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Einkommen der privaten Haushalte: Baden-Württemberg im EU-Vergleich

Das Einkommen der privaten Haushalte ist ein zentraler Indikator für den materiellen Wohlstand der Bevölkerung eines Landes oder einer Region. Mit den Ergebnissen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen zu den Einkommensgrößen können die absolute Höhe der Einkommen sowie Aspekte der Einkommensverteilung nicht nur für Baden-Württemberg und Deutschland, sondern auch im EU-Vergleich betrachtet werden. Dabei zeigen sich beim Vergleich Baden-Württembergs mit ausgewählten EU-Ländern sowie auch zwischen den EU-Ländern teilweise große Unterschiede. Während beispielsweise die Bedeutung der Arbeitnehmereinkommen an den gesamten Erwerbs- und Vermögenseinkommen, dem Primäreinkommen, im Südwesten im Jahr 2015 dem EU-28-Durchschnitt entsprach, waren die Vermögenseinkommen der baden-württembergischen Haushalte anteilsmäßig so hoch wie in keinem der betrachteten EU-Länder. Auch bei den zu leistenden Abgaben in Form von Steuern und Sozialbeiträgen lag der Anteil am Primäreinkommen hierzulande gleichauf mit dem Durchschnitt der EU-28. Vergleichsweise gering fielen hingegen die von den privaten Haushalten empfangenen Sozialleistungen im Land aus. Einen Spitzenplatz nahm Baden-Württemberg beim Pro-Kopf-Einkommen ein.

Entscheidend für den monetären Wohlstand der privaten Haushalte sind ihre laufenden Einkommen. So können private Haushalte einerseits Erwerbs- und Vermögenseinkommen beziehen, erhalten aber auch Transferzahlungen, wie beispielsweise Renten, Arbeitslosengeld, Kindergeld oder Sozialhilfe, und müssen einen Teil ihres Einkommens in Form von Steuern und Sozialbeiträgen wieder abgeben. Daten zu den Einkommen der privaten Haushalte1 liefern die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR). Dabei können aus den Einkommensgrößen der privaten Haushalte in den VGR zwar keine Informationen zur personellen Einkommensverteilung gewonnen werden. Dafür liegen die jährlich2 veröffentlichten VGR-Daten als vergleichbare Zeitreihe bis 1991 zurück vor und das Europäische System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG) 2010 bzw. das System of National Accounts (SNA) 2008 der Vereinten Nationen bietet mit international abgestimmten Methoden und Konzepten die Grundlage für die internationale Vergleichbarkeit der VGR-Ergebnisse.

Auch auf regionaler Ebene umfasst das für die Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) rechtsverbindliche ESVG-Lieferprogramm als Anforderung für den Sektor der privaten Haushalte die Verteilungskonten, das heißt es sind regionale Ergebnisse für das sogenannte primäre Einkommensverteilungskonto und das Konto der sekundären Einkommensverteilung an Eurostat, das Statistische Amt der EU, zu liefern (Übersicht). Damit stehen für Baden-Württemberg mit den EU-Ländern vergleichbare Ergebnisse zur Verfügung, die die Grundlage für die nachfolgende Betrachtung der einzelnen Einkommensgrößen für Baden-Württemberg und ausgewählte EU-Länder für das derzeit aktuell verfügbare Berichtsjahr 2015 bilden. Mit Vorliegen des ESVG bzw. des SNA und dem damit methodisch und konzeptionell einheitlichen Gerüst wird die internationale Vergleichbarkeit einerseits gefördert. Andererseits sind bei der Analyse der einzelnen Einkommensströme, insbesondere bezüglich der Umverteilung, stets auch die Unterschiede bei den Sozial- und Gesellschaftssystemen in den einzelnen Ländern zu bedenken.

Arbeitnehmereinkommen überall wichtigste Einkommensquelle – Bedeutung dennoch recht unterschiedlich

Das Primäreinkommen der privaten Haushalte, die Zielgröße des primären Einkommensverteilungskontos, beschreibt das Einkommen, das den privaten Haushalten aus Erwerbstätigkeit und Vermögen und somit aus ihrer wirtschaftlichen Aktivität zufließt. Im Einzelnen umfasst es das empfangene Arbeitnehmerentgelt, die netto empfangenen Vermögenseinkommen (wie zum Beispiel Zinsen, Dividenden, Pachteinnahmen) sowie die Selbstständigeneinkommen von Einzelunternehmen und freiberuflich tätigen Personen und unterstellte Einkommen (Betriebsüberschuss) aus eigengenutztem Wohneigentum. Den privaten Haushalten der EU-28 ist im Jahr 2015 ein Primäreinkommen von rund 9 695 Mrd. Euro zugeflossen. Bezogen auf die Einwohner ergab sich ein durchschnittliches Primäreinkommen der privaten Haushalte von gut 19 000 Euro. Mit 29 600 Euro wies Baden-Württemberg 2015 von den hier betrachteten Ländern das höchste Primäreinkommen je Einwohner auf, vor Dänemark und dem Vereinigten Königreich. Unterhalb des EU-28-Durchschnitts lagen die Mittelmeerländer Griechenland, Portugal, Spanien und Italien (Schaubild 1).

Überall waren die Einkommen aus einer abhängigen Beschäftigung die wichtigste Einkommensquelle, allerdings gibt es zwischen den EU-Ländern teilweise merkliche Unterschiede (Schaubild 2). Im EU-28-Durchschnitt machte das Arbeitnehmerentgelt im Jahr 2015, wie auch in Baden-Württemberg, 72 % des Primäreinkommens aus. Mit über 80 % war der Anteil in den skandinavischen EU-Ländern, Dänemark, Schweden und Finnland, sowie in den Niederlanden besonders hoch. Demgegenüber resultierte in Griechenland und Italien weniger als 60 % des Primäreinkommens der privaten Haushalte aus einer unselbstständigen Tätigkeit. Dies lässt sich wohl damit erklären, dass in Griechenland im Jahr 2015 über 30 % aller Erwerbstätigen ihr eigener Chef waren – vermutlich auch bedingt durch die eher kleingewerblich und landwirtschaftlich geprägten Strukturen. Aber auch Italien wies mit 25 % eine vergleichsweise hohe Selbstständigenquote auf (EU-28: 15 %). Am geringsten war der Anteil der Selbstständigen an den Erwerbstätigen 2015 in Schweden (5 %) und Dänemark (6 %). Dies spiegelt sich entsprechend in einer geringen Bedeutung der Einkommen aus unternehmerischer Tätigkeit wider. In den beiden südeuropäischen Ländern stand dem vergleichsweise niedrigen Anteil des Arbeitnehmerentgelts erwartungsgemäß dagegen ein überdurchschnittlich hoher Anteil bei den Selbstständigeneinkommen (einschließlich Betriebsüberschuss) gegenüber – über 40 % in Griechenland und 27 % in Italien. EU-weit machten die Unternehmereinkommen der privaten Haushalte im Jahr 2015 16 % des Primäreinkommens aus und gut ein Zehntel entfiel auf die Vermögenseinkommen. Folglich hatten die Vermögenseinkommen der privaten Haushalte im Durchschnitt der EU-28 ein geringeres Gewicht am Primäreinkommen als ihre Einkommen aus unternehmerischer Tätigkeit – anders als in Baden-Württemberg. Hier beliefen sich die Selbstständigeneinkommen (einschließlich Betriebsüberschuss) im Jahr 2015, wie in Deutschland, nur auf 10 %. Deutlich höher war im Südwesten hingegen der Anteil der Vermögenseinkommen mit 19 % – so hoch wie in keinem der dargestellten EU-Länder.

Vom Primäreinkommen zum verfügbaren Einkommen

Im Rahmen der sogenannten sekundären Einkommensverteilung werden zum Primäreinkommen einerseits die monetären Sozialleistungen (zum Beispiel Renten, Pensionen, Arbeitslosengeld, Kindergeld, Elterngeld) und sonstige laufende Transfers (wie Schadensversicherungsleistungen) hinzugefügt. Andererseits werden Einkommen- und Vermögensteuern, Sozialbeiträge und sonstige laufende Transfers (zum Beispiel Nettoprämien für Schadensversicherungen) abgezogen. Am Ende steht dann das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte (Ausgabenkonzept), also das Einkommen, das den privaten Haushalten letztlich zum Konsum und Sparen zur Verfügung steht.

Gerade bei den im Rahmen der Umverteilung geleisteten und empfangenen Transfers dürften die rechtlichen und organisatorischen Unterschiede der Sozialsysteme in den einzelnen EU-Ländern eine wesentliche Rolle spielen. Während beispielsweise die skandinavischen Länder oder auch Irland ihr Sozialsystem primär aus Steuermitteln finanzieren, stützt sich die Finanzierung in anderen Ländern, wie zum Beispiel in Deutschland oder Frankreich, im Wesentlichen auf Sozialabgaben. Entsprechend ergeben sich Differenzen bei der Bedeutung der geleisteten Sozialabgaben bzw. der geleisteten Steuern in den einzelnen Ländern. Ebenso können Unterschiede in der Gewährung sowie im Umfang von Sozialleistungen bestehen. So kann sich etwa bei der Zahlung von Arbeitslosengeld zum einen die Bezugsdauer von Land zu Land unterscheiden und andererseits, sofern die Leistungen entgeltabhängig sind, der Einkommensanteil, der bei Arbeitslosigkeit als Arbeitslosengeld gezahlt wird.3 Ähnlich sieht es bei der Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall aus.4 Generell bieten manche Staaten nur eine minimale soziale Grundabsicherung, was vermehrt zu privaten Ausgaben führt, während in anderen Ländern eine einheitliche Vollversorgung im Vordergrund steht – wohl oftmals verbunden mit einer tendenziell höheren Abgabenlast. Die Vielseitigkeit der Regelungen innerhalb der EU ist deshalb bei der Interpretation der Ergebnisse zu beachten.

Baden-Württemberg: Abgaben im Verhältnis zum Primäreinkommen gleichauf mit EU-28-Durchschnitt …

Die geleisteten laufenden Transfers betrugen für die EU-28 im Jahr 2015 knapp 4 470 Mrd. Euro. Dies entspricht 46 % des Primäreinkommens. Über 60 % des Primäreinkommens machten die geleisteten Transferzahlungen in Dänemark und den Niederlanden aus. Aber auch in Belgien, Frankreich, Schweden, Finnland und Österreich war die Belastung aus Steuern und Sozialbeiträgen höher als im EU-28-Durchschnitt. Auf weniger als 40 % beliefen sich die geleisteten Transfers der privaten Haushalte in Griechenland und Portugal. Für Baden-Württemberg und Deutschland entsprach der Anteil mit 45 % bzw. 46 % dem EU-28-Wert (Tabelle).

Im Durchschnitt der EU-28 Länder haben die Nettosozialbeiträge bezogen auf das Primäreinkommen mit 26 % ein größeres Gewicht als die geleisteten Einkommen- und Vermögensteuern (16 %). Das gleiche Bild zeigt sich bei den meisten hier betrachteten EU-Mitgliedstaaten, mit Ausnahme der skandinavischen EU-Länder und Irland, die bei der Finanzierung der staatlichen Sozialleistungen vorwiegend auf Steuern bauen. In diesen Ländern übersteigen die von den privaten Haushalten zu leisteten Einkommen- und Vermögensteuern die an die Sozialversicherungssysteme abzuführenden Sozialbeiträge. So waren die geleisteten Einkommen- und Vermögensteuern im Jahr 2015 in Dänemark mit einem Anteil von 46 % am Primäreinkommen besonders hoch, gefolgt – wenn auch mit deutlichem Abstand – von Schweden, Finnland und Irland. Auch Belgien, Österreich, Italien und das Vereinigte Königreich wiesen einen über dem EU-28 Durchschnitt liegenden Anteil auf. Unterhalb des EU-28-Werts lagen die geleisteten Einkommen- und Vermögensteuern im Verhältnis zum Primäreinkommen in Baden-Württemberg und Deutschland mit jeweils 14 % sowie in Griechenland, Portugal und Spanien. Bei den Nettosozialbeiträgen in Relation zum Primäreinkommen der privaten Haushalte ergab sich für Baden-Württemberg hingegen ein leicht überdurchschnittlicher Wert. Einen höheren Anteil der Sozialbeiträge als im EU-Durchschnitt und in Baden-Württemberg ist insbesondere für die Niederlande, aber auch für Frankreich, Belgien und Deutschland zu beobachten (Tabelle).

… empfangene monetäre Sozialleistungen anteilsmäßig äußerst niedrig

Den geleisteten Transfers standen im Jahr 2015 in der EU-28 empfangene laufende Übertragungen in Höhe von 3 308 Mrd. Euro gegenüber. Damit flossen durchschnittlich annähernd drei Viertel der im Rahmen des Umverteilungsprozesses geleisteten Steuern und Sozialbeiträge wieder an die privaten Haushalte der EU-28 Länder zurück, deutlich mehr als in Baden-Württemberg. Hierzulande beliefen sich die von den Haushalten empfangenen Übertragungen nämlich nur auf gut die Hälfte der geleisteten Transfers (54 %). Auch in den Niederlanden, Belgien, Dänemark und Deutschland war der Anteil der empfangenen Transferzahlungen an den geleisteten mit 58 % bis 64 % vergleichsweise niedrig, allerdings höher als im Südwesten. 80 % und mehr machten die empfangenen Transferzahlungen an den geleisteten Transfers im Vergleich dazu in den südeuropäischen Ländern Portugal, Griechenland, Spanien und Italien aus. Leicht über dem Durchschnitt der EU-28 lag das Verhältnis empfangene zu geleisteten Zahlungen 2015 auch in Frankreich, dem Vereinigten Königreich und in Österreich.

Die empfangenen laufenden Transfers bestehen überwiegend aus den monetären Sozialleistungen. Deren Anteil am Primäreinkommen belief sich für die EU-28 im Jahr 2015 auf 28 %. In Baden-Württemberg waren es hingegen nur 20 %. Mehr als 30 % machten die empfangenen Sozialleistungen im Verhältnis zum Primäreinkommen in Griechenland, Dänemark, Finnland, Frankreich, Italien sowie in Österreich, Portugal und den Niederlanden aus. In den restlichen dargestellten EU-Ländern entsprach der Anteil in etwa dem EU-Durchschnitt bzw. lag leicht darunter, jedoch merklich über dem baden-württembergischen Wert (Tabelle).

Neben der unterschiedlichen Ausgestaltung der Sozialsysteme in den einzelnen Ländern beeinflusst natürlich auch die Anzahl der Empfänger der jeweiligen Transferzahlungen, wie zum Beispiel die Zahl an Rentenempfängern oder Bezieher von Arbeitslosengeld, die Höhe der insgesamt von den privaten Haushalten im Rahmen der Umverteilung erhaltenen Sozialleistungen.

Was nach der Umverteilung »übrig« bleibt

Nach den Umverteilungsmaßnahmen verblieben den privaten Haushalten der EU-28 Länder im Jahr 2015 durchschnittlich 88 % ihres Primäreinkommens als verfügbares Einkommen. In Portugal lag das verfügbare Einkommen sogar etwas über dem Primäreinkommen, da die empfangenen Leistungen die zu leistenden Abgaben leicht übertrafen. Hierzu dürfte die unterdurchschnittliche Abgabenquote bei gleichzeitig überdurchschnittlich empfangenen monetären Sozialleistungen beigetragen haben. Gleiches gilt für Griechenland, wo das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte im Jahr 2015 annähernd dem Primäreinkommen entsprach. Am niedrigsten war die »Verfügbarkeitsquote« in den Niederlanden (75 %), gefolgt von Dänemark (77 %). Hier machen sich die vergleichsweise hohen Abgaben, in den Niederlanden vor allem die Nettosozialbeiträge und in Dänemark die geleisteten Steuern, bemerkbar. In Baden-Württemberg blieben den privaten Haushalten 80 % ihres Primäreinkommens als verfügbares Einkommen und damit ebenfalls um einiges weniger als im Durchschnitt der EU-28. Während die Abgabenbelastung im Südwesten ungefähr dem EU-28-Durchschnitt entsprach, waren die empfangenen Transferzahlungen bezogen auf das Primäreinkommen deutlich geringer.

Pro-Kopf-Einkommen auch eine Frage des Konzepts

Insgesamt belief sich das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte (Ausgabenkonzept) in der EU-28 im Jahr 2015 auf über 8 530 Mrd. Euro. Je Einwohner entsprach dies einem verfügbaren Einkommen in Höhe von gut 16 700 Euro. Das höchste verfügbare Pro-Kopf-Einkommen von den hier dargestellten Ländern wies mit rund 24 600 Euro das Vereinigte Königreich auf, vor Schweden und Österreich. Die drei südeuropäischen Länder Griechenland, Portugal und Spanien belegten von den betrachteten Ländern die letzten Plätze der Rangskala. Baden-Württemberg lag mit einem verfügbaren Einkommen je Einwohner von 23 500 Euro auf Platz 2 (Schaubild 1).

Bei internationalen Vergleichen ist neben dem verfügbaren Einkommen nach dem Ausgabenkonzept eine Betrachtung des um die sozialen Sachleistungen des Staates erweiterten Einkommenskonzepts, dem verfügbaren Einkommen nach dem Verbrauchskonzept5, sinnvoll. Zu den sozialen Sachleistungen gehören insbesondere unentgeltlich bereitgestellte Leistungen des Gesundheits- und Bildungswesens. In Ländern, in denen der Bevölkerung diese Leistungen umfangreich bereitgestellt werden, reduziert die Finanzierung über Sozialbeiträge und Steuern das verfügbare monetäre Haushaltseinkommen, auch wenn die angebotenen Leistungen das Versorgungsniveau der Haushalte erhöhen. Indessen können die Abgaben in Ländern mit einem vergleichsweise geringen Niveau an sozialen Sachtransfers niedriger ausfallen und somit das verfügbare Einkommen der Haushalte nach dem Ausgabenkonzept erhöhen.6 Auszugleichen ist das geringere Leistungsniveau wohl jedoch durch vermehrte private Ausgaben. Bei länderübergreifenden Vergleichen der materiellen Wohlfahrt kann die Nichtberücksichtigung der sozialen Sachleistungen deshalb zu Verzerrungen führen.7

Ein Vergleich der verfügbaren Pro-Kopf-Einkommen beider Konzepte, also des Verbrauchs- und Ausgabenkonzepts, zeigt beim Ranking insbesondere im oberen Bereich der Rangskala leichte Verschiebungen. So belegten im Jahr 2015 beim verfügbaren Einkommen je Einwohner nach dem Verbrauchskonzept die beiden skandinavischen Länder Schweden und Dänemark die ersten beiden Plätze, vor dem Vereinigten Königreich, das beim Ausgabenkonzept das höchste Pro-Kopf-Einkommen aufwies. Und auch Finnland verbesserte sich leicht. Dies ist wenig verwunderlich, sind es doch gerade die »nordischen Sozialsysteme«, die vergleichsweise umfangreiche öffentliche Leistungen bereitstellen. Dagegen rutschten das Vereinigte Königreich und Irland, aber auch Österreich, beim »Verbrauchskonzept-Ranking« im Vergleich zum Pro-Kopf-Einkommen nach dem Ausgabenkonzept leicht nach hinten.

Neben den sozialen Sachtransfers spielen bei internationalen Einkommensvergleichen darüber hinaus Unterschiede in der Höhe des Preisniveaus eine Rolle. Diese werden bei der Darstellung des Einkommens in Kaufkraftstandards (KKS), eine künstliche Währung, die Preisunterschiede eliminiert, berücksichtigt. Bei einer Bereinigung des verfügbaren Pro-Kopf-Einkommens (Ausgabenkonzept) um die unterschiedliche Kaufkraft in den Ländern verringert sich das Einkommensgefälle leicht und es ergeben sich auch hier Änderungen in der Rangfolge. Vor allem Dänemark und Schweden rutschten beim Nachweis des verfügbaren Einkommens je Einwohner in KKS aufgrund des dortigen hohen Preisniveaus in der Rangskala nach unten. Deutschland hingegen verbesserte sich im Jahr 2015 von Platz 6 auf Platz 2, nach Baden-Württemberg, das in KKS unter den hier betrachteten Ländern das höchste verfügbare Pro-Kopf-Einkommen aufwies. Das Vereinigte Königreich, auf Platz 1 bei der Betrachtung des Pro-Kopf-Einkommens nach dem Ausgabenkonzept in Euro, fiel bei der Darstellung in KKS hinter Baden-Württemberg, Deutschland, Frankreich und Österreich zurück (Schaubild 3).

Je nach Konzept8 und Darstellung des verfügbaren Einkommens der privaten Haushalte je Einwohner können sich folglich Unterschiede in der Einkommenshöhe sowie im Ranking ergeben. Angesichts des unterschiedlichen Umfangs sozialer Sachleistungen und der verschiedenen Preisniveaus ist deshalb bei einer internationalen Betrachtung der verfügbaren Einkommen je Einwohner, die auch einen Indikator für den monetären Wohlstand einer Region oder eines Landes darstellen, eine erweiterte Betrachtung vorteilhaft. Andernfalls kann leicht ein verzerrtes Bild der materiellen Lage entstehen.

1 Im vorliegenden Beitrag stets einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck.

2 Auf nationaler Ebene teilweise auch vierteljährlich.

3 Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) (2016): Sozialkompass Europa. Soziale Sicherheit im Vergleich, S. 170 ff.

4 Ebenda, S. 149.

5 In den regionalen VGR wird nur eine Berechnung nach dem Ausgabenkonzept durchgeführt, sodass für Baden-Württemberg zum verfügbaren Einkommen nach dem Verbrauchskonzept keine Ergebnisse vorliegen.

6 Vergleiche Schwahn, Florian/Schwarz, Norbert (2015): Einkommenskonzepte zur Wohlfahrtsmessung: Soziale Sachleistungen – ein Einkommensbestandteil? in: Wirtschaft und Statistik 03/2015, S. 30.

7 Ebenda, S. 27.

8 Das in diesem Beitrag dargestellte verfügbare Einkommen basiert auf dem Nettokonzept. Darüber hinaus liegen für die Mitgliedstaaten der EU auch Daten für die Einkommensgrößen nach dem Bruttokonzept vor, das heißt inklusive der Abschreibungen auf Wohnimmobilien, die bei der Nettodarstellung nicht berücksichtigt sind.