:: 9/2018

Flächen für Landwirtschaft in den Kreisen Baden-Württembergs

Wie der Name schon sagt, beinhaltet Landwirtschaft in hohem Maße die Bewirtschaftung von Land. Ohne geeignete Flächen ist es schwer, sich als Landwirt zu betätigen. Schon wegen der Endlichkeit von Flächen konkurriert die Landwirtschaft mit anderen Flächennutzungen, insbesondere mit den Nutzungsartengruppen Wald sowie Siedlungs- und Verkehrsfläche. Insgesamt nimmt die Landwirtschaft derzeit in Baden-Württemberg den größten Teil unter den Nutzungsartengruppen ein. Allerdings unterscheidet sich ihr Anteil an der Gesamtfläche je nach Kreis zum Teil erheblich.

Betrachtet man die Flächennutzung in den Stadt- und Landkreisen, wird deutlich, dass sich neben dem reinen Anteil landwirtschaftlicher Fläche auch Unterschiede bezüglich der Nutzung dieser Flächen zeigen. Tendenziell ist in Landkreisen der Anteil an Grünland größer, wogegen in Stadtkreisen deutlich höhere Gartenlandanteile vorliegen.

In Baden-Württemberg ist die Fläche für Landwirtschaft mit einem Anteil von 45,3 % an der gesamten Bodenfläche am stärksten vertreten. Signifikante Anteile an der Bodenfläche insgesamt nehmen weiterhin die Fläche für Wald mit 37,8 % und die Siedlungs- und Verkehrsfläche mit 14,5 % in Anspruch. Diese drei Nutzungsartengruppen machen damit 98 % der Flächennutzung aus. Wie stark eine Nutzungsartengruppe ausgeprägt ist, hängt wesentlich von den regionalen geografischen Gegebenheiten ab. Im Schwarzwald finden sich beispielsweise viele, etwa aufgrund der Geländebeschaffenheit, schwer zu bewirtschaftende Flächen. Dort liegen dementsprechend die landesweit höchsten Waldanteile und vergleichsweise geringe Landwirtschaftsanteile. In sehr dicht besiedelten Gebieten – insbesondere Mannheim, Stuttgart und Karlsruhe – hat die Siedlungs- und Verkehrsfläche hohe Anteile und zwar sowohl auf Kosten der Fläche für Landwirtschaft als auch für Wald. In ebeneren Gebieten, insbesondere solchen mit guten Böden, dominiert die Landwirtschaft. Besonders ausgeprägt ist die Landwirtschaft daher etwa in den Regionen Heilbronn-Franken, Donau-Iller und Bodensee-Oberschwaben mit jeweils deutlich über 50 % Flächenanteil. Im Folgenden sollen expliziter die Unterschiede zwischen den Stadt- und Landkreisen untersucht werden.

Die Stadtkreise Baden-Württembergs haben mit unter 27 % überwiegend geringere Flächenanteile für Landwirtschaft. Ausnahmen stellen lediglich Heilbronn (47,1 %) und Ulm (45,2 %) dar, die mit ihren jeweiligen Werten näher am Durchschnitt der Landkreise liegen. Den landesweit niedrigsten Anteil an Landwirtschaft hat der Stadtkreis Pforzheim mit 16,7 %. Zwar gibt es auch einige Landkreise mit relativ geringem Flächenanteil für Landwirtschaft – etwa die waldreichen Kreise Freudenstadt (26,1 %) und Calw (25,8 %) – jedoch liegen die Landkreise insgesamt, mit durchschnittlich 46 %, deutlich über den Stadtkreisen mit durchschnittlich 26,8 %.

Ost-West-Differenzen

Zusätzlich zu den Unterschieden zwischen Stadt- und Landkreisen wird bei der kartografischen Betrachtung der Flächennutzung auch ein West-Ost-Unterschied deutlich. In den östlicheren Landkreisen (Regierungsbezirke Stuttgart und Tübingen) ist wesentlich mehr Landwirtschaftsfläche ausgewiesen als in den westlicheren (Regierungsbezirke Karlsruhe und Freiburg). Während in den Regierungsbezirken Karlsruhe und Freiburg im Durchschnitt lediglich 38,1 % der Bodenfläche für Landwirtschaft zur Verfügung stehen, sind dies in den Regierungsbezirken Stuttgart und Tübingen 51,3 %. Entgegengesetzt dazu ist der Anteil des Waldes in den westlichen Landesteilen1 mit rund 45 % deutlich höher als in den östlicheren mit »nur« 32 %. Ursächlich hierfür sind insbesondere die naturräumlichen Gegebenheiten in den jeweiligen Gebieten.2

Wie wird die Fläche für Landwirtschaft genutzt?

Unterschiede zwischen den Kreisen lassen sich nicht nur bezüglich der Anteile der Landwirtschaft an der Bodenfläche insgesamt feststellen. Zusätzlich variieren die Anteile der Nutzungsarten innerhalb der Landwirtschaft zum Teil erheblich. Im baden-württembergischen Liegenschaftskataster werden bei der Landwirtschaftsfläche fünf Nutzungsarten unterschieden: Ackerland, Grünland, Gartenland, Weingarten und Brachland (i-Punkt). Einen Überblick über die Verteilung der Flächenanteile an der Flächenkategorie Landwirtschaft gibt das Schaubild 2. Landesweit nimmt das Ackerland den deutlich höchsten Flächenanteil mit rund 58 % an den landwirtschaftlichen Flächen ein. Die Stadt- und Landkreise unterscheiden sich dabei nur geringfügig. Während der Flächenanteil des Ackerlands in den Stadtkreisen im Schnitt 58 % der Fläche für Landwirtschaft beträgt, erreichen die Landkreise mit 58,8 % einen lediglich 0,8 Prozentpunkte höheren Anteil.3 In einzelnen Kreisen fällt der Anteil des Ackerlands trotzdem mitunter relativ gering aus. In Ravensburg werden beispielsweise »nur« 27 % der Landwirtschaftsfläche für Ackerland verwendet.

Deutliche Unterschiede zwischen den Stadt- und Landkreisen können insbesondere bei der Betrachtung der Anteile von Grünland und Gartenland an der Fläche für Landwirtschaft festgestellt werden. Während beim Grünland die Landkreise die Nase vorn haben (38,9 % zu 22,8 %), macht das Gartenland in den Stadtkreisen einen eindeutig höheren Anteil aus (11,6 % zu 1,1 %). Mit 39,8 % hat hier der enorm hohe Gartenlandanteil im Stadtkreis Stuttgart einen erheblichen Einfluss. Den zweithöchsten Gartenlandanteil verzeichnet Baden-Baden. Mit 12,7 % liegt er allerdings 27 Prozentpunkte hinter dem Stuttgarts. Die höheren Anteile des Gartenlandes an der Fläche der Landwirtschaft bedeuten jedoch nicht, dass tatsächlich auch höhere Anteile an der gesamten Bodenfläche des jeweiligen Kreises vorliegen. Hier muss auch der oben behandelte Anteil der Fläche der Landwirtschaft an der gesamten Bodenfläche berücksichtigt werden.

Betrachtet man die Anteile der Fläche für Weingärten an der Fläche für Landwirtschaft ist erwartungsgemäß eher relevant, in welchen Gegenden sich die Kreise befinden. Die Zuordnung Stadt- bzw. Landkreis spielt hier nur eine untergeordnete Rolle. Beispielsweise verfügen alle Kreise der Region »Südlicher Oberrhein« über einen deutlich überdurchschnittlichen Weingartenanteil von durchschnittlich 7,6 %. Dies ist insofern nicht verwunderlich, da die Region aufgrund der geografischen Gegebenheiten sowie der klimatischen Verhältnisse sehr gut für den Weinbau geeignet ist. Rund um den Kaiserstuhl findet besonders intensiv Weinbau statt. Im Gegensatz dazu spielt im gesamten Regierungsbezirk Tübingen der Weinbau nur eine sehr untergeordnete Rolle (0,1 % an der Fläche für Landwirtschaft).

Die fünfte Nutzungsart – das Brachland – hat mit einem Anteil von lediglich 0,3 % an der Landwirtschaftsfläche Baden-Württembergs fast keine Relevanz.

1 Hier schlägt sich insbesondere der Schwarzwald nieder.

2 Betzholz, Thomas; Wöllper, Frank (2017): Kehrseite des Flächenverbrauchs: Rückgang der Landwirtschaftsfläche, in: Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 2/2017.

3 Die Nutzungsart »Ackerland« ist ein Indikator für gute Bodenqualität und diese hat schon immer Menschen angezogen. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass Siedlungsschwerpunkte wie zum Beispiel Stadtkreise auf der verbliebenen Landwirtschaftsfläche über hohe Ackerlandanteile verfügen.