Anschließend führt die Modellrechnung bis zum Schuljahr 2025/26 zu einem leichten Anstieg der Schülerzahl auf 50 500.

Fachschulen dienen in erster Linie der beruflichen Weiterbildung. Daher sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an diesen Bildungsangeboten in der Regel älter als die Schülerinnen und Schüler anderer beruflicher Bildungsgänge. Aber auch bei den über 20-Jährigen werden in den kommenden Jahren schwächer besetzte Altersjahrgänge nachrücken. Daher dürfte die Schülerzahl der öffentlichen und privaten Fachschulen von rund 20 500 im Schuljahr 2016/17 bis zum Schuljahr 2025/26 auf 18 500 abnehmen.

Die Entwicklung der Schülerzahl an den Schulen für Berufe des Gesundheitswesens, an denen die Ausbildung in den nicht akademischen Gesundheitsberufen (zum Beispiel Gesundheits- und Krankenpflege, Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie) stattfindet, ist auch vom Ausbildungsplatzangebot abhängig. Dieses wird wiederum von den im Rahmen des Gesundheitswesens zur Verfügung stehenden Finanzmitteln mit beeinflusst. Die Modellrechnung kann aber nur die demografischen Rahmenbedingungen berücksichtigen. Demnach könnte die Schülerzahl von knapp 18 200 im Schuljahr 2016/17 auf 15 900 im Schuljahr 2025/26 zurückgehen.

Mehr als die Hälfte der Hochschulzugangsberechtigungen werden an beruflichen Schulen erworben

Im Jahr 2016 wurden in Baden-Württemberg insgesamt fast 53 300 Zeugnisse der Hochschulreife ausgestellt, darunter gut 18 600 an einer beruflichen Schule – also einem beruflichen Gymnasium oder eine Berufsoberschule des Zweiten Bildungswegs. Weiteren rund 19 400 Absolventinnen und Absolventen wurde – weit überwiegend von einer beruflichen Schule – mit der Fachhochschulreife ebenfalls eine Hochschulzugangsberechtigung zugesprochen. Damit wurden rund 52 % der Hochschulzugangsberechtigungen an einer beruflichen Schule erworben. An diesem Verhältnis dürfte sich gemäß der Modellrechnung bis 2025 wenig ändern.

Die weitere Entwicklung der Abiturientenzahl der allgemeinbildenden Schulen zeigt gewisse Auffälligkeiten. Nach einem zunächst moderaten Rückgang von gut 34 600 auf 33 000 Absolventinnen und Absolventen im Jahr 2019, sackt die Absolventenzahl 2020 auf 30 500 ab. Im Jahr 2022 steigt sie wieder auf 31 800 an, um dann bis 2025 mit leicht steigender Tendenz im Bereich von 32 000 Absolventinnen und Absolventen zu bleiben. Ursache hierfür ist die Wiedereinführung des 9-jährigen Gymnasialbildungsgangs in den Schuljahren 2012/13 und 2013/14 an jeweils 22 Gymnasien. Die um 1 Jahr längere Schulzeit des 9-jährigen Bildungsgangs hat zur Folge, dass 2020 und 2021 die Absolventenzahl verringert wird. Ab 2022 verlassen wieder vollständige Schülerjahrgänge die Gymnasien, wobei sich dann schon die steigenden Schülerzahlen bemerkbar machen.

Die Gesamtzahl der von allgemeinbildenden und beruflichen Schulen ausgestellten Hochschulreifezeugnisse würde nach den Ergebnissen der Modellrechnung ab 2020 wieder unter 50 000 liegen. Für das Jahr 2025 wird mit 48 400 Absolventinnen und Absolventen mit Hochschulreife gerechnet. Das wären rund 9 % weniger als 2015, allerdings dürfte die »Talsohle« der Entwicklung dann schon durchschritten worden sein.

Die Zahl der Absolventinnen und Absolventen mit Fachhochschulreife könnte bis 2025 auf 16 700 absinken. Dann würden insgesamt 65 100 Absolventinnen und Absolventen mit Hochschulzugangsberechtigung die Schulen in Baden-Württemberg verlassen, was in etwa dem Niveau des Jahres 2009 entspräche.

Der mittlere Bildungsabschluss bleibt der am häufigsten erreichte

Im Jahr 2016 wurden an den Schulen in Baden-Württemberg insgesamt gut 65 600 mittlere Abschlüsse erworben, fast 15 % hiervon an einer beruflichen Schule. Bis 2018 ergibt die Modellrechnung ein Absinken der Absolventenzahl auf 60 600, bevor diese bis 2020 wieder auf 62 200 ansteigt. Dieser Anstieg hängt mit der Erwartung zusammen, dass über die Gemeinschaftsschulen ein größerer Anteil der Schülerinnen und Schüler zum mittleren Bildungsabschluss gelangt.

Dagegen wird für das Jahr 2021 ein relativ starker Rückgang der Zahl der mittleren Abschlüsse auf 58 300 erwartet. Diese Entwicklung ist auf die Annahme zurückzuführen, dass die Einführung der Möglichkeit des regulären Erwerbs des Hauptschulabschlusses an Realschulen nach Klassenstufe 9 zur Folge hat, dass auch ein gewisser Teil der Realschülerinnen und -schüler mit Hauptschulabschluss abgehen und nicht den Realschulabschluss erwerben wird. Einen Einfluss hierauf wird aber auch das Übergangsverhalten nach der Grundschule ausüben. Wenn vermehrt Schülerinnen und Schüler auf Realschulen statt auf Werkreal- und Hauptschulen wechseln, dürfte der Rückgang schwächer ausfallen. Aus heutiger Sicht ist noch nicht absehbar, welcher dieser gegenläufigen Effekte überwiegen wird.

In den Folgejahren ergibt sich nur noch ein leichter Rückgang der Zahl der Absolventinnen und Absolventen mit mittlerem Abschluss. Gegen Ende des Modellrechnungszeitraums pendelt sich die Absolventenzahl bei Werten um 57 000 ein. Das wären zwar rund 13 % weniger als 2016, der mittlere Abschluss bleibt dennoch durchgängig der am häufigsten erworbene.

Rückläufige Tendenz bei Hauptschulabschlüssen

Im Jahr 2016 haben knapp 25 700 Jugendliche die Schulen des Landes mit dem Hauptschulabschluss verlassen. Etwa 15 % hatten diesen an einer beruflichen Schule erworben – in den meisten Fällen nach dem Besuch eines Vorqualifizierungsjahrs Arbeit/Beruf. Die stark rückläufige Zahl der Wechsel auf eine Werkreal- und Hauptschule nach der Aufhebung der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung im Jahr 2012 wird zunächst bis 2019 zu einem deutlichen Absinken der Zahl der Hauptschulabschlüsse führen. Die Modellrechnung ergibt für dieses Jahr einen Wert von 22 100. Der Anstieg auf 24 500 im Jahr 2020 ergibt aus der oben beschriebenen Öffnung der Realschulen für den regulären Erwerb des Hauptschulabschlusses. Ab 2022 dürfte die Zahl der Hauptschulabschlüsse bis 2025 bei Werten knapp über 21 500 liegen, was einen Rückgang um rund 16 % gegenüber dem Jahr 2016 bedeuten würde.

Im Jahr 2016 ist die Zahl der Abgänge ohne Hauptschulabschluss leicht angestiegen und lag mit gut 6 100 um knapp 400 über dem Vorjahreswert. Den größten Beitrag zu diesem Anstieg leisteten die Abgänge aus Vorbereitungsklassen für Schülerinnen und Schüler ohne ausreichende Deutschkenntnisse. Diese sind gegenüber dem Vorjahr um knapp 170 auf 345 angestiegen. Die Abgänge ohne Hauptschulabschluss aus Regelklassen an Werkreal- und Hauptschulen haben sich ebenfalls um gut 120 auf 1 263 erhöht und auch an den Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren war ein leichter Anstieg auf 3 639 Abgänge ohne Hauptschulabschluss zu verzeichnen. Allerdings ist nicht jeder Abgang ohne Hauptschulabschluss mit einem Schulabbruch gleichzusetzen.7 So erwarben im Jahr 2016 von diesen Abgängerinnen und Abgängern 2 096 den Abschluss mit dem Schwerpunkt Lernen und 1 041 den Abschluss mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung und erreichten somit das Ziel des von ihnen besuchten Bildungsgangs. In der Modellrechnung ergibt sich für die kommenden Jahre bis 2025 ein leichter Rückgang der Zahl der Abgänge ohne Hauptschulabschluss auf 5 400.

Regelmäßige Aktualisierung sinnvoll

Zu den Auswirkungen mancher bildungspolitischer Maßnahmen, wie zum Beispiel zur Aufhebung der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung im Jahr 2012, liegen mittlerweile Erfahrungen vor, die für eine Modellrechnung der Schüler- und Schulabgängerzahlen genutzt werden können. Andere Punkte, wie zum Beispiel die weiteren Fortschritte bei der Umsetzung der Inklusion, sind aus heutiger Sicht eher noch unklar. Auch die Rahmenbedingungen, die durch aus Sicht des Bildungsbereichs externe Faktoren wie die Zu- und Abwanderung gesetzt werden, können sich relativ rasch ändern. Daher ist es weiterhin sinnvoll, regelmäßig Aktualisierungen der Modellrechnung vorzunehmen, um aktuelle Entwicklungen und neu hinzugekommene Erfahrungswerte für die Rechnung zu nutzen.

Dies ist auch bei der Interpretation der hier vorgelegten Ergebnisse zu berücksichtigen. Auch wenn sie keine genauen Vorhersagen der Zukunft sind – und so auch nicht gemeint sind –, können sie dennoch Hinweise auf künftige Entwicklungslinien geben. Im Detail werden die Ergebnisse durch die reale Entwicklung bald überholt sein. Dennoch zeigt diese Modellrechnung nach heutigem Kenntnisstand grundsätzliche Trends und die Konsequenzen von aktuellen Gegebenheiten auf.