:: 9/2018

Tourismus in Baden-Württemberg

Strukturen und Entwicklungen in Verdichtungsräumen und im ländlichen Raum

Baden-Württemberg erfreut sich als Reiseland zunehmender Beliebtheit, dies zeigen die Gäste- und Übernachtungszahlen der letzten Jahre aus der Beherbergungsstatistik ganz deutlich. Das Land mit seinen zahlreichen kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten, darunter auch UNESCO-Welterbestätten, seinen vielfältigen Sport-, Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten, seiner berühmten Gastronomie und den beliebten Urlaubsregionen wie Schwarzwald und Bodensee ist ein attraktives und vielfältiges Reiseziel sowohl für Urlauber als auch für Geschäftsreisende. Darüber hinaus profitiert das Reiseziel Baden-Württemberg sicherlich auch von Entwicklungen auf internationaler Ebene, wie zum Beispiel der zunehmenden Zahl von Touristen aus Asien und der Diskussion um die Sicherheit von Reisezielen weltweit.

Räumliche Schwerpunkte des Baden-Württemberg-Tourismus sind – wenn man die Kategorien des Landesentwicklungsplanes zugrunde legt – die sogenannten Verdichtungsräume und der Ländliche Raum im engeren Sinne (i.e.S.). Im nachfolgenden Beitrag werden die Entwicklungen und Strukturen des baden-württembergischen Tourismus in diesen beiden Raumkategorien dargestellt.

Der Analyse zugrunde gelegt wurde der Landesentwicklungsplan für Baden-Württemberg, der seit dem Jahr 2002 gültig ist. Dieser gliedert das Land Baden-Württemberg in die vier Raumkategorien Verdichtungsräume, Randzonen um die Verdichtungsräume (kurz Randzonen), Verdichtungsbereiche im Ländlichen Raum (kurz Verdichtungsbereiche) und Ländlichen Raum im engeren Sinne (i.e.S.).

2017 erneut ein erfolgreiches Jahr für den Tourismus in Baden-Württemberg

Für die Tourismusbranche in Baden-Württemberg war 2017 erneut ein erfolgreiches Jahr: Nach einem kurzen Rückgang des Tourismus im Land im Jahr 2009 infolge der Finanzkrise stiegen die Gäste- und Übernachtungszahlen seit 2010 wieder kontinuierlich an. Im Jahr 2015 wurden erstmals mehr als 20 Mill. Gästeankünfte gezählt, im Jahr 2017 betrug die Zahl der Gästeankünfte bereits 21,6 Mill. Ebenfalls im Jahr 2015 wurde mit 50,8 Mill. Übernachtungen die »50-Millionen-Grenze« überschritten, 2017 lag die Zahl der in Baden-Württemberg gebuchten Übernachtungen bereits bei 52,9 Mill. Damit haben sich allein im Zeitraum seit 2009 die Übernachtungszahlen im Land um nahezu 25 % erhöht, die der Gäste um fast 35 %. Dass sich die Attraktivität des Reiselandes Baden-Württemberg mittlerweile auch im Ausland herumgesprochen hat, zeigen die zunehmenden Auslandsgästezahlen: 1997 lag der Anteil der Auslandsgäste noch bei knapp 14 %, im Jahr 2017 entfielen bereits rund 22 % der Übernachtungsbuchungen auf ausländische Gäste.

Zunehmender Trend zum Städtetourismus

In Baden-Württemberg wurden im Jahr 2017 insgesamt 52 932 457 Übernachtungen gebucht. Dabei entfielen vier von fünf Buchungen entweder auf den Ländlichen Raum oder die Verdichtungsräume, wobei der Anteil des Ländlichen Raums i.e.S an den Übernachtungszahlen mit 40,3 % nur unwesentlich größer war als der der Verdichtungsräume (39,8 %).

Schaut man zurück in die Jahre 2007 und 1997, dann zeigen sich starke Strukturveränderungen: Zum einen war vor 20 Jahren die Konzentration des Tourismus auf diese beiden Gebietstypen noch nicht ganz so ausgeprägt: Im Jahr 1997 entfielen gut 77 % der Übernachtungszahlen auf die Verdichtungsräume und den ländlichen Raum i.e.S. Damals gingen nur rund 31 % der Übernachtungen auf das Konto der Verdichtungsräume, während der Schwerpunkt des Tourismus mit einem Anteil von gut 46 % an allen Übernachtungen noch eindeutig im Ländlichen Raum lag. Im Jahr 2007 hatte sich der Anteil der Übernachtungen im Ländlichen Raum auf knapp 44 % reduziert. Im Gegenzug wurden bereits über 35 % der Übernachtungszahlen aus den Verdichtungsräumen gemeldet. Im Jahr 2017 konzentrierten sich bereits knapp 40 % aller Übernachtungen in Baden-Württemberg auf die Verdichtungsräume, der Anteil der Übernachtungen im ländlichen Raum war erneut zurückgegangen und lag ebenfalls bei rund 40 %, damit hat auch die Konzentration des baden-württembergischen Tourismus auf diese beiden Raumkategorien noch zugenommen.

Zahl der Übernachtungen in Verdichtungsräumen um knapp 42 % gestiegen

Der Trend zum Städtetourismus, der im Übrigen bundesweit zu beobachten ist, zeigt sich noch deutlicher, wenn man die Entwicklung der Übernachtungszahlen in den Verdichtungsräumen und im Ländlichen Raum mit der Entwicklung für Baden-Württemberg insgesamt gegenüberstellt:

In den Jahren 2007 bis 2017 sind die Übernachtungszahlen in Baden-Württemberg um knapp 25 % angestiegen. Dabei hat sich die Zahl der Übernachtungen in Verdichtungsräumen sogar um knapp 42 % erhöht, von 14,9 Mill. auf 21,1 Mill., während für den Ländlichen Raum »nur« eine Steigerung der Übernachtungszahlen um rund 15 % zu beobachten war, wobei hinter diesem Plus eine satte Zunahme von rund 2,8 Mill. zusätzlichen Übernachtungen steht.

Zunehmende Bedeutung ausländischer Touristen

Wie bereits eingangs erwähnt, entdecken auch immer mehr ausländische Touristen Baden-Württemberg als Reiseland für sich. Im Jahr 2017 wurden bereits rund 22 % der Übernachtungsbuchungen von ausländischen Gästen getätigt. Mit einem Übernachtungsanteil von 26,5 % zieht es die ausländischen Touristen offensichtlich eher in die Verdichtungsräume als in den Ländlichen Raum, der einen Übernachtungsanteil von Auslandsgästen von gut 19 % aufweist.

Auch die Entwicklung der Übernachtungszahlen gegenüber 2007 zeigen, dass Baden-Württemberg in den letzten Jahren für ausländische Touristen sehr stark an Anziehungskraft gewonnen hat: So hat die Zahl der Übernachtungen gegenüber 2007 um rund 25 % zugenommen, die der ausländischen Gäste sogar um über 53 %.

Wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus

Der Tourismus ist nicht zuletzt auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für das Land Baden-Württemberg. Neben Hotels und anderen Beherbergungsbetrieben profitieren unter anderem auch die Gastronomie und der Einzelhandel, darüber hinaus bietet der Tourismus Arbeitsplätze. Die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus für die Verdichtungsräume und den Ländlichen Raum i.e.S. wird deutlich, wenn die Übernachtungszahlen den Bevölkerungszahlen gegenübergestellt werden. Für das Jahr 2017 wurden in Baden-Württemberg insgesamt 4 883 Übernachtungen je 1 000 Einwohner gezählt. Im Ländlichen Raum i.e.S. lag dieser auch als »Übernachtungsdichte« bezeichnete Indikator 2017 deutlich über dem Landesdurchschnitt, nämlich bei 7 611 Übernachtungen je 1 000 Einwohner. In den Verdichtungsräumen hingegen wurden lediglich 3 755 Übernachtungen je 1 000 Einwohner registriert, das heißt als Wirtschaftsfaktor kommt dem Tourismus im Ländlichen Raum eine deutlich gewichtigere Rolle zu als in den Verdichtungsräumen.

Längerer Aufenthalt im Ländlichen Raum

Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer eines Baden-Württemberg-Besuchs ist in den letzten Jahren rückläufig. Auch hier handelt es sich um keine landesspezifische Entwicklung, sondern sie wird von Touristik-Spezialisten als »Trend zum Kurzurlaub« bereits seit Jahren beobachtet. Im Jahr 1997 blieben Gäste im Durchschnitt noch 3 Tage, 2007 waren es 2,7 Tage und im Jahr 2017 dauerte ein Aufenthalt nur noch 2,4 Tage. Auch hier zeigen sich Unterschiede zwischen dem Tourismus im Ländlichen Raum i.e.S. und in Verdichtungsräumen. Während eine Städtetour im Jahr 2017 im Durchschnitt nur 2 Tage dauerte, verbrachten Touristen im Ländlichen Raum im Durchschnitt fast einen Tag mehr, nämlich 2,9 Tage.