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Im Blickpunkt: Die Stadt Tauberbischofsheim

In der Serie »Im Blickpunkt« steht dieses Mal die Stadt Tauberbischofsheim im Main-Tauber-Kreis. Aus dem Landesinformationssystem Baden-Württemberg (LIS) lassen sich für Tauberbischofsheim wie für jede andere Gemeinde des Landes interessante Erkenntnisse zur Struktur und Entwicklung gewinnen. Besonders herausgehoben werden an dieser Stelle die Bevölkerungsentwicklung, die Wohn- und die Beschäftigtensituation.

Tauberbischofsheims liegt in Tauberfranken, einem baden-württembergischen Teil Frankens, in einem breiten, beständig nordnordwestlich laufenden Talabschnitt der unteren Tauber. Am Südrand der Stadt mündet von links der Brehmbach in den Fluss. Das Stadtgebiet erstreckt sich fast 12 km entlang der Tauber und bis zu 7,5 km weit auf die linken und bis zu 4,5 km weit auf die rechten Randberge des Flusstals. Tauberbischofsheim ist naturräumlich dem Tauberland zuzurechnen. Dabei handelt es sich um einen Naturraum der Neckar- und Tauber-Gäuplatten im südwestdeutschen Schichtstufenland. Die Landschaft wird durch die Tauber und deren Zuflüsse geprägt, welche die Hochflächen rund um Tauberbischofsheim stark zerteilen. Die Muschelkalkböden sind teilweise von Löss überdeckt und weisen gute Bedingungen für den Ackerbau auf. Aufgrund der hohen Sonnenscheindauer eignen sich die Tauberbischofsheimer Hänge für Obst- und Weinbau. Anfang der 1970er-Jahre wurden die bis dahin selbstständigen Gemeinden Hochhausen, Impfingen, Dienstadt, Distelhausen, Dittigheim und Dittwar eingemeindet. Die Stadt Tauberbischofsheim bildet mit den Gemeinden Großrinderfeld, Königheim und Werbach eine vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft. Tauberbischofsheim ist die Kreisstadt des Main-Tauber-Kreises und ein Mittelzentrum in der Region Heilbronn-Franken

Die Stadt liegt an der Bundesautobahn A 81 (Würzburg–Gottmadingen) und den Bundesstraßen B 27 Blankenburg–Schaffhausen und der B 290 nach Westhausen. Der Bahnhof Tauberbischofsheim liegt an der Taubertalbahn (Crailsheim–Wertheim), hier verkehren im Stunden-Takt Züge nach Aschaffenburg und Crailsheim. Der öffentliche Personennahverkehr wird von der Verkehrsgesellschaft Main-Tauber geleistet, die seit 2013 in den Verkehrsverbund Rhein-Neckar integriert ist.

Im Tauberfränkischen Landschaftsmuseum im Kurmainzischen Schloss Tauberbischofsheim ausgestellte prähistorische Funde deuten darauf hin, dass das heutige Tauberbischofsheimer Stadtgebiet bereits vor etwa 3000 v. Chr. besiedelt war. Die Stadt wurde im Jahre 836 in der Lebensbeschreibung der heiligen Lioba als »Biscofesheim« erstmals erwähnt. Bereits 735 wurde von Bonifatius mit dem Benediktinerinnenkloster Tauberbischofsheim, auch als Lioba-Kloster bekannt, eines der ersten deutschen Frauenklöster gegründet. Das Marktrecht erhielt die Stadt vermutlich schon 1147 bei einem Besuch durch Konrad III., spätestens jedoch 1165 durch Friedrich Barbarossa bei seinem Besuch der Stadt. Die Vergabe der Stadtrechte wird auf etwa 1240 datiert. Um 1275 wurde mit dem Bau einer Stadtbefestigung, von der heute noch Überreste am Hungerturm zu sehen sind, sowie einem Stadtschloss begonnen. Von 1346 bis 1527 bildete Tauberbischofsheim gemeinsam mit Amorbach, Aschaffenburg, Buchen, Dieburg, Külsheim, Miltenberg, Seligenstadt und Walldürn den kurmainzischen Neunstädtebund. 1527 wurde der Neunstädtebund von der Landesherrschaft unter Albrecht von Mainz nach der Beteiligung am Bauernkrieg wieder aufgelöst. Tauberbischofsheim verlor so auch seine Selbstverwaltung. Später wurde die Stadt Sitz eines Amtes im kurmainzischen Herrschaftsbereich. 1631 kam es im Dreißigjährigen Krieg zu einem Durchmarsch der kaiserlichen Truppen unter General Tilly. Zwischen 1631 und 1635 war Tauberbischofsheim unter schwedischer Besatzung. 1803 fiel Tauberbischofsheim aufgrund des Reichsdeputationshauptschlusses nach mehr als 560-jähriger Zugehörigkeit zu Kurmainz kurzfristig an das Fürstentum Leiningen. Bereits 1806 kam die Stadt zum Großherzogtum Baden, in dem das Bezirksamt Tauberbischofsheim gebildet wurde. Bis ins 19. Jahrhundert war der Name der Stadt Bischofsheim, zur besseren Unterscheidung von den Städten Bischofsheim am Neckar und Bischofsheim am hohen Steg bürgerte sich jedoch um 1850 der heutige Name Tauberbischofsheim endgültig ein. Bei der badischen Kreisreform 1938 wurde aus dem Bezirksamt Tauberbischofsheim der Landkreis Tauberbischofsheim. Am 1. Januar 1973 ging der ehemalige badische Landkreis Tauberbischofsheim mit dem ehemaligen württembergischen Landkreis Mergentheim im Zuge der baden-württembergischen Kreisreform im heutigen Main-Tauber-Kreis auf.

Tauberbischofsheim hat eine Gemarkungsfläche von 6 929 ha. Davon werden fast 49 % landwirtschaftlich genutzt. Damit liegt diese Flächennutzungsart über dem Landesdurchschnitt. Die Waldfläche beträgt knapp 33 % und liegt unter dem Niveau des Landes (38 %). Annähernd 16 % der Fläche sind besiedelt oder dienen als Verkehrsfläche, hier wird das Landesmittel überschritten.

Am 31. Dezember 2018 lebten 13 231 Personen in Tauberbischofsheim. Mit 191 Personen je Quadratkilometer entspricht die Besiedelungsdichte den ländlich geprägten Teilen Baden-Württembergs und liegt deutlich unter dem Landesdurchschnitt (310). Die Bevölkerungsentwicklung war in den Jahren zwischen 2008 und 2018 leicht positiv. In diesem Zeitraum hat die Bevölkerung um 0,4 % zugenommen. Sie lag damit unter der landesweiten Entwicklung. Das Durchschnittsalter der Bürgerinnen und Bürger von Tauberbischofsheim betrug 45,1 Jahre und lag damit über dem Landesdurchschnitt von 43,5 Jahren. Genau 11 % der Einwohnerinnen und Einwohner von Tauberbischofsheim hatten 2018 einen ausländischen Pass. Der Ausländeranteil in Tauberbischofsheim lag damit deutlich unter dem Landesdurchschnitt von gut 15 %.

Die Entwicklung des Wohnungsbestandes in Tauberbischofsheim ist positiv. Im Zeitraum zwischen 2008 und 2018 nahm der Wohnungsbestand um 2,2 % zu und liegt damit unter dem sehr positiven Landesniveau. Die Werte für baureifes Land lagen in dem Zeitraum zwischen 2015 und 2017 mit 85 Euro/m2 um 103 Euro/m2 niedriger als die im Landesdurchschnitt ermittelten Werte. Fast 63 % der Wohngebäude sind Einfamilienhäuser. Mit einer durchschnittlichen Wohnfläche von 52 m2 je Einwohner liegt der Wert in Tauberbischofsheim deutlich über dem Landesdurchschnitt. Architektonisch fallen im Stadtbild von Tauberbischofsheim zahlreiche historische Gebäude auf: In der vormals von einer Stadtmauer umgebenen Altstadt befinden sich das Schloss und zahlreiche Renaissancehäuser. Der Marktplatz ist vom Rathaus und etlichen Fachwerkhäusern umgeben. Das Tauberbischofsheimer Rathaus ist eines der wenigen in Süddeutschland, die in neugotischem Stil errichtet wurden. Besonders hervorzuheben sind auch das Kurmainzische Schloss, das aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammt, der Badische Hof von 1733 diente früher als Poststation, die Peterskapelle aus dem 12. Jahrhundert, die Sebastianuskapelle von 1474 und der Hungerturm, der ein Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung Tauberbischofsheims ist.

Die Chance auf eine Beschäftigung in Tauberbischofsheim hat in den vergangenen 10 Jahren zugenommen. So hatten hier 2018 rund 8 698 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte einen Arbeitsplatz. Dies sind fast 18 % mehr als 2008. Langfristig betrachtet lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 2018 um gut 1 420 höher als 1999. 40 % aller Arbeitsplätze in Tauberbischofsheim liegen heute noch in dem Wirtschaftsbereich des Produzierenden Gewerbes und nehmen damit aber keine dominierende Position wie in vielen anderen Kommunen des Landes ein. Der Schwerpunkt der Beschäftigung in Tauberbischofsheim liegt im Bereich der sonstigen Dienstleistungen mit gut 46 %.

Der Schuldenstand je Einwohner in Tauberbischofsheim belief sich auf 1 635 Euro im Jahr 2018 und lag damit über dem Landesdurchschnitt von 1 022 Euro je Einwohner. Die Steuerkraftmesszahl je Einwohner und die Steuerkraftsumme je Einwohner lagen im Jahr 2018 unter dem Landesniveau.

Kulturell und sportlich hat Tauberbischofsheim seinen Einwohnerinnen und Einwohnern und Besucherinnen und Besuchern einiges zu bieten. Im Mai gibt es traditionell ein Maibaumfest am Wörthplatz und im gleichen Monat wird seit mehreren Jahren eine italienische Nacht auf dem Marktplatz veranstaltet. Seit 2004 findet einmal jährlich im Juli ein »Open-Air-Kino« auf dem Schlossplatz vor dem Türmersturm statt. In der Adventszeit ist der traditionsreiche Tauberbischofsheimer Weihnachtsmarkt am Schlossplatz ein beliebter Treffpunkt. Der Weihnachtsmarkt findet an zwei Adventswochenenden, jeweils von freitags bis sonntags, auf dem Schlossplatz und im Schlosskeller statt. Interessierte können in Tauberbischofsheim das Museum Sonnenplatz-Apotheke, ein Apothekenmuseum in der ehemaligen Apotheke am Sonnenplatz, das Tauberfränkische Landschaftsmuseum im Kurmainzischen Schloss, das Bauernhofmuseum in Distelhausen und die Dorfmuseen in Dittwar und Impfingen besuchen. Sportlich wurde Tauberbischofsheim als »Fechterstadt« bekannt. Von 1986 bis 2017 bestand unter der Trägerschaft des Fecht-Clubs ein eigener Olympiastützpunkt für mehrere Sportarten mit einer Schwerpunktlegung auf den Fechtsport. Ab Januar 2018 ändert sich Status des Fechtzentrums in einen Bundesstützpunkt. Athleten des Fecht-Clubs Tauberbischofsheim errangen bisher über 380 Medaillen bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften Das mögen die Hauptgründe dafür sein, dass es 2018 zu 3 675 Übernachtungen von Gästen insgesamt je 1 000 Einwohner in Tauberbischofsheim kam.