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Mehrheit der Studienberechtigten strebt schnell an eine Hochschule

Im Studienjahr 2017 immatrikulierten sich 74 551 Studienanfängerinnen und -anfänger an baden-württembergischen Hochschulen. Die Hochschulzugangsberechtigung wurde von 58 % der baden-württembergischen Studienanfängerinnen und -anfängern an einem Gymnasium erworben. Die Mehrheit der Studienberechtigten mit Hochschul- oder Fachhochschulreife schrieb sich spätestens 1 Jahr nach dem Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung an einer Hochschule ein. Bei den Studienberechtigten mit Hochschulreife ist steigende Tendenz zur Aufnahme eines Studiums erkennbar. Der folgende Beitrag ist ein Auszug aus dem Bericht »Bildung in Baden-Württemberg 2018«. Der Bildungsbericht 2018 entstand in Kooperation zwischen dem Landesinstitut für Schulentwicklung und dem Statistischen Landesamt und wurde am 24. Januar 2019 im Rahmen einer Fachveranstaltung vorgestellt. Erstmals wurde die Hochschulbildung in eigenen Abschnitten thematisiert. Der vollständige Bericht kann unter www.bildungsbericht-bw.de heruntergeladen bzw. dort als Printversion bestellt werden.

Die Mehrheit erwirbt ihre Hochschulzugangsberechtigung im Land

Im Studienjahr 20171 schrieben sich 74 551 Studienanfängerinnen und -anfänger an einer baden-württembergischen Hochschule ein. 60 % von ihnen erwarben ihre Hochschulzugangsberechtigung in Baden-Württemberg. 19 % erlangten ihre Hochschulzugangsberechtigung in anderen Bundesländern und 20 % im Ausland. Diese Verteilung unterliegt seit Jahren nur geringfügigen Schwankungen.

Die Hälfte der Studienanfängerinnen und -anfänger an Universitäten in Baden-Württemberg erwarb ihre Hochschulzugangsberechtigung auch im Land, was im Vergleich zum Anteil von 60 % über alle Hochschularten hinweg unterdurchschnittlich war. 19 % der Erstimmatrikulierten an den Universitäten erlangten ihre Hochschulzugangsberechtigung in anderen Bundesländern. Mit einem Anteil von 30 % besaßen überdurchschnittlich viele Studienanfängerinnen und -anfänger an Universitäten eine im Ausland erworbene Hochschulzugangsberechtigung. Insbesondere die Fächergruppen Geisteswissenschaften (35 % der Studierenden mit Hochschulzugangsberechtigung aus dem Ausland), Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften, Veterinärmedizin (34 %) und Ingenieurwissenschaften (33 %) zogen viele Studienberechtigte aus dem Ausland an (Schaubild 2). Für Studienberechtigte aus anderen Bundesländern waren vor allem die Fächergruppen Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften (36 %) und Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (25 %) interessant. Das Studium der Kunst/Kunstwissenschaft (77 %) sowie Sport (75 %) war hingegen bei den Schulabgängerinnen und -abgängern aus Baden-Württemberg sehr gefragt.2

80 % der Studienanfängerinnen und -anfänger an den Pädagogischen Hochschulen hatten ihre Hochschulzugangsberechtigung in Baden-Württemberg erworben. Damit war dies die Hochschulart mit dem höchsten Anteil an Studienberechtigten aus Baden-Württemberg. Den höchsten Anteil von Studierenden mit einer Hochschulzugangsberechtigung aus anderen Bundesländern hatte die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW): 36 % der Studienanfängerinnen und -anfänger kamen im Studienjahr 2017 aus anderen Bundesländern für ein Studium an der DHBW nach Baden-Württemberg. Dieser vergleichsweise hohe Wert lässt sich unter anderem damit erklären, dass in den anderen Bundesländern nur wenige Einrichtungen existieren, die diese spezifische Studien- und Ausbildungsform anbieten. Mit einem Anteil von 53 % an Studierenden mit einer Hochschulzugangsberechtigung aus dem Ausland stellten die Kunst- und Musikhochschulen den prozentual höchsten Anteil an Studierenden aus dem Ausland.3

Knapp 80 % erwarben ihre Hochschulzugangsberechtigung an einem Gymnasium oder Fachgymnasium

80 % der 44 995 Studienanfängerinnen und -anfänger im Studienjahr 2017, die ihre Hochschulzugangsberechtigung in Baden-Württemberg erworben hatten, erlangten durch den Erwerb der Hochschulreife und 20 % durch den Erwerb der Fachhochschulreife die Berechtigung, sich an einer Hochschule einzuschreiben. Zur Erlangung der Hochschulzugangsberechtigung bestehen in Baden-Württemberg eine Vielzahl von Möglichkeiten. Die Mehrheit (gut 58 %) der Studienanfängerinnen und -anfänger aus Baden-Württemberg erwarb ihre Hochschulzugangsberechtigung an einem Gymnasium. Knapp 20 % erlangten ihre Hochschulzugangsberechtigung an einem Fachgymnasium4. Mit knapp 9 % bzw. gut 6 % lagen auf den Plätzen 3 und 4 das Abendgymnasium und die Berufsfachschule. Danach folgten mit 1,4 % beruflich Qualifizierte. Durch eine Begabtenprüfung erarbeiteten sich 0,8 % die Möglichkeit, ein Studium aufzunehmen.

82 % bis 90 % der Studienberechtigten mit Hochschulreife beginnen ein Studium

Die Mehrheit der Abgängerinnen und Abgänger mit Hochschulreife oder Fachhochschulreife schrieb sich spätestens 1 Jahr nach dem Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung an einer Hochschule ein. Unterschiede zwischen den Studienberechtigten mit Hochschulreife und Fachhochschulreife zeigten sich aber bei den Anteilen der Absolventinnen und Absolventen eines Jahrgangs, die ein Studium in Deutschland5 aufnahmen, und hinsichtlich der Zeiträume vom Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung bis zur Studienaufnahme. Bei der Zeitspanne, die zwischen Erwerb und Studienbeginn liegt, spielen neben persönlichen Präferenzen auch externe Faktoren eine Rolle. Dazu gehört zum Beispiel der bis Juli 2011 verpflichtende Wehrdienst.

Den Zeitraum 2000 bis 2012 betrachtet, war bei den Abgängerinnen und Abgängern mit Hochschulreife eine steigende Tendenz zur Aufnahme eines Studiums erkennbar. So immatrikulierten sich bisher 82 % des Jahrganges 2000 und bereits 87 % des Jahrgangs 2012 an einer Hochschule. Im Gegensatz dazu sank im Zeitverlauf der Anteil der Abgängerinnen und Abgänger mit Fachhochschulreife, der ein Studium aufnahm. 77 % des Jahrgangs 2000 begannen ein Studium. 12 Jahre später entschied sich nur knapp die Hälfte (49 %) der Abgängerinnen und Abgänger mit Fachhochschulreife für ein Studium. Für die folgenden Jahre liegen zwar noch nicht alle Daten für die betrachteten Zeiträume vor, aber aus den bereits vorliegenden Daten lässt sich ableiten, dass auch in den Jahrgängen nach 2012 mehr Abgängerinnen und Abgänger mit Hochschulreife als solche mit Fachhochschulreife an eine Hochschule übergehen werden.

Schneller Übergang an die Hochschulen

Während von den Abgängerinnen und Abgängern, die im Jahr 2000 ihre Hochschulreife erwarben, gut 27 % im Jahr des Erwerbs ihrer Hochschulzugangsberechtigung ein Studium begannen, zog es 37 % des Jahrgangs 2016 direkt an die Hochschule. Wobei seit 2012 ein leicht rückläufiger Trend beim direkten Übergang zu beobachten ist. Einen Sonderfall stellt der Jahrgang 2011 dar. Hier gingen im Jahr des Erwerbs der Hochschulreife 53 % an eine Hochschule über, was die höchste Übergangsquote der betrachteten Jahrgänge war. Es ist davon auszugehen, dass viele Abiturientinnen und Abiturienten dem sogenannten »doppelten« Jahrgang 2012 ausweichen wollten und sich deshalb häufiger direkt für die Aufnahme eines Studiums entschieden. So nahmen in der Folge nur 24 % des Jahrgangs 2011 ein Studium erst 1 Jahr nach Erwerb der Hochschulreife auf, was der niedrigste Wert für diese Zeitspanne war. Der Mittelwert für den Zeitraum 2000 bis 2012 für den Beginn des Studiums nach 2 Jahren lag bei knapp 7 %. Nach 3 Jahren nahmen durchschnittlich 3 % der Abiturientinnen und Abiturienten und nach 4 Jahren und später entschieden sich noch knapp 6 % für ein Studium.

Durchschnittlich ein Viertel der Abgängerinnen und Abgänger mit Fachhochschulreife schrieb sich im Jahr des Erwerbs der Fachhochschulreife an einer Hochschule ein. Im Mittel entschieden sich 15 % im 1. Jahr, 5 % im 2. Jahr und 3 % im 3. Jahr nach Erhalt der Hochschulzugangsberechtigung für ein Studium. 6 % nahmen erst 4 Jahre oder später ein Studium auf.

Neben der Betrachtung der Anteile der Studienanfängerinnen und -anfänger in Bezug auf die Zahl der Zugangsberechtigten generiert auch die Analyse des Übergangszeitpunkts6 weitergehende Informationen. So schrieb sich beispielsweise in den Jahren 2000 bis 2002 die relative Mehrheit erst 1 Jahr nach Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung an einer Hochschule ein, während sich in den Jahren 2011 und 2012 die relative Mehrheit für ein Studium unmittelbar im Anschluss entschied. Trotz dieser Unterschiede zwischen den einzelnen Jahrgängen entsprachen sich im Durchschnitt der relative Anteil der Abgängerinnen und Abgänger, die unmittelbar ein Studium aufnahmen (41 %) und der relative Anteil der Abgängerinnen und Abgänger, die 1 Jahr später an die Hochschule gingen (40 %), nahezu. Bei den Abgängerinnen und Abgängern mit Fachhochschulreife war die Differenz zwischen diesen beiden Gruppen ausgeprägter. Knapp die Hälfte (46 %) aller Abgängerinnen und Abgänger mit Fachhochschulreife, die sich bis zum Jahr 2016 für ein Studium entschieden, nahm im Durchschnitt ihr Studium direkt nach Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung auf. Durchschnittlich 28 % immatrikulierten sich 1 Jahr nach Erwerb der Fachhochschulreife. Im Gegensatz zu den Abgängerinnen und Abgängern mit Hochschulreife, entschied sich in allen Jahrgängen die Mehrheit der Abgängerinnen und Abgänger mit Fachhochschulreife direkt zum Übergang an die Hochschule. Andererseits begannen Abgängerinnen und Abgänger mit Fachhochschulreife auch häufiger erst nach 4 Jahren und später ein Studium. Ein Grund hierfür könnte sein, dass sie vor Studienbeginn öfter zunächst eine berufliche Ausbildung absolvieren.

Das geschlechtsspezifische Übergangsverhalten hat sich seit 2011 verändert

Mit der Ausnahme des Jahrgangs 2006 überstieg der Anteil der Abgänger mit Hochschulreife, die sich für ein Studium entschieden, den Anteil der Abgängerinnen mit Hochschulreife. Im Jahrgang 2006 betrug die Übergangsquote sowohl für Männer als auch für Frauen 83 %. In den anderen Jahrgängen lagen zwischen den Übergangsquoten der Geschlechter bis zu 7 Prozentpunkte. Bei den Abgängern und Abgängerinnen mit Fachhochschulreife sind diese Unterschiede zwischen Männern und Frauen noch stärker ausgeprägt. So waren die Übergangsquoten der Männer ohne Ausnahme in allen Jahrgängen höher und die Unterschiede zwischen den Übergangsquoten noch deutlicher ausgeprägt. 55 % der Abgänger mit Fachhochschulreife des Jahrgangs 2012 nahmen bisher ein Studium auf und nur knapp 42 % der Abgängerinnen. Bei den Männern mit Hochschulreife waren es im gleichen Jahrgang 89 % und bei den Frauen knapp 86 %.

Deutliche Unterschiede gab es zwischen Männern und Frauen im Hinblick auf den Zeitraum zwischen Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung und dem Beginn des Studiums. Bis zum Jahrgang 2011 schrieben sich die Abgängerinnen mit Hochschulreife deutlich häufiger unmittelbar nach dem Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung an einer Hochschule ein. Die Männer begannen hingegen öfter erst 1 Jahr danach mit dem Studium. Zeitgleich mit der Abschaffung der Wehrpflicht änderten sich diese Unterschiede zwischen den Geschlechtern. So nahmen 58 % der Männer des Jahrgangs 2011 direkt nach Erwerb der Hochschulreife und nur 49 % der Frauen ein Studium auf. 1 Jahr später entschieden sich dann 23 % der Männer und 25 % der Frauen für die Aufnahme eines Studiums. Diese Verteilung setzte sich in den folgenden Jahren fort. Auffällig war darüber hinaus, dass nach 2011 sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern der relative Anteil, der direkt mit dem Studium begann, bis zum Jahrgang wieder 2016 abnahm.

Bis auf die Jahrgänge 2000 und 2002 war der relative Anteil der Abgänger mit Fachhochschulreife, die bisher ein Studium aufnahmen und sich für den direkten Weg an die Hochschule nach Schulabschluss entschieden höher als der relative Anteil der Abgängerinnen. Dafür begannen mehr Frauen als Männer auch nach 4 oder mehr Jahren nach Erwerb der Fachhochschulreife ein Studium7. Im Jahr 2016 begannen 29 % der Abgänger und lediglich 18 % der Abgängerinnen mit Fachhochschulreife im gleichen Jahr nach Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung ein Studium. Die Abschaffung der Wehrpflicht hatte bei den Abgängern mit Fachhochschulreife keinen eindeutigen Effekt.

1 Aus methodischen Gründen (geänderte Erfassungs- und Nachweisart bei länderübergreifenden Hochschulstandorten) sind die Studierendenzahlen ab dem Studienjahr 2017 nur noch eingeschränkt mit den Vorjahren zu vergleichen, da die Daten zur Studierendenstatistik ab dem Sommersemester 2017 bei länderübergreifenden Hochschulstandorten vollständig standortbezogen (statt hauptstandortbezogen) gemeldet werden. 2017 lag der Anstieg der Gesamtzahl der Studierenden, der nur auf die geänderte Erfassungs- und Nachweisart zurückzuführen ist, bei 2 923 Studierenden.

2 Lediglich knapp 2 % der Studienanfängerinnen und -anfänger im Studienjahr 2017 waren in der Fächergruppe Kunst/Kunstwissenschaft oder Sport eingeschrieben.

3 Weitere Informationen zum Ort des Erwerbs der Hochschulzugangsberechtigung der Studienanfängerinnen und -anfänger nach Hochschulart und Fächergruppe finden sich im Webangebot unter: www.bildungsbericht-bw.de/ (Web-Grafiken G 4.2 (G3) bis G 4.2 (G6)).

4 Die »Fachgymnasien« in der Hochschulstatistik entsprechen weitestgehend beruflichen Gymnasien.

5 Die amtliche Studierenden- und Prüfungsstatistik erfasst nur Studierende, die ihr Studium in Deutschland aufnehmen. Aussagen über Abgängerinnen und Abgänger, die ein Studium im Ausland aufnehmen, können aus diesem Grund mittels der amtlichen Hochschulstatistik nicht getätigt werden.

6 Übergangsquote je Zeitraum vom Schulabschluss zur Einschreibung an einer Hochschule in Relation zur gesamten Übergangsquote je Jahrgang. Eine Analyse der Übergangsquoten der fünf betrachteten Zeitspannen vom Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung zur Aufnahme eines Studiums in Relation zur Übergangsquote insgesamt ist bis zum Jahrgang 2012 möglich. Nur bis zu diesem Jahrgang liegen schon für alle betrachteten Zeiträume Daten der Studierenden- und Prüfungsstatistik vor.

7 Die Web-Tabelle befindet sich im Webangebot unter: www.bildungsbericht-bw.de/