:: 4/2018

Studierende mit hohem Praxisanteil und schnellem Berufseinstieg

Ergebnisse der zehnten Absolventenbefragung an den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg

Die Absolventinnen und Absolventen der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) sind rückblickend mit ihrem Studium zufrieden und gliedern sich schnell ins Berufsleben ein. Das belegen die Zahlen der aktuellen Absolventenbefragung. Während des Studiums absolvieren mehr als acht von zehn ein Praxissemester und jede dritte Absolventin bzw. jeder dritte Absolvent war studienbezogen im Ausland. Insgesamt drei Viertel der erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen waren nach spätestens 3 Monaten Suche erfolgreich und fast sieben von zehn Absolventinnen und Absolventen hatten eine klassische Erwerbstätigkeit.

Von den insgesamt 31 329 Absolventinnen und Absolventen der Prüfungsjahre 2012 und 2015 der 20 beteiligten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg (i-Punkt) nahmen 6 199 an der Absolventenbefragung teil, was einer Rücklaufquote von 19,8 % entspricht. Reduziert man die Grundgesamtheit um die 5 270 Absolventinnen und Absolventen, die postalisch oder elektronisch nicht erreicht werden konnten, ergibt sich eine Ausschöpfungsquote von 23,8 %.

Mit der mittlerweile zehnten Erhebung der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften des Landes ist es möglich, Zeitvergleiche vorzunehmen und Veränderungen abzubilden. Sowohl weltwirtschaftliche Prozesse spiegeln sich in den Zahlen der Bewerbungsphasen der Absolventinnen und Absolventen wieder als auch die Umstellung des Hochschulsystems im Zuge der Bologna-Reform. Mit der aktuellen Erhebung wurde ein veränderter Fragebogen implementiert, der den unterschiedlichen Prüfungskohorten gerechter wird.

Erhebung wichtiges Steuerinstrument

Zwischen den Absolventinnen und Absolventen, die an der Umfrage teilnahmen, und der Absolventengrundgesamtheit bestehen hinsichtlich verschiedener soziodemografischer Merkmale nur geringfügige Unterschiede. Daher geben die Ergebnisse einen in hohem Maße repräsentativen Überblick. Die Befragung liefert wichtige Erkenntnisse über berufliche Erfahrungen, sowohl vor als auch nach dem erfolgreichen Studium und den Übergang der Absolventinnen und Absolventen der beteiligten Hochschulen ins Berufsleben. Neben einer differenzierten Bewertung der beruflichen Situation liefern die Erhebungen auch wertvolle Daten über die Zufriedenheit studienbezogener bzw. praxisorientierter Aspekte und geben einen Überblick über Verbesserungs- und Förderungsbedarfe. Die Ergebnisse dienen potenziellen Studierenden zur Information und den Hochschulen zur Qualitätssicherung.

Hohe Affinität zum Studium und zum Hochschulstandort

Im Nachhinein würde der Großteil der Absolventinnen und Absolventen definitiv (86 %) oder eher wieder studieren (9 %), lediglich 4 % waren sich unsicher. 79 Absolventinnen und Absolventen würden eher nicht und 37 Absolventinnen und Absolventen (jeweils 1 %) rückblickend definitiv nicht wieder studieren. Bei der Einschätzung, ob sie wieder dieselbe Hochschule wählen würden, stimmten drei Viertel der Befragten, die rückblickend ein erneutes Studium (eher) nicht ausschließen, für ihren Standort. 15 % waren neutral eingestellt und jede zehnte Absolventin bzw. knapp jeder zehnte Absolvent schloss das erneute Studium an derselben Hochschule rückblickend eher (7 %) oder definitiv (4 %) aus. Die Bewertung der einzelnen Hochschulen schwankte dabei auf einem insgesamt sehr hohen Niveau und hatte nur geringe Unterschiede. Die Absolventinnen und Absolventen aus Esslingen und Konstanz sprachen sich dabei prozentual am häufigsten (eher) für ihre Hochschule aus (jeweils 85 %), an der Hochschule für Technik Stuttgart waren dies im Vergleich immer noch 63 %.

Der Großteil absolviert ein Praxissemester, …

Mehr als acht von zehn Absolventinnen und Absolventen des späteren Prüfungsjahrgangs (82 %) absolvierten im Studium ein Praxissemester. Mehr als jede dritte Absolventin bzw. jeder dritte Absolvent (38 %) hatte zudem externe Praktika wie beispielsweise ein Betriebspraktikum absolviert. 15 % machten zudem ein Praktikum in ihrer Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Für lediglich 278 Absolventinnen und Absolventen (7 %) des späteren Prüfungsjahrgangs war dies nicht relevant, bei ihnen war das Praktikum zwar vorgeschrieben, jedoch konnten sie sich beispielsweise Praxiserfahrungen aus früheren Studien- oder Berufsphasen anrechnen lassen (Mehrfachnennungen waren bei dieser Fragestellung möglich).

»In unserem Studiengang konnten wir ein Auslandssemester als Praxissemester anrechnen lassen.«

Mit dem absolvierten Praxissemester waren neun von zehn Absolventinnen und Absolventen (90 %) zufrieden.

… ein Drittel einen Auslandsaufenthalt …

Genau ein Drittel der Absolventinnen und Absolventen integrierte einen Auslandsaufenthalt in ihr Studium. Bei den Befragten des Prüfungsjahrgangs 2012 lag der Anteil der Absolventinnen und Absolventen, die einen Auslandsaufenthalt absolvierten, mit 35 % über dem Durchschnitt. Im späteren Prüfungsjahr 2015 war der Wert mit 32 % niedriger. Noch deutlicher war der Unterschied zwischen den Geschlechtern: Während 31 % der Absolventen einen Teil ihrer Studienzeit im Ausland verbrachten, waren es 38 % der Absolventinnen. Zudem zeigte sich, dass Masterabsolventinnen und -absolventen (35 %) etwas häufiger einen Auslandsaufenthalt integrierten als Bachelorabsolventinnen und -absolventen (33 %).

»Ich bin z.B. sehr froh darüber, dass Auslandsaufenthalte so gut unterstützt wurden und ein Praktikum im Ausland vorgeschrieben war.«

Am mit Abstand häufigsten integrierten Absolventinnen und Absolventen der Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (46 %) sowie der Kunst, Kunstwissenschaft (38 %) und Geisteswissenschaften (37 %) einen Auslandsaufenthalt in ihr Studium. Am seltensten gingen die Absolventinnen und Absolventen der Fächergruppen Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften, Veterinärmedizin (25 %) und Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften (24 %) ins Ausland. Im Durchschnitt waren die Befragten 7,4 Monate »abroad«. 1

… und fast die Hälfte noch ein Masterstudium

Während für knapp ein Drittel der antwortenden Bachelorabsolventinnen und -absolventen kein weiteres Studium in Frage kam (32 %), befand sich knapp die Hälfte in einem Masterstudium oder hatte dieses bereits erfolgreich abgeschlossen (47 %). Ein Fünftel war sich bei dieser Frage noch unschlüssig und antwortete mit »Nein, werde es aber unter Umständen noch tun«. Ein weiteres Bachelorstudium absolvierten lediglich 62 Bachelorabsolventinnen und -absolventen (1 %).

»Das Masterstudium hat auf dem Bachelorstudium aufgesetzt und konnte berufsbegleitend absolviert werden.«

Unter den größten Studienfächern mit 100 mehr antwortenden Bachelorabsolventinnen und -absolventen war der Anteil mit einem Master unter den Architektinnen und Architekten am höchsten (69 %). In der Internationalen Betriebswirtschaft/Management (64 %) und Verfahrenstechnik (57 %) war der Anteil ebenfalls überdurchschnittlich hoch. Für die Bachelorabsolventinnen und -absolventen der Sozialen Arbeit (16 %) war ein Master eher weniger interessant, gut ein Drittel (35 %) beabsichtigte hier jedoch noch ein Masterstudium.

Die Befragten, die ein weiteres Studium bzw. eine Promotion erfolgreich abgeschlossen hatten, sich noch im Studium bzw. der Promotion befanden bzw. ein solches geplant hatten, wurden auch nach dem Motiv gefragt. Als zentrale Gründe wurden dabei die persönliche Weiterbildung (74 %), die Verbesserung von Berufschancen (66 %), die Vertiefung von Fachwissen (64 %) und die fachliche Neigung (57 %) genannt.

Der Großteil findet nach 3 Monaten …

Knapp drei Viertel (73 %) der Absolventinnen und Absolventen suchten im Anschluss an ihr Studium eine Beschäftigung (Erwerbstätigkeit, Praktikum, Berufsausbildung etc.). Die Hälfte suchte bereits während des Studiums auf dem Arbeitsmarkt für den Übergang vom Studium ins Berufsleben, 24 % begaben sich erst im Anschluss auf die Suche. Mehr als neun von zehn suchenden Absolventinnen und Absolventen (94 %) fanden im Anschluss an ihr Studium eine Erwerbstätigkeit, lediglich 287 Befragte waren bei ihrer Suche nicht erfolgreich.

Die suchenden und bei der Stellensuche dann auch erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften benötigten im Durchschnitt 2,9 Monate; 13,3 Bewerbungsversuche und 3,3 Bewerbungsgespräche, bis sie eine Erwerbstätigkeit fanden.

Insgesamt drei Viertel der erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen kamen nach spätestens 3 Monaten Suche unter, lediglich 240 Absolventinnen und Absolventen (6 %) benötigten länger als ein halbes Jahr. Etwa zwei Drittel der Befragten (64 %) kamen mit weniger als zehn Bewerbungsversuchen zum Erfolg. 43 der Befragten (1,1 %) schrieben dagegen mehr als 100 Bewerbungen. Fast vier von fünf Absolventinnen und Absolventen (79 %) führten weniger als fünf Bewerbungsgespräche, 222 (4 %) gaben zehn und mehr Gespräche an.

… eine klassische Erwerbstätigkeit

In der ersten Phase direkt nach dem Studium hatten 69 % der antwortenden Absolventinnen und Absolventen eine Erwerbstätigkeit im Angestellten- oder Beamtenverhältnis inne. Mehr als ein Fünftel der Befragten (22 %) nahm ein weiteres Studium auf oder begann eine Promotion. Auf Arbeitssuche waren direkt nach dem abgeschlossenen Studium 2 % der Befragungsteilnehmenden, ein unbezahltes oder bezahltes Praktikum absolvierten 115 Absolventinnen und Absolventen (2 %). Selbstständig machten sich 116 Absolventinnen und Absolventen (2 %), eine Berufsausbildung, Umschulung oder Referendariat nahmen lediglich 47 Befragte (1 %) im Anschluss an ihr Studium auf. 52 Absolventinnen und Absolventen (1 %) gaben zudem an, sich in Elternzeit bzw. Kindererziehung zu befinden.

Mehr als vier von fünf beschäftigten Befragungsteilnehmenden (83 %) waren direkt im Anschluss an das Studium unbefristet beschäftigt. 14 % der Absolventinnen und Absolventen befanden sich in einem befristeten Arbeitsverhältnis, 2 % waren selbstständig und 19 Absolventinnen und Absolventen (1 %) gaben die Antwortoption »Sonstiges« an.

Drei Viertel bleiben in Baden-Württemberg und den großen Ballungsräumen

Für ihre erste Beschäftigung blieben mehr als drei Viertel der Absolventinnen und Absolventen (76 %) in Baden-Württemberg. Knapp ein Fünftel (19 %) arbeitete direkt nach dem Studium in einem anderen Bundesland, 4 % im europäischen und 2 % im übrigen Ausland.

Die meisten Absolventinnen und Absolventen waren unmittelbar nach ihrem Abschluss in den großen Ballungsräumen, also beispielsweise Stuttgart und Karlsruhe, beschäftigt. Mehr als die Hälfte der Absolventinnen und Absolventen der Hochschule für Technik Stuttgart (53 %) und der Evangelischen Hochschule Freiburg (50 %) waren in einem Radius von 20 km um den Hochschulstandort in ihrer ersten Phase berufstätig. An der Hochschule der Medien Stuttgart (46 %), der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg und sowie der Hochschule Esslingen (jeweils 40 %) war der Anteil fast genauso hoch.

Die relativ meisten Absolventinnen und Absolventen (16 %) waren direkt nach dem Studium in der Branche »Fahrzeugbau, Luft- und Raumfahrt« beschäftigt. Auch in der Branche »Maschinenbau« (13 %) und im Bereich »EDV, IT-Dienstleistungen, Softwareentwicklung« (12 %) arbeitete mehr als jede zehnte Absolventin bzw. jeder zehnte Absolvent.

Hohe berufliche Zufriedenheit

Insgesamt waren mehr als acht von zehn (85 %) der berufstätigen Absolventinnen und Absolventen mit ihrer derzeitigen beruflichen Tätigkeit im Allgemeinen zufrieden oder sogar sehr zufrieden. 9 % wählten die Antwortoption »Weder noch« und waren sich nicht sicher, 5 % waren unzufrieden und 77 Absolventinnen und Absolventen (2 %) waren sehr unzufrieden.

Drei Viertel der Befragten schätzten die eigene berufliche Tätigkeit im Vergleich zur Ausbildung als angemessen (36 %) oder zumindest überwiegend angemessen (39 %) ein. Fast ein Fünftel (19 %) bewertete die berufliche Situation als teilweise angemessen, 5 % wählten die Antwortoption »Wenig angemessen« und 64 Absolventinnen und Absolventen fanden ihre berufliche Situation der Ausbildung nicht angemessen (1 %). Zwei von fünf Befragten konnten die im Studium erworbenen Qualifikationen in ihrem Berufsleben in sehr hohem Maße (8 %) und hohem Maße (32 %) anwenden. Die relative Mehrheit von 43 % konnte zumindest manchmal auf das im Studium Gelernte zurückgreifen. Fast drei Viertel (73 %) meinten zudem, dass ihr Hochschulabschlussniveau für die derzeitige berufliche Tätigkeit am besten geeignet sei. Jede achte Absolventin bzw. jeder achte Absolvent (12 %) meinte hingegen, dass der Abschluss nicht ausreichend sei und forderte ein »Höheres Hochschul-Abschlussniveau«.

Die Ergebnisse der Absolventenbefragung an 20 baden-württembergischen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften bewegen sich insgesamt wieder auf einem hohen Niveau der Zufriedenheit mit dem Studium und zeigen die gute Integration der Absolventinnen und Absolventen in den Arbeitsmarkt.

1 Die Frage zur Dauer des Auslandsauenthalt wurde nur dem Prüfungsjahrgang 2015 gestellt.