:: 9/2018

Internationale Handelsbeziehungen der Ernährungswirtschaft Baden-Württembergs

Mit der zunehmenden internationalen Arbeitsteilung und der Ausweitung des Welthandels haben sich auch die Handelsbeziehungen der Ernährungswirtschaft Baden-Württembergs in den letzten 15 Jahren intensiviert. Allerdings kommt dem internationalen Handel mit Waren der Ernährungswirtschaft hierzulande sowohl gemessen am gesamten Außenhandel des Landes mit seiner stark exportorientierten Industrie als auch im Vergleich zu dessen Anteil im gesamten Bundesgebiet eine untergeordnete Bedeutung zu. Anders als in anderen Warengruppen, die deutliche Exportüberschüsse aufweisen, überwiegt in der Ernährungswirtschaft der Importwert von Waren. Im Vergleich zum Gesamtexport bzw. -import Baden-Württembergs hat bei Waren der Ernährungswirtschaft der innereuropäische Handel ein weitaus höheres Gewicht.

Dynamische Entwicklung des Außenhandelsvolumens

Die Handelsbeziehungen Baden-Württembergs mit dem Ausland sind im Zuge der zunehmenden Globalisierung stetig gewachsen. Im Zeitraum 2002 bis 2017, also in den letzten 15 Jahren, hat sich das gesamte baden-württembergische Außenhandelsvolumen, berechnet als Summe der Exporte und Importe, von 181,7 Mrd. Euro auf 372,3 Mrd. Euro mehr als verdoppelt (+ 105 %).1 Auch beim Außenhandel mit Waren der Ernährungswirtschaft (siehe i-Punkt) verlief die Entwicklung sehr dynamisch. In dieser Warengruppe nahm das Außenhandelsvolumen im gleichen Zeitraum von 6,8 Mrd. auf 14,6 Mrd. Euro zu und erhöhte sich mit einem Plus von 115 % sogar etwas stärker als der gesamte Außenhandel Baden-Württembergs.

Gemessen am Gesamtexport bzw. -import des Landes ist der Außenhandel mit Waren der Ernährungswirtschaft allerdings von untergeordneter Bedeutung. Im Jahr 2017 wurden nach vorläufigen Angaben Waren der Ernährungswirtschaft in Höhe von 4,8 Mrd. Euro exportiert und 9,8 Mrd. Euro importiert. Dies entspricht Anteilen am Gesamtexport bzw. -import von lediglich 2,4 % bzw. 5,8 % (Gesamtexport: 201,5 Mrd. Euro, Gesamtimport: 170,8 Mrd. Euro). Zum Vergleich: Die Export- bzw. Importwerte der wichtigsten Warengruppe Baden-Württembergs, den Kraftwagen und Kraftwagenteilen, betrugen im vergangenen Jahr 45,7 Mrd. bzw. 21,2 Mrd. Euro. Anders ausgedrückt übertraf der Exportwert an Kraftwagen und Kraftwagenteilen den der Ernährungswirtschaft fast um das Zehnfache, beim Import um mehr als das Doppelte.

Außenhandel mit Waren der Ernährungswirtschaft bundesweit bedeutender

Im gesamten Bundesgebiet ist ebenso wie im Südwesten bei Waren der Ernährungswirtschaft ein Importüberschuss zu beobachten. Bundesweit wurden 2017 nach vorläufigen Angaben Waren der Ernährungswirtschaft im Wert von 72,7 Mrd. Euro exportiert und im Wert von 83,4 Mrd. Euro importiert. Allerdings spielt die Ernährungswirtschaft innerhalb des Gesamtexports und -imports deutschlandweit eine größere Rolle als in Baden-Württemberg. Die Anteile am Gesamtexport bzw. -import lagen dort mit 5,7 % bzw. 8 % merklich höher als hierzulande.

Dennoch entwickelten sich die Exporte in der Ernährungswirtschaft Baden-Württembergs 2017 mit einem Zuwachs um 7,7 % gegenüber dem Vorjahr nicht nur spürbar dynamischer als die Importe (+ 2,8 %), sondern auch stärker als die bundesweiten Exporte der Ernährungswirtschaft (+ 3,6 %) sowie die Exporte im Südwesten insgesamt (+ 5,6 %).

Fast 90 % europäische Handelspartner in der Ernährungswirtschaft

Die internationalen Beziehungen der Ernährungswirtschaft Baden-Württembergs bestehen vor allem mit dem europäischen Binnenmarkt. 89,6 % aller aus Baden-Württemberg exportierten Waren der Ernährungswirtschaft gingen 2017 in das europäische Ausland, der entsprechende Anteil der EU-Länder betrug 79,4 %. Bei den Exporten insgesamt lag der entsprechende EU-Anteil 28 Prozentpunkte niedriger (52 %). Bei den Importen sah es ähnlich aus: 84,1 % der Importe Baden-Württembergs an Waren der Ernährungswirtschaft kamen aus dem europäischen Ausland, 78,6 % aus dem EU-Ausland. Die entsprechende EU-Quote bei den Importen insgesamt betrug lediglich 59 %.

Die große Bedeutung europäischer Handelspartner in der Ernährungswirtschaft wird bereits im Ranking der wichtigsten fünf Einzelstaaten deutlich. Während 2017 bei den baden-württembergischen Exporten und Importen insgesamt neben europäischen Ländern die Vereinigten Staaten und China zu den wichtigsten fünf Bestimmungs- bzw. Herkunftsländern gehörten, waren die wichtigsten Bestimmungsländer baden-württembergischer Exporte in der Ernährungswirtschaft Frankreich, die Niederlande, Österreich, Italien und die Schweiz. Alleine 52 % aller Exporte dieser Warengruppe entfielen auf diese fünf Zielländer. Der wichtigste nichteuropäische Handelspartner, die Vereinigten Staaten, waren erst auf Rang 13 zu finden.

Bei den baden-württembergischen Importen von Waren der Ernährungswirtschaft waren die Niederlande, Frankreich, Italien, Spanien und Österreich die wichtigsten Herkunftsländer. Auf diese entfielen 62 % aller Einfuhren dieser Warengruppe. Das wichtigste nichteuropäische Herkunftsland waren die Vereinigten Staaten auf Platz 9.

Pflanzliche Nahrungsmittel wichtigste Gütergruppe beim Export und Import

Ein Blick auf die vier großen Gütergruppen innerhalb der Ernährungswirtschaft zeigt, dass die Nahrungsmittel pflanzlichen Ursprungs sowohl beim Export als auch beim Import Baden-Württembergs die mit Abstand wichtigste Gütergruppe sind. Alleine 65 % der exportierten und 68 % der importierten Waren der Ernährungswirtschaft entfielen auf diese Produktgruppe, gefolgt von Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs, Genussmitteln und lebenden Tieren. Bundesweit spielen die Nahrungsmittel pflanzlichen Ursprungs bei Exporten und Importen mit Anteilen an der Ernährungswirtschaft insgesamt von 50 % bzw. 59 % eine spürbar geringere Rolle. Dort sind insbesondere die Anteile an Genussmitteln beim Export und Import höher als hierzulande.

Kakaoerzeugnisse Exportgut Nr. 1 der Ernährungswirtschaft

Betrachtet man die einzelnen Warenarten innerhalb dieser vier Warengruppen der Ernährungswirtschaft, dominierte 2017 in Baden-Württemberg der Export von Kakao und Kakaoerzeugnissen (703 Mill. Euro) mit einem Anteil am Gesamtexport an Gütern der Ernährungswirtschaft von 14,7 %, gefolgt von Fleisch und Fleischwaren (623 Mill. Euro) sowie Milch und Milcherzeugnissen ohne Butter und Käse (331 Mill. Euro) mit Anteilen von 13,1 % bzw. 6,9 %. Hauptabnehmer von Kakao und Kakaoerzeugnissen war 2017 das benachbarte Frankreich (Anteil: 12,6 %), bei Fleisch und Fleischwaren Italien (Anteil: 20,9 %) und bei den Milchprodukten die Niederlande (Anteil: 30,8 %).

Käse Importgut Nr. 1 der Ernährungswirtschaft

Bei den Importwaren der baden-württembergischen Ernährungswirtschaft war 2017 der Import von Käse (1 002 Mill. Euro) mit einem Anteil an den Gesamtimporten der Ernährungswirtschaft von 10,2 % die wichtigste Warenart, gefolgt von Gemüse (827 Mill. Euro) sowie Schalen- und Trockenfrüchten (626 Mill. Euro) mit Anteilen von 8,4 % bzw. 6,4 %. Französischer Käse ist besonders beliebt in Baden-Württemberg: 41,8 % aller Käseimporte kamen aus dem benachbarten Frankreich. Der Schweizer Käse (Anteil: 7,8 %) landete dagegen beim Importwert hinter den Niederlanden (Anteil: 17,9 %) und Italien (Anteil: 13,6 %) auf Platz 4. Das importierte Gemüse kam vorrangig aus den Niederlanden (Anteil: 38,3 %) und Spanien (Anteil: 34,2 %), sodass fast drei Viertel aller Gemüseimporte aus diesen beiden Ländern stammten. Beim Import von Schalen- und Trockenfrüchten kam alleine gut die Hälfte aus den Vereinigten Staaten (Anteil: 31,5 %) und Vietnam (Anteil: 20,4 %).

Hohe Exportanteile an Deutschland bei Grünfutter, hohe Importanteile bei Käse

Wenngleich Waren der Ernährungswirtschaft im gesamten internationalen Handelsgeschehen eine untergeordnete Rolle spielen, gibt es doch einzelne Waren, bei denen Baden-Württemberg innerhalb Deutschlands eine besondere Bedeutung zukommt. So stellt Baden-Württemberg mit einem Exportwert von 20 Mill. Euro 46,2 % der bundesweiten Exporte an Grün- und Raufutter, bei Mais mit einem Ausfuhrwert von 62 Mill. Euro einen entsprechenden Anteil von 43,5 %. Diese Anteile liegen weit über dem gesamten Exportanteil an Deutschland von 15,8 %. Ähnliches, jedoch bei weitem nicht so ausgeprägt, gilt für den baden-württembergischen Import von Käse und Schafen. Beim Import von Käse (1 002 Mill. Euro Importwert) und Schafen (3 Mill. Euro Importwert) betrugen die Anteile Baden-Württembergs am Deutschland-Wert 26,8 % bzw. 22,2 % und lagen deutlich über dem Anteil des Gesamtimports Baden-Württembergs an Deutschland (16,4 %).

1 Bei Daten der Außenhandelsstatistik für 2017 handelt es sich um vorläufige Angaben.