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Berufseinstieg von Lehrkräften in Baden-Württemberg

Ergebnisse der Absolventenbefragung 2016 an den Pädagogischen Hochschulen

Wie gelingt den Lehramtsabsolventinnen und -absolventen der Übergang ins Berufsleben? Würden sie erneut ein pädagogisches Studium wählen? Wie bewerten sie ihre aktuelle berufliche Tätigkeit? Diese und weitere Fragen beantworten die Ergebnisse der vierten Absolventenbefragung an den sechs Pädagogischen Hochschulen des Landes. Mehr als neun von zehn Lehramtsabsolventinnen und -absolventen fanden nach höchstens 3 Monaten eine Erwerbstätigkeit und arbeiteten in ihrer ersten beruflichen Phase an einer Schule. Mehr als sieben von zehn Lehramtsabsolventinnen und -absolventen bewerteten ihr Studium retrospektiv positiv und zeigten sich zufrieden bzw. sehr zufrieden. In ihrer beruflichen Tätigkeit bewerteten die Pädagoginnen und Pädagogen die Tätigkeitsinhalte und ihre berufliche Position am zufriedensten.

Von den insgesamt 12 256 Absolventinnen und Absolventen der Kalenderjahre 2011, 2013 und 2014 an den Pädagogischen Hochschulen nahmen 3 387 an der Absolventenbefragung 2016 teil, was einer Rücklaufquote von 28 % entspricht. Reduziert man die Grundgesamtheit aller Absolventinnen und Absolventen um 1 249 Personen die postalisch nicht erreicht werden konnten, ergibt sich eine Ausschöpfungsquote von 31 %. Es zeigt sich, dass zwischen den Befragungsteilnehmenden und der Absolventengrundgesamtheit hinsichtlich soziodemografischer Merkmale nur marginale Unterschiede bestehen. Daher können die Ergebnisse der Absolventenbefragungen 2016 einen im hohen Maße repräsentativen Überblick geben. Die Befragung liefert wichtige Ergebnisse über die beruflichen Erfahrungen der Absolventinnen und Absolventen sowohl vor als auch nach dem erfolgreichen Studium sowie über deren Integration in den Arbeitsmarkt. Neben einer differenzierten Bewertung der beruflichen Situation liefern die Erhebungen wertvolle Daten über die Zufriedenheit mit studienbezogenen bzw. praxisorientierten Aspekten. Außerdem gibt der umfassende Ergebnisbericht einen Überblick über Verbesserungs- und Förderungsbedarfe im Rahmen des Studiums aus Sicht der Absolventinnen und Absolventen. Die Ergebnisse dienen potentiellen Studierenden zur Information und den Pädagogischen Hochschulen zur Qualitätssicherung.

Die Mehrheit befindet sich direkt nach dem Studium im Vorbereitungsdienst …

Insgesamt gaben 2 329 teilnehmende Lehramtsabsolventinnen und –absolventen1 (94 %) an, sich für den Vorbereitungsdienst beworben zu haben. Davon hatten sich wiederum 94 % für den frühestmöglichen Beginn des Vorbereitungsdienstes nach dem Studium beworben. Die Bewerbung war für 99,8 % dieser Lehramtsabsolventinnen und -absolventen erfolgreich. Die Minderheit, die keinen Referendariatsplatz suchte, absolvierte einen Auslandsaufenthalt (35 %), gönnte sich eine »Auszeit« (33 %) oder nannte ein weiteres Studium bzw. die Promotion als Grund (26 %, Mehrfachnennungen waren möglich).

Zum Zeitpunkt der Befragung hatten 90 % der teilnehmenden Lehramtsabsolventinnen und -absolventen, die sich für den Vorbereitungsdienst beworben hatten, diesen bereits abgeschlossen. Der Großteil, der den Vorbereitungsdienst zum Zeitpunkt der Befragung bereits beendet hatte, trat direkt nach dem Vorbereitungsdienst in den Schuldienst ein (95 %). Die Lehramtsabsolventinnen und -absolventen bewerteten das Studium in Bezug auf den Vorbereitungsdienst sehr unterschiedlich (Schaubild 1), wobei zu berücksichtigen ist, dass die Lehrerausbildung mit Studium und Referendariat zweiphasig angelegt ist und das Studium der akademischen Berufsfeldvorbereitung und nicht der Vorbereitung auf das Referendariat dient (siehe i-Punkt »Pädagogische Hochschulen in Baden-Württemberg: Struktur, Inhalte und Studienverlauf«). Während 7 % die Vorbereitung auf den Vorbereitungsdienst durch das Studium als angemessen und weitere 19 % als überwiegend angemessen beurteilten, waren prozentual gesehen mehr Absolventinnen und Absolventen der Ansicht, dass sie wenig angemessen (26 %) bzw. nicht angemessen (10 %) auf das Referendariat vorbereitet wurden. Am häufigsten (39 %) wurde die Befähigung durch das Studium als teilweise angemessen angesehen.

Für den Vorbereitungsdienst und die üblicherweise daran anschließende Lehrtätigkeit ist der Erwerb von spezifischen Kompetenzen während des Studiums, wie beispielsweise zum Thema Konfliktmanagement oder zum Auftreten vor der Klasse, von zentraler Bedeutung. Im Rahmen der Absolventenbefragung wurde ermittelt, wie gut sich die Absolventinnen und Absolventen in den im Studium vermittelten Kompetenzen gefördert fühlten.2 Am höchsten war die Zufriedenheit bei der Förderung im Bereich Reflexion (arithmetischer Mittelwert: 2,47). Danach folgten Selbstorganisation (2,68) und schriftliche Ausdrucksfähigkeit (2,88). Die schlechteste Bewertung vergaben die Lehramtsabsolventinnen und -absolventen für die Kompetenzbereiche Beratung von Eltern (3,99) und Beratung von Schülerinnen und Schülern (3,91). Nur geringfügig besser wurde die Förderung zum Thema Konfliktmanagement (3,76) bewertet. Demnach wünschten sich die Befragungsteilnehmenden insbesondere eine verstärkte Förderung der Kompetenzen zur Beratung von Eltern und Schülerinnen bzw. Schülern sowie zum Konfliktmanagement.

… und tritt anschließend nahtlos den Lehrdienst an.

Über sieben von zehn Lehramtsabsolventinnen und -absolventen (72 %) suchten im Anschluss an das Studium und den Vorbereitungsdienst eine Erwerbstätigkeit, einen Praktikumsplatz, eine selbstständige Tätigkeit oder eine weitere Berufsausbildung. 23 % waren hingegen nicht auf Beschäftigungssuche. 5 % befanden sich zum Zeitpunkt der Befragung im Vorbereitungsdienst und suchten deswegen (noch) keine Beschäftigung. Mehr als neun von zehn Lehramtsabsolventinnen und -absolventen (95 %), die den Vorbereitungsdienst zum Zeitpunkt der Befragung bereits abgeschlossen hatten, gaben an, unmittelbar nach dem Vorbereitungsdienst in den Lehrdienst eingetreten zu sein. Insgesamt fanden mehr als neun von zehn suchenden Absolventinnen und Absolventen (93 %) eine Erwerbstätigkeit. Lediglich 49 (3 %) waren bei ihrer Suche nicht erfolgreich und 75 (4 %) gaben an, dass diese Frage nicht auf sie zutrifft.

Die suchenden und bei der Stellensuche dann auch erfolgreichen Lehramtsabsolventinnen und -absolventen der Pädagogischen Hochschulen benötigten im Durchschnitt 1,1 Monate, 6,2 Bewerbungsversuche und 2,6 Bewerbungsgespräche. 92 % kamen nach maximal 3 Monaten Suche unter. Mehr als die Hälfte der Lehramtsabsolventinnen und -absolventen (56 %) kam mit weniger als 5 Bewerbungsversuchen zum Erfolg. 86 % benötigten maximal 10 Bewerbungsversuche. 14 % der erfolgreich Suchenden mussten zum Erhalt einer Beschäftigung kein Vorstellungsgespräch führen und 84 % durchliefen weniger als 5 Vorstellungsgespräche.

Am häufigsten erhielten die Lehramtsabsolventinnen und -absolventen durch das zentrale landesweite Lehrereinstellungsverfahren eine Stelle (43 %). Knapp vier von zehn (39 %) fanden durch die sogenannte schulscharfe Bewerbung eine Beschäftigung. Mit deutlichem Abstand folgten die Antwortmöglichkeiten »Arbeitgeber selbstständig kontaktiert« (11 %) und über das »Internet« (8 %). Vom Arbeitgeber direkt angesprochen wurden 7 % der bei ihrer Bewerbung Erfolgreichen. Durch Familie, Freunde oder Bekannte fanden 5 % eine Stelle. Für jeweils 2 % verhalf ein Praktikum während des Studiums bzw. private Vermittler zum Sucherfolg. Die übrigen Antwortmöglichkeiten wurden jeweils von 1 % oder weniger ausgewählt. Mehrfachnennungen waren bei dieser Fragestellung möglich.

Jede neunte Absolventin bzw. jeder neunte Absolvent arbeitete an einer Schule.

Mehr als vier Fünftel der Lehramtsabsolventinnen und -absolventen (86 %) befanden sich unmittelbar nach Studium und Vorbereitungsdienst in einem Angestellten- oder Beamtenverhältnis, 1 % waren auf Arbeitssuche (Schaubild 2). 2 % der Befragten gaben an, sich noch in der Berufsausbildung zu befinden. Andere Beschäftigungen, wie ein weiteres Studium bzw. eine Promotion, eine Selbstständigkeit oder ein Praktikum (bezahlt und unbezahlt) spielten mit jeweils maximal 3 % ebenfalls eine geringere Rolle.

Direkt nach dem Studium arbeitete nur weniger als ein Fünftel (18 %) der Lehramtsabsolventinnen und -absolventen in Teilzeit, 76 % waren in der ersten Phase unbefristet beschäftigt. 91 % der antwortenden Absolventinnen und Absolventen eines Lehramtsstudiums waren an einer Schule tätig. Diese waren weit überwiegend (84 %) an einer Schulart eingesetzt, die ihrem Studium entsprach. Für ihre erste Tätigkeit verblieben 86 % in Baden-Württemberg. 12 % zogen in ein anderes Bundesland, 2 % in das europäische Ausland und 1 % in das übrige Ausland.

Hohe Zufriedenheitswerte für Tätigkeitsinhalte und die berufliche Position

Die Mehrheit der 2 477 Befragten bewertete retrospektiv ihr Studium im Allgemeinen positiv (71 %). Darunter waren 65 % im Nachhinein zufrieden mit ihrem Studium, weitere 6 % waren sogar sehr zufrieden. 19 % der Lehramtsabsolventinnen und -absolventen waren rückblickend mit dem Studium weder zufrieden noch unzufrieden. Ein kleinerer Teil (10 %) war mit dem Studium unzufrieden, lediglich 1 % bzw. 23 Lehramtsabsolventinnen und -absolventen war sehr unzufrieden.

Auch die Frage, ob sich die Erwartungen, die die Absolventinnen und Absolventen vor Beginn ihres Studiums hatten, erfüllt haben, ist für die Hochschulen von Bedeutung. Neben der Bewertung der Anwendbarkeit der Studieninhalte und der Frage, ob die aktuelle berufliche Situation der Ausbildung entspricht, ist darüber hinaus die Zufriedenheit der Befragten mit verschiedenen Aspekten ihrer aktuellen beruflichen Tätigkeit von hoher Relevanz.

Die Lehramtsabsolventinnen und -absolventen bewerteten die Tätigkeitsinhalte (80 Punkte auf der Barometerskala) und die berufliche Position (79 Punkte) am positivsten (Schaubild 3). Auch die Aspekte der beruflichen Selbstverwirklichung (74 Punkte), Familienfreundlichkeit (73 Punkte) und die Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten (72 Punkte) erzielten eine Bewertung im oberen zufriedenen Bereich. Für die Bereitschaft des Arbeitgebers zu notwendigen strukturellen Veränderungen vergaben die Lehramtsabsolventinnen und -absolventen durchschnittlich 58 Punkte. Die Ausstattung der Arbeitsmittel und Erhaltung der Gesundheit erzielten jeweils 54 Punkte und somit eine neutrale Bewertung im Bereich von »Weder noch«. Mit 52 vergebenen Barometerpunkten wurden die Aufstiegsmöglichkeiten in der beruflichen Tätigkeit am schlechtesten bewertet.

Fazit

Absolventenbefragungen haben für die Weiterentwicklung der Studiengänge und der Studienbedingungen an den Hochschulen eine wichtige Bedeutung. Auch für die Pädagogischen Hochschulen sind die rückblickende Bewertung der vermittelten Studieninhalte durch ihre Absolventinnen und Absolventen, wie auch eine Rückmeldung zum Übergang in den Vorbereitungsdienst bzw. zur Integration in den Arbeitsmarkt interessante Informationen. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass sich die ehemaligen Studierenden der Pädagogischen Hochschulen sehr gut in den Arbeitsmarkt integrierten. Üblicherweise traten die Lehramtsabsolventinnen und -absolventen unmittelbar nach Abschluss des Vorbereitungsdienstes in den Lehrdienst ein.

1 Im vorliegenden Beitrag werden zur besseren Darstellung lediglich Lehramtsabsolventinnen und -absolventen abgebildet. Im ausführlichen Bericht werden auch die Ergebnisse der Bachelor-, Master-, Diplom- und Magisterabsolventinnen und -absolventen ausgewertet.

2 Im Fragebogen wurde zu unterschiedlichen im Studium vermittelten Kompetenzen ermittelt, wie gut sich die Absolventinnen und Absolventen darin gefördert fühlten. Hierfür wurde die fünfstufige Skala »Sehr gut gefördert« (1), »Gut gefördert« (2), »Teils/teils« (3), »Schlecht gefördert« (4), »Sehr schlecht gefördert« (5) genutzt. Die dazu gehörige Frage in der Erhebung lautete: »Wie gut fühlen Sie sich rückblickend durch ihr Studium in diesen Kompetenzbereichen gefördert?« Je näher der daraus gebildete Mittelwert am Wert 1 (bzw. 5) liegt, desto besser (bzw. schlechter) fühlten sich die Befragungsteilnehmenden durch das Studium in den jeweiligen Kompetenzbereichen gefördert. Zur Einordnung der Ergebnisse können diese Werte auch entsprechend der stufenweise gestaffelten Schulnotenskala interpretiert werden.