:: 9/2019

Studierende mit hohem Praxisanteil

Ergebnisse der Absolventenbefragung 2018 an den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg

Die Absolventinnen und Absolventen der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) sind rückblickend mit ihrem Studium zufrieden und gliedern sich schnell ins Berufsleben ein. Das belegen die Zahlen der aktuellen Absolventenbefragung. Während des Studiums absolvieren mehr als acht von zehn ein Praxissemester. Sieben von zehn Absolventinnen und Absolventen fanden unmittelbar nach dem Studium eine klassische Erwerbstätigkeit.

Von den insgesamt 32 718 Absolventinnen und Absolventen der Prüfungsjahre 2013 und 2016 der 21 beteiligten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg (siehe i-Punkt) nahmen 5 562 an der Absolventenbefragung 2018 teil, was einer Rücklaufquote von 17 % entspricht. Mit der mittlerweile elften Erhebung der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften des Landes ist es möglich, Zeitvergleiche vorzunehmen und Veränderungen abzubilden. Sowohl weltwirtschaftliche Prozesse spiegeln sich in den Zahlen der Bewerbungsphasen der Absolventinnen und Absolventen wieder als auch die Umstellung des Hochschulsystems im Zuge der Bologna-Reform.

Interessante Ergebnisse für das Qualitätsmanagement

Zwischen den Absolventinnen und Absolventen, die an der Umfrage teilnahmen, und der Absolventengrundgesamtheit bestehen hinsichtlich verschiedener sozio-demografischer Merkmale nur geringfügige Unterschiede. Daher liefern die Ergebnisse einen in hohem Maße repräsentativen Überblick. Die Befragung liefert wichtige Erkenntnisse über berufliche Erfahrungen sowohl vor als auch nach dem erfolgreichen Studium und den Übergang der Absolventinnen und Absolventen der beteiligten Hochschulen ins Berufsleben. Neben einer differenzierten Bewertung der beruflichen Situation liefern die Erhebungen auch wertvolle Daten über die Zufriedenheit studienbezogener bzw. praxisorientierter Aspekte und geben einen Überblick über Verbesserungs- und Förderungsbedarfe. Die Ergebnisse dienen potenziellen Studierenden zur Informa­tion und den Hochschulen zur Quali­tätssicherung.

Hohe Affinität zum Studium und zum Studiengang

Im Nachhinein würde der Großteil der Absolventinnen und Absolventen definitiv (86 %) oder eher wieder studieren (9 %), lediglich 3 % waren sich unsicher. 83 Absolventinnen und Absolventen (2 %) würden eher nicht und 38 Absolventinnen und Absolventen (1 %) rückblickend definitiv nicht wieder studieren. Bei der Einschätzung, ob sie wieder dieselbe Hochschule wählen würden, stimmten fast drei Viertel der Absolventinnen und Absolventen (74 %), die rückblickend ein erneutes Studium (eher) nicht ausschließen, für ihren Standort. 15 % waren neutral eingestellt und jede zehnte Absolventin bzw. knapp jeder zehnte Absolvent schloss das erneute Studium an derselben Hochschule rückblickend eher (8 %) oder definitiv (4 %) aus. Die Bewertung der einzelnen Hochschulen schwankte dabei auf einem insgesamt sehr hohen Niveau und hatte nur geringe Unterschiede.

Von allen 5 436 antwortenden Absolventinnen und Absolventen, die gegenüber einem erneuten Studium rückblickend (eher) positiv oder neutral eingestellt waren, würden 30 % eher und 45 % der Absolventinnen und Absolventen im Nachhinein definitiv erneut denselben Studiengang wählen. 10 % der Absolventinnen und Absolventen waren sich unsicher bzw. 11 % würden eher nicht wieder dasselbe studieren. 221 Absolventinnen und Absolventen (4 %) waren gänzlich abgeneigt und würden definitiv nicht wieder dasselbe studieren (Schaubild 1). Der Blick auf die Einschätzung der Absolventinnen und Absolventen nach Fächergruppen und den Studienfächern mit mindestens 100 Antwortenden zeigte, dass Absolventinnen und Absolventen der Ingenieurwissenschaften (79 %) und Kunst, Kunstwissenschaft (78 %) rückblickend am ehesten (definitiv) wieder denselben Studiengang wählen würden. Auf die Absolventinnen und Absolventen der Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften (55 %) traf dies deutlich seltener zu. In dieser Fächergruppe sprach sich zudem mehr als jede zehnte Absolventin bzw. jeder zehnte Absolvent (12 %) definitiv gegen ihren bzw. seinen Studiengang aus. Unter den Studienfächern äußerten sich die Absolventinnen und Absolventen der Informatik, Architektur, Fahrzeugtechnik, Maschinenbau/-wesen und Elektro­technik/Elektronik prozentual am häufigsten positiv, hier würden jeweils mehr als acht von zehn Absolventinnen und Absolventen wieder oder eher wieder denselben Studiengang wählen.

Großteil absolviert ein Praxissemester

Mehr als acht von zehn Absolventinnen und Absolventen des späteren Prüfungsjahrgangs (82 %) absolvierten im Studium ein Praxissemester. Mehr als jede dritte Absolventin bzw. jeder dritte Absolvent (38 %) hatte zudem externe Praktika wie beispielsweise ein Betriebspraktikum absolviert. 15 % machten zudem ein Praktikum in ihrer Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Für lediglich 278 Absolventinnen und Absolventen (7 %) des späteren Prüfungsjahrgangs war dies nicht relevant, bei ihnen war das Praktikum zwar vorgeschrieben, jedoch konnten sie sich beispielsweise Praxiserfahrungen aus früheren Studien- oder Berufsphasen anrechnen lassen.1

Mit dem absolvierten Praxissemester waren neun von zehn Absolventinnen und Absolventen (90 %) zufrieden. Sieben von zehn Absolventinnen und Absolventen (71 %) sagten, dass das Praxissemester hilfreich für ihr Studium war und 74 % empfanden das Praxissemester zudem hilfreich für den Berufseinstieg.

Sieben von zehn mit klassischer Erwerbstätigkeit

In der ersten Phase direkt nach dem Studium hatten 70 % der antwortenden Absolventinnen und Absolventen eine Erwerbstätigkeit im Angestellten- oder Beamtenverhältnis inne. Ein Fünftel der Absolventinnen und Absolventen nahm ein weiteres Studium auf oder begann eine Promotion (Schaubild 2). Auf Arbeitssuche waren direkt nach dem abgeschlossenen Studium 3 % der Befragungsteilnehmenden, ein unbezahltes oder bezahltes Praktikum absolvierten 2 % der Absolventinnen und Absolventen. Selbstständig machten sich 123 Absolventinnen und Absolventen (2 %), eine Berufsausbildung, Umschulung oder Referendariat nahmen lediglich 40 Absolventinnen und Absolventen (1 %) im Anschluss an ihr Studium auf. 67 Absolventinnen und Absolventen (1 %) gaben zudem an, sich in Elternzeit bzw. Kindererziehung zu befinden, was in Schaubild 2 unter »Sonstiges« subsumiert wurde. Ein Vergleich der Absolventinnen und Absolventen der beiden Prüfungsjahre zeigte, dass Absolventinnen und Absolventen des früheren Prüfungsjahres 2013 deutlich häufiger einer klassischen Erwerbstätigkeit nachgingen (75 %) und seltener ein weiteres Studium oder eine Promotion aufnahmen (15 %) als ihre ehemaligen Kommilitoninnen und Kommilitonen aus dem Prüfungsjahr 2016 (67 % bzw. 22 %).

Mehr als vier von fünf beschäftigten Befragungsteilnehmenden (83 %) waren direkt im Anschluss an das Studium unbefristet beschäftigt. 14 % der Absolventinnen und Absolventen befanden sich in einem befristeten Arbeitsverhältnis, 2 % waren selbstständig und 19 Absolventinnen und Absolventen (1 %) gaben die Antwortoption »Sonstiges« an.

Drei Viertel bleiben in Baden-Württemberg

Für ihre erste Beschäftigung blieben mehr als drei Viertel der Absolventinnen und Absolventen (76 %) in Baden-Württemberg. Knapp ein Fünftel (19 %) der Absolventinnen und Absolventen arbeitete direkt nach dem Studium in einem anderen Bundesland, 3 % im europäischen und 2 % im übrigen Ausland.

Die relativ meisten Absolventinnen und Absolventen (14 %) waren direkt nach dem Studium in der Branche »Fahrzeugbau, Luft- und Raumfahrt« beschäftigt. Auch in der Branche »Maschinenbau« (13 %) und im Bereich »EDV, IT-Dienstleistungen, Softwareentwicklung« (11 %) arbeitete mehr als jede zehnte Absolventin bzw. jeder zehnte Absolvent.

Hohe berufliche Zufriedenheit

Insgesamt waren mehr als acht von zehn (85 %) der berufstätigen Absolventinnen und Absolventen mit ihrer derzeitigen beruflichen Tätigkeit im Allgemeinen zufrieden oder sogar sehr zufrieden. 9 % wählten die Antwortoption »Weder noch« und waren sich nicht sicher, 5 % waren unzufrieden und 64 Absolventinnen und Absolventen (2 %) waren sehr unzufrieden.

Drei Viertel der Befragten schätzten die eigene berufliche Tätigkeit im Vergleich zur Ausbildung als angemessen oder zumindest überwiegend angemessen (jeweils 37 %) ein. Ein Fünftel bewertete die berufliche Situation als teilweise angemessen, 6 % wählten die Antwortoption »wenig angemessen« und 55 Absolventinnen und Absolventen fanden ihre berufliche Situation der Ausbildung nicht angemessen (1 %, Schaubild 3). Fast zwei von fünf Absolventinnen und Absolventen konnten die im Studium erworbenen Qualifikationen in ihrem Berufsleben in sehr hohem Maße (8 %) und hohem Maße (30 %) anwenden. Die relative Mehrheit von 43 % konnte zumindest manchmal auf das im Studium Gelernte zurückgreifen. Mehr als sieben von zehn Absolventinnen und Absolventen (71 %) meinten zudem, dass ihr Hochschulabschlussniveau für die derzeitige berufliche Tätigkeit am besten geeignet sei. Jede achte Absolventin bzw. jeder achte Absolvent (13 %) meinte hingegen, dass der Abschluss nicht ausreichend sei und forderte ein »Höheres Hochschul-Abschluss­niveau«.

Fazit

Die Ergebnisse der Absolventenbefragung an 21 baden-württembergischen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften bewegen sich insgesamt wieder auf einem hohen Niveau der Zufriedenheit mit dem Studium und zeigen die gute Integration der Absolventinnen und Absolventen in den Arbeitsmarkt.

1 Mehrfachnennungen waren bei dieser Fragestellung möglich.