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Das Deutschlandstipendium an baden-württembergischen Hochschulen

Im Sommersemester 2011 wurde mit dem Deutschlandstipendium das bundesweit erste öffentlich-private Stipendienprogramm eingeführt. Das Deutschlandstipendium richtet sich an Studierende sowie Studienanfängerinnen und Studienanfänger, deren Werdegang herausragende Leistungen in Studium und Beruf erwarten lässt. Studierende, die von ihrer Hochschule für ein Deutschlandstipendium ausgewählt werden, erhalten eine Finanzspritze von 300 Euro monatlich. Während im Jahr 2011 erstmalig 730 Studierende an baden-württembergischen Hochschulen das Deutschlandstipendium erhielten, waren es 6 Jahre später bereits 3 508 Stipendiatinnen und Stipendiaten. Auch die Anzahl der Mittelgeberinnen und Mittelgeber und ausgeschütteten Mittel stieg jährlich an. Dennoch lag die Förderquote von knapp 1 % im Jahr 2016 noch unter der im Koalitionsvertrag (18. Legislaturperiode) vereinbarten Zielmarke von 2 %. Der folgende Beitrag fasst die wichtigsten Daten und Fakten rund um das Deutschlandstipendium an den baden-württembergischen Hochschulen zusammen.

Förderzielmarke bei 2 % der Studierenden

Im August 2010 trat das Gesetz zur Schaffung eines nationalen Stipendienprogramms (Stipendienprogramm-Gesetz – StipG) in Kraft. Damit ermöglichte der Gesetzgeber ab dem Sommersemester 2011 die Vergabe von sogenannten Deutschlandstipendien, um begabte Studierende zu fördern, »die hervorragende Leistungen in Studium oder Beruf erwarten lassen oder bereits erbracht haben«1. Bis zu 8 % der Studierenden an staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschulen konnten mit diesem nationalen Stipendienprogramm ursprünglich gefördert werden.2 Schon im November 2011 wurde diese Höchstgrenze der Förderung auf 1 % bzw. 1,5 % reduziert.3 Im Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD wurde dann für die 18. Legislaturperiode die Zielmarke von 2 % der Studierenden vereinbart.4

Gemäß des StipG werden die Stipendien je zur einen Hälfte aus Bundesmitteln und zur anderen Hälfte von privaten Förderern wie Unternehmen, Stiftungen, Alumni und anderen Privatpersonen bezahlt. Die Hochschulen sind dafür zuständig, die privaten Mittel einzuwerben. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten erhalten das einkommensunabhängige Fördergeld von monatlich 300 Euro für mindestens 2 Semester und höchstens bis zum Ende der Regelstudienzeit.

Die Durchführung des Auswahlverfahrens liegt in der Verantwortung der Hochschulen. Zu den Auswahlkriterien zählen neben Begabung und Leistung auch gesellschaftliches Engagement sowie die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Berücksichtigt werden sollen zudem besondere soziale, familiäre oder persönliche Umstände. Bewerben können sich Personen, die die für das Studium erforderlichen Zugangsvoraussetzungen erfüllen und vor der Aufnahme des Studiums an der jeweiligen Hochschule stehen oder bereits dort immatrikuliert sind. Die Auswahlentscheidungen werden grundsätzlich von den Hochschulen getroffen. Private Förderinnen und Förderer können für einen Teil der Stipendien eine verbindliche Festlegung zur Fachrichtung oder zum Studienfach treffen und mit beratender Funktion in Auswahlgremien berufen werden.

Anzahl der Deutschlandstipendien steigt jährlich an

An baden-württembergischen Hochschulen wurden im 1. Jahr des nationalen Stipendienprogramms 730 Stipendien vergeben. Mit 1 845 Stipendien im Jahr 2012 hatte sich die Anzahl der Geförderten im 2. Jahr nach der Einführung bereits mehr als verdoppelt. Vom Jahr 2012 zum Jahr 2013 stieg die Anzahl der Stipendiatinnen und Stipendiaten weiter um 54 % (2013: 2 837). In den beiden darauffolgenden Jahren betrugen die Zuwachsraten noch 5 % bzw. 13 %. Im Jahr 2016 lag die Anzahl der Stipendien dann bei 3 508, was einen Zuwachs von 4 % gegenüber dem Vorjahr darstellte (Schaubild 1). Obwohl die Anzahl der vergebenen Stipendien seit 2011 jährlich gesteigert werden konnte, wurde der vom Bund angestrebte Anteil von 2 % in Baden-Württemberg noch nicht erreicht. So wurden 2016 nur knapp 1 % der 359 862 an baden-württembergischen Hochschulen eingeschrieben Studierenden gefördert.

Seit 2011 wurden demnach über 15 000 Deutschlandstipendien an Studierende im Südwesten vergeben. Die höchste Anzahl an Stipendien ging an Studierende der Betriebswirtschaftslehre (1 458). Die Plätze 2 und 3 belegten die Studienfächer Maschinenbau/-wesen (962) und Elektrotechnik/Elektronik (668). Mehr als 500 Stipendien wurden zudem an Studierende der Informatik (650), des Wirtschaftsingenieurwesens mit wirtschaftswissenschaftlichem Schwerpunkt (575) und des Bauingenieurwesens/Ingenieurbau vergeben (563) (Schaubild 2). Aber nicht nur für Studienfächer mit hohen Belegzahlen wurden in den vergangenen 6 Jahren Stipendien vergeben, auch Studierende in sogenannten Nischenfächern wie Orientalistik, Indologie oder Diakoniewissenschaft waren bei der Bewerbung um ein Deutschlandstipendium erfolgreich.

KIT ist Spitzenreiter beim Einwerben von Fördermitteln

Seit der Einführung des Deutschlandstipendiums erhielten die Hochschulen insgesamt gut 16 Mill. Euro von privaten Geldgebern. Der größte Anteil dieser Summe (59 %) floss an die Universitäten. 38 % ging an die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften, 5 % an die Kunsthochschulen und lediglich 1 % an die Pädagogischen Hochschulen. Unter den baden-württembergischen Hochschulen konnte das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) die meisten Fördermittel (1,8 Mill. Euro) einwerben. Auf den Plätzen 2 und 3 folgten die Universität Stuttgart (1,6 Mill. Euro) und die Universität Tübingen (1,4 Mill. Euro). Die Millionenmarke wurde auch von den Universitäten Mannheim (1,3 Mill. Euro) und Heidelberg (1,2 Mill. Euro) erreicht. Auf Rang 6 folgte die Hochschule Heilbronn (700 000 Euro) und war damit der Spitzenreiter unter den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften.

In den letzten 6 Jahren beteiligten sich 3 700 Mittelgeberinnen und -geber an der Finanzierung des Deutschlandstipendiums. Während es im Jahr der Einführung des nationalen Stipendienprogramms lediglich 260 Mittelgeberinnen und -geber gab, waren es 2016 bereits 806 und damit der bisherige Höchststand. Jeweils 7 % der für das Deutschlandstipendium bereitgestellten Fördermittel stammten von »Personengesellschaften«, »Juristischen Personen des öffentlichen Lebens« sowie »Privatpersonen und Einzelunternehmen«. »Sonstige Juristischen Personen des privaten Rechts« und »Kapitalgesellschaften« kamen für knapp 80 % der zur Verfügung gestellten Mittel auf. 55 % der bereitgestellten Stipendienmittel waren an keine Bedingungen geknüpft. Bei den übrigen Stipendien war die Vergabe seitens der Mittelgeberin bzw. des Mittelgebers an das Studium einer bestimmten Fachrichtung oder eines bestimmten Studienganges gebunden.

Das Deutschlandstipendium 2016 im Überblick

Mit einer Anzahl von 2 101 wurden im Jahr 2016 die meisten Stipendien (60 %) an Universitätsstudierende vergeben. Weiterhin erhielten 1 285 Studierende (37 %) an den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften ein Deutschlandstipendium. An den Kunsthochschulen gab es 65 (2 %) und an den Pädagogischen Hochschulen 57 (2 %) Stipendiatinnen und Stipendiaten. Basierend auf der Verteilung der Studierenden auf die jeweiligen Hochschularten5, 55 % aller Studierenden sind an einer Universität eingeschrieben, bekommen die Studierenden an einer Universität überdurchschnittlich oft ein Deutschlandstipendium. Bei den Studierenden an den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (Anteil Studierender an den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften an Gesamtstudierendenzahl: 36 %) und den Kunsthochschulen (Anteil Studierender an den Kunsthochschulen an Gesamtstudierendenzahl: 1 %) entsprach der Anteil der Geförderten nahezu dem Anteil an der Gesamtstudierendenzahl. Bei den Pädagogischen Hochschulen war der Anteil hingegen 5 Prozentpunkte geringer (Anteil Studierender an den Pädagogischen Hochschulen an Gesamtstudierendenzahl: 7 %).

Die meisten Stipendien wurden in der Fächergruppe Ingenieurwissenschaften vergeben (1 358) (Tabelle). Ebenfalls viele Stipendien gingen an die Studierenden der Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (1 032) und an Mathematik, Naturwissenschaften (477). In Relation zum Anteil der Studierenden in dieser Fächergruppe (13 %) wurden eher wenige Stipendien (273 oder 8 %) an Studierende der Geisteswissenschaften vergeben. Demgegenüber erhielten Studierende der Ingenieurwissenschaften überdurchschnittlich häufig ein Deutschlandstipendium. So waren 39 % der Stipendiatinnen und Stipendiaten in einem ingenieurwissenschaftlichen Studiengang eingeschrieben, ihr Anteil an der Gesamtstudierendenzahl betrug aber lediglich 30 %.

Wie auch in den Vorjahren überstieg im Jahr 2016 die Anzahl der Stipendiaten die Anzahl der Stipendiatinnen. So waren 54 % der Geförderten männlich und 46 % weiblich. 92 % der Stipendiatinnen und Stipendiaten besaßen einen deutschen Pass. Unter den ausländischen Stipendiatinnen und Stipendiaten waren Studierende aus China, Russland und Indien am häufigsten vertreten. Mehr als die Hälfte (54 %) der Stipendiatinnen und Stipendiaten war in einem Bachelor- und gut ein Drittel (36 %) in einem Masterstudium eingeschrieben. 10 % strebten einen Diplomabschluss, ein Staatsexamen oder eine sonstige Abschlussprüfung an. Lediglich 14 % der Geförderten bezogen BAföG-Leistungen.

1 § 1(1) Gesetz zur Schaffung eines nationalen Stipendienprogramms (Stipendienprogramm-Gesetz – StipG).

2 BT-Drucksache 228/10 (2010): Gesetzentwurf der Bundesregierung – Entwurf eines Gesetzes zur Schaffung eines nationalen Stipendienprogramms (Stipendienprogramm-Gesetz-StipG). http://dipbt.bundestag.de/extrakt/ba/WP17/259/25953.html [Abruf: 10. 10. 2017].

3 Die Höchstgrenze betrug für das Jahr 2012 bis einschließlich 31. 6. 2013 1 % der Studierenden einer Hochschule, ab dem 1. 8. 2013 1,5 % der Studierenden einer Hochschule (§ 1 Stipendienprogramm-Höchstgrenzen-Verordnung – StipHV).

4 CDU/CSU; SPD (2013): Deutschlands Zukunft gestalten. Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD. https://www.bundesregierung.de/Content/DE/_Anlagen/2013/2013-12-17-koalitionsvertrag.html [Abruf: 10. 10. 2017], S. 29.

5 Die Duale Hochschule Baden-Württemberg wurde nicht in die Berechnung einbezogen, da für diese Hochschulart in Baden-Württemberg noch keine Deutschlandstipendien vergeben wurden.