:: 12/2019

Investitionstätigkeit der Südwestindustrie im Jahr 2018 auf Rekordniveau

Die Investitionen der baden-württembergischen Industriebetriebe stiegen im Jahr 2018 in Folge der langjährigen Expansionsphase und des günstigen Investitionsklimas deutlich an. Insbesondere die Investitionen in Grundstücke und Gebäude verzeichneten ein starkes Wachstum in Höhe von 40,6 %, aber auch die Indikatoren Investitionsintensität und Investitionsquote erhöhten sich im Vorjahresvergleich. Die Investitionstätigkeit der Südwestindustrie gewann im Vergleich mit dem Jahr 2017 deutlich an Breite. Mehr als drei Viertel der Branchen erhöhten ihre investiven Ausgaben und kompensierten dadurch den leichten Rückgang der investitionsstärksten Industriebranche Baden-Württembergs, der »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen«. In der Regionalbetrachtung steigerte die Südwestindustrie in elf der zwölf Regionen des Landes ihr Investitionsvolumen, obgleich die Investitionstätigkeit in der dominierenden Region Stuttgart im Vergleich zu den Vorjahren an Dynamik einbüßte. Besonders stark nahmen im Jahr 2018 die Mietinvestitionen zu, die nach einem Zuwachs von 29,6 % im Vorjahresvergleich ein neues Rekordniveau erreichten.

Nachlassende konjunkturelle Dynamik ab Mitte des Jahres

Das Jahr 2018 konnte im Hinblick auf die konjunkturelle Entwicklung nicht ganz an das Wachstumstempo des Jahres 2017 anknüpfen. Während die Industriebetriebe der Südwestindustrie (i-Punkt) in der 1. Jahreshälfte noch ein schwunghaftes Wachstum verbuchen konnten, schwächte sich diese Dynamik im weiteren Jahresverlauf ab. Entsprechende Tendenzen lassen sich am Verlauf der zentralen Konjunkturindikatoren des Verarbeitenden Gewerbes ablesen, die im Vorjahresvergleich zwar ein Plus aufweisen, aber deutlich hinter dem Wachstum des Jahres 2017 zurückblieben. So stiegen preis- und arbeitstäglich bereinigt die Auftragseingänge um 2 % (2017: 5,9 %), die Produktion um 1,6 % (2017: 4 %) und der Umsatz um 1,9 % (2017: 4,3 %).1 Diese Entwicklung beeinflussten zum einen angebotsseitige Beschränkungen wie eine überdurchschnittlich hohe Kapazitätsauslastung der Südwestindustrie oder der Fachkräftemangel und zum anderen gestiegene außenwirtschaftliche Unsicherheiten vor allem im Hinblick auf den Handelskonflikt zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) und China sowie den Ausgang der Verhandlungen über den möglichen Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU).2 Da die Industriebetriebe Baden-Württembergs mit einer Exportquote von 54,9 % im Jahr 2018 in großem Maße von einem unbeschränkten Welthandel und stabilen Erwartungen profitieren, hemmten diese Aspekte die konjunkturelle Dynamik. Gleichwohl profitierte die Südwestindustrie von der auch im Jahr 2018 weiter andauernden Expansionsphase und erzielte wie bereits in den Vorjahren einen neuen nominalen Rekordumsatz3 von 370 Mrd. Euro (+ 2,7 % zum Vorjahr). Diese Entwicklung wirkte sich auch auf den Personalaufbau aus. So beschäftigten im Jahr 2018 die baden-württembergischen Betriebe im Verarbeitenden Gewerbe 1,3 Mill. Personen (+ 2,9 % zum Vorjahr), so viele wie seit Anfang der 1990er-Jahre nicht mehr.

Starkes Investitionswachstum 2018

Die dem Konjunkturzyklus nachfolgende Investitionsentwicklung verzeichnete für die Südwestindustrie im Jahr 2018 einen deutlichen Anstieg um 7,7 %. Damit übertrafen die nach dem Handelsgesetzbuch zu aktivierenden, neu erworbenen bzw. selbst erstellten neuen Sachanlagen den Vorjahresrekordwert um 1,1 Mrd. Euro und erreichten ein Volumen von 14,7 Mrd. Euro. Preisbereinigt4 stiegen die Investitionen der baden-württembergischen Betriebe im Verarbeitenden Gewerbe um 762 Mill. Euro (5,7 %) auf 14,1 Mrd. Euro. In der Betrachtung der Investitionstätigkeit der Südwestindustrie über einen längeren Zeitraum werden die verschiedenen Trendzyklen deutlich (Schaubild 1). Zwischen den Jahren 1995 und 2001 nahmen die Investitionen mit einer Jahresdurchschnittsrate von 5,9 % per annum (p. a.) zu und erreichten ein Niveau von 9,9 Mrd. Euro im Jahr 2001. Nach dem Platzen der New-Economy-Blase rutschte das Investitionsvolumen im Jahr 2002 (– 1 Mrd. Euro bzw. – 10 % zum Vorjahr) deutlich ab und bewegte sich anschließend seitwärts. Ausgehend von dem Tiefpunkt im Jahr 2005 (8 Mrd. Euro) stieg die Investitionstätigkeit der baden-württembergischen Industriebetriebe entsprechend der Expansionsphase bis zum Jahr 2008 mit einer Zuwachsrate von im Schnitt 12,1 % p. a. auf 11,3 Mrd. Euro. Der externe Schock verursacht durch die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise sorgte für einen starken Einbruch der Investitionen im Jahr 2009 (– 2,7 Mrd. Euro bzw. – 24,1 % zum Vorjahr). Die anschließende Stagnation im Jahr 2010 lässt sich durch den allgemeinen Vertrauensverlust und die enorme wirtschaftliche Unsicherheit erklären. In den Folgejahren expandierten die Industriebetriebe wieder deutlich, um den Investitionsstau der Nachkrisenjahre auszugleichen. Im Jahr 2015 übertraf das Investitionsvolumen der Südwestindustrie erstmals das Vorkrisenniveau des Jahres 2008 und erreichte eine Rekordhöhe von 11,9 Mrd. Euro. Entsprechend der konjunkturellen Aufwärtsbewegung verzeichneten die baden-württembergischen Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes anschließend drei Mal in Folge jeweils neue Investitionshöchststände. Im Zeitraum der Jahre 2010 bis 2018 wuchsen die Investitionen im Schnitt mit 6,8 % p. a. Vor dem Hintergrund der langjährigen Expansionsphase war diese Entwicklung nicht verwunderlich. Zum einen befand sich das Zinsniveau seit dem Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 auf einem historisch niedrigen Stand, wodurch sich außerordentlich günstige Finanzierungsbedingungen für Investitionsvorhaben ergaben. Denn trotz der positiven konjunkturellen Entwicklung verblieb die Europäische Zentralbank bei ihrem sehr expansiven geldpolitischen Kurs, beließ die Leitzinsen auf den Tiefstständen und pumpte mithilfe des Anleihekaufprogramms Milliarden in den Wirtschaftskreislauf. Zum anderen beeinflusste die hohe Kapazitätsauslastung das Investitionsverhalten der Unternehmen positiv.5

Investitionen in Grundstücke und Bauten expandieren deutlich

Die erfassten Investitionen setzen sich in der amtlichen Statistik aus aktivierten Bruttozugänge an Sachanlagen in Grundstücke und Bauten (Immobilieninvestitionen) und Investitionen in Maschinen, maschinelle Anlagen und Betriebs- und Geschäftsausstattung (Ausrüstungsinvestitionen) zusammen (Schaubild 1). Anhand der Anlagearten ist es möglich grundsätzliche Tendenzen bezüglich des Investitionsanlasses abzuleiten. So bilden Immobilieninvestitionen annäherungsweise investive Ausgaben, die der Erweiterung von Produktionsmöglichkeiten dienen, ab. Die Investitionen in Grundstücke und Bauten verzeichneten im Jahr 2018 einen beachtlichen Anstieg um 648 Mill. Euro (40,6 %) auf ein neues Rekordvolumen von 2,2 Mrd. Euro. Auch preisbereinigt stiegen die Immobilieninvestitionen signifikant um 518 Mill. Euro (34,3 %) auf 2 Mrd. Euro. Damit erhöhte sich der Strukturanteil an den Gesamtinvestitionen deutlich von 11,7 % im Vorjahr auf 15,3 % (bzw. real von 11,3 % auf 14,4 %). Die Ausrüstungsinvestitionen stiegen im Jahr 2018 um 406 Mill. Euro (3,4 %) auf 12,4 Mrd. Euro und erreichten damit zum vierten Mal in Folge jeweils ein neues Rekordniveau. Preisbereinigt bedeutete dies eine Investitionserhöhung um 245 Mill. Euro (2,1 %) auf 12,1 Mrd. Euro. Der Anteil an den Gesamtinvestitionen sank im Jahr 2018 auf 84,7 % (real: 85,6 %).

Die Entwicklung der Investitionen in Grundstücke und Gebäude lässt sich in unterschiedliche Zyklen aufteilen. Den in der Tendenz expansiven Phasen der Jahre 2006 bis 2008, 2011 bis 2014 und 2018 gingen regelmäßig längere Perioden der Stagnation und des Rückgangs voraus. Dies lässt insbesondere im Hinblick auf die Interpretation der Investitionen in Grundstücke und Gebäude als Erweiterungsinvestition auf eine größere Unsicherheit und einen längeren Planungshorizont vonseiten der Betriebe schließen. Großprojekte zur Produktionserweiterung sind in erheblichem Umfang risikobehaftet, da die Betriebe zum einen die zukünftige konjunkturelle und strukturelle Entwicklung ihrer Branche und der Wirtschaft einschätzen und zum anderen erhebliche Kapitalmittel aufbringen müssen, um die Erweiterung der Produktionskapazitäten zu finanzieren. Entsprechend sanken die Immobilieninvestitionen nach den Konjunktureinbrüchen in den Jahren 2002 und 2009 nicht in gleichem Maße wie die Ausrüstungsinvestitionen, die sich deutlich konjunkturreagibler verhielten, da Erweiterungsinvestitionen einem mittel- bis langfristigen Ziel dienen. Unternehmensumfragen zufolge standen in den Jahren 2017 und 2018 vor allem Kapazitätserweiterungen und Ersatzinvestitionen im Fokus der Investitionstätigkeit, obgleich die Investitionsentwicklung des Verarbeitenden Gewerbes auf einem hohen Niveau hinter den Erwartungen und ursprünglichen Unternehmensplanungen zurückblieb.6

Anstieg von Investitionsintensität und Investitionsquote

Um die Investitionstätigkeit der Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes besser beurteilen zu können, ist es sinnvoll die Investitionsausgaben mit anderen Wirtschaftskennzahlen in Verbindung zu setzen.7 So bildet die Investitionsintensität die Investitionen je Beschäftigten8 ab und beschreibt einen Indikator für die Entwicklung des Kapitaleinsatzes in der Produktion. Im Jahr 2018 erreichte die Investitionsintensität trotz eines dynamischen Personalaufbaus in der Südwestindustrie einen neuen Höchststand von 11 113 Euro (2017: 10 613 Euro) Investitionskapital je Industriebeschäftigten (Schaubild 2). Im Zeitablauf verläuft der Indikator Investitionsintensität in ähnlichen Zyklen wie die Investitionstätigkeit mit den jahresgleichen Hochpunkten in den Jahren 2001 (7 782 Euro je Beschäftigten) und 2008 (9 225 Euro je Beschäftigten), der Stagnationsphase zwischen den Jahren 2002 und 2005 (im Schnitt 7 171 Euro je Beschäftigten) und dem Einbruch im Jahr 2009 (7 400 Euro je Beschäftigten bzw. – 19,8 % zum Vorjahr) im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise. Insbesondere die lange Expansionsphase seit dem Jahr 2010 sorgte für eine deutliche Zunahme der Investitionsintensität und infolgedessen auch für eine Kapitalintensivierung der Produktionsprozesse. Unter Berücksichtigung des ebenfalls während des Aufschwungs deutlich gestiegenen Beschäftigtenstandes, ist diese Entwicklung beachtlich, da die Investitionstätigkeit demnach deutlich höhere Wachstumsraten aufwies. Zwischen den Jahren 2010 und 2018 wuchs die Beschäftigung der Südwestindustrie im Schnitt um 1,7 % p. a., während das Investitionsvolumen um 6,8 % p. a. zunahm. Allerdings sind in die Berechnungen keine inflationären Entwicklungen eingepreist. In Betrachtung der preisbereinigten Investitionsausgaben ergab sich im gleichen Zeitraum eine leicht niedrigere Wachstumsrate von 5,6 % p. a. und demnach auch eine geringere Investitionsintensität für das Jahr 2018 von 10 665 Euro Investitionskapital je Beschäftigten.

Der Indikator Investitionsquote setzt die Investitionsausgaben mit den Umsätzen ins Verhältnis und beschreibt damit annäherungsweise in welchem Umfang das erwirtschaftete Kapital in den Produktionsprozess zurückfließt. Die Betriebe der Südwestindustrie verzeichneten im Jahr 2018 einen leichten Anstieg der Investitionsquote auf 4 % (2017: 3,8 %) (Schaubild 2). In Betrachtung des Verlaufs der Investitionsquote sank der Indikator von einem Niveau von etwa 4 % gegen Ende der 1990er-Jahre auf den Tiefpunkt von 3,1 % im Jahr 2005. In den Folgejahren 2006 bis 2008 erhöhte sich die Investitionsquote deutlich auf 3,8 %. Der externe Schock ausgelöst durch die Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2008 unterbrach diese Expansionsphase und sorgte für ein erneutes Absinken. Im aktuellen Konjunkturzyklus beginnend mit dem Jahr 2010 (3,2 %) verzeichnete die Investitionsquote trotz eines Rückgangs im Jahr 2014 und einer Stagnationsphase im Jahr 2015 einen deutlichen Anstieg.9 Bemerkenswert ist dies vor allem im Hinblick auf die ebenfalls stark gestiegenen Industrieumsätze. Das spricht für eine gestiegene Investitionsbereitschaft der Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes in den heimischen Produktionsprozess, da die Wachstumsraten der Investitionsausgaben das Umsatzwachstum übertrafen.10

»Herstellung von Kraftwagen- und Kraftwagenteilen« rückläufig – Investitionstätigkeit gewinnt aber an Breite

Die Situation des Industriestandorts Baden-Württemberg ist traditionell eng mit der Entwicklung seiner Schlüsselindustrien verknüpft. Insbesondere die umsatzstärkste Branche »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« beeinflusst das Ergebnis der Investitionserhebung im Verarbeitenden Gewerbe wesentlich (Tabelle). Vor diesem Hintergrund war das Rekordergebnis der Investitionserhebung 2018 beachtlich, da die Investitionstätigkeit der Branche »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« um 75 Mill. Euro (– 1,3 %) auf ein Volumen von 5,5 Mrd. Euro sank. Dies entsprach einem Anteil an den Gesamtinvestitionen von 37,6 % (2017: 41,1 %). Gleichwohl befand sich die Investitionstätigkeit der Branche nach dem Vorjahresrekord weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Insbesondere in den Jahren 2015 bis 2017 expandierte die Branche deutlich über dem Landestrend und trug maßgeblich zum Aufschwung im Verarbeitenden Gewerbe bei. Ebenfalls einen entscheidenden Anteil an dieser Ent­wicklung hat die Branche »Maschinenbau«, die gemessen am Beschäftigungsstand die größte und bezogen auf die Investitionstätigkeit die zweitgrößte Branche der Südwestindustrie darstellt. Mit einer Ausweitung des Investitionsvolumens im Jahr 2018 um 293 Mill. Euro (12,5 %) auf ein Rekordniveau von 2,6 Mrd. Euro konnte die Branche die rückläufige Investitionsentwicklung des Vorjahres ausgleichen und weitete ihren Anteil an den Gesamtinvestitionen auf 18 % (2017: 17,2 %) aus. Zusammengenommen investierten die zwei dominierenden Branchen über die Hälfte (55,6 %) des Gesamtvolumens der Südwestindustrie (2017: 58,3 %). Insgesamt gewann die Investitionstätigkeit der baden-württembergischen Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes deutlich an Breitenwirkung. So weiteten in etwa drei Viertel der Branchen11 ihre Investitionen im Vergleich zum Vorjahr aus.

Region Stuttgart verliert auf hohem Niveau an Dynamik

Die Industriestruktur Baden-Württembergs ist im Hinblick auf die regionale Verteilung von Schwerpunktregionen geprägt (Schaubild 3). Die Region Stuttgart mit einer hohen Konzentration an Betrieben des Verarbeitenden Gewerbes bildet traditionell das baden-württembergische Industriezentrum. Vor allem die dort ansässige Automobilindustrie beeinflusst das industriewirtschaftliche Ergebnis des Landes wesentlich. Mit einem moderaten Anstieg der Industrieinvestitionen von 1,4 % bzw. 67 Mill. Euro zum Vorjahr auf ein Volumen von 4,9 Mrd. Euro erreichte die Region Stuttgart im Jahr 2018 zum vierten Mal in Folge ein neues Rekordniveau. Damit entfielen etwa ein Drittel der gesamten Industrieinvestitionen auf diese Region (33,6 %). Verglichen mit den Vorjahren büßte die Entwicklung der Investitionen allerdings an Dynamik ein. Vor allem in den Jahren 2015 und 2016 verzeichnete die Region Stuttgart zweistellige Wachstumsraten über dem Landesdurchschnitt und baute dadurch ihren Anteil an den gesamten baden-württembergischen Industrieinvestitionen aus (2016: 36,1 %). Auf Kreisebene lässt sich insbesondere die Entwicklung des Stadtkreises Stuttgart hervorheben. Zwar sanken hier die Investitionen im Jahr 2018 um 227 Mill. Euro (– 9,4 %) auf 2,2 Mrd. Euro und zeichneten sich dementsprechend verantwortlich für die sich abschwächende Dynamik der Investitionstätigkeit der Region Stuttgart. Jedoch verbuchte der Stadtkreis angetrieben von hohen Wachstumsraten in den Jahren 2015 bis 2017 einen Anstieg des Investitionsvolumens seit dem Jahr 2008 um 1 Mrd. Euro (83,2 %) und lag damit deutlich über dem Landesdurchschnitt (30,5 %).

Die Region Heilbronn-Franken bildet insbesondere mit dem Landkreis Heilbronn einen weiteren Industrieschwerpunkt in Baden-Württemberg. Im Jahr 2018 sank hier das Investitionsvolumen um 96 Mill. Euro (– 5,1 %) auf 1,8 Mrd. Euro und somit fand die seit dem Jahr 2010 andauernde Expansionsphase der Investitionstätigkeit vorerst ein Ende. Nach dem Rekordjahr 2017 mit einem Zuwachs von 470 Mill. Euro (33,5 %) ist damit wieder eine gewisse Normalisierung eingetreten. Gleichwohl verzeichnete die Region Heilbronn-Franken seit dem Jahr 2008 den stärksten prozentualen Anstieg der Investitionen (66 %) aller Regionen der Südwestindustrie.

Allgemein erhöhte sich das Investitionsvolumen in elf der zwölf Regionen Baden-Württembergs mit zum Großteil zweistelligen Wachstumsraten. Eine mögliche Erklärung für diese Entwicklung ist, dass einige Regionen die rückläufige Investitionstätigkeit des Vorjahres im Jahr 2018 ausglichen. Auf Kreisebene konnten 35 der 44 Stadt- und Landkreise Baden-Würt­tembergs einen Anstieg der Investitionen verbuchen.

Deutlicher Anstieg der Mietinvestitionen

Als Ergänzung zu den vorangehend in diesem Beitrag beschriebenen aktivierten Bruttoanlageinvestitionen, erhebt die amtliche Statistik ebenfalls neu gemietete und gepachtete neue Sachanlagen, sogenannte Mietinvestitionen (i-Punkt), um die Investitionstätigkeit der Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes umfassender darzustellen. Das Leasing von Sachanlagegütern ermöglicht es Betrieben flexibler auf sich ändernde Rahmenbedingungen zu reagieren, da sich das mit Investitionsvorhaben verbundene Risiko in erheblichem Umfang reduziert. Entsprechend zeigen sich Mietinvestitionen deutlich reagibler bei konjunkturelle Veränderungen. Die Betriebe der Südwestindustrie investierten im Jahr 2018 ein Rekordvolumen von 2,3 Mrd. Euro in neu gemietete und gepachtete neue Sachanlagen. Das entsprach einem erheblichen Anstieg von 532 Mill. Euro (29,6 %) im Vorjahresvergleich und erhöhte den Anteil der Mietinvestitionen an den Gesamtinvestitionen auf 13,7 %. In der Trendbetrachtung stiegen die Mietinvestitionen am aktuellen Rand deutlich an. So erhöhte sich das Investitionsvolumen seit dem Jahr 2013 (1,3 Mrd. Euro) um beachtliche 1,1 Mrd. Euro (85 %). Eine mögliche Erklärung ist, dass viele Betriebe in dieser Expansionsphase an ihre Kapazitätsgrenze stießen und dementsprechend versuchten, mithilfe von Mietinvestitionen die Produktionsnachfrage zu befriedigen.

Rezessive Tendenzen beeinflussen Investitionsentwicklung 2019

Vor dem Hintergrund der sich bereits Mitte des Jahres 2018 abschwächenden konjunkturellen Dynamik und der rückläufigen Entwicklung der Konjunkturindizes im Verarbeitenden Gewerbe im bisherigen Jahresverlauf 2019 ist die Fortsetzung der Expansionsphase hinsichtlich der Investitionstätigkeit der Industriebetriebe fraglich. Die vor allem durch die Handelskonflikte zwischen den USA und China sowie durch die Unsicherheit hinsichtlich des Ausgangs der Verhandlungen über den möglichen Austritts Großbritannien aus der EU ausgelöste Schwäche der globalen Industrienachfrage führt zu rezessiven Tendenzen in der Industriekonjunktur, die auf andere Wirtschaftsbereiche wie unternehmensnahe Dienstleistungen auszustrahlen drohen. Entsprechend beeinflussen die eingetrübten Geschäftserwartungen der Industrieunternehmen das Investitionsverhalten negativ und dürften möglicherweise für eine eher gedämpfte oder gar rückläufige Investitionstätigkeit im Jahr 2019 sorgen.12

1 Die preis- und kalenderbereinigten Veränderungsraten beziehen sich auf die Konjunkturindizes im Verarbeitenden Gewerbe (Basisjahr 2015 = 100) für Baden-Württemberg, deren Datengrundlage die »Monatliche Produktionserhebung im Verarbeitenden Gewerbe sowie im Bergbau und in der Gewinnung von Steinen und Erden« und der »Monatsbericht für Betriebe im Verarbeitenden Gewerbe sowie im Bergbau und in der Gewinnung von Steinen und Erden« bilden. Zugrunde gelegt ist der Berichtskreis 50+, das heißt Betriebe mit mindestens 50 Beschäftigten. Im Folgenden bezieht sich der Artikel auf den Berichtskreis 20+.

2 Debes, Sebastian: »Konjunktur 2018 – Aufschwung ohne Ende?«, in: »Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 8/2018«, S. 31–37.

3 Aufgrund methodisch bedingter geringer Unterschiede in den Berichtskreisabgrenzungen des Berichtskreises 20+ sind marginale Abweichungen zwischen den Ergebnissen der Investitionserhebung und dem Jahresergebnis für Betriebe (Zusammenführung des Monats- und des Jahresberichts für Betriebe) bei den Merkmalen Anzahl der Betriebe, Beschäftigte und Umsatz möglich.

4 Die realen Werte sind geschätzt unter Heranziehung des Index der Erzeugerpreise gewerblicher Produkte (Inlandsabsatz) – Erzeugnisse der Investitionsgüterproduzenten – und des Preisindex für gewerbliche Betriebsgebäude in Baden-Württemberg (Basisjahr jeweils 2015 = 100).

5 Gemeinschaftsdiagnose Frühjahr 2018: Deutsche Wirtschaft im Boom – Luft wird dünner, in: Ifo Schnelldienst, Heft 8/2018, 71. Jahrgang, S. 14, 15, 23.

6 Weichselberger, Annette (2019): Deutsche Industrie: Anhaltende Investitionsbereitschaft, in: ifo Schnelldienst, Heft 6/2019, 72. Jahrgang, S. 40–44. Und Weichselberger, Annette (2018): Deutsche Industrie: Deutliche Investitionserhöhung geplant, in: ifo Schnelldienst, Heft 5/2018, 71. Jahrgang, S. 35–38.

7 Interpretationsspielraum durch sich überlagernde Effekte und unterschiedliche Einflussgrößen begrenzt.

8 Beschäftigtenstand Ende September.

9 Für weitergehende Informationen siehe auch: Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung e.V. an der Universität Tübingen (IAW) (2015): Leidet der Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg an einer Investitionsschwäche?

10 Im Zeitraum 2010 bis 2018 stiegen die Investitionen mit einer Jahresdurchschnittsrate von 6,8 % p.a., während die Umsätze der Industriebetriebe im Schnitt um 3,9 % p.a. wuchsen.

11 Branchen, deren Daten aus Gründen der Geheimhaltung nicht veröffentlicht werden können, finden in dieser Betrachtung keine Berücksichtigung.

12 Gemeinschaftsdiagnose Herbst 2019: Industrie in der Rezession – Wachstumskräfte schwinden, in: Ifo Schnelldienst, Heft 19/2019, 72. Jahrgang, S. 27–28.