:: 7/2019

Entwicklung der Zahl der Beamtinnen in der Landesverwaltung

In Baden-Württemberg steigt der Frauenanteil unter den Landesbeamtinnen und -beamten schon seit Jahren. Die Entwicklung seit 1990 und die aktuelle Situation soll im folgenden Artikel aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden.

Seit 1990 ist eine stete Zunahme von Beamtinnen des Landes Baden-Württemberg zu beobachten. Während 1990 noch 55 535 Beamtinnen für das Land tätig gewesen sind, ist diese Zahl bis ins Jahr 2018 auf 107 685 angewachsen.1 Dies entspricht fast einer Verdoppelung. Im Vergleich dazu ist die Anzahl der Beamten im gleichen Zeitraum von 108 335 auf 79 220 zurückgegangen. Zum 30. Juni 2018 gab es insgesamt rund 186 900 Landesbeamtinnen und -beamte. Davon waren rund 57,6 % Beamtinnen. 1990 lag der Anteil noch bei 33,8 %. In den letzten 28 Jahren ist der Anteil somit erheblich gestiegen, sodass heutzutage deutlich mehr als die Hälfte der verbeamteten Personen des Landes Beamtinnen sind (Schaubild 1). 2007 gab es erstmalig mehr Beamtinnen als Beamte; der Anteil ist seitdem weiterhin ununterbrochen steigend. Würde man beurlaubte Beamtinnen und Beamte hier hinzunehmen, so müssten alleine rund 8 600 Beamtinnen mehr als Beamte dazugezählt werden, die aufgrund der Inanspruchnahme von Elternzeit beurlaubt sind. Der Anteil an Beamtinnen in dieser Gruppe lag im Mai 2019 bei 94,5 %.

Beamtinnen durchschnittlich jünger als Beamte

Um eine Aussage darüber treffen zu können, wie sich der Frauenanteil in Zukunft entwickeln wird, lohnt es sich, den Blick auf das Alter der aktiven Beamtinnen und Beamten zu richten. Eine Beamtin war 2018 mit durchschnittlich 41,8 Jahren fast 4 Jahre jünger als ihr männlicher Kollege (45,6). Die älteren Jahrgänge sind generell stärker mit Männern besetzt, wo hingegen die jüngeren Jahrgänge stärker mit Frauen besetzt sind. In der Jahrgangsgruppe 1966/67 und älter, die in den nächsten Jahren in den Ruhestand treten werden gibt es insgesamt gut 4 400 Beamte mehr als Beamtinnen. Ab der Jahrgangsgruppe 1968/69 sind stets mehr Beamtinnen zu finden als Beamte. Zwischen den Jahrgängen 1986 und 1993 gibt es sogar jedes Jahr mindestens doppelt so viele Beamtinnen im Vergleich zu Beamten. Die meisten Beamtinnen sind im Schulbereich zu finden. Da dies zumeist eine Hochschulausbildung voraussetzt, treten zukünftige Beamtinnen und Beamte erst ab einem Lebensalter von etwa 25 Jahren oder später in das Berufsleben ein. Somit ist es auch bei den Jahrgängen ab 1994 und jünger noch möglich, dass die Zahl der Beamtinnen mindestens doppelt so hoch sein wird wie die Zahl der Beamten und damit der auffällige Trend, der seit 1986 vorherrscht, fortgesetzt wird. Da zudem in den nächsten Jahren tendenziell mehr Beamte als Beamtinnen in den Ruhestand treten werden und bereits seit einigen Jahren stets mehr neue Beamtinnen hinzukommen als Beamte, wird sich der Frauenanteil voraussichtlich weiter erhöhen (Schaubild 2).

Die meisten Beamtinnen sind im Schulbereich tätig

Ein Blick in die verschiedenen Aufgabenbereiche zeigt, dass 1990 Beamtinnen in sämtlichen Aufgabenbereichen unterrepräsentiert waren. Damals wie heute war der Frauenanteil bei allgemeinbildenden und beruflichen Schulen am höchsten. Mitte 2018 waren 69,7 % der Verbeamteten im Schulbereich weiblich, zudem waren knapp über 70 % aller Beamtinnen im Schulbereich tätig. Innerhalb des Schulbereichs gibt es Unterschiede in den verschiedenen Schularten. In Grund-, Haupt- und Werkrealschulen waren 85,3 % der Verbeamteten im Jahr 2018 weiblich. In Sonderschulen (80,2 %), Gemeinschaftsschulen (70,5 %), Realschulen (66,8 %) und Gymnasien (60,8 %) waren auch deutlich mehr Beamtinnen als Beamte tätig. Lediglich in beruflichen Schulen gab es mehr Beamte als Beamtinnen (48,1 %). Generell ist in allen Aufgabenbereichen der Frauenanteil gestiegen. Um 31,6 Prozentpunkte auf nun 50,3 % stieg der Frauenanteil am stärksten bei den sonstigen Bereichen, zu diesen zählen unter anderem die Ministerien und Regierungspräsidien. Immer noch die Minderheit bildeten Beamtinnen in den Bereichen der Hochschulen und der öffentlichen Sicherheit und Ordnung. Aber auch hier gab es in den letzten Jahren deutliche Zuwächse. Bei der Polizei, als Teil des Bereichs der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, gab es Mitte 2018 knapp 6 300 Polizistinnen. Ihr Anteil lag damit bei 23,2 %; in diesem Bereich sind Frauen also noch erheblich unterrepräsentiert (Schaubild 3).

Fast jede zweite Beamtin arbeitet in Teilzeit

Teilzeitarbeit ist bei Beamtinnen weiterhin sehr beliebt. Eingeführt wurde die Teilzeitbeschäftigung 1962. 1990 arbeiteten bereits 47 % der Beamtinnen in Teilzeit. 2003 war der Anteil an in Teilzeit beschäftigten Beamtinnen mit 53,4 % am höchsten. 2010 lag der Wert noch bei knapp der Hälfte (49,9 %); Mitte des Jahres 2018 waren 49,3 % der Beamtinnen in Teilzeit beschäftigt. Beamte hatten stets einen Anteil von unter 10 %. Der Höchstwert wurde 2011 mit 9,8 % erreicht. 2018 waren es noch 9,3 % der Beamten, die in Teilzeit beschäftigt waren.

Der hohe Anteil an Teilzeit bei den Beamtinnen im Vergleich zu den Beamten macht sich auch beim Durchschnittsverdienst bemerkbar. Beamtinnen verdienten im Jahr 2018 durchschnittlich 3 784 Euro. Ihre männlichen Kollegen verdienten im gleichen Jahr im Schnitt 4 639 Euro. 1990 waren es noch 2 459 Euro bei Beamtinnen bzw. 3 324 bei Beamten. Eine bessere Vergleichbarkeit liefert der Blick auf das Durchschnittsgehalt pro Vollzeitäquivalent2. Eine Beamtin verdiente unter diesem Aspekt durchschnittlich 4 156 Euro im Jahr 2018. Dies sind 11 % weniger als die 4 671 Euro, die Beamte im Durchschnitt verdienten. Dies ist nur dadurch möglich, dass Beamte durchschnittlich höher gruppierte Stellen besetzen, was im folgenden Absatz genauer untersucht wird. In den Jahren 2000 und 2010 verdienten Beamtinnen noch 16 % bzw. 14 % weniger als Beamte. Frauen gleichen sich hier also mehr und mehr den Männern an, die Schere schloss sich in den letzten 8 Jahren schneller, als im Jahrzehnt davor.

Stellen im höheren Dienst führen grundsätzlich zu einer höheren Bezahlung im öffentlichen Dienst. Dafür ist auch eine entsprechende Ausbildung notwendig. Im Jahr 1990 waren lediglich 22,3 % der besetzten Beamtenstellen im höheren Dienst des Landes Baden-Württemberg durch Frauen belegt. Dieser Wert stieg konstant über die Jahre (2000: 29,3 %; 2010: 43,5 %). Mitte 2018 waren dann genau die Hälfte der Verbeamteten im höheren Dienst Frauen. Jedoch stieg der Anteil der Beamtinnen an der Gesamtheit im gleichen Zeitraum weniger stark an, als der Anteil von Beamtinnen im höheren Dienst. Interessant zu betrachten ist auch die Entwicklung des Frauenanteils in Besoldungsstufen des höheren Dienstes ab einer Besoldung von mindestens A 16 (einschließlich Richterinnen und Professorinnen). Hier waren im Jahr 1990 lediglich 8,3 % aller Beamtinnen und Beamten weiblich. Dies ist im Jahr 2018 auf mittlerweile 28,5 % gestiegen. Dies zeigt jedoch auch, dass obwohl Beamtinnen im Jahr 2018 die Hälfte aller Stellen im höheren Dienst besetzten, nur gut ein Viertel der Stellen ab einer Besoldungshöhe von mindestens A 16 durch Frauen besetzt waren.

Abschließend kann festgehalten werden, dass Frauen bereits seit einigen Jahren die Mehrzahl der Beamtenstellen des Landes besetzen und dass dieser Anteil auch in Zukunft wohl weiter steigen wird. In bestimmten Aufgabenbereichen sind Frauen hingegen noch in der Minderheit. Auch sind hohe Besoldungsstufen nach wie vor mehrheitlich durch Männer besetzt, auch wenn Frauen hier in den letzten Jahren ihren Anteil stark gesteigert haben.

1 Enthält Beamtinnen und Beamte aus dem Landeskernhaushalt, den Sonderrechnungen des Landes und den rechtlich selbstständigen Einrichtungen in öffentlich-rechtlicher Rechtsform unter Landesaufsicht. Ohne beurlaubte Beamtinnen und Beamten. Aufgrund von Geheimhaltungsvorschriften unterliegen die Daten der Personalstandstandstatistik der 5er-Rundung.

2 Die Vollzeitäquivalente errechnen sich aus der Summe der Vollzeitbeschäftigten und der Teilzeitbeschäftigten, gewichtet mit ihrem tatsächlichen Arbeitszeitfaktor.