:: 5/2018

Erfolgsmodell Duale Hochschule Baden-Württemberg

Jobgarantie, hoher Praxisbezug und ausgezeichnetes Einkommen – Ergebnisse aus den Absolventenbefragungen von 2012 bis 2017

Die Absolventinnen und Absolventen der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) gliedern sich meist problemlos ins Berufsleben ein und verfügen mit entsprechend Berufserfahrung über ein überdurchschnittliches Einkommen. Als Grundstein gilt dabei das Studiensystem (i-Punkt »Duale Hochschule Baden-Württemberg«), bei dem die Absolventinnen und Absolventen abwechselnd in Theoriephasen an der Hochschule und in Praxisabschnitten bei einem Dualen Partner sind. Sieben von zehn Absolventinnen und Absolventen befanden sich dabei nach Abschluss des Studiums überhaupt nicht auf Stellensuche, da sie von ihrer Ausbildungsstätte übernommen wurden oder ein weiteres Studium absolvierten. Das belegen die Zahlen der Absolventenbefragungen an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, die bereits seit 2012 vom Statistischen Landesamt durchgeführt werden.

Jährlich werden im Auftrag des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst sowie der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Absolventinnen und Absolventen aus 2 Prüfungsjahren zur Teilnahme an der Absolventenbefragung gebeten (i-Punkt »Absolventenbefragungen«). Wenngleich die Teilnahmebereitschaft sinkt, liegen die Rücklaufquoten seit jeher auf einem hohen Niveau (Erhebung 2012: 38 %, 2013: 34 %, 2014: 29 %, 2015: 25 %, 2016: 27 %, 2017: 22 %). Im Vergleich der Befragungsteilnehmenden und der Absolventengrundgesamtheit bestehen hinsichtlich soziodemografischer Merkmale nur marginale Differenzen, sodass die Ergebnisse der Befragungswellen einen repräsentativen Überblick geben. Neben beruflichen Erfahrungen der Absolventinnen und Absolventen sowohl vor als auch nach dem erfolgreichen Studium, sowie über deren Integration in den Arbeitsmarkt liefern die Ergebnisse einer differenzierten Bewertung der beruflichen Situation. Die Absolventinnen und Absolventen werden dabei unter anderem über die Zufriedenheit mit studienbezogenen bzw. praxisorientierten Aspekten sowie zu Verbesserungs- und Förderungsbedarfen im Rahmen des Studiums befragt. Die Ergebnisse dienen potenziellen Studierenden zur Information und der Dualen Hochschule zur Qualitätssicherung. In diesem Beitrag werden erstmals alle Ergebnisse der sechs Befragungen im Zeitvergleich dargestellt.

Zwei Fünftel mit beruflichen Erfahrungen vor dem Studium, ein Drittel »abroad«

Insbesondere Praxiskenntnisse durch berufliche Erfahrungen vor und während des Studiums können wichtige Zusatzqualifikationen zum formalen Studienabschluss darstellen. Nach den Ergebnissen der Absolventenbefragungen sammelten jeweils mindestens zwei Fünftel berufliche Erfahrungen vor dem Studium. Der Anteil derer, die berufliche Erfahrungen während des Studiums sammelten, sank von 10 % in der Erhebung 2012 bis 4 % in der Erhebung 2015 bzw. jeweils 5 % in den beiden vergangenen Absolventenbefragungen 2016 und 2017. Hierbei ist jedoch zu betonen, dass die Praxisabschnitte beim Dualen Partner explizit nicht als berufliche Erfahrung zählen und der Anteil aufgrund der genauen Taktung von Theorie- und Praxisphase klein ist. Die Zahl der Absolventinnen und Absolventen, die sowohl vor als auch während des Studiums berufstätig waren, bewegte sich im Bereich von 11 % (2012) bis 8 % (2015). Im Vergleich der Absolventenbefragungen stieg der Anteil ohne berufliche Erfahrungen kontinuierlich von 39 % (2012) bis auf 46 % in der Erhebungswelle 2016.

Immer mehr Absolventinnen und Absolventen starteten ihr Studium an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg mit einem abgeschlossenen beruflichen Abschluss (Absolventenbefragung 2012 und 2013: 11 %, 2014: 12 %, 2015: 15 %, 2016: 16 % und 2017: 18 %).

Neben den im Studium oder durch berufliche Erfahrungen bzw. Praktika erworbenen Kenntnissen, können auch Auslandsaufenthalte die Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen und den Einstieg in die Erwerbstätigkeit erleichtern. Der Einblick in andere Studieninhalte, das Erlangen fundierter Fremdsprachkenntnisse und Erfahrung mit anderen Kulturen stellen dabei die wesentlichen Beweggründe dar, seinen Horizont im Ausland zu erweitern. Der Anteil von Absolventinnen und Absolventen, die sich studienbezogen im Ausland befanden, veränderte sich in den Befragungsjahren nur marginal (2012: 36 %; 2013 und 2014 jeweils 35 %; 2015, 2016 und 2017 jeweils 36 %) und blieb auf einem hohen Niveau.

Zwei Monate bis zum erfolgreichen Berufseinstieg

Charakteristisch für die Duale Hochschule Baden-Württemberg bleibt die hohe Quote von Absolventinnen und Absolventen, die unmittelbar nach Studienabschluss von ihrem Dualen Partner eingestellt werden. Sieben von zehn Absolventinnen und Absolventen (Absolventenbefragung 2012: 70 %, 2013: 71 %, 2014: 69 %, 2015: 71 %, 2016: 70 %, 2017: 71 %) waren nicht auf Beschäftigungssuche. Die Mehrheit nannte jeweils als Grund, direkt von der Ausbildungsstätte übernommen worden zu sein.

Die erfolgreich suchenden Absolventinnen und Absolventen der DHBW benötigten im Durchschnitt aller erfassten Prüfungsjahre 2,2 Monate, schrieben 11,9 Bewerbungen und führten 3,2 Bewerbungsgespräche. Insgesamt fanden mehr als acht von zehn erfolgreich Suchenden (81 %) nach spätestens 3 Monaten eine Beschäftigung. Mit Ausnahme des Prüfungsjahres 2009 bewegen sich die Ergebnisse ohne große Ausreißer auf einem hohen Niveau. Mit 2,7 Bewerbungsmonaten (Maximum: 39 Monate bis zur Einstellung) und 14,7 Bewerbungen spürten die Absolventinnen und Absolventen, die 2009 ihr Studium an der DHBW abschlossen, die Auswirkungen der Wirtschaftskrise. Umso erfreulicherweise ist es, dass sich dieser Effekt 1 Jahr später wieder deutlich relativierte (Prüfungsjahr 2010: 2,2 Monate und 12,7 Bewerbungen). Die Werte aus dem Prüfungsjahr 2007 – 1,8 Monate und 9,7 Bewerbungen bis zum Erfolg – konnten im Laufe der Absolventenbefragungen nicht mehr erreicht werden.

Höherer Anteil mit Aufbaustudium

Im Vergleich der beruflichen Entwicklung in der ersten Phase unmittelbaren nach Beendigung des Studiums zeigten sich unter den Prüfungsjahren teils deutliche Tendenzen. Waren im Prüfungsjahr 2007 noch fast neun von zehn Absolventinnen und Absolventen im Angestellten- oder Beamtenverhältnis klassisch erwerbstätig (88 %), sank der Anteil bis zum Prüfungsjahr 2016 um 11 Prozentpunkte auf 77 %. Dafür stieg der Anteil mit einem Aufbaustudium bzw. einer Promotion von 5 % im Prüfungsjahr 2007 auf 14 % im Prüfungsjahr 2016. Wenngleich auf geringem Niveau zeigte sich die steigende Bedeutung, nach dem Studienabschluss ein Praktikum zu absolvieren, um beispielsweise eine Neuorientierung vorzunehmen (Prüfungsjahr 2007 und 2008: jeweils 1 %, 2016: 3 %). Die Anteile von Absolventinnen und Absolventen, die sich direkt nach dem Studium selbstständig machten bzw. eine Berufsausbildung absolvierten oder ein Referendariat machten, bewegten sich stets auf dem 1 %-Niveau.

Im Vergleich des Beschäftigungsverhältnisses1 in der ersten Phase nach dem Studium zeigte sich ein deutlicher Wandel des Arbeitsmarkts. So waren fast neun von zehn Absolventinnen und Absolventen der Prüfungsjahre 2007 (87 %) und 2008 (88 %) direkt unbefristet beschäftigt. Danach sank der Anteil deutlich (Prüfungsjahre 2009 und 2010 jeweils 82 %, 2011 und 2012 jeweils 84 %, 2014: 77 %) auf 79 %, die in den beiden letzten Prüfungsjahren 2015 und 2016 unbefristet angestellt waren.

Steigendes Bruttoeinkommen

Mit entsprechender Berufserfahrung und Entwicklungsmöglichkeiten – die Prüfungsjahre 2007 bis 2012 wurden als früherer Jahrgang analysiert – konnten die Absolventinnen und Absolventen zum jeweiligen Befragungszeitpunkt hohe Bruttojahreseinkommen vorweisen. Zählten im Prüfungsjahr 2007 weniger als ein Drittel (29 %) der berufstätigen Absolventinnen und Absolventen zu den Spitzenverdienenden mit mehr als 60 000 Euro, so waren dies im Prüfungsjahr 2012 bereits 49 %. Verdienten in den Prüfungsjahren 2008, 2009 und 2010 6 % weniger als 30 001 Euro, waren dies im Prüfungsjahr 2012 3 Prozentpunkte weniger. In den Prüfungsjahren 2014, 2015 und 2016 verschwindet dieser Effekt, da diese Prüfungsjahre ca. 1 Jahr nach ihrem Abschluss an der DHBW befragt wurden und die Absolventinnen und Absolventen somit kaum Karrieremöglichkeiten hatten. Doch auch hier zeigte sich eine positive Entwicklung der Gehälter. Verdienten fast ein Fünftel (19 %) der Absolventinnen und Absolventen aus dem Prüfungsjahr mehr als 50 000 Euro, lag der Anteil unter den Absolventinnen und Absolventen, die 2016 mit einem Bachelor- bzw. Master-Abschluss die DHBW verließen, bei über einem Viertel (27 %).

Hohe Zufriedenheit mit Praxiserfahrung der Dozenten

Die Absolventinnen und Absolventen können neben der Zufriedenheit mit dem Studium im Allgemeinen auch verschiedene Aspekte ihres Studiums bewerten. Neben allgemeineren Aspekten steht dabei insbesondere die Bewertung des Praxisbezugs des Studiums bzw. der Praxisphase beim Dualen Partner im Vordergrund. Die Praxiserfahrung der Professorinnen, Professoren bzw. Lehrbeauftragten erzielte dabei in allen sechs Absolventenbefragungen mindestens 77 Barometerpunkte2 (2013) und hatte mit 79 Punkten in der letzten Befragung 2017 den höchsten Wert. Die Bewertung des Praxissemesters schwankte auf einem ebenso hohen Niveau zwischen 76 Punkten (2016 und 2017) und 79 Punkten (2012). Beide Aspekte können damit im Bereich »Sehr zufrieden« eingeordnet werden. Die praxisbezogenen Lehrinhalte und Übungsaufgaben wurden mit 66 Punkten (2015 und 2016) bis 68 Punkten (2012 und 2015) bewertet.

Ein weiteres Indiz für die hohe Zufriedenheit der Absolventinnen und Absolventen mit ihrem Studium an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg ist die Tatsache, dass 97 % der Absolventinnen und Absolventen aus der Absolventenbefragung 2017 rückblickend definitiv (87 %) oder eher (10 %) wieder studieren würden. Die aktuelle Befragung kann dabei als Prototyp für alle Erhebungswellen stehen, da sich die Werte seit 2012 kaum verändern und es keine Ausreißer gibt. Nur jede fünfzigste Absolventin bzw. jeder fünfzigste Absolvent war sich bei dieser Einschätzung unsicher (2 %), lediglich 1 % würde eher nicht und 10 der 3 940 an der Erhebung 2017 teilnehmenden Absolventinnen und Absolventen (0,3 %) würden rückblickend definitiv nicht wieder studieren.

Fazit

Die Ergebnisse aus den sechs Absolventenbefragungen und neun befragten Prüfungsjahren an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg zeigen die hervorragende Integration der Absolventinnen und Absolventen in den Arbeitsmarkt. Rückblickend geben die ehemaligen Studierenden ihrer Hochschule Bestnoten und heben besonders den Praxisbezug während des Studiums heraus. Die Absolventenerhebungen können helfen, die Zufriedenheit der Studierenden sicherzustellen, gut qualifizierte Menschen insbesondere für die baden-württembergischen Unternehmen auszubilden, sowie der Dualen Hochschule Baden-Württemberg durch regelmäßiges Feedback die Möglichkeit zu geben, sich stetig zu verbessern. Nicht nur aus Sicht der Absolventinnen und Absolventen, sondern auch aus Sicht der Dualen Hochschule Baden-Württemberg und ihrer Dualen Partner ist die regelmäßige Durchführung der Absolventenbefragung daher von großem Interesse.

1 Dabei ist zu beachten, dass die Werte der Prüfungsjahre 2007, 2008 und 2009 als früherer bzw. länger zurückliegender Jahrgang befragt wurden und bis zum Befragungszeitpunkt – vorausgesetzt sie waren weiterhin in derselben beruflichen Tätigkeit – mehr Entwicklungsmöglichkeiten hatten.

2 Die Berechnung der Barometerwerte ordnet den unterschiedlichen Kategorien entsprechende Werte zu. Dabei werden nur Befragte berücksichtigt, die eine Bewertung abgegeben haben. Die Befragten, die »Keine Angabe« gemacht oder »Trifft nicht zu« angegeben haben, werden nicht in die Berechnung einbezogen. Die Kategorie »Sehr zufrieden« geht mit 100 Punkten, »Zufrieden« mit 75 Punkten, »Weder noch« mit 50 Punkten, »Unzufrieden« mit 25 Punkten und »Sehr unzufrieden« mit 0 Punkten in die Berechnung ein. Der Durch­schnittswert bildet letztendlich den Barometerwert in Punkten.