:: 2/2020

Region Stuttgart und Region Rhein-Neckar: Ein Vergleich anhand gesamtwirtschaftlicher Eckdaten – Teil 2: Arbeitnehmerverdienste

Für die Attraktivität einer Region sind die dort erzielbaren Verdienstmöglichkeiten von erheblicher Bedeutung, außerdem sind Einkommensunterschiede (Disparitäten) innerhalb solcher Gebiete von regionalpolitischer Relevanz. Diesen Fragen wird in der vorliegenden Studie anhand des Arbeitnehmerentgelts je Arbeitnehmer in den Stadt- und Landkreisen der beiden wirtschaftsstärksten Regionen auf dem Gebiet des Landes Baden-Württemberg nachgegangen, das sind die Regionen Stuttgart und Rhein-Neckar.

Unterschiede in der Kreisabgrenzung zwischen beiden Regionen …

Die kreisscharfe Abgrenzung der Regionen Stuttgart und Rhein-Neckar, identisch mit der Metropolregion Rhein-Neckar, ist aus Schaubild 1 ersichtlich. Danach umfasst die Region Stuttgart die Landeshauptstadt sowie fünf Landkreise in der Mitte Baden-Württembergs, die länderübergreifende Region Rhein-Neckar dagegen sechs Stadtkreise in Rheinland-Pfalz und zwei Stadtkreise in Baden-Württemberg sowie vier Landkreise in Rheinland-Pfalz, zwei Landkreise in Baden-Württemberg und den hessischen Landkreis Bergstraße. Obwohl die Region Stuttgart 2017 mit 2,77 Mill. Einwohnerinnen und Einwohnern um 15,4 % bevölkerungsstärker war als die Region Rhein-Neckar mit 2,40 Mill. Einwohnerinnen und Einwohnern, besteht die Region Stuttgart nur aus sechs, die Region Rhein-Neckar dagegen aus 15 Stadt- und Landkreisen, darunter allein zehn auf dem Gebiet von Rheinland-Pfalz.

Ursächlich für diese Diskrepanz sind die einwohnermäßig relativ kleinen Landkreise und recht zahlreichen kreisfreien Städte in Rheinland-Pfalz – im Gegensatz zu größeren Landkreisen und weniger kreisfreien Städten in Baden-Württemberg, vor allem bedingt durch die Kreisgebietsreform im Jahre 1973; auch der Kreis Bergstraße ist, als Resultat hessischer Gebietsreformen in den 1970er-Jahren, verhältnismäßig groß. Als Konsequenz stehen deshalb auf dem Gebiet der Region Rhein-Neckar je zwei baden-württembergische Stadt- und Landkreise (mit 2017 zusammen 1,16 Mill. Einwohnerinnen und Einwohnern) sowie der hessische Kreis Bergstraße (268 400 Einwohnerinnen und Einwohner) insgesamt sechs kreisfreien Städten und vier Landkreisen aus Rheinland-Pfalz gegenüber, wo 2017 zusammengenommen »nur« 974 300 Einwohnerinnen und Einwohner lebten.

… und ihre Folgen für den Indikator Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer

Diese länderspezifischen Besonderheiten in der Kreisabgrenzung haben Auswirkungen auf den hier untersuchten Indikator Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer.1 Denn da in der Tendenz gut bezahlte Arbeitsplätze eher in größeren Städten zu finden sind als in kleineren Gemeinden, kommen entsprechende Unterschiede in den Arbeitnehmerentgelten stärker zum Ausdruck, wenn auf einem Gebiet relativ viele kreisfreie Städte neben eher ländlich strukturierten Landkreisen zu finden sind – wie in Rheinland-Pfalz im Allgemeinen bzw. im rheinland-pfälzischen Teil der Region Rhein-Neckar im Besonderen. Diese Tendenz wird dadurch verschärft, dass von Städten mit gut dotierten Jobs in der Regel auch ein Sog auf Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ausgeht, die in umliegenden Gemeinden wohnen (Einpendlerinnen und Einpendler). Demgegenüber werden solche Unterschiede in Landkreisen mit selbst zwar wirtschaftsstarken, aber eben doch kreisangehörigen Städten sozusagen kreisintern ausgeglichen und damit auf Kreisebene nivelliert – so beispielsweise in den Landkreisen der Region Stuttgart und im baden-württembergischen Teil der Region Rhein-Neckar.

Belege hierfür gibt eine Gegenüberstellung der insoweit jeweils extremen Kreise beider Regionen.2 Danach überragten 2017 innerhalb der Region Rhein-Neckar die in der Stadt Ludwigshafen erzielten Arbeitnehmerentgelte (55 404 Euro je Arbeitnehmer) diejenigen im Rhein-Pfalz-Kreis (32 803 Euro je Arbeitnehmer) und im Landkreis Bad Dürkheim (33 291 Euro je Arbeitnehmer) um 68,9 % bzw. 66,4 %; im baden-württembergischen Teil dieser Region hat dagegen die Stadt Mannheim (49 033 Euro je Arbeitnehmer) den Neckar-Odenwald-Kreis (37 461 Euro je Arbeitnehmer) nur um 30,9 % übertroffen. In ähnlicher Größenordnung bewegen sich die Unterschiede innerhalb der Region Stuttgart zwischen dem Landkreis Böblingen und der Stadt Stuttgart (56 198 bzw. 55 175 Euro je Arbeitnehmer) einerseits und dem Rems-Murr-Kreis (42 350 Euro je Arbeitnehmer) andererseits, nämlich in Höhe von 32,7 % bzw. 30,3 %.

Nimmt man das Verhältnis der in einem Kreis beschäftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an den dort wohnenden Einwohnerinnen und Einwohnern als Indikator für dessen Attraktivität als Arbeitsort auch für auswärts wohnende Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer (Pendlerinnen und Pendler), dann überrascht es nicht, dass innerhalb der Region Rhein-Neckar auf rheinland-pfälzischer Seite die Stadt Ludwigshafen mit 72,0 % den höchsten Wert dieser Maßzahl erreichte und der Rhein-Pfalz-Kreis mit 25,6 % den niedrigsten; auf baden-württembergischer Seite war diese Diskrepanz mit 73,4 % in der Stadt Mannheim und 38,5 % im Rhein-Neckar-Kreis schon etwas geringer. Unter den Landkreisen der Region Stuttgart lagen die Kreise Böblingen mit 56,5 % und Rems-Murr mit 43,2 % am oberen und am unteren Ende der Landkreis-Skala, in der Stadt Stuttgart waren es sogar 77,4 %.

Region Stuttgart

Wie aus Schaubild 2 hervorgeht, wurde in der Region Stuttgart 2017 ein durchschnittliches Arbeitnehmerentgelt in Höhe von 50 237 Euro je Arbeitnehmer erzielt, das waren 20,4 % mehr als im Bundesgebiet (41 716 Euro je Arbeitnehmer). Den Regionsdurchschnitt übertroffen haben lediglich die beiden besonders stark durch den Automobilbau geprägten Spitzenreiter, nämlich der Landkreis Böblingen mit 56 198 und die Stadt Stuttgart mit 55 175 Euro je Arbeitnehmer, das sind die fünft- bzw. achthöchsten Pro-Kopf-Entgelte aller Stadt- und Landkreise Deutschlands. Bereits mit gewissem Abstand folgen die Landkreise Ludwigsburg mit 48 014 und Esslingen mit 46 290 Euro je Arbeitnehmer, die beide ebenfalls bedeutende Standbeine im Automobilbau, in der Elektrotechnik, im Maschinenbau und in weiteren High-Tech-Industrien haben. Am Ende der Region, aber jeweils noch über dem Bundesdurchschnitt rangieren die Landkreise Göppingen mit 43 782 und Rems-Murr mit 42 350 Euro je Arbeitnehmer; in beiden Kreisen sind zwar ebenfalls hochproduktive Firmen mit Weltruf angesiedelt, doch sind mehr ihrer Gemeinden kleinindustriell oder ländlich geprägt.

Wie angedeutet sind die Disparitäten innerhalb der Region Stuttgart zu einem erheblichen Teil strukturbedingt, namentlich durch die markante Ausrichtung der Stadt Stuttgart und des Kreises Böblingen auf den Kraftfahrzeugbau. Tatsächlich gehört die Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen zu den Branchen, in denen die Beschäftigten überdurchschnittlich gut entlohnt werden; dies unter-streicht die Tabelle, in der die 19 Wirtschaftszweige aufgelistet sind, in denen die Arbeitnehmer 2017 besonders hohe, jeweils über 60 000 Euro liegende Pro-Kopf-Einkommen erzielt haben.3 Für Stuttgart sind insoweit vor allem noch die Herstellung von elektronischen Erzeugnissen und Ausrüstungen, Energieversorgung, Audiovisuelle Medien und Rundfunk, Banken- und Versicherungsgewerbe sowie Rechts-, Steuer- und Unternehmensberatung als überdurchschnittlich gut zahlende Wirtschaftszweige von Relevanz, für den Kreis Böblingen die Herstellung von DV-Geräten, optischen und elektronischen Erzeugnissen bzw. von elektrischen Ausrüstungen, und für beide Kreise Maschinenbau sowie Forschung und Entwicklung.

Schon im Jahre 2000 haben nur die Stadt Stuttgart und der Landkreis Böblingen besser abgeschnitten als die gesamte Region Stuttgart, für die damals 36 965 Euro je Arbeitnehmer errechnet wurden und damit 18,5 % mehr als für Deutschland insgesamt (31 193 Euro je Arbeitnehmer). Betrachtet man die einzelnen Kreise der Region wieder anhand der oben genannten »Pärchen«, so waren interessanterweise die Konstellationen 2000 jeweils gerade umgekehrt als 2017: Die Stadt Stuttgart lag damals an der Spitze vor dem Landkreis Böblingen (40 209 gegenüber 39 704 Euro je Arbeitnehmer), im Mittelfeld erreichte der Landkreis Esslingen mit 35 604 Euro je Arbeitnehmer noch etwas mehr als der Landkreis Ludwigsburg mit 34 324 Euro je Arbeitnehmer, und am Ende hatte der Rems-Murr-Kreis den Landkreis Göppingen noch knapp überboten (32 891 gegenüber 32 785 Euro je Arbeitnehmer). Damit haben diese beiden Kreise schon 2000 den Bundeswert hinter sich gelassen.

Diese Gegebenheiten schlagen sich in regional unterschiedlichen Zunahmen zwischen 2000 und 2017 nieder. Aus Schaubild 2 wird ersichtlich, dass die Arbeitnehmerentgelte im Landkreis Böblingen absolut stärker angestiegen sind als in der Stadt Stuttgart, nämlich um 16 494 gegenüber 14 966 Euro je Arbeitnehmer; prozentual betrachtet waren es 41,5 % gegenüber 37,2 %, wie Schaubild 3 zeigt. Zwar blieb der absolute Zuwachs im Landkreis Ludwigsburg mit 13 690 Euro je Arbeitnehmer hinter dem Spitzenduo zurück, der relative Anstieg fiel dagegen – basisbedingt – mit 39,9 % höher aus als in Stuttgart; überdies war die Zunahme im vergleichbaren Landkreis Esslingen mit 10 686 Euro je Arbeitnehmer bzw. 30 % merklich geringer. Und schließlich hat der Landkreis Göppingen im Vergleich zum Rems-Murr-Kreis besser abgeschnitten, nämlich mit + 10 987 gegenüber + 9 459 Euro je Arbeitnehmer bzw. + 33,5 % gegenüber + 28,8 %. Damit hat der Rems-Murr-Kreis als einziger Kreis der Region Stuttgart einen niedrigeren absoluten Zuwachs erreicht als Deutschland insgesamt (+ 10 523 Euro je Arbeitnehmer); prozentual betrachtet haben außerdem noch die Landkreise Göppingen und Esslingen den Bundesdurchschnitt (+ 33,7 %) verfehlt.

Region Rhein-Neckar

Innerhalb der Region Rhein-Neckar konnten die in der Stadt Ludwigshafen am Rhein beschäftigten Arbeitnehmer 2017 die höchsten Verdienste erzielen: Mit einem Pro-Kopf-Entgelt von 55 404 Euro je Arbeitnehmer hat diese vor allem durch die Chemieindustrie, aber auch durch die Energieversorgung geprägte Industriestadt den Bundesdurchschnitt und den Durchschnitt der Region Rhein-Neckar (41 716 bzw. 43 812 Euro je Arbeitnehmer) um 32,8 % und 26,5 % klar übertroffen. Allerdings blieb Ludwigshafen um 1,4 % knapp hinter dem Spitzenreiter der Region Stuttgart, dem Landkreis Böblingen, zurück.

Auch bundesweit rangiert die Stadt Ludwigshafen ganz vorne auf Platz 7. Besser entlohnt wurden 2017 lediglich die Arbeitnehmer in den Automobilstädten Wolfsburg und Ingolstadt mit 63 695 bzw. 60 081 Euro je Arbeitnehmer, im Landkreis München und in der Stadt Erlangen als bayerischen High-Tech-Leuchttürmen mit 57 854 bzw. 57 551 Euro je Arbeitnehmer sowie im bereits erwähnten Landkreis Böblingen und in Frankfurt am Main (mit ausgeprägten Standbeinen in den sehr gut zahlenden Branchen Chemie- und Pharmaindustrie, Banken- und Versicherungsgewerbe sowie Luftfahrt) mit 55 586 Euro je Arbeitnehmer. Schon dahinter liegen die Stadt Stuttgart noch vor der Stadt München mit 54 699 Euro je Arbeitnehmer und die Stadt Leverkusen als weitere Chemiehochburg mit 53 928 Euro je Arbeitnehmer.

Schaubild 4 verdeutlicht die Spitzenstellung der Stadt Ludwigshafen innerhalb der Region Rhein-Neckar: Der Regionsdurchschnitt wurde wie ausgeführt um über ein Viertel (26,5 %) überboten, die in der Region zweitplatzierte Stadt Mannheim (49 033 Euro je Arbeitnehmer) um 13 %; Mannheim blieb zwar leicht unter dem Durchschnitt der Region Stuttgart, aber um 17,5 % und damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Dies ist insofern nicht verwunderlich, als Mannheim in verschiedenen Branchen mit hochklassigen Verdienstmöglichkeiten gut vertreten ist, so vor allem im Kraftfahrzeugbau und sonstigen Fahrzeugbau (Eisenbahnbau), in der chemischen und pharmazeutischen Industrie, in der Energieversorgung und im Versicherungsgewerbe.

Über dem Durchschnitt der Region Rhein-Neckar blieben die Arbeitnehmerverdienste 2017 auf rheinland-pfälzischer Seite noch in der Stadt Frankenthal (45 765 Euro je Arbeitnehmer), in der Industrieunternehmen aus verschiedenen Branchen Hauptsitz oder Betriebsstätten haben, außerdem im Landkreis Germersheim (44 928 Euro je Arbeitnehmer), wo die Daimler AG und verschiedene Kraftfahrzeugzulieferfirmen bedeutende Produktionsstätten besitzen. Auf baden-württembergischer Seite zur Spitzengruppe gehört die Stadt Heidelberg (44 673 Euro je Arbeitnehmer) als international anerkanntes Dienstleistungs- und Wissenschaftszentrum mit zahlreichen hochrangigen Forschungseinrichtungen, aber auch bedeutenden Industrieunternehmen wie etwa der HeidelbergCement AG.

Schon leicht unterhalb des Regionsdurchschnitts lag 2017 der Rhein-Neckar-Kreis mit 43 293 Euro je Arbeitnehmer. Zwar befinden sich dort Weltfirmen wie das Softwareunternehmen SAP, die Heidelberger Druckmaschinen AG, die Freudenberg & Co. KG oder der Finanzdienstleister MLP sowie weitere Unternehmen der chemischen Industrie und der Metallverarbeitung mit herausragenden Verdienstmöglichkeiten; dieser nach der Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner (2017: 543 100) in Baden-Württemberg größte und in Deutschland fünftgrößte Landkreis beherbergt aber auch typische ländliche und mittelständisch strukturierte Gemeinden, die insoweit den Kreisdurchschnitt drücken.

Mit eher umgekehrter Konstellation trifft dieser Befund auch für den hessischen Landkreis Bergstraße und den Neckar-Odenwald-Kreis als zweitem baden-württembergischen Landkreis der Region zu, wo 2017 Arbeitnehmerverdienste in Höhe von 39 835 bzw. 37 461 Euro je Arbeitnehmer realisiert wurden. In diesen durch Tourismus und verschiedene personenbezogene Dienstleistungen geprägten Kreisen befinden sich auch Betriebstätten der Automobilwirtschaft, der chemischen Industrie und der Herstellung von DV-Geräten sowie elektronischen und optischen Erzeugnissen, teilweise als Niederlassungen von Unternehmen mit Weltruf. Gleichwohl blieben beide Kreise 2017 unter dem Bundes- und Regionsdurchschnitt.

In ähnlicher Größenordnung bewegen sich die Verdienstmöglichkeiten in den beiden pfälzischen Städten Speyer und Worms mit 41 699 und 38 195 Euro je Arbeitnehmer. Neben Handel, Verkehr und Gastgewerbe sowie personenbezogenen Dienstleistungen befinden sich auf dem Gebiet dieser beiden geschichtsträchtigen Städte auch Produktionsstätten für Kraftfahrzeug- und Luftfahrzeugbau, für elektronische und optische Erzeugnisse sowie für chemische Produkte.

Solche Wirtschaftszweige mit überdurchschnittlich hoher Entlohnung sieht man in den übrigen fünf, jeweils rheinland-pfälzischen Kreisen der Region Rhein-Neckar allenfalls vereinzelt, denn sie sind stark auf Weinbau und Tourismus ausgerichtet. Dementsprechend dominieren dort Landwirtschaft und Ernährungsgewerbe, Gastgewerbe, Handel und Verkehr sowie personenbezogene private und öffentliche Dienstleistungen. Dies schlägt sich in entsprechend niedrigen Arbeitnehmerverdiensten nieder: Sie betragen in den Städten Landau in der Pfalz und Neustadt an der Weinstraße 36 337 und 35 669 sowie in den Landkreisen Südliche Weinstraße 36 163, Bad Dürkheim 33 291 und Rhein-Pfalz 32 803 Euro je Arbeitnehmer. Wie schon erwähnt arbeiten zahlreiche Einwohnerinnen und Einwohner dieser Kreise in Betrieben benachbarter Städte wie vor allem Ludwigshafen, Frankenthal oder Wörth und Germersheim (Landkreis Germersheim) in Rheinland-Pfalz sowie jenseits des Rheins in Baden-Württemberg. Der Durchschnittsverdienst in Rheinland-Pfalz in Höhe von 39 225 Euro je Arbeitnehmer wurde jedenfalls von diesen fünf Kreisen deutlich verfehlt.

Die Rangfolge der Stadt- und Landkreise der Region Rhein-Neckar war im Jahr 2000 weitgehend die gleiche wie im beschriebenen Jahr 2017 (Schaubild 4). Ausnahmen bilden zum einen der Landkreis Germersheim, der 2000 noch hinter der Stadt Heidelberg und ebenso unter dem Regionsdurchschnitt geblieben ist, zum anderen die Stadt Speyer, die damals noch geringere Arbeitnehmerverdienste ausgewiesen hat als der Kreis Bergstraße.

Bezüglich der Entwicklung ist besonders bemerkenswert, dass die sieben Stadt- und Landkreise mit den 2017 höchsten Pro-Kopf-Arbeitnehmerverdiensten auf die stärksten absoluten Zunahmen gegenüber 2000 zurückblicken können. Die Bandbreite für diese sieben Kreise liegt zwischen 10 174 Euro je Arbeitnehmer in der Stadt Speyer und 12 663 Euro je Arbeitnehmer im Landkreis Germersheim und damit über dem Durchschnitt der Region Rhein-Neckar (+ 10 049 Euro je Arbeitnehmer).

Interessanterweise war der Zuwachs in dem Kreis der Region Rhein-Neckar am höchsten, der durch die Automobilwirtschaft geprägt ist, nämlich im Landkreis Germersheim. Dies war auch in den Kreisen der Region Stuttgart der Fall, wo in der Stadt Stuttgart und in den Landkreisen Böblingen und Ludwigsburg sogar noch kräftigere Zunahmen realisiert wurden. Und es ist kein Zufall, dass die anderen Kreise der Region Rhein-Neckar mit überdurchschnittlichem Verdienstaufbau ebenfalls industriell geprägt sind oder mit namhaften wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen aufwarten können, nämlich die Städte Ludwigshafen, Frankenthal, Heidelberg, Mannheim und Speyer mit + 10 174 bis + 12 174 Euro je Arbeitnehmer; gleichermaßen gehört der Rhein-Neckar-Kreis mit + 10 317 Euro je Arbeitnehmer in diese Kategorie. Mit schon deutlichem Abstand folgen die Stadt Worms und der Neckar-Odenwald-Kreis mit + 8 459 bzw. + 8 432 Euro je Arbeitnehmer, alle anderen Stadt- und Landkreise der Region Rhein-Neckar fallen noch stärker zurück; sie gehören ausschließlich zu den Kreisen, die 2000 wie 2017 am unteren Ende der Verdienstskala in der Region lagen.

Die in Schaubild 5 wiedergegebenen prozentualen Veränderungsraten weisen – basisbedingt – zum Teil abweichende Rangfolgen auf. Bemerkenswerterweise steht jedoch der Landkreis Germersheim ebenfalls klar an der Spitze mit + 39,3 %, und auch die sechs folgenden Stadt- und Landkreise der Region Rhein-Neckar mit prozentual überdurchschnittlichen Wachstumsraten zwischen 29,1 % und 34,7 % rangieren bei den Pro-Kopf-Verdiensten und bei deren absoluten Zuwächsen ganz vorn; lediglich bei der Stadt Ludwigshafen (+ 26,1 %) schlägt der Basiseffekt merklich zu Buche. Die anderen kreisfreien Städte und Landkreise mit Zuwachsraten zwischen 22,3 % und 28,5 % gehören wiederum zu der Kategorie mit relativ niedrigen Pro-Kopf-Arbeitnehmerentgelten; abgesehen vom hessischen Kreis Bergstraße befinden sie sich allesamt auf rheinland-pfälzischem Territorium. Insgesamt betrachtet haben sich demnach bei den Arbeitnehmerverdiensten die Disparitäten zwischen den Stadt- und Landkreisen der Region Rhein-Neckar zwischen 2000 und 2017 deutlich vergrößert, namentlich zwischen den rheinland-pfälzischen Kreisen dieser Region und einschneidender als zwischen den Stadt- und Landkreisen der Region Stuttgart.

Zusammenfassung wesentlicher Erkenntnisse

Die beiden wirtschaftsstärksten Regionen auf baden-württembergischem Gebiet, die Regionen Stuttgart und Rhein-Neckar, zeichnen sich durch überdurchschnittlich gute Verdienstmöglichkeiten aus, sie sind innerhalb dieser Regionen allerdings unterschiedlich stark ausgeprägt. Relativ überschaubar waren diese Einkommensdisparitäten im Untersuchungsjahr 2017 in der Region Stuttgart mit Arbeitnehmerentgelten von 56 198 bzw. 55 175 Euro je Arbeitnehmer im Landkreis Böblingen und in der Stadt Stuttgart, die beide durch die Automobilwirtschaft geprägt sind, auf der einen Seite und dem Rems-Murr-Kreis mit 42 350 Euro je Arbeitnehmer auf der anderen; der Abstand belief sich auf 32,7 % bzw. 30,3 %. Innerhalb der Region Rhein-Neckar überragte dagegen die Chemiestadt Ludwigshafen am Rhein mit 55 404 Euro je Arbeitnehmer die Landkreise Bad Dürkheim und Rhein-Pfalz-Kreis mit 33 291 bzw. 32 803 Euro je Arbeitnehmer schon deutlicher, nämlich um 66,4 % und 68,9 %.

Die im bundesdeutschen Vergleich hohen Arbeitnehmerverdienste in den kreisfreien Städten Ludwigshafen, Stuttgart, Mannheim, Frankenthal und Heidelberg sowie den Landkreisen Böblingen, Ludwigsburg, Esslingen und Germersheim sind weitestgehend strukturbedingt, nämlich durch deren starke Ausrichtung auf Wirtschaftszweige mit überdurchschnittlich guter Bezahlung wie Kraftfahrzeugbau, Chemie und Pharmaindustrie, DV-Geräteherstellung und Elektronik, Energieversorgung, Information und Kommunikation, Finanzdienstleister und Versicherungswirtschaft sowie universitäre und private Hochleistungsforschung.

Im Vergleich zum Jahr 2000 haben diese Stadt- und Landkreise mit herausragenden Verdienstmöglichkeiten überproportional zugelegt, damit auch die Einkommensdisparitäten innerhalb der Regionen verschärft.

1 Grundlage der vorliegenden Untersuchung sind Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen der Länder für die Jahre 2000 und 2017; vgl. Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder (Herausgeber): Arbeitnehmerentgelt, Bruttolöhne und -gehälter in den kreisfreien Städten und Landkreisen der Bundesrepublik Deutschland 2000 bis 2017, Berechnungsstand August 2018, Stuttgart, Juli 2019. Das Arbeitnehmerentgelt setzt sich zusammen aus den Bruttolöhnen und -gehältern der Arbeitnehmer sowie den tatsächlichen und unterstellten Sozialbeiträgen der Arbeitgeber.

2 Vgl. hierzu die Daten in den Abbildungen 1 und 3.

3 Zu den Daten vgl. Statistisches Bundesamt (Herausgeber): Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, Fachserie 18, Reihe 1.4: Inlandsproduktberechnung – Detaillierte Jahresergebnisse 2018, Berechnungsstand August 2019, Wiesbaden, September 2019. Wegen zwischenzeitlicher umfassender Revision weichen die für die Stadt- und Landkreise ermittelten Werte in den Schaubildern 2 und 4 (Berechnungsstand August 2018) am aktuellen Rand von den Bundeswerten in der Tabelle (Berechnungsstand August 2019) geringfügig ab; beispielsweise wurde für das bundesdeutsche Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer für das Jahr 2017 nach Berechnungsstand August 2018 ein Wert von 41 716 Euro, nach Berechnungsstand August 2019 ein Wert von 43 569 Euro je Arbeitnehmer ausgewiesen. Die hier getroffenen Erkenntnisse bleiben hiervon jedoch unberührt.