:: 12/2019

Die Zahl der Schülerinnen und Schüler steigt in Baden-Württemberg wieder an

Modellrechnung der Anzahl der Schüler/-innen und Schulabgänger/-innen für allgemeinbildende und berufliche Schulen bis 2030

Die aktuelle Modellrechnung zur Entwicklung der Anzahl der Schülerinnen und Schüler und Schulabgängerinnen und -abgänger bestätigt den Anstieg der Schülerzahlen an allgemeinbildenden Schulen ab dem laufenden Schuljahr, der sich bereits in den Berechnungen der letzten Jahre abgezeichnet hatte. Bis zum Schuljahr 2030/31 dürfte hier die Anzahl der Schülerinnen und Schüler gegenüber dem Schuljahr 2018/19 um gut 12 % auf 1,238 Mill. ansteigen. Bei den Grundschulen könnte diese Entwicklung im Schuljahr 2028/29 ihren Höhepunkt bei 433 500 Schülerinnen und Schülern finden. An den weiterführenden Schularten wird der noch vorherrschende Rückgang bald enden und bis zum Schuljahr 2030/31 dürften die Zahlen auch dort wieder deutlich ansteigen. Bei den beruflichen Schulen in Baden-Württemberg könnte die Trendwende hin zu einem Wiederanstieg der Schüler/-innenzahlen im Schuljahr 2027/28 stattfinden. Für das Schuljahr 2030/31 werden dort 399 400 Schülerinnen und Schüler erwartet, womit der bis zum Schuljahr 2026/27 aufgetretene Rückgang nicht ganz ausgeglichen sein dürfte. Die Zahl der Schulabschlüsse könnte sich in den nächsten Jahren nach einem weiteren leichten Rückgang stabilisieren und dann bis 2030 wieder etwas zunehmen.

Neue Bevölkerungsvorausrechnung als Grundlage

Das Schulsystem in Baden-Württemberg wurde in den letzten Jahren nicht nur durch bildungspolitische Entscheidungen sondern auch durch Änderungen von Rahmenbedingungen – wie die Zuwanderung von Schutzsuchenden – beeinflusst. Mit regelmäßigen Modellrechnungen, die bereits seit dem Jahr 2014 jährlich erfolgen, versucht das Statistische Landesamt die Auswirkungen dieser Entwicklungen auf die Anzahl der Schülerinnen und Schüler und Schulabgängerinnen und -abgänger abzuschätzen. In absehbar »stabilen« Bereichen des Schulsystems werden hierfür Erfahrungswerte aus den vergangenen Jahren zur Ableitung von Annahmen für die Modellrechnung genutzt. Bei Maßnahmen, deren Wirkung sich erst in der Zukunft entfalten wird, müssen dagegen plausible Annahmen gefunden werden, die sich nur begrenzt auf Erfahrungen stützen können. Ein Beispiel hierfür ist die weitere Entwicklung der inklusiven Beschulung von Kindern und Jugendlichen mit Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot (vergleiche i-Punkt). Eine im Grundsatz bereits jetzt absehbare Änderung ist die Verlegung des Einschulungsstichtags. Hier ist ab dem Schuljahr 2020/21 eine Vorverlegung vom 30. September auf den 30. Juni geplant.1 Derzeit wird eine stufenweise Verlegung des Stichtags favorisiert, der Gesetzgebungsprozess hierzu dürfte allerdings erst im Frühjahr 2020 abgeschlossen sein. In der hier vorgestellten Modellrechnung wird deshalb auch für den gesamten Vorausrechnungszeitraum noch die aktuell geltende Rechtslage mit dem Stichtag im September zugrunde gelegt.

Eine wesentliche Änderung gegenüber der letzten Modellrechnung der Anzahl der Schüler/-innen und Schulabgänger/-innen ist die Ausweitung des Vorausrechnungszeitraums. Hierdurch können im Vergleich zur letzten vom Statistischen Landesamt Baden-Württemberg veröffentlichten Modellrechnung für 5 weitere Jahre bis zum Schuljahr 2030/31 Ergebnisse veröffentlicht werden.2

Eine entscheidende Grundlage für die Modellrechnung der künftigen Entwicklung ist die Einschätzung der weiteren Bevölkerungsentwicklung. Neben der künftigen Zu- und Abwanderung über die Landesgrenzen, die kurzfristig starken und kaum vorhersehbaren Schwankungen unterliegen kann, ist die Entwicklung der Geburtenrate ein wesentlicher Einflussfaktor. Diese ist seit 2011 angestiegen, was zusammen mit stärker besetzten Elternjahrgängen die Geburtenzahl deutlich erhöht hat. Für diese Modellrechnung der Zahl der Schülerinnen und Schüler und Schulabgängerinnen und -abgänger wird die Hauptvariante der aktuellen Bevölkerungsvorausrechnung des Statistischen Landesamts verwendet.3 Die Hauptvariante geht für die Geburtenrate vom Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2017 aus (1,56 Kinder je Frau).

Anstieg der Anzahl der Schulkinder an Grundschulen bis zum Schuljahr 2028/29

An den öffentlichen und privaten allgemeinbildenden Schulen wurden im Schuljahr 2018/19 gut 1,101 Mill. Schülerinnen und Schüler unterrichtet.4 Bereits im laufenden Schuljahr 2019/20 dürfte die Zahl der Schülerinnen und Schüler diesen Wert leicht übertreffen und dann in den folgenden Schuljahren deutlich ansteigen. Für das Schuljahr 2030/31 ergibt die Modellrechnung die Zahl von rund 1,238 Mill. Schülerinnen und Schülern (Tabelle 1). Dies sind gut 12 % mehr als im Schuljahr 2018/19.

An den öffentlichen und privaten Grundschulen5 wird erwartet, dass sich der seit dem Schuljahr 2014/15 anhaltende steigende Trend bis zum Schuljahr 2028/29 fortsetzen wird, bevor schwächer besetzte Elternjahrgänge wieder für einen leichten Rückgang der Schulkinder sorgen dürften. Für das Schuljahr 2028/29 geht die Modellrechnung von 433 500 Grundschülerinnen und -schülern aus – gut 14 % mehr als im Schuljahr 2018/19. Anschließend könnte die Anzahl bis zum Schuljahr 2030/31 leicht auf 431 600 absinken.

An weiterführenden Schularten ab dem Schuljahr 2021/22 steigende Zahlen

Grundsätzlich ist an den auf der Grundschule aufbauenden Schularten ab dem Schuljahr 2021/22 mit zunehmenden Schüler/-innenzahlen zu rechnen. Allerdings führen die bildungspolitischen Rahmenbedingungen im Einzelfall zu unterschiedlichen Entwicklungen (Schaubild 1). Durch das Vorrücken weiterer Klassenstufen wird bei den noch im Aufbau befindlichen Gemeinschaftsschulen die Anzahl der Schülerinnen und Schüler von rund 75 900 im Schuljahr 2018/19 kontinuierlich ansteigen. In der Modellrechnung führt dies im Schuljahr 2030/31 zu einer Schüler/-innenzahl von 98 400.

Die Zahl der Schülerinnen und Schüler der öffentlichen und privaten Werkreal- und Hauptschulen dürfte dagegen ausgehend von knapp 56 600 im Schuljahr 2018/19 zunächst weiter deutlich zurückgehen. Allerdings hat sich der Anteil dieser Schulart an den Übergängen von der Grundschule auf eine weiterführende Schule stabilisiert und lag im Schuljahr 2018/19 mit 5,9 % etwas über dem Wert von 5,7 % des vorangegangenen Jahres und auf dem Niveau des Schuljahrs 2016/17. Entsprechend den Annahmen der Modellrechnung ergibt sich daraus die niedrigste Anzahl der an Werkreal- und Hauptschulen Unterrichteten für das Schuljahr 2023/24 mit 43 000. Bis zum Schuljahr 2030/31 ist dann ein Wiederanstieg auf 47 900 möglich. Sie wäre dann um gut 15 % niedriger als im Schuljahr 2018/19.

Der seit dem Schuljahr 2010/11 anhaltende Rückgang der Zahl der Schülerinnen und Schüler an öffentlichen und privaten Realschulen setzte sich auch im Schuljahr 2018/19 fort, in dem dort von der amtlichen Schulstatistik gut 214 300 Schülerinnen und Schüler erfasst wurden. Die Übergangsquote von der Grundschule auf die Realschule lag hingegen in diesem Schuljahr mit 34,9 % um 0,7 Prozentpunkte höher als im Vorjahr. Die Schüler/-innenzahl der Realschulen dürfte im Schuljahr 2020/21 mit 211 200 ihren niedrigsten Wert annehmen. Danach ist ein deutlicher Zuwachs zu erwarten. Bereits im Schuljahr 2024/25 wäre somit das heutige Niveau wieder erreicht und bis zum Schuljahr 2030/31 könnte die Anzahl auf 237 800 ansteigen, womit sie um 11 % über dem Stand des Schuljahres 2018/19 läge.

Die Gymnasien verzeichneten im Schuljahr 2018/19 mit 43,3 % die niedrigste Quote beim Übergang von den Grundschulen seit Aufhebung der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung im Schuljahr 2012/13. Sie lag damit fast 1 Prozentpunkt unter dem Vorjahreswert. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler der öffentlichen und privaten Gymnasien ist seit dem Übergang vom 9-jährigen auf den 8-jährigen Bildungsgang bis zum Schuljahr 2018/19 beständig auf knapp 297 300 gesunken. Diese Entwicklung dürfte sich im laufenden Schuljahr 2019/20 noch fortsetzen, in dem 296 200 Schülerinnen und Schüler erwartet werden. In den Folgejahren ergibt sich bis zum Schuljahr 2030/31 ein Anstieg auf dann 333 200, was 12 % mehr als im Schuljahr 2018/19 wäre.

Trotz Inklusion weiterer Anstieg an Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren

Im Rahmen der amtlichen Schulstatistik an allgemeinbildenden Schulen wurden im Schuljahr 2018/19 knapp 8 900 Schülerinnen und Schüler gezählt, die Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot haben und an einer allgemeinen Schule inklusiv unterrichtet wurden. Das war ein relativ geringer Anstieg gegenüber dem Vorjahr, in dem gut 8 600 Schülerinnen und Schüler ein inklusives Bildungsangebot in Anspruch genommen hatten. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler der Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) stieg 2018/19 gegenüber dem vorangegangenen Schuljahr um 900 auf knapp 50 600. Die Gesamtzahl der Kinder und Jugendlichen mit Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot hat sich somit um 2 % erhöht.

Die Modellrechnung geht für die nächsten Jahre noch von einem leichten Anstieg des Anteils der Kinder und Jugendlichen mit Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot aus (vergleiche i-Punkt). Für die Schüler/-innenzahl der SBBZ führt dies zusammen mit der erwarteten demografischen Entwicklung zu einem anhaltenden Anstieg bis auf 57 900 im Schuljahr 2030/31. Sie läge damit um knapp 15 % über dem im Schuljahr 2018/19 verzeichneten Wert. Die Zahl der an allgemeinen Schulen inklusiv beschulten Schülerinnen und Schüler könnte in diesem Zeitraum auf 12 200 zunehmen.

Trendwende an beruflichen Schulen zum Schuljahr 2027/28 erwartet

An den öffentlichen und privaten beruflichen Schulen6 in Baden-Württemberg wurden im Schuljahr 2018/19 knapp 417 100 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Dies waren 6 500 weniger als 1 Jahr zuvor. Für die Modellrechnung ist neben der demografischen Entwicklung auch der Prozess der Weiterentwicklung der berufsvorbereitenden Bildungsgänge ein wichtiger Einflussfaktor, weshalb hierzu Annahmen zu treffen waren (vergleiche i-Punkt).

Schwächer besetzte Altersjahrgänge führen an den beruflichen Schulen voraussichtlich noch bis zum Schuljahr 2026/27 zu weiterhin leicht rückläufigen Zahlen. In diesem Schuljahr werden an den öffentlichen und privaten beruflichen Schulen 390 100 Schülerinnen und Schüler erwartet. Dies wären gut 6 % weniger als im Schuljahr 2018/19. In den folgenden Jahren ab dem Schuljahr 2027/28 wird sich der aktuelle Anstieg der Geburtenzahl auch auf die beruflichen Schulen auswirken. Bis zum Schuljahr 2030/31 könnte die Zahl der Schülerinnen und Schüler daher wieder auf 399 400 ansteigen: Dies wären gut 4 % weniger als im Schuljahr 2018/19.

An den öffentlichen und privaten Teilzeit-Berufsschulen des dualen Ausbildungssystems war die Schüler/-innenzahl im Schuljahr 2018/19 gegen den Trend um fast 1 900 auf 192 900 angestiegen. Diese Entwicklung könnte sich auch in den beiden folgenden Schuljahren fortsetzen. Im Schuljahr 2020/21 würden demnach 194 800 Schülerinnen und Schüler eine Teilzeit-Berufsschule besuchen. Erst danach dürften die demografischen Rahmenbedingungen bis zum Schuljahr 2026/27 für einen Rückgang der Zahl der Schülerinnen und Schüler auf 186 200 führen, bevor sie im Anschluss daran bis zum Schuljahr 2030/31 für einen Wiederanstieg auf 190 100 sorgen könnten. Die Anzahl läge dann nur wenig unter dem heutigen Niveau (Tabelle 2).

Ähnliche Entwicklungen bei beruflichen Gymnasien und Berufskollegs

Die beruflichen Gymnasien sind derzeit die zahlenmäßig größte Schulart im Bereich der beruflichen Vollzeitschulen. Nach dem Höchststand im Schuljahr 2015/16 mit fast 66 700 Schülerinnen und Schülern geht hier die Anzahl aber wieder zurück. Im Schuljahr 2018/19 wurden rund 62 400 Schülerinnen und Schüler an öffentlichen und privaten beruflichen Gymnasien unterrichtet. Diese rückläufige Tendenz dürfte bis zum Schuljahr 2023/24 anhalten, für das die Modellrechnung 56 800 Schülerinnen und Schüler ergibt. In den darauf folgenden 6 Jahren wird mit einer Anzahl gerechnet, die konstant um 57 000 liegt. Erst am Ende des Vorausrechnungszeitraums, im Schuljahr 2030/31, wäre mit 57 600 Schülerinnen und Schülern ein spürbarer Anstieg zu erwarten.

An den Berufskollegs, die überwiegend ebenso wie die beruflichen Gymnasien auf dem mittleren Bildungsabschluss aufbauen, dürfte die Entwicklung weitgehend ähnlich verlaufen. Die öffentlichen und privaten Berufskollegs hatten bereits im Schuljahr 2014/15 mit 64 400 Schülerinnen und Schülern ihren Höchststand erreicht. Bis zum Schuljahr 2018/19 sank die Zahl auf 58 100. Laut dieser Modellrechnung wird dieser rückläufige Trend in den folgenden Jahren zunächst anhalten. In den Schuljahren von 2022/23 bis 2029/30 würde demnach die Anzahl der Schülerinnen und Schüler bei 53 000 oder etwas darüber liegen. Im Schuljahr 2030/31 könnte sie dann auf 54 200 zunehmen.

Besondere Situation an Berufsfachschulen

An den öffentlichen und privaten Berufsfachschulen ist dagegen eine andere Entwicklung zu erwarten. Im Schuljahr 2018/19 hatte sich hier die Zahl der Schülerinnen und Schüler um gut 1 400 auf rund 53 800 verringert. Mit ausschlaggebend für diesen Rückgang waren die privaten berufsvorbereitenden Berufsfachschulen mit dem Schwerpunkt Erwerb von Deutschkenntnissen, deren Schüler/-innenzahl um 700 auf knapp 1 000 sank. Für das Schuljahr 2019/20 wird ein weiterer Rückgang an öffentlichen und privaten Berufsfachschulen auf 52 800 erwartet. Vom Schuljahr 2020/21 bis zum Schuljahr 2026/27 ergibt die Modellrechnung relativ konstante Ergebnisse im Bereich um 54 000 Schülerinnen und Schüler. Bis zum Schuljahr 2030/31 könnte die Anzahl auf 57 300 ansteigen und läge damit deutlich über dem jetzigen Stand. Gründe für diese Entwicklung sind zum einen die nach dieser Modellrechnung zu erwartende Stabilisierung der Zahl der Hauptschulabschlüsse und zum anderen die bereits erwähnte Neuordnung der ausbildungsvorbereitenden Bildungsgänge, die unter anderem die Eingliederung der Regelform des Vorqualifizierungsjahrs Arbeit/Beruf (VAB) in Berufsfachschul-Bildungsgänge umfasst.

Fachschulen sind vorranging Einrichtungen der beruflichen Weiterbildung und richten sich daher eher an etwas ältere Bildungsteilnehmerinnen und -teilnehmer. Bis zum Schuljahr 2025/26 dürfte die Zahl der Schülerinnen und Schüler der öffentlichen und privaten Fachschulen von gut 19 500 im Schuljahr 2018/19 um 10 % auf 17 600 abnehmen. Anschließend könnte sie bis zum Ende des Modellrechnungszeitraums bei Werten von gut 17 000 verharren.

Neben den demografischen Gegebenheiten beeinflussen auch gesundheitspolitische Rahmensetzungen die Entwicklung an den Schulen für Berufe des Gesundheitswesens. Letztere können in die Modellrechnung jedoch nicht einbezogen werden. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler dieser Schulen, an denen die Ausbildung in nicht akademischen Gesundheitsberufen (zum Beispiel in den Bereichen Gesundheits- und Krankenpflege, Physiotherapie, Ergotherapie) stattfindet, lag im Schuljahr 2018/19 bei 19 300. In den beiden folgenden Schuljahren dürfte dieser Wert in etwa ebenfalls erreicht werden. Für die Schuljahre 2022/23 bis 2030/31 ergibt die Modellrechnung Ergebnisse, die zwischen 18 200 und 18 500 Auszubildenden liegen.

Rückgang der Zahl der Hochschulzugangsberechtigungen

Die Zahl der Hochschulreifezeugnisse lag 2018 mit 51 200 um 900 unter dem Vorjahresniveau. Bis 2021 könnte sie weiter auf 44 700 absinken und anschließend bis 2030 bei Werten um 46 000 liegen (Tabelle 3). Der auffällige Rückgang der Zahl der Abiturientinnen und Abiturienten an den allgemeinbildenden Schulen in den Jahren 2020 und 2021 ist auf die Wiedereinführung des 9-jährigem Gymnasialbildungsgangs in den Schuljahren 2012/13 und 2013/14 an jeweils 22 öffentlichen und weiteren privaten Gymnasien zurückzuführen. Die um 1 Jahr längere Schulzeit des 9-jährigen Bildungsgangs hat zur Folge, dass 2020 und 2021 weniger Schülerinnen und Schüler in die Abiturprüfungen gehen. Ab dem Jahr 2024 dürften pro Jahr rund 31 000 Absolventinnen und Absolventen allgemeinbildender Schulen und gut 15 000 Absolventinnen und Absolventen beruflicher Schulen die Hochschulreife erwerben.

Die Zahl der Absolventinnen und Absolventen mit Fachhochschulreife könnte von gut 17 000 im Jahr 2018 auf 14 600 im Jahr 2030 zurückgehen. Die Fachhochschulreife wird fast ausschließlich in Bildungsgängen beruflicher Schulen erworben. Im Jahr 2030 würden demnach insgesamt 60 900 Hochschulzugangsberechtigungen verliehen werden – fast 11 % weniger als im Jahr 2018.

Mittlerer Bildungsabschluss bleibt der am häufigsten erreichte

Im Jahr 2018 hatten 59 200 Absolventinnen und Absolventen einen mittleren Schulabschluss7 erworben, von denen fast 15 % eine berufliche Schule absolviert hatten. Obwohl die Zahl der mittleren Abschlüsse damit um mehr als 3 300 zurückgegangen war, war der mittlere Abschluss dennoch der am häufigsten erworbene Bildungsabschluss. In den Jahren 2019 und 2020 wird das zahlenmäßige Niveau des Jahres 2018 voraussichtlich annähernd gehalten werden können. Anschließend wird die Zahl der mittleren Abschlüsse weiter zurückgehen und in den Jahren 2022 bis 2029 bei Werten zwischen 55 000 und 56 000 liegen, bevor sie 2030 wieder auf 57 400 ansteigt.

Der mittlere Abschluss behält bis zum Ende des Modellrechnungszeitraums die Spitzenposition unter den Schulabschlüssen (Schaubild 3). Der Anteil der beruflichen Schulen könnte allerdings bis 2030 auf gut 13 % absinken.

Leichter Anstieg der Zahl der Hauptschulabschlüsse

Im Jahr 2018 wurden fast 24 300 Hauptschulabschlüsse erreicht, gut 1 300 mehr als im Jahr zuvor. Dieser Anstieg ist auf die Zunahme der Zahl an Hauptschulabschlüssen zurückzuführen, die an beruflichen Schulen erreicht wurden. So erhöhte sich allein die Zahl der Hauptschulabschlüsse im VAB um über 900 auf gut 3 800. Der Anteil beruflicher Schulen am Erwerb eines Hauptschulabschlusses lag somit im Jahr 2018 bei 28 % – noch im Jahr 2016 lag der Anteil bei etwas unter 15 %.

Nach vorübergehend relativ stark schwankenden Werten dürfte sich die Zahl der Hauptschulabschlüsse zwischen 2022 und 2027 im Bereich um 24 000 bewegen. Danach wird bis 2030 mit einer Zunahme auf 25 800 Hauptschulabschlüsse gerechnet – gut 6 % mehr als im Jahr 2018. Der Anteil der beruflichen Schulen am Erwerb eines Hauptschulabschlusses oder gleichwertigen Bildungsstands dürfte sich bei rund 23 % einpendeln.

Die Zahl der Schulabgänge ohne Hauptschulabschluss ist im Jahr 2018 um rund 500 auf knapp 7 000 gesunken. Im Bereich um 7 000 könnte diese auch bis zum Jahr 2027 bleiben, bevor bis 2030 aufgrund steigender Schüler/-innenzahlen ein leichter Anstieg auf 7 600 erfolgen könnte.

Jährliche Aktualisierung zur Einbeziehung aktueller Entwicklungen

Die Ergebnisse einer Vorausrechnung der Anzahl der Schülerinnen und Schüler und Schulabgängerinnen und -abgänger sind von vielen Einflussgrößen abhängig, für die – aus gegenwärtiger Sicht – sinnvolle Annahmen getroffen werden müssen (i-Punkt). Manche dieser Einflussgrößen sind erfahrungsgemäß recht stabil und können somit recht gut modelliert werden. Andere sind dagegen größeren Schwankungen unterworfen, was eine Abschätzung des künftigen Verlaufs erschwert. Darüber hinaus kann es Änderungen der Rahmenbedingungen geben, die zu sprunghaften, im Voraus nur sehr schwer abschätzbaren Veränderungen der Entwicklung führen. Hierzu zählen bildungspolitische Entscheidungen wie die Einführung der Gemeinschaftsschulen als neue Schulart, die Aufhebung der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung oder die Umsetzung der Inklusion. Aber auch Ereignisse außerhalb des Bildungswesens – wie zum Beispiel der Zustrom von Schutzsuchenden oder die spürbare Erhöhung der Geburtenrate – können die Entwicklung der Schüler/-innenzahlen beeinflussen. Daher ist eine eng getaktete, möglichst jährliche Aktualisierung der Vorausrechnung notwendig, um aussagekräftige Ergebnisse als Grundlage für Planungsentscheidungen liefern zu können. Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg veröffentlicht daher bereits seit 2014 jährlich die Ergebnisse der Modellrechnungen der Zahl der Schülerinnen und Schüler und Schulabgängerinnen und -abgänger.

Die Ergebnisse dieser Modellrechnungen dürfen aber nicht als exakte Voraussagen der Zukunft missverstanden werden. Sie sollen die grundsätzlichen Entwicklungslinien aufzeigen, die sich auf Basis des heutigen Kenntnisstands absehen lassen. Die reale Entwicklung wird hiervon im Detail mit Sicherheit abweichen – und die Erkenntnisse hieraus werden gegebenenfalls dann zusammen mit realisierten Änderungen der Rahmenbedingungen in die folgende Modellrechnung einfließen.