:: 7/2019

Wie gut sind die Haushalte in Baden-Württemberg mit Gebrauchsgütern und Versicherungen ausgestattet?

Ergebnisse der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2018

Die Ausstattung der privaten Haushalte mit Gebrauchsgütern gilt als ein Gradmesser für den aktuellen Lebensstandard der Bevölkerung. Versicherungen dienen vor allem der Risikoabsicherung und der Altersvorsorge der privaten Haushalte und insofern auch dem Erhalt dieses Lebensstandards heute und in Zukunft. Die Ergebnisse der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) 2018 zeigen für Baden-Württemberg insgesamt einen hohen Ausstattungsgrad. Unterschiede zwischen den Haushalten zeigen sich allerdings bei der Differenzierung nach dem Einkommen der Haupteinkommenspersonen.

Gebrauchsgüter in Form von Haushaltsgeräten, moderner Unterhaltungselektronik und Fahrzeugen erleichtern häusliche Arbeit, gewährleisten Kommunikation und Information und verbessern persönliche Mobilität. Die Ausstattung privater Haushalte mit Gebrauchsgütern kann daher als Indikator für den Wohlstand privater Haushalte herangezogen werden.

Steigende Ausstattung an Haushaltsgeräten in den letzten 30 Jahren

Im Jahr 2018 stand in rund 77 % aller privaten Haushalte in Baden-Württemberg eine Geschirrspülmaschine, im Jahr 1988 war das erst bei einem Drittel der Haushalte der Fall. Auch bei anderen Haushaltsgeräten hat die Ausstattung der Haushalte im Verlauf der letzten 30 Jahre deutlich zugenommen (Schaubild 1). So stieg in diesem Zeitraum der Anteil von Haushalten, die einen Wäschetrockner besitzen, von 17 % auf knapp 47 %. Mikrowellengeräte waren 1988 noch eine Seltenheit (12 %) und stehen inzwischen in 66 % der Haushalte. Waschmaschinen zählen hingegen schon lange zur Standardausstattung. Vor 30 Jahren besaßen bereits 88 % der Haushalte im Land ein solches Gerät, mittlerweile sind es 96 %. Rückläufig ist dagegen seit 1998 die Ausstattung der Haushalte mit Gefrierschränken bzw. Gefriertruhen. Es ist zu vermuten, dass hier inzwischen ein Teil der Haushalte auf Kühl- und Gefrierkombinationen umgestiegen sind. So finden sich insbesondere nur noch in gut einem Drittel der Ein-Personen-Haushalte reine Gefrierschränke bzw. Gefriertruhe.

Deutlicher Zuwachs bei der Ausstattung der Haushalte mit PCs und Handys …

Ein noch deutlicherer Zuwachs ist bei der Informationstechnik und bei Unterhaltungselektronik zu verzeichnen. Computer (PC), die 1998 nur in 40 % der Haushalte vorhanden waren, stehen heute in 91 % aller Haushalte. Während stationäre PCs in den letzten Jahren bereits leicht rückläufig waren, wächst die Ausstattung mit mobilen Computern (Laptop, Netbook, Tablet-PC) in den letzten Jahren stark an: 82 % der Haushalte besitzen bereits solche mobilen Geräte. Ebenso kann bei Mobiltelefonen eine rasante Entwicklung festgestellt werden. Deren Ausstattungsgrad stieg von 10 % im Jahr 1998 auf heute 96 % an. Inzwischen hat das Handy (bzw. Smartphone) das klassische Festnetztelefon überholt, das einen Rückgang auf 88 % zu verzeichnen hat (Schaubild 2).

… aber Rückgang bei Fotoapparaten und MP3-Playern

Im Vergleich zum letzten Erhebungsjahr 2013 ist bei der Ausstattung der Haushalte mit Fotoapparaten und digitalen Musikabspielgeräten, sogenannten MP3-Playern ein Rückgang zu verzeichnen: bei Fotoapparaten sank der Anteil der Haushalte von 85 % (2013) auf 75 % (2018), bei MP3-Playern von 44 % (2013) auf 35 % (2018). Ein Grund für diesen Rückgang liegt vermutlich in der Tatsache begründet, dass Mobiltelefone immer mehr Funktionen dieser Art in zunehmend steigender Qualität bieten und insofern ein Substitutionseffekt zum Tragen kommt.

Fernsehgeräte gehören zu den technischen Gebrauchsgütern, die schon in den 1970er-Jahren weite Verbreitung fanden und sich heute mit einem Ausstattungsgrad von 92 % unter den am häufigsten vorhandenen Gebrauchsgeräten befinden. Bei den TV-Geräten zählt der Flachbildfernseher zu den technischen Neuerungen des letzten Jahrzehnts. Haben noch im Jahr 2008 lediglich 16 % der Haushalte einen dieser modernen Fernseher besessen, verfünffachte sich der Anteil bis 2018 auf 83 %, was einer Zahl von etwa 4,3 Mill. Haushalte im Land entspricht.

Ausstattung mit Unterhaltungselektronik variiert deutlich nach Einkommenssituation und Alter

Der Besitz eines Flachbildfernsehers hängt auch mit der finanziellen Lage des Haushalts zusammen: Je höher das Haushaltseinkommen, desto häufiger ist ein solches Gerät vorhanden (Schaubild 3). Bei Haushalten unter 1 100 Euro monatlichem Nettoeinkommen sind es nur rund sechs von zehn Haushalten, während bei einem Haushaltseinkommen über 4 000 Euro rund 93 % der Haushalte einen Flachbild-TV haben.

Bei Geräten der Unterhaltungselektronik hängt die Ausstattung in den Haushalten allerdings außerdem oft mit dem Alter des Haupteinkommensbeziehers zusammen (Schaubild 4). Während Spielkonsolen in Haushalten von unter 35-Jährigen zu über 48 % vorhanden sind, nimmt der Anteil bei den »älteren Haushalten« deutlich ab, bei den über 64-Jährigen sind es nur noch 3 %. Genau anders herum läuft die Kurve bei den analogen Kameras, diese sind häufiger bei den Haushalten Älterer vorhanden. In 34 % der Haushalte von über 64-Jährigen findet man noch einen analogen Fotoapparat, während von den Haushalten der unter 35-Jährigen nur 12 % ein solch klassisches Gerät besitzen.

Bei MP3-Playern liegt der höchste Ausstattungsgrad bei Haushalten der Altersgruppe 35 bis 44 Jahre mit 50 %. Mit steigendem Alter nimmt der Ausstattungsgrad kontinuierlich ab. Bei den über 64-Jährigen sind es noch 16 % der Haushalte. In den Haushalten von unter 35-Jährigen besitzen rund 43 % einen MP3-Player. Ähnlich sieht die Verteilung bei Blu-Ray-Playern aus, auch hier liegt der höchste Ausstattungsgrad bei den mittleren Altersgruppen und sinkt mit zunehmendem Alter.

Der teilweise relativ hohe Ausstattungsgrad an Unterhaltungselektronik in Haushalten, deren Haupteinkommensperson einer der mittleren Altersklassen angehört, lässt sich vor allem dadurch erklären, dass diese Personen öfter als jüngere oder ältere in einem Haushalt mit Kindern leben. Haushalte mit Kindern besitzen häufiger als Haushalte ohne Kinder Laptops, Smartphones, DVD- bzw. Blu-Ray-Player, MP3-Player und Spielkonsolen.

Gebrauchtwagen sind häufiger als neu gekaufte Autos

Die zunehmende Mobilität im Beruf und in der Freizeit hat sich über viele Jahre positiv auf die Ausstattung privater Haushalte mit Personenkraftwagen (Pkw) ausgewirkt. In Baden-Württemberg hat der Anteil der Haushalte mit Pkw im Jahr 2003 einen Höchstwert von 84 % erreicht, seitdem liegt er relativ konstant bei über 80 % (Schaubild 5) und ist somit auch Ausdruck einer gewissen Sättigungsgrenze. Rund 4,3 Mill. Haushalte im Land verfügen derzeit über mindestens einen Pkw.

Deutlich wird auch, dass in den Privathaushalten seit den 1990er-Jahren Gebrauchtwagen häufiger sind als Neuwagen. So besaß im Jahr 2018 mehr als jeder zweite Haushalt (55 %) einen oder mehrere Gebrauchtwagen. Die Tendenz war bis 2008 stetig steigend. Der Anteil der Haushalte mit Neuwagen ging von 1988 bis 2008 kontinuierlich zurück. 2008 und 2018 verfügte jeder dritte Haushalt in Baden-Württemberg über einen Neuwagen. Zwischen 2008 und 2013 kam es zu einer leichten Trendwende, die im Zusammenhang mit der »Abwrackprämie« steht, die im Jahr 2009 vom Bund für die Verschrottung eines Altwagens bei gleichzeitigem Kauf eines Neuwagens gezahlt wurde. Kontinuierlich erhöht hat sich der Anteil der Haushalte mit einem geleasten Pkw von 2 % im Jahr 1988 auf knapp 8 % im Jahr 2018.

Erwartungsgemäß ist der Anteil der Haushalte mit Pkw umso größer, je mehr Personen in einem Haushalt leben. Während nur zwei Drittel der Einpersonenhaushalte ein Auto besitzen, gehört in den Mehrpersonenhaushalten der Pkw nahezu zur Standardausstattung. In Haushalten mit vier oder mehr Personen besitzen sogar gut 96 % einen Pkw. Die geringere Ausstattung in Einpersonenhaushalten ist sicher auch auf die Struktur dieser Haushalte zurückzuführen. Die hierunter häufiger vertretenen allein lebenden älteren Frauen und Männer sowie allein lebende Studierende und Arbeitslose können und wollen sich oftmals kein Auto leisten.

Versicherungen privater Haushalte dienen insbesondere der Risikoabsicherung und der Altersvorsorge

Neben der Ausstattung mit Gebrauchsgütern gibt die Absicherung der Haushalte durch Versicherungen Hinweise auf deren ökonomische Gesamtsituation. 88 % aller Haushalte in Baden-Württemberg waren 2018 durch eine private Haftpflichtversicherung abgesichert, 69 % hatten eine Hausratsversicherung. Neben der gesetzlichen Rentenversicherung verfügten 33 % der Haushalte über eine private Altersvorsorge in Form einer kapitalbildenden Lebensversicherung1, knapp 22 % der Haushalte in Form einer privaten Rentenversicherung2 und 30 % der Haushalte in Form einer Riester-, Basis- bzw. Rürup-Rentenversicherung. Über eine zusätzliche private Krankenversicherung verfügten 36 % der Haushalte, 11 % über eine zusätzliche private Pflegeversicherung.

Der Versicherungsschutz der Haushalte steigt bei allen Versicherungsarten mit steigendem monatlichen Nettoeinkommen (Schaubild 6). Im Bereich der Riester-, Basis- bzw. Rürup-Rentenversicherung besaßen fast 56 % der Haushalte in der höchsten Einkommensklasse (5 000 bis 18 000 Euro) einen zusätzlichen Versicherungsschutz. Bei Haushalten mit einem Einkommen von unter 1 500 Euro traf dies auf 11 % zu. Ein vergleichbares Gefälle zeigt sich auch bei den kapitalbildenden Lebensversicherungen und den privaten Rentenversicherungen. Dies zeigt, dass es Haushalten mit einem geringeren Einkommen deutlich schwerer fällt privat für das Alter vorzusorgen.

Deutlich weniger starke Unterschiede zwischen Haushalten mit hohem und niedrigem Einkommen zeigen sich dagegen bei der privaten Haftpflichtversicherung. Während 97 % der Haushalte in der höchsten Einkommensklasse eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen hatten, waren dies in der niedrigsten Einkommensklasse 72 %. Dies zeigt, dass eine Haftpflichtversicherung für viele Haushalte zum notwendigen Grundschutz gehören.

1 Auch Sterbegeld- oder Ausbildungsversicherung.

2 Ohne Riester-, Basis- bzw. Rürup-Rentenversicherung.