:: 3/2020

Im Blickpunkt: Die Stadt Crailsheim

In der Serie »Im Blickpunkt« steht dieses Mal die Stadt Crailsheim im Landkreis Schwäbisch Hall. Aus dem Landesinformationssystem Baden-Württemberg (LIS) lassen sich für Crailsheim wie für jede andere Gemeinde des Landes interessante Erkenntnisse zur Struktur und Entwicklung gewinnen. Besonders herausgehoben werden an dieser Stelle die Bevölkerungsentwicklung, die Wohn- und die Beschäftigtensituation.

Crailsheim ist eine Stadt im fränkischen Nordosten Baden-Württembergs etwa 32 Kilometer (km) östlich von Schwäbisch Hall. Sie ist nach Schwäbisch Hall die zweitgrößte Stadt des Landkreises Schwäbisch Hall und die drittgrößte der Region Heilbronn-Franken. Crailsheim liegt auf beiden Seiten der Jagst in der weiten, nach ihr benannten Stufenrandbucht Crailsheimer Bucht, die der Fluss bei seinem Austritt aus dem Keuperbergland im Süden und Osten an der Grenze zur Gäulandschaft der südöstlichen Hohenloher und Haller Ebene ausgeräumt hat. Die umrahmenden Berge rechts der Bucht, Crailsheimer Hardt genannt, sind Teil der Frankenhöhe. Den West- und Südwestrand auf ihrer Linken bilden Höhenwälder, denen morphologisch getrennt im Süden die Ellwanger Berge folgen, beides sind Teile der Schwäbisch-Fränkischen Waldberge. Seit dem 1. Januar 1972 ist Crailsheim eine Große Kreisstadt. Mit den Gemeinden Frankenhardt, Satteldorf und Stimpfach ist die Stadt Crailsheim eine Vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft eingegangen. Ab Anfang der 1970er-Jahre wurden die bis dahin selbstständigen Gemeinden Tiefenbach, Onolzheim, Roßfeld, Jagstheim, Westgartshausen, Goldbach, Triensbach und der Ortsteil Beuerlbach der Gemeinde Satteldorf eingemeindet. Crailsheim bildet ein Mittelzentrum innerhalb der Region Heilbronn-Franken. Zum Mittelbereich Crailsheim gehören neben Crailsheim die Städte und Gemeinden Blaufelden, Fichtenau, Frankenhardt, Gerabronn, Kirchberg an der Jagst, Kreßberg, Langenburg, Rot am See, Satteldorf, Schrozberg, Stimpfach und Wallhausen.

Der Bahnhof Crailsheim ist ein Eisenbahnknotenpunkt. Hier vereint sich die von Aalen kommende Obere Jagstbahn mit der Verbindung aus Heilbronn–Schwäbisch Hall zur Strecke Richtung Ansbach–Nürnberg. Die Taubertalbahn beginnt in Crailsheim, führt über Blaufelden und Weikersheim nach Lauda und weiter via Wertheim durch das Maintal nach Aschaffenburg. Crailsheim wird über die Intercity-Linie 61 Karlsruhe–Stuttgart–Aalen–Nürnberg im 2-Stunden-Takt von Fernzügen angefahren. Der Regionalverkehr nach Stuttgart, Nürnberg, Ulm, Heilbronn und Aschaffenburg wird in gleichem Rhythmus durch mehrere Regionalexpresslinien sowie nach Würzburg durch eine Regionalbahnlinie bedient. Die Bundesstraße B 290 führt von Bad Mergentheim im Nordwesten über die Hohenloher Ebene nach Crailsheim und von dort weiter nach Ellwangen. Crailsheim hat über die B 290 etwa 5 km nördlich des Stadtzentrums bei Satteldorf Anschluss an die Bundesautobahn A 6 Heilbronn–Nürnberg. Knapp 14 km nordöstlich der Stadt liegt das Autobahnkreuz Feuchtwangen/Crailsheim, an welchem die A 6 auf die A 7 Ulm–Würzburg trifft. Den öffentlichen Personennahverkehr bedienen mehrere Buslinien. Der Betreiber des Stadtbusverkehrs ist die StadtBus Crailsheim SBC. Die Stadt gehört dem Verkehrsverbund KreisVerkehr Schwäbisch Hall an.

Crailsheim wurde zum ersten Mal im Jahre 1136 urkundlich erwähnt, damals hieß es noch »Cröwelsheim«, später »Krawelsheim«. Führende Adelsfamilien in dieser Zeit waren in Crailsheim die Herren von Lohr und von Flügelau. Teile der Stadt gehörten dem Stift St. Moritz in Augsburg. Nach dem Aussterben der Herren von Lohr und von Flügelau kam Crailsheim Ende des 13. Jahrhunderts an die Grafen von Oettingen. Nach der Verhängung der Reichsacht über Konrad Schrimpf Graf von Oettingen im Jahr 1310 wurde Crailsheim als Reichslehen eingezogen und 4 Jahre später als Lehen an die Edelherren von Hohenlohe übergeben. Im Jahr 1324 erscheint Crailsheim als Markt, 1 Jahr später als Zollstätte, deren Einkünfte Kraft II. von Hohenlohe von Ludwig dem Bayern bekommen hatte. 1338 folgte die Erhebung zur Stadt und die Ausstattung mit hällischem Stadtrecht und dem Blutbann. 1350 wurde mit dem Bau einer Stadtmauer begonnen. 1379 wurde Crailsheim von verschiedenen schwäbischen Reichsstädten erfolglos belagert. 1387 wurde die Stadt von den Hohenloher Grafen an die drei Reichsstädte Rothenburg, Hall und Dinkelsbühl, im Folgejahr und erneut 1390 an die Landgrafen von Leuchtenberg verpfändet, die sie 1399 an die Burggrafen zu Nürnberg aus dem Haus Hohenzollern – die später zu Markgrafen von Brandenburg-Ansbach wurden – für 26 000 Gulden verkauften. Crailsheim war damit ein Teil des Fürstentums Ansbach, das ab 1500 zum Fränkischen Reichskreis gehörte. Hier wurde schon frühzeitig die Reformation durchgeführt. 1791/1792 ging Crailsheim zusammen mit dem Fürstentum Ansbach an Preußen über. 1806 kam es infolge der Koalitionskriege an das Königreich Bayern. 1810 wurde die Stadt aufgrund des Grenzvertrags von 1810 von Bayern an das Königreich Württemberg abgetreten. Crailsheim wurde zum Sitz des Oberamtes Crailsheim. 1817 wurde das Oberamt Crailsheim dem neu gegründeten württembergischen Jagstkreis unterstellt. Während der in den 1930er-Jahren durchgeführten Verwaltungsreformen wurde 1934 das Oberamt Crailsheim zum Kreis Crailsheim, aus dem 1938 der Landkreis Crailsheim hervorging. Der Flugplatz und die Eisenbahnstätten von Crailsheim waren im Zweiten Weltkrieg ab 1944 Ziel alliierter Luftangriffe. Nachdem die Stadt bereits Anfang April 1945 von den Amerikanern eingenommen worden war, zwangen deutsche Gegenangriffe während der Schlacht um Crailsheim die Amerikaner noch einmal zum Rückzug. Im Zuge der zweiten Eroberung Crailsheims wurde die Stadt am 20. April 1945 durch US-amerikanische Luftangriffe zu 80 %, die historische Innenstadt zu 95 % zerstört. Im Zuge der Kreisreform in Baden-Württemberg zum 1. Januar 1973 wurde der Landkreis Crailsheim in den Landkreis Schwäbisch Hall eingegliedert.

Crailsheim hat eine Gemarkungsfläche von 10 908 Hektar (ha). Davon werden fast 56 % landwirtschaftlich genutzt. Damit liegt diese Flächennutzungsart über dem Landesdurchschnitt. Die Waldfläche beträgt gut 24 % und liegt damit unter dem Niveau des Landes (38 %). Gut 18 % der Fläche sind besiedelt oder dienen als Verkehrsfläche, auch hier wird das Landesmittel deutlich überschritten.

Am 31. Dezember 2018 lebten 34 400 Personen in Crailsheim. Mit 315 Personen je Quadratkilometer (km2) entspricht die Besiedelungsdichte den ländlich geprägten Teilen Baden-Württembergs und übersteigt den Landesdurchschnitt (310 km2) dezent. Die Bevölkerungsentwicklung war in den Jahren zwischen 2008 und 2018 positiv. In diesem Zeitraum hat die Bevölkerung um 4,4 % zugenommen. Sie lag damit über der landesweiten Entwicklung. Das Durchschnittsalter der Bürger von Crailsheim betrug 43,2 Jahre und lag damit über dem Landesdurchschnitt. Mehr als 16 % der Einwohner von Crailsheim hatten 2018 einen ausländischen Pass. Der Ausländeranteil in Crailsheim lag damit über dem Landesdurchschnitt von gut 15 %.

Die Entwicklung des Wohnungsbestands in Crailsheim ist positiv. Im Zeitraum zwischen 2008 und 2018 nahm der Wohnungsbestand um 4,2 % zu und lag damit leicht unter dem sehr positiven Landesniveau. Die Werte für baureifes Land lagen in dem Zeitraum zwischen 2015 und 2017 mit 84 Euro je Quadratmeter (EUR/m2) um 104 EUR/m2 niedriger als die im Landesdurchschnitt ermittelten Werte, sie sind damit ein Anreiz für junge Familien, hier zu bauen. Annähernd 59 % der Wohngebäude sind Einfamilienhäuser. Mit einer durchschnittlichen Wohnfläche von 44 m2 je Einwohner lag der Wert in Crailsheim unter dem Landesdurchschnitt. Architektonisch fallen im Stadtbild von Crailsheim zahlreiche historische Gebäude auf: Die 1393 geweihte Liebfrauenkapelle; die Johanneskirche (Bauzeit 1398 bis 1440) und das Spital zum heiligen Geist von 1400 sowie der 57,5 m hohe Rathausturm. Dieser wurde in den Jahren 1717 bis 1718 als Wachturm neu erbaut. Auffällig im Stadtbild ist auch der Wasserturm, der 1912 erbaut wurde, um die Dampfloks mit Wasser aus der Jagst zu versorgen. Weitere sehenswerte Kirchenbauten in Crailsheim sind die Gottesackerkapelle auf dem Ehrenfriedhof und die katholische Pfarrkirche St. Bonifatius. Seit 1990 erinnert eine weiße Muschelkalk-Stele in der Adam-Weiß-Straße an die ehemals hier stehende Synagoge.

Die Chance auf eine Beschäftigung in Crailsheim hat in den vergangenen 10 Jahren stark zugenommen. So hatten hier 2018 rund 20 192 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte einen Arbeitsplatz. Dies sind fast 26 % mehr als 2008. Langfristig betrachtet lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 2018 um gut 5 150 höher als 1999. Gut 51 % aller Arbeitsplätze in Crailsheim liegen heute noch in dem Wirtschaftsbereich des Produzierenden Gewerbes und nehmen damit eine dominierende Position wie in vielen anderen Kommunen des Landes ein.

Der Schuldenstand je Einwohner in Crailsheim belief sich auf 642 Euro im Jahr 2018 und lag damit deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 1 022 Euro je Einwohner. Die Steuerkraftmesszahl je Einwohner lag leicht über und die Steuerkraftsumme je Einwohner lag im Jahr 2018 leicht unter dem Landesniveau.

Das Kulturangebot in Crailsheim ist mit einem vielseitigen Spektrum in Musik, Literatur, Theater und bildenden Künsten gefächert. Dabei gibt es sowohl städtische wie auch bürgerliche Kulturveranstaltungen. Das Städtische Museum befindet sich im ehemaligen Spital in Crailsheim. Einer der Höhepunkte in der Stadt ist das Kulturwochenende, das jedes Jahr im Sommer veranstaltet wird. Ein weiterer Höhepunkt im Jahresablauf in Crailsheim ist das »Fränkische Volksfest«, das jährlich über 250 000 Besucher anzieht. Es dauert 4 Tage und beginnt traditionell am Freitag vor dem zweitletzten Montag im September. Ende November findet der kulinarische Weihnachtsmarkt auf dem Schweinemarktplatz und rund um das Rathaus statt. Das mögen die Hauptgründe dafür sein, dass es 2018 zu 2 061 Übernachtungen von Gästen insgesamt je 1 000 Einwohner in Crailsheim kam.