:: 2/2020

Frühkindliche Bildung in den Kindertageseinrichtungen Baden-Württembergs 2019

Betreute Kinder und tätige Personen im Überblick

Kindertageseinrichtungen liefern einen wichtigen Beitrag zu Bildung und Betreuung insbesondere im frühkindlichen Bereich. Im Spannungsfeld zwischen weiterem Ausbau der Kleinkindbetreuung, Verlängerung der Betreuungszeiten und einer zunehmenden Zahl von Kindern mit Migrationshintergrund sind die Anforderungen an die Kindertageseinrichtungen in Baden-Württemberg nach wie vor hoch und lassen sich nur mit ausreichendem und gut geschultem Personal erfüllen. Im Folgenden soll die aktuelle Lage der Kindertageseinrichtungen anhand wichtiger Daten aus der amtlichen Statistik genauer beleuchtet werden.

Mehr als die Hälfte der Kindertageseinrichtungen in freier Trägerschaft

Am Stichtag 1. März 2019 gab es 9 117 Kindertageseinrichtungen in Baden-Württemberg mit der Aufgabe der Bildung, Betreuung und Erziehung von Kindern. Von ihnen hatten 3 878 Einrichtungen oder 42,5 % einen öffentlichen Träger, die anderen 5 239 Einrichtungen oder 57,5 % einen freien Träger. Öffentliche Träger waren insbesondere Städte und Gemeinden. Bei den freien Trägern dominierten mit gut zwei Dritteln die kirchlichen Träger. 517 Einrichtungen wurden durch eine Elterninitiative selbst organisiert, 143 Einrichtungen standen vorwiegend den Kindern von Betriebsangehörigen offen.

Neun von zehn Einrichtungen öffnen morgens vor 7:30 Uhr

Öffnungszeiten von Kindertageseinrichtungen sind für Eltern eine wichtige Rahmenbedingung im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Hier ist positiv zu vermerken, dass die übliche Öffnungszeit der Kindertageseinrichtungen in Baden-Württemberg am frühen Morgen bis 7:30 Uhr beginnt. Fast neun von zehn Kindertageseinrichtungen (8 149) öffneten 2019 bis 7:30 Uhr. Eine Öffnungszeit nach 7:30 Uhr hatten 968 Kindertageseinrichtungen (10,6 %).

Das Ende der Öffnungszeit lag allerdings bei 4 639 Einrichtungen und damit bei über der Hälfte (50,9 %) schon vor 16:30 Uhr. Nur 50 Einrichtungen im Land schlossen nach 18:00 Uhr (Tabelle).

Zwei Drittel aller betreuten Kinder sind nach wie vor im Kindergartenalter

In den Kindertageseinrichtungen des Landes wurden am 1. März 2019 insgesamt 443 987 Kinder betreut. Kinder im klassischen Kindergartenalter von 3 bis unter 6 Jahren machten mit zwei Dritteln den Hauptteil aller betreuten Kinder aus. Rund 291 200 Kinder dieser Altersgruppe wurden in Kindertageseinrichtungen betreut. Das entsprach 94,1 % aller Kinder des jeweiligen Altersjahres. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der unter 3-Jährigen um 1 888 (+ 2,4 %) an. Damit wird inzwischen jedes vierte Kind dieser Altersgruppe in Kindertageseinrichtungen betreut.

Ganztagsbetreuung ausgeweitet

Nicht nur für den Ausbau der Kleinkindbetreuung wird in den Kindertageseinrichtungen verstärkt Personal benötigt. Auch durch den Anstieg der Ganztagsbetreuung, wenn also Kinder durchgängig mehr als 7 Stunden pro Betreuungstag die Einrichtung besuchen, ist mehr Personal erforderlich. Am 1. März 2019 lag der Anteil der Kinder unter 3 Jahren, die ganztags betreut wurden, an allen betreuten Kindern der Altersgruppe bei 39,5 %. Auch hier setzt sich der steigende Trend der Vorjahre fort: 2010 betrug der Anteil der ganztags betreuten Kinder unter 3 Jahren noch 28,3 %.

In der Altersgruppe der 3- bis unter 6-Jährigen hat sich der Anteil der Kinder, die mit einer durchgehenden Betreuungszeit von mehr als 7 Stunden betreut wurden, ebenfalls laufend erhöht. Er lag 2010 noch bei 13,7 %, 2019 erreichte er 26,7 % (Schaubild 1).

Entsprechend dieser Entwicklung steigt auch die Anzahl der Kinder, die in der Einrichtung mit Essen versorgt werden. 2019 erhielten 212 726 Kinder eine Mittagsverpflegung. Das entspricht einem Anteil von 47,9 % aller Kinder in Kindertageseinrichtungen.

Mehr Kinder mit Migrationshintergrund

Weitere Anforderungen an das Personal in Kindertageseinrichtungen werden durch die steigende Zahl von Kindern mit Migrationshintergrund gestellt. Hier kann für die vergangenen Jahre eine leichte Zunahme verzeichnet werden. So hatten 2019 von den insgesamt 443 987 Kindern in Kindertageseinrichtungen 171 007 Kinder (38,5 %) mindestens ein Elternteil, das aus dem Ausland stammt. Das waren rund 4 300 (+ 2,6 %) mehr als im Jahr 2018.

Bei 117 077 Kindern wurde in der Familie vorwiegend nicht deutsch gesprochen. Das waren 26,4 % aller in Kindertageseinrichtungen betreuten Kinder. Im Vergleich zu 2018 hat sich diese Zahl um rund 8 800 (+ 8,1 %) erhöht (Schaubild 2).

Personal in Kindertageseinrichtungen steigt weiter

Die verschiedenen Aufgaben in Kindertageseinrichtungen wurden am 1. März 2019 von insgesamt 107 915 Beschäftigten erfüllt. Knapp 46 300 (42,9 %) waren bei öffentlichen Trägern angestellt, gut 61 600 (57,1 %) bei freien Trägern. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Beschäftigtenzahl um rund 2 600 Personen (+ 2,5 %) an. 12 150 Personen wurden im hauswirtschaftlichen und technischen Bereich eingesetzt. Weitere 95 765 Personen waren als pädagogisches Personal bzw. als Leitungs- oder Verwaltungspersonal beschäftigt, lediglich 5,7 % davon waren Männer.

Da in den Kindertageseinrichtungen sehr viele Beschäftigte in Teilzeit arbeiten, lagen die Vollzeitäquivalente des pädagogischen, Leitungs- und Verwaltungspersonals mit 75 454 deutlich unter der Anzahl der beschäftigten Personen.

Zwei Drittel der Fachkräfte sind nach wie vor Erzieherinnen und Erzieher

Zwei Drittel der Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen waren ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher. Weitere 8,6 % hatten eine Ausbildung als Kinderpflegerinnen und -pfleger. 3,6 % absolvierten das Praktikum im Anerkennungsjahr, 4,6 % befanden sich noch in der Ausbildung, zum Beispiel im Rahmen der praxisintegrierten Erzieherausbildung (PIA). Abschlüsse in den Fächern Diplom-Sozialpädagogik, Diplom-Sozialarbeit und Erziehungswissenschaften waren mit 3 % vertreten. 1,6 % der Fachkräfte waren staatlich anerkannte Kindheitspädagoginnen und -pädagogen und 0,9 % entfielen auf Abschlüsse in Heilerziehung und Heilerziehungspflege. 2,8 % konnten keine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen.

Anteil der Fachkräfte mit Hochschulabschluss steigt auf 6 %

Obwohl die Erzieherinnen und Erzieher nach wie vor den größten Anteil des Fachpersonals in Kindertageseinrichtungen ausmachen, so ist doch zu beobachten, dass dieser Anteil von Jahr zu Jahr leicht abnimmt. Betrachtet man insbesondere die Entwicklung seit 2013 – das Jahr, in dem der Landtag von Baden-Württemberg die Erweiterung des Fachkräftekatalogs verabschiedet hat – so zeigt sich, dass sich die Anzahl der staatlich anerkannten Kindheitspädagoginnen und -pädagogen fast vervierfacht (+ 363 %) und die der Familienpflegerinnen und -pfleger, der Assistentinnen und Assistenten im Sozialwesen sowie der sozialen und medizinischen Helferberufe nahezu verdoppelt (+ 93 %) hat, während die Anzahl der Erzieherinnen und Erzieher im gleichen Zeitraum um 29 % zunahm. Der Anteil der Fachkräfte mit einem Hochschulabschluss lag im Jahr 2013 noch bei 4,8 %. Im Jahr 2019 waren schon 5,6 % der Fachkräfte Akademiker (Schaubild 3).

Jede siebte Fachkraft in Kindertageseinrichtungen ist befristet beschäftigt

Knapp 12 800 Fachkräfte in den Kindertageseinrichtungen Baden-Württembergs hatten 2019 einen befristeten Arbeitsvertrag1. Dies entspricht einem Anteil von 13,3 % am gesamten pädagogischen, Leitungs- und Verwaltungspersonal.

Wichtig für die Beschäftigungsqualität in Kindertageseinrichtungen ist aber gerade auch die Frage nach der Dauerhaftigkeit des Anstellungsverhältnisses. Sichere Beschäftigungsbedingungen fördern einerseits die Bindung und Identifizierung des Personals mit ihrem Arbeitsplatz. Andererseits werden durch Befristungen stabile Beziehungen zwischen den Kindern und dem Personal gefährdet, vor allem dann, wenn es nur über einen kurzen Zeitraum in der Einrichtung angestellt ist.2

1 Ohne Praktikantinnen und Praktikanten und ohne Personal im Freiwilligen Sozialen Jahr oder im Bundesfreiwilligendienst.

2 Meiner, Christiane/ Strunz, Eva: Personalausstattung und Befristung – zwei Qualitätsmerkmale der Kindertagesbetreuung, in: KOMDAT (Kommentierte Daten der Kinder- und Jugendhilfe, Informationsdienst der Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik), AKJStat, Heft Nr. 3/14, 17. Jg., S. 13.