:: 12/2018

Arbeitskosten in Baden-Württemberg 2016

Was kostet Arbeit in Baden-Württemberg?

Arbeitgeber in Baden-Württemberg zahlten im Jahr 2016 für eine Stunde geleistete Arbeit insgesamt durchschnittlich 35,30 Euro.1 Damit lagen die Arbeitskosten in Baden-Württemberg über dem Bundesdurchschnitt von 33,09 Euro. Im Bundesländervergleich rangierte Baden-Württemberg nach Hamburg und Hessen an dritter Stelle.

Die überdurchschnittlich hohen Arbeitskosten in Baden-Württemberg resultieren aus der baden-württembergischen Branchenstruktur und aus der wirtschaftlichen Stärke des Landes als Industriestandort und als Standort hochinnovativer Unternehmen. Die alle 4 Jahre stattfindende Arbeitskostenerhebung gibt Aufschluss über Höhe, Zusammensetzung und Entwicklung der Arbeitskosten sowie über die Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen und Bundesländern.

Die Arbeitskostenerhebung

Im Kalenderjahr 2017 wurden im Rahmen einer Stichprobenerhebung rund 3 600 Unternehmen des Produzierenden Gewerbes und des Dienstleistungsbereichs in Baden-Württemberg mit zehn und mehr Arbeitnehmern zu ihren Arbeitskosten im Jahr 2016 befragt. Daten für die Wirtschaftsabschnitte »Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung« sowie Teile des Wirtschaftsabschnitts »Erziehung und Unterricht« werden aus anderen Quellen hinzugefügt bzw. berechnet. Unternehmen des Wirtschaftsbereichs Landwirtschaft werden im Rahmen der Arbeitskostenerhebung nicht befragt (Rechtsgrundlage und Methodik siehe i-Punkt »Die Arbeitskostenerhebung«).

Bundesweit wurden rund 32 000 Unternehmen zu der Erhebung herangezogen. Dabei meldeten diese Unternehmen die Daten für alle ihre Betriebe (auch für Betriebe in anderen Bundesländern) an das Statistische Landesamt des Bundeslandes, in dem sich der Hauptsitz des Unternehmens befindet. Im Folgenden werden die Ergebnisse nach dem »Betriebskonzept« betrachtet. Das heißt, die Darstellung der Ergebnisse bezieht sich auf die Betriebe, die ihren Standort in Baden-Württemberg haben. Zur besseren Vergleichbarkeit der Arbeitskosten werden alle Daten in »Vollzeiteinheiten« dargestellt. Vollzeiteinheiten sind Vollzeitbeschäftigte sowie die entsprechend ihrer Arbeitszeit in Vollzeitarbeitsplätze umgerechneten Teilzeitbeschäftigten und geringfügig Beschäftigten.

Für die baden-württembergischen Betriebe beliefen sich die durchschnittlichen Bruttoarbeitskosten (einschließlich Auszubildende) insgesamt im Jahr 2016 je Vollzeiteinheit auf rund 61 608 Euro. Verglichen mit dem vorangegangenen Berichtsjahr 2012 haben sich die Bruttoarbeitskosten je Arbeitnehmer um 7,9 % erhöht. Das ist ein etwas schwächerer Anstieg als im Zeitraum von 2008 bis 2012, als der Zuwachs 9,6 % betrug.

Nach Abzug von Lohnsubventionen, das sind die empfangenen Zuschüsse der Bundesagentur für Arbeit, ergaben sich Nettoarbeitskosten je geleistete Stunde von 35,30 Euro. Im Vergleich zur letzten Arbeitskostenerhebung im Jahr 2012 haben sich die Nettoarbeitskosten damit um 5,8 % erhöht.

Die Arbeitskosten wurden zu rund 77 % durch die Bruttoverdienste bestimmt

Zu den Arbeitskosten zählen alle Kosten, die für den Arbeitgeber im Zusammenhang mit der Beschäftigung von Arbeitnehmern anfallen. Sie setzen sich aus den Bruttoverdiensten und den Lohnnebenkosten zusammen. Auf die Bruttoverdienste im Jahr 2016 entfielen – auf eine Dezimalstelle gerundet – 77,2 % der gesamten Arbeitskosten, auf die Lohnnebenkosten 22,8 %. Zu den Bruttoverdiensten zählen das Entgelt für die geleistete Arbeitszeit, Sonderzahlungen, vermögenswirksame Leistungen, Vergütung für nicht gearbeitete Tage wie Urlaub, Feiertage und sonstige arbeitsfreie Tage, sowie Sachleistungen wie zum Beispiel Firmenwagen. Zu den Lohnnebenkosten zählen vor allem die gesetzlichen Beiträge der Arbeitgeber zur Sozialversicherung. Sie hatten damit im Jahr 2016 einen Anteil von 57,2 % an den Lohnnebenkosten. Bezogen auf die gesamten Arbeitskosten bildeten sie einen Anteil 13,1 %. Weitere Lohnnebenkosten sind unter anderem die Aufwendungen für die betriebliche Altersversorgung. Eine detaillierte Aufstellung ist Tabelle 2 zu entnehmen.

Es gab große Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen

Je nach wirtschaftlicher Tätigkeit der Betriebe zeigten sich allerdings erhebliche Unterschiede bei den Arbeitskosten. Im Produzierenden Gewerbe zahlten Arbeitgeber im Durchschnitt 40,17 Euro netto für eine geleistete Arbeitsstunde, während dieser Durchschnittswert im Dienstleistungssektor nur 32,57 Euro betrug. Betrachtet man die Wirtschaftsabschnitte, so lagen die Kosten für eine Arbeitsstunde in der Energieversorgung mit 57,06 Euro2 mehr als dreimal so hoch wie im Gastgewerbe mit 17,93 Euro. Die zweithöchsten Arbeitskosten wurden mit 48,29 Euro im Wirtschaftsabschnitt »Information und Kommunikation« festgestellt. Dazu zählen unter anderem das Verlagswesen, die Herstellung und Ausstrahlung von Fernseh- und Hörfunkprogrammen, die Telekommunikation und die Dienstleistungen der Informationstechnologie. Die »Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung« lag mit durchschnittlich 36,04 Euro im Mittelfeld.

Aber auch bei den einzelnen Branchen innerhalb des Produzierenden Gewerbes und des Dienstleistungsbereichs gab es große Unterschiede. Die höchsten Arbeitskosten des Produzierendes Gewerbes entstanden bei der Kokerei und Mineralölverarbeitung mit 59,12 Euro je geleistete Stunde. Hier ist ein Arbeitsplatz nahezu dreimal so teuer wie bei der Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln mit 22,25 Euro. Ebenfalls zur Spitzengruppe gehörten neben der Energieversorgung die Wirtschaftszweige »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« mit 55,46 Euro und die »Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen« mit 49,50 Euro.

Im Dienstleistungssektor nahmen die Arbeitsplätze der Rundfunkveranstalter mit 75,76 Euro den Spitzenplatz ein. Das ist mehr als das 4-fache dessen, was im Gastgewerbe für eine vollzeitbeschäftigte Person mit 17,43 Euro anfiel. Ebenfalls zu den Wirtschaftszweigen mit den höchsten Arbeitskosten im Dienstleistungsbereich zählten die Luftfahrt mit 53,86 Euro, das Versicherungsgewerbe mit 52,47 Euro sowie innerhalb des Wirtschaftsbereichs »Information und Kommunikation« die Erbringung von Dienstleistungen der Informationstechnologie mit 50,64 Euro.

Arbeitskosten sind in großen Unternehmen höher

Mit der Größe des Unternehmens wachsen im Schnitt auch die Arbeitskosten. In kleinen Unternehmen mit zehn bis 49 Beschäftigten kostete die Arbeitsstunde durchschnittlich 27,56 Euro. Während in Unternehmen mit 50 bis 249 Beschäftigten 29,68 Euro ermittelt wurden, betrugen die Nettoarbeitskosten je geleistete Stunde in Unternehmen mit 250 bis 499 Beschäftigten 34,01 Euro. In größeren Unternehmen mit 500 bis 999 Beschäftigten fielen 37,03 Euro an und in Unternehmen mit 1 000 und mehr Beschäftigten mit 42,03 Euro die höchsten Arbeitskosten.

Die Aufwendungen für betriebliche Altersversorgung gewinnen an Bedeutung

Die Aufwendungen der Arbeitgeber für die betriebliche Altersversorgung wirken sich nicht unerheblich auf die Höhe der Arbeitskosten aus. Diese Aufwendungen zählen zu den Lohnnebenkosten. Im Jahr 2016 betrug ihr Anteil 2,9 % an den Bruttoarbeitskosten insgesamt oder 1 785 Euro je Vollzeiteinheit. Bei der letzten Arbeitskostenerhebung (2012) betrug der Anteil noch 2,7 % bzw. 1 539 Euro pro Arbeitnehmer und Jahr.

Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen können auch selbst etwas zu ihrer Altersversorgung beitragen. Diese Beiträge gehören nicht zu den Arbeitskosten, die der Arbeitgeber zu tragen hat, werden aber im Rahmen der Arbeitskostenerhebung ebenfalls erfasst. Es handelt sich um Aufwendungen der Beschäftigten durch Entgeltumwandlung, Eigenbeiträge oder Eigenbeteiligung. Die Aufwendungen der Arbeitnehmer für ihre betriebliche Altersversorgung (siehe auch i-Punkt »Betriebliche Altersversorgung«) betrugen im Jahr 2016 im Durchschnitt 455 Euro je Vollzeiteinheit. Das sind bezogen auf den durchschnittlichen Bruttojahresverdienst eines Vollzeitbeschäftigten rund 1 %. Im Jahr 2012 lagen diese Aufwendungen noch bei 403 Euro.

Baden-Württemberg gehörte zu den Bundesländern mit den höchsten Arbeitskosten

Im Jahr 2016 lagen die Nettoarbeitskosten je geleistete Stunde der Beschäftigten (einschließlich Auszubildenden) in Baden-Württemberg um 6,7 % über dem Bundesdurchschnitt von 33,09 Euro. Im Bundesländervergleich rangierte Baden-Württemberg an dritter Stelle. Den Spitzenplatz belegte Hamburg mit 37,34 Euro. Auch in Hessen lagen die Arbeitskosten mit 36,86 Euro höher als in Baden-Württemberg, während sie in Bayern bei 35,21 Euro lagen. Die niedrigsten Arbeitskosten bundesweit wurden in Mecklenburg-Vorpommern mit 25,17 Euro ermittelt.

1 Nettoarbeitskosten je geleistete Stunde der Beschäftigten (einschließlich Auszubildende).

2 Der ermittelte Wert für die Nettoarbeitskosten je geleisteter Stunde im Wirtschaftsabschnitt Energieversorgung ist mit einem stichprobenbedingten Fehler behaftet. Das ändert aber nichts an der Spitzenposition dieses Wirtschaftsabschnitts.