:: 9/2019

Winter 2018/19 – der Landestourismus zieht Bilanz: erneut starke Wintersaison

4,1 % mehr Übernachtungen – so viele Wintergäste wie nie zuvor

Die Tourismus-Wintersaison 2018/19 in Baden-Württemberg schließt laut vorläufigen Zahlen des Statistischen Landesamtes mit 9,2 Millionen (Mill.) Ankünften und 22,3 Mill. Übernachtungen ab – das entspricht einem Plus von 2,3 % bzw. 4,1 % gegenüber den Werten für die Wintersaison 2017/18. Damit setzt sich der Erfolgspfad der vergangenen Winterhalbjahre fort. Das touristische Winterhalbjahr reicht definitionsgemäß jeweils von November bis April.

Das Tourismusgewerbe in Baden-Württemberg konnte in der Wintersaison 2018/19 an die positive Entwicklung der vergangenen Winterhalbjahre anknüpfen. Die Gästezahl stieg in der heimischen Beherbergungsbranche1 im Winterhalbjahr 2018/19 insgesamt um 2,3 % auf knapp 9,2 Mill. – damit kamen so viele Gäste wie nie zuvor in einem Winter. Die für die Branche entscheidende Übernachtungszahl erhöhte sich gegenüber dem vorhergehenden Winter um 4,1 % oder rund 880 000 auf 22,3 Mill. Prinzipiell gilt sowohl für das Jahresergebnis insgesamt als auch für die Saisonperspektive: Das Reiseland Baden-Württemberg zieht nach wie vor überwiegend Gäste aus Deutschland an. Im Winter 2018/19 kamen 78,6 % der über 9 Mill. Gäste aus Deutschland. Lediglich gut ein Fünftel der Ankünfte (21,4 %) entfiel auf Besucher aus dem Ausland, die 20 % der Übernachtungen buchten.

Weniger Ankünfte und Übernachtungen ausländischer Gäste

Für 2018/19 ist zunächst ein leichter Rückgang bei den Ankünften und Übernachtungen ausländischer Gäste zu verzeichnen. Die Ankünfte gingen gegenüber dem Wert der Vorjahressaison um 0,9 % zurück, die Übernachtungen bewegten sich mit + 0,9 % im Bereich geringfügigen Wachstums. Beide Dimensionen blieben damit deutlich hinter der Entwicklung der Vorjahre zurück. Dem standen allerdings deutliche Zuwächse bei den Gästen aus Deutschland gegenüber: 3,2 % bei den Ankünften und 5 % bei den Übernachtungen. Mit Blick auf das Gesamtbild bei den Ankünften und Übernachtungen aus dem In- und Ausland der letzten Jahre zeigt sich somit nach wie vor ein intakter Aufwärtstrend. Der leichte Rückgang beim Auslandstourismus konnten angesichts einer weiterhin starken Entwicklung bei der Beherbergung von Inlandstouristen zum Großteil kompensiert werden.

Wo steht der Landestourismus im Bundesländervergleich?

Insgesamt betrachtet korrespondieren die Ergebnisse zur Wintersaison im Land mit der gesamtdeutschen Entwicklung: Das Statistische Bundesamt (Destatis) meldet für die Wintersaison 2018/19 gegenüber dem Vorjahr ein vorläufiges Plus von 3,4 % bei den Ankünften und von 4,2 % bei den Übernachtungen. Auch für Deutschland insgesamt gilt beim Auslandstourismus: die Zuwächse bei Ankünften (2,3 %) und Übernachtungen (3,4 %) von ausländischen Gästen fallen im Vergleich zur Vorjahressaison deutlich moderater aus (Tabelle).

Rein mit Blick auf die Absolutwerte glänzt im Bundesländervergleich Bayern mit den höchsten Übernachtungszahlen. Für einen aussagekräftigen Vergleich muss allerdings zunächst ein Vergleichsmaßstab eingeführt werden, der die Ergebnisse der Länder sinnvoll zueinander in Beziehung setzt. Das kann dadurch geschehen, dass die Anzahl der Übernachtungen eines Jahres in 1 000 je Quadratkilometer Fläche als Maßzahl berechnet wird. Schaubild 1 zeigt die sich dadurch ergebende Verteilung auf Grundlage der Jahresergebnisse 2018. Die höchsten Werte entsprechend dieser Maßzahl weisen ausschließlich Stadtstaaten auf, nämlich Berlin und Hamburg. Darauf folgen die Gruppen Bremen und Schleswig-Holstein sowie anschließend Hessen, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Saarland, Sachsen und Rheinland-Pfalz. Die niedrigsten Werte schließlich ergeben sich für die Bundesländer Niedersachsen, Thüringen, Brandenburg sowie Sachsen-Anhalt.

Eine weitere Möglichkeit Vergleichbarkeit herzustellen besteht darin, die sogenannte Tourismusintensität als Indikator für die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus zu berechnen: die Anzahl der Übernachtungen je Einwohner (Schaubild 2).

Insgesamt betrachtet erreichte Baden-Württemberg 2018 unter Anwendung beider Vergleichsmaßstäbe ein im Bundesländervergleich für ein Flächenland gutes mittleres Jahresergebnis, zu dem die Sommersaison in der Regel allerdings anteilig deutlich stärker beiträgt als die Wintersaison.

Winteraufenthalt in Baden-Württemberg bei Schweizern hoch im Kurs

Grundsätzlich kamen in der abgelaufenen Wintersaison knapp 2 Mill. Touristen aus dem Ausland und buchten 4,5 Mill. Übernachtungen. Insbesondere im Nachbarland Schweiz erfreut sich Baden-Württemberg traditionell großer Beliebtheit: Seit Jahren nimmt die Schweiz im Winterhalbjahr in der Rangfolge der Herkunftsländer den Spitzenplatz ein – so auch dieses Mal. Auf den Plätzen 2 und 3 folgten 2018/2019 Frankreich und die Vereinigten Staaten von Amerika, die beide auch in der Vergangenheit in der Regel vorne mit dabei waren (Schaubild 3).

Württembergisches Allgäu-Oberschwaben dynamischstes Reisegebiet

Das Tourismusgeschehen in Baden-Württemberg konzentrierte sich in der Wintersaison 2018/19 anteilig vor allem auf die Reisegebiete Schwarzwald (38,6 % aller Übernachtungen), Region Stuttgart (knapp 19,1 %), Nördliches Baden-Württemberg (18,4 %) und Bodensee-Oberschwaben (rund 15,2 %). In den verschiedenen Marktsegmenten zeigten sich auffällige Entwicklungsunterschiede. Grundsätzlich konnten alle Reisegebiete des Landes im Winterhalbjahr Übernachtungszuwächse verbuchen, die sich aber in einem sehr breiten Wertespektrum von 0,3 % im Nördlichen Schwarzwald bis 44,4 % im Württembergischen Allgäu-Oberschwaben bewegten. Die außerordentliche Entwicklungsdynamik im Reisegebiet Württembergisches Allgäu-Oberschwaben dürfte mit auf die Aufnahme eines neuen großen Beherbergungsbetriebes in den Berichtskreis der Monatserhebung im Tourismus zurückzuführen sein. Deren Auswirkungen zeigen sich darüber hinaus auch auf Kreis- und auf Gemeindeebene. Deutlich verhaltener fiel die Entwicklung dagegen in den »Klassikern« Nördlicher Schwarzwald (+ 0,3 % bei den Übernachtungen), Mittlerer Schwarzwald (+ 2,2 %) und Südlicher Schwarzwald (+ 2,4 %) aus, wobei diese Werte allerdings jeweils mit hohen Marktanteilen hinterlegt sind. Die Schwäbische Alb konnte schließlich ihr Vorjahresergebnis bei den Übernachtungen erneut um 1,4 % steigern. Der Zuwachs fiel allerdings wesentlich geringer aus im Winter 2017/18 (+ 6,1 %).

Überdurchschnittliche Ergebnisse bei Gemeinden ohne Prädikat

Vergleichsweise begrenzt war das Spektrum bei den Übernachtungsergebnissen differenziert nach Gemeindegruppen: Das Feld bewegte sich bis auf eine Ausnahme (Kneippkurorte: − 1,3 %) durchgängig im Zuwachsbereich. Die Spanne reichte dabei von 0,8 % bei den Mineral- und Moorbädern bis 4,9 % bei den Luftkurorten. Im Vergleich zur Gruppe der prädikatisierten Gemeinden insgesamt (2,1 %) erzielten die Gemeinden ohne touristisches Prädikat mit einem Übernachtungsplus von 5,8 % ein überdurchschnittliches Ergebnis.

Fast alle Gemeindegrößenklassen im Plus – Mittelstädte stark

Differenziert nach Gemeindegrößenklassen war einzig für die Gruppe der kleineren Gemeinden von 5 000 bis unter 10 000 Einwohner bei den Winter-Übernachtungen ein Minus von 0,2 % zu verzeichnen. Alle anderen Größenklassen bilanzierten Zuwächse, wobei die Gruppe der Gemeinden von 20 000 bis 50 000 Einwohner mit 14,6 % den Spitzenwert erreichte. Auch bei der Interpretation dieses Wertes ist der bereits erwähnte Sondereffekt aufgrund der Aufnahme eines neuen großen Beherbergungsbetriebs in die Monatserhebung im Tourismus als Ursache mit zu berücksichtigen. Die baden-württembergischen Großstädte mit mehr als 100 000 Einwohnern, die in den letzten Jahren in der Regel überdurchschnittlich im Plus abschnitten, konnten auch in der Wintersaison 2018/19 wieder 2,9 % mehr Übernachtungen als im Vorjahr einfahren. Ihr Marktanteil bei den Übernachtungen lag 2018/19 bei 23 %. Was die durchschnittliche Aufenthaltsdauer2 angeht, so blieben die Großstadt-Wintertouristen im Land mit einem Wert von 1,9 allerdings sowohl deutlich unter dem Landesdurchschnitt als auch unter den Werten für alle übrigen Gemeindegrößenklassen.

Den mit Abstand größten Anteil an den Übernachtungen konnte mit 30,2 % die Gruppe der sogenannten Mittelstädte (20 000 bis unter 100 000 Einwohner) für sich verbuchen. Dabei gelang es im Verlauf der letzten fünf Winter vor allem dem Kreis der Städte von 20 000 bis unter 50 000 Einwohner, seinen Marktanteil gegenüber dem Wert für 2013/14 (17,6 %) kontinuierlich auszubauen (Schaubild 4).

Hotellerie profitiert am stärksten – Wintercamping als Nische mit Potenzial?

Die Auswertung nach Marktanteilen der Betriebsarten ergibt folgendes Gesamtbild: Im Winterhalbjahr 2018/19 wurden mehr als zwei Drittel der Übernachtungen (67,3 %) in der Hotellerie (Hotels, Hotels garnis, Gasthöfe und Pensionen) gebucht. Der Rest von knapp einem Drittel (32,7 %) entfiel auf die sogenannte Parahotellerie, zu der Einrichtungen wie Ferien- und Erholungsheime, Schulungsheime, Ferienwohnungen, Jugendherbergen oder Campingplätze zählen. Camping ist angesagt und hat in den vergangen 5 Jahren auch in den Wintermonaten klar an Bedeutung gewonnen: Die durchschnittliche Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahreszeitraum lag in den vergangenen 5 Winterhalbjahren (2013/14 bis 2017/18) bei + 16,4 %. Bislang stellt Wintercamping aber mit Blick auf den Übernachtungsmarkt insgesamt lediglich einen Anteil von 3,2 % (rund 706 000 Übernachtungen in der Saison 2018/19). Nur unwesentlich höher schloss die Kategorie Ferienwohnungen/Ferienhäuser mit einem Marktanteil von 4,1 % während die Vorsorge- und Rehakliniken 14,4 % erreichten.

Regionale Bilanz uneinheitlich

Die regionale Analyse zeigt für das Winterhalbjahr 2018/19 im Vergleich zum Vorjahr ein etwas durchwachseneres Bild: Zwar konnte mit 30 der 44 Stadt- und Landkreise nach wie vor eine klare Mehrheit ihre Übernachtungszahlen gegenüber dem Vorjahreszeitraum weiter steigern – zwölf davon lagen außerdem über dem Landesdurchschnitt von 4,1 %. Weit überdurchschnittliche Zuwächse bei den Übernachtungen – zum Teil aufgrund von Sondereffekten – verbuchten vor allem der Landkreis Ravensburg (72,7 %, neuer großer Beherbergungsbetrieb), der Landkreis Tuttlingen (10,6 %) und der Stadtkreis Heilbronn (9,7 %, Bundesgartenschau). Aber auch der Main-Tauber-Kreis (9,7 %) und der Stadtkreis Ulm (8,8 %) erzielten jeweils ein stattliches Plus. In der abgeschlossenen Wintersaison gelang es allerdings 14 Stadt- und Landkreisen nicht, die Wachstumszone zu erreichen. In der Vorjahressaison war dies bei nur fünf Kreisen der Fall (Schaubild 5).

Auf kommunaler Ebene erzielte im Winter 2018/19 Leutkirch im Allgäu mit gut 527 000 Übernachtungen das beste Ergebnis – mit einigem Abstand gefolgt von Rust mit rund 335 000 Nächtigungen. Auf den Plätzen drei, vier und fünf rangierten Konstanz (gut 327 000), Baiersbronn (rund 282 000) und Friedrichshafen (über 267 000 Übernachtungen).

Fazit und Ausblick

Insgesamt betrachtet präsentiert sich der Landestourismus in der Wintersaison 2018/19 erneut stark. Die befürchtete Eintrübung der Tourismuskonjunktur aufgrund internationaler Entwicklungen (Brexit etc.) zeigt bislang keine durchschlagende Wirkung. Für die kommenden Jahre gibt die im Juli 2019 verabschiedete neue Tourismuskonzeption des Landes Baden-Württemberg3 das Ziel aus, den Tourismus im Land anhand seiner bekannten Destinationen, seiner typischen Landschaften und seiner touristischen Besonderheiten weiter zu profilieren. Dabei soll insbesondere ein nachhaltiger, innovativer und qualitativ hochwertiger Tourismus im Vordergrund stehen. In einem breit angelegten Beteiligungsprozess wurden zu acht Handlungsfeldern konkrete Maßnahmen entwickelt, die nun Schritt für Schritt umgesetzt werden sollen. Die Autoren des Strategiepapiers sehen die heimische Tourismuswirtschaft dabei weiterhin in einem extrem dynamischen Wettbewerbsumfeld, in dem weiteres Nachfragewachstum kein Selbstläufer ist. Deshalb sei es in den kommenden Jahren für die Beherbergungsbetriebe Baden-Württembergs besonders wichtig, sich schnell an dominante Trends und gesellschaftliche Entwicklungstendenzen anzupassen.

1 In geöffneten Beherbergungsbetrieben/Campingplätzen mit mindes­tens zehn Schlafgelegenheiten bzw. Stellplätzen.

2 Verhältnis der Übernachtungen zur Anzahl der Ankünfte (Übernachtungen/Ankünfte).

3 https://www.justiz-bw.de/,Lde/Startseite/Tourismus/Tourismuskonzeption (Abruf: 01.08.2019).