:: 5/2020

Geldvermögen und Einkommen in den Kreisen des Landes Baden-Württemberg

Wie verteilen sich die Geldvermögen der privaten Haushalte über die Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs? Wie ausgeprägt sind die Zusammenhänge mit den Einkommen in den Kreisen des Landes? Diesem Fragenkomplex wird hier anhand neuer statistischer Daten nachgegangen.

Datengrundlage und Methodik

Zu den Geldvermögen der privaten Haushalte gibt es in Deutschland nur lückenhafte statistische Informationen. Zwar stellt die Deutsche Bundesbank im Rahmen ihrer Finanzierungsrechnung auf Bundesebene vierteljährlich Daten über die Geldvermögen der in Deutschland lebenden Einwohner zur Verfügung, allerdings datenbedingt nur auf der Basis qualifizierter Schätzungen und durch Nutzung von Sekundärquellen, nicht durch eigenständige Erhebungen. Dieses Vorgehen hat zwei wichtige Folgewirkungen: Zum einen müssen die so ermittelten nationalen Werte seitens der Bundesbank von Zeit zu Zeit überarbeitet und teilweise stark revidiert werden, zum anderen liegen dadurch keine originär ermittelten Regionaldaten vor.

Auf nationaler Ebene entspricht die Erstellung der Finanzierungsrechnung der Deutschen Bundesbank insoweit dem Vorgehen bei den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen des Statistischen Bundesamts. Ebenso bestehen Parallelen hinsichtlich der Bereitstellung von Regionaldaten auf Ebene der Länder oder der Stadt- und Landkreise, die nur über spezielle, sachgerechte Verfahren der Regionalisierung zur Verfügung gestellt werden können.

Für die Eckdaten zur Entstehung, Verteilung und Verwendung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und anderer gesamtwirtschaftlicher Größen wird eine solche Regionalisierung seit Jahrzehnten durch den Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder mithilfe ausgeklügelter Methoden und unter Nutzung geeigneter Fachstatistiken bewerkstelligt.1 Für die Bestände an Geldvermögen hat die Sparkassenfinanzgruppe inzwischen eine Methode zur Regionalisierung der Geldvermögensbestände für die Länder sowie die Stadt- und Landkreise Deutschlands entwickelt, mit der die Lücke bezüglich Regionaldaten in der Finanzierungsrechnung wenigstens teilweise geschlossen werden konnte. Die Sparkassenfinanzgruppe kann hierzu ihre Zentrale Marktdatenbank nutzen, in die Daten des Finanzmarktdaten-Service FMDS, der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS), des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP), der BVU-Bevölkerungsmatrix sowie der Lohn- und Einkommensteuerstatistik eingeflossen sind; zur Datengenerierung wurden weiterhin mehrdimensionale statistische Modelle verwendet. Es kommt also eine Kombination aus mathematischen Regionalisierungsverfahren, Stichprobenergebnissen und Umfragedaten zur Anwendung, die eine weitgehende Annäherung an die letztlich unbekannten, wahren Werte ermöglicht.2

Daten zu den Geldvermögen und den Verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte

Die Regionaldaten zu den Geldvermögensbeständen werden von der Sparkassenfinanzgruppe auszugsweise interessierten Stellen zur Verfügung gestellt. Auf dieser Basis wurde in der Stuttgarter Zeitung im März 2020 ein Artikel über die regionale Verteilung der Geldvermögensbestände je Einwohner in den baden-württembergischen Stadt- und Landkreisen zum 31. Dezember 2018 veröffentlicht; auf die dort grafisch dargestellten Daten wird hier zurückgegriffen.3 Die Regionaldaten der Geldvermögensrechnung werden außerdem den Verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte je Einwohner in Baden-Württemberg gegenübergestellt, wie sie vom Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder (VGRdL) für 2017 bereitgestellt wurden.4

Die Sparkassenfinanzgruppe unterzieht ihrer Regionalisierung nicht alle Positionen der nationalen Finanzierungsrechnung der Deutschen Bundesbank, vielmehr werden einige für die Geschäftspolitik der Sparkassen nicht oder weniger relevante Posten weggelassen; es handelt sich hierbei um die in Tabelle 1 mit Fußnote gekennzeichneten Größen. Dadurch werden im Regio-Barometer der Sparkassenfinanzgruppe für die in Deutschland lebenden privaten Haushalte zum 31. Dezember 2018 nur Geldvermögen in Höhe von 4,3 Billionen (Bill.) Euro erfasst gegenüber 6,0 Bill. Euro in der Finanzierungsrechnung der Deutschen Bundesbank.

In Tabelle 2 ist die Zusammensetzung des Einkommens der privaten Haushalte Deutschlands (einschließlich der privaten Organisationen ohne Erwerbszweck) im Jahr 2017 aufgelistet, außerdem die sich daraus ergebende Sparsumme. Die vom Arbeitskreis VGRdL veröffentlichten Einkommensgrößen für Kreise sind in Fettdruck wiedergegeben.

Geldvermögen der privaten Haushalte in den Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs Ende 2018

Regionale Verteilung

In Baden-Württemberg wurden zum 31. Dezember 2018 Geldvermögensbestände (in der Abgrenzung des Sparkassenfinanzgruppe) in Höhe von 63 240 Euro je Einwohner ermittelt, das sind rund 22 % mehr als in Deutschland insgesamt (51 830 Euro je Einwohner). Allerdings sind die Geldvermögen unterschiedlich stark auf die einzelnen Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs verteilt – 74 800 Euro je Einwohner in Baden-Baden stehen 45 700 Euro je Einwohner in Pforzheim gegenüber, das ist eine Differenz von 29 100 Euro je Einwohner oder fast 64 % bezogen auf den Wert von Pforzheim.

Die Verteilung der Pro-Kopf-Geldvermögen auf die 44 Stadt- und Landkreise ist in Schaubild 1 dargestellt. Dabei werden fünf Kategorien unterschieden:

Hohe Geldvermögensbestände in Höhe von über 67 000 Euro je Einwohner wurden in neun Kreisen festgestellt. Es sind dies – jeweils in Euro je Einwohner – zunächst zwei Stadtkreise, nämlich neben Baden-Baden (74 800) noch Ulm (68 700). Außerdem gehören fünf Landkreise in der Nähe der Landeshauptstadt dazu, nämlich die vier zur Region Stuttgart gehörenden Landkreise Ludwigsburg (69 400), Böblingen (69 100), Esslingen (68 300) und Rems-Murr (67 200) sowie der Enzkreis (68 800). Schließlich fallen zwei südliche Landkreise in die Gruppe hoher Pro-Kopf-Geldvermögen, nämlich der gegenüber Basel gelegene Kreis Lörrach (67 700) und insbesondere der Bodenseekreis (71 300), wo wie in der Stadt Baden-Baden zahlreiche gut situierte Einwohner leben.

Geldvermögen in Höhe von 64 000 bis unter 67 000 Euro je Einwohner wurden für den Stadtkreis Heilbronn (66 500) sowie zehn Landkreise errechnet. Es sind dies zunächst fünf Kreise in der nördlichen Landehälfte; sie schließen teilweise direkt an die genannten Landkreise mit besonders hohen Geldvermögen an, nämlich der Landkreis Heilbronn (66 900), der Landkreis Karlsruhe (66 800) und der Ostalbkreis (64 600), teilweise liegen sie weiter weg wie der Rhein-Neckar-Kreis (66 300) und der Hohenlohekreis (64 100). Mit dem Kreis Biberach (65 500) und dem Alb-Donau-Kreis (64 500) zählen zwei Landkreise in der Nähe von Ulm dazu, ebenso drei Landkreise im Regierungsbezirk Freiburg, nämlich die Kreise Rottweil (65 100), Breisgau-Hochschwarzwald (64 800) und Tuttlingen (64 400).

Um den Landesdurchschnitt (63 240 Euro je Einwohner) und damit in einer mittleren Größenordnung von 62 000 bis unter 64 000 Euro je Einwohner bewegen sich die Geldvermögen je Einwohner in der Landeshauptstadt Stuttgart (62 700) und in sieben Landkreisen. Hierzu gehört der Kreis Göppingen (62 100) als Teil der Region Stuttgart und die an die Region angrenzenden Kreise Reutlingen (63 500), Calw (62 700) und Schwäbisch Hall (62 000), außerdem die Kreise Ravensburg (63 400), Zollernalb (63 300) und Rastatt (63 200).

Bereits unter dem Landesdurchschnitt, nämlich zwischen 58 000 bis unter 62 000 Euro je Einwohner, finden sich neun Landkreise, nämlich im Nordosten der Main-Tauber-Kreis (59 000), in der Landesmitte die Kreise Freudenstadt (61 400), Heidenheim (60 300) und Tübingen (60 100) sowie im Südwesten die Kreise Emmendingen (61 000), Schwarzwald-Baar (61 400), Konstanz (60 700), Waldshut (60 300) und Ortenau (59 200).

Auf die niedrigsten Geldvermögensbestände mit weniger als 58 000 Euro je Einwohner müssen die privaten Haushalte in fünf Stadtkreisen und in zwei Landkreisen zurückgreifen. Es sind dies die Landkreise Neckar-Odenwald (57 800) und Sigmaringen (57 100) und vor allem die kreisfreien Städte Karlsruhe (55 600), Mannheim (50 700), Freiburg im Breisgau (48 600), Heidelberg (48 100) und Pforzheim (45 700).

Stadtkreise und Landkreise

Unter den Stadtkreisen können damit lediglich die Stadt Baden-Baden, wo viele gut situierte Menschen leben, sowie die Städte Ulm und Heilbronn, wo einige sehr vermögende Familien ihren Wohnsitz haben, mit Geldvermögen je Einwohner aufwarten, die recht deutlich über dem Durchschnitt des Landes Baden-Württemberg liegen. Die Landeshauptstadt Stuttgart konnte sich immerhin knapp unter dem Landesdurchschnitt behaupten. Die anderen fünf kreisfreien Städte sind dagegen ausnahmslos am Ende der Vermögensskala platziert, die Städte Mannheim, Freiburg, Heidelberg und Pforzheim verfehlten Ende 2018 sogar den Bundesdurchschnitt von 51 800 Euro je Einwohner.

Auffallend ist, dass Landkreise im näheren Umfeld um die Stadtkreise überwiegend Pro-Kopf-Geldvermögen aufweisen, die über dem Landesdurchschnitt liegen. So gehören die Kreise Ludwigsburg, Böblingen Esslingen und Rems-Murr sowie der Enzkreis – in Nachbarschaft zu den Städten Stuttgart, Pforzheim sowie auch Karlsruhe und Heilbronn – sogar zur Spitzengruppe mit besonders hohen Geldvermögensbeständen; auch der Landkreis Lörrach in räumlicher Nähe zu Freiburg ist in diesem Zusammenhang zu nennen. Teilweise deutlich über dem Landesdurchschnitt und damit in der Gruppe mit den zweithöchsten Geldvermögensbeständen finden sich weitere Landkreise in unmittelbarer Nähe kreisfreier Städte; es sind dies der Rhein-Neckar-Kreis, der an Mannheim und Heidelberg angrenzt; der Landkreis Karlsruhe, der die Stadt Karlsruhe einschließt; der Landkreis Rastatt im Umkreis der Stadt Baden-Baden; der Landkreis Heilbronn und der Hohenlohekreis im Umfeld der Stadt Heilbronn; die Landkreise Alb-Donau und Biberach in räumlicher Nähe zur Stadt Ulm; der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, der zusammen mit dem Landkreis Emmendingen die Stadt Freiburg einschließt. Der Landkreis Emmendingen weist allerdings ein leicht unter dem Landesdurchschnitt liegendes Pro-Kopf-Geldvermögen auf, der Landkreis Rastatt ein solches im Landesdurchschnitt.

Verfügbare Einkommen der privaten Haushalte in den Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs 2017

Regionale Verteilung

Die Verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte (einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck) beliefen sich im Jahr 2017 in Baden-Württemberg auf 24 552 Euro je Einwohner und damit 8,5 % mehr als im Bundesdurchschnitt (22 623 Euro je Einwohner). Auch bei den Einkommen gibt es große Unterschiede zwischen den Kreisen – so überragen die Verfügbaren Einkommen in den Städten Heilbronn und Baden-Baden mit 31 953 und 31 018 Euro je Einwohner die entsprechenden Einkommen in der Stadt Mannheim (20 937 Euro je Einwohner) um 11 016 beziehungsweise 10 081 Euro je Einwohner; bezogen auf den Wert von Mannheim sind dies knapp 53 % beziehungsweise gut 48 % und damit etwas weniger als die Diskrepanz bei den Geldvermögensbeständen, wo Ende 2018 die Stadt Baden-Baden die Stadt Pforzheim um knapp 64 % überragt hat.

Die regionale Verteilung der verfügbaren Pro-Kopf-Einkommen ist in Schaubild 2 dargestellt, die 44 Stadt- und Landkreise sind wieder in fünf Gruppen unterteilt. Im Folgenden werden die Kreise diesen Einkommenskategorien zugeordnet; zusätzlich wird auf die Eingruppierung ihrer Geldvermögensbestände je Einwohner verwiesen, die in Schaubild 1 wiedergegeben ist und bereits beschrieben wurde:

Verfügbare Einkommen in Höhe von mehr als 26 000 Euro je Einwohner wurden – jeweils in Euro je Einwohner – in drei Stadtkreisen erreicht, und zwar in den bereits erwähnten Städten Heilbronn (31 953) und Baden-Baden (31 018) sowie in Ulm (26 204), außerdem in den Landkreisen Lörrach (26 870) und Bodenseekreis (26 548). Diese insgesamt fünf Kreise befinden sich auch bei den Geldvermögensbeständen je Einwohner in der Spitzengruppe.

Zu den Kreisen mit besonders hohen Geldvermögen zählen (Schaubild 1) außerdem vier Landkreise der Region Stuttgart und der benachbarte Enzkreis, bei den Verfügbaren Pro-Kopf-Einkommen (Schaubild 2) finden sich diese fünf Kreise jedoch nur in der Kategorie mit 25 000 bis unter 26 000 Euro je Einwohner wieder; im Einzelnen sind dies die Kreise Ludwigsburg (25 873), Enz (25 496), Esslingen (25 449), Böblingen (25 284) und Rems-Murr (25 200). Auch Stuttgart (25 559) liegt in dieser Gruppe gehobener Pro-Kopf-Einkommen, schneidet aber – im Unterschied zu den erwähnten Kreisen seiner Region – beim Geldvermögen nur im Landesdurchschnitt ab. Schließlich gehören fünf weitere Landkreise zur Gruppe der Einkommen von 25 000 bis 26 000 Euro je Einwohner, wobei der Kreis Tuttlingen (25 423), der Rhein-Neckar-Kreis (25 201) und der Kreis Rottweil (25 198) auch bei den Pro-Kopf-Geldvermögen zur zweiten Kategorie zählen, der Zollernalbkreis (25 523) dagegen nur zur mittleren und der Landkreis Waldshut (25 304) sogar nur zur vorletzten.

Insgesamt zehn Landkreise bewegen sich mit ihren Verfügbaren Einkommen zwischen 24 000 bis unter 25 000 Euro je Einwohner und damit im Landesdurchschnitt (24 552 Euro je Einwohner). Fünf Kreise, nämlich der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald (24 778) im Südwesten, die Landkreise Heilbronn (24 555), Ostalbkreis (24 387) und Hohenlohekreis (24 238) im Nordosten sowie der Landkreis Biberach im Südwesten (24 332), werden dabei den Kreisen mit dem zweithöchsten Pro-Kopf-Geldvermögen zugerechnet. Zwei Kreise mit ebenfalls mittlerem Pro-Kopf-Einkommen, nämlich die Landkreise Reutlingen (24 603) und Göppingen (24 167), finden sich auch bei den Geldvermögen je Einwohner im Landesdurchschnitt. Schließlich weisen die Kreise Konstanz (24 862), Schwarzwald-Baar (24 677) und Freudenstadt (24 607) ein mittleres Pro-Kopf-Einkommen, aber ein unterdurchschnittliches Geldvermögen je Einwohner auf.

Ein Stadtkreis und zehn Landkreise können auf ein Verfügbares Einkommen zwischen 23 000 bis unter 24 000 Euro je Einwohner zurückblicken. Bemerkenswerterweise haben sich mit dem Landkreis Karlsruhe (23 926) und dem Alb-Donau-Kreis (23 761) zwei Kreise dieser Einkommensgruppe bei den Pro-Kopf-Geldvermögen sogar in die zweithöchste Kategorie eingereiht. Immerhin zur mittleren Geldvermögensklasse gehören aus dieser Einkommensgruppe die vier Landkreise Calw (23 767), Ravensburg (23 680), Schwäbisch-Hall (23 644) und Rastatt (23 236). Ebenfalls vier Landkreise, die bei den Verfügbaren Einkommen je Einwohner in dieser Gruppe landen, nämlich der Landkreis Tübingen (23 472), der Ortenaukreis (23 467), der Landkreis Emmendingen (23 285) und der Main-Tauber-Kreis (23 055), befinden sich auch bei den Pro-Kopf-Geldvermögen in der vorletzten Kategorie. Von dieser Einkommensklasse ist außerdem der Stadtkreis Heidelberg (23 515) sogar in die Abteilung mit den niedrigsten Pro-Kopf-Geldvermögen abgerutscht.

Schließlich gibt es vier Stadtkreise und drei Landkreise mit Verfügbaren Einkommen von unter 23 000 Euro je Einwohner. Mit den Städten Pforzheim (22 887), Karlsruhe (22 667), Freiburg (22 016) und Mannheim (20 937) sowie dem Landkreis Sigmaringen (22 818) und dem Neckar-Odenwald-Kreis (22 316) finden sich die meisten dieser Stadt- und Landkreise auch in der untersten Geldvermögensklasse wieder; nur der Landkreis Heidenheim (22 488) konnte bei den Pro-Kopf-Geldvermögen eine Kategorie besser abschneiden.

Stadtkreise und Landkreise

Wie bei den Geldvermögensbeständen konnten sich auch bei den Verfügbaren Pro-Kopf-Einkommen die drei Städte Heilbronn, Baden-Baden und Ulm ganz vorne platzieren und den Landesdurchschnitt klar übertreffen, während fünf weitere Städte am Ende rangieren, nämlich Heidelberg, Pforzheim, Karlsruhe, Freiburg und Mannheim, wobei die beiden letztgenannten sogar den Bundesdurchschnitt verfehlt haben. Stuttgart konnte bei den Verfügbaren Einkommen je Einwohner immerhin über dem Landesdurchschnitt landen, bei den Geldvermögen je Einwohner ist die Landeshauptstadt dagegen knapp unter dem entsprechenden Mittelwert geblieben.

Während bei den Geldvermögen je Einwohner wie ausgeführt Landkreise in unmittelbarer Nähe zu kreisfreien Städten zumeist überdurchschnittlich hohe Werte verbuchten, trifft dies bei den Verfügbaren Pro-Kopf-Einkommen nur in zwei Gebieten zu: Zum einen können vier Landkreise der Region Stuttgart und der benachbarte Enzkreis mit Einkommen zwischen 25 873 und 25 200 Euro je Einwohner aufwarten und damit ähnlich hohen Werten wie Stuttgart und deutlich höheren als Pforzheim, zum anderen erreicht der Rhein-Neckar-Kreis Pro-Kopf-Einkommen über dem Landesdurchschnitt und kann sowohl Heidelberg als auch Mannheim hinter sich lassen. Wenigstens im Landesdurchschnitt bleiben der Landkreis Heilbronn und der Hohenlohekreis, ohne allerdings in die Größenordnung der Stadt Heilbronn zu gelangen, ebenso der Kreis Breisgau-Hochschwarzwald mit in diesem Falle höheren Einkommen als Freiburg. Demgegenüber können die Landkreise Karlsruhe, Calw, Rastatt, Ortenau und Emmendingen im Umfeld der Städte Karlsruhe und Baden-Baden sowie Freiburg nur unterdurchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen verbuchen, ebenso der Alb-Donau-Kreis und der Kreis Heidenheim in der Nähe zur kreisfreien Stadt Ulm.

Gegenüberstellung der Geldvermögen und der Verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte

Ausgewählte Länder der Bundesrepublik Deutschland

Wie bereits erwähnt haben die Geldvermögensbestände der privaten Haushalte zum 31. Dezember 2018 in Baden-Württemberg den entsprechenden Bundesdurchschnitt um 22 % übertroffen und damit deutlich stärker als die Verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte im Jahr 2017 mit 8,5 %. Diese Diskrepanz ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass in den neuen Ländern der Vermögensaufbau deutlich schleppender vonstattengeht als der Aufholprozess bei den Einkommen, auch wegen dort merklich geringeren Vermögen aus Erbschaften. Im Ergebnis übertrifft Baden-Württemberg beim Geldvermögen zum 31. Dezember 2018 mit 63 240 Euro je Einwohner die entsprechenden Werte von Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern (mit den ostdeutschen Extremwerten von 42 150 beziehungsweise 34 850 Euro je Einwohner) um die Hälfte (50 %) beziehungsweise sogar über vier Fünftel (82 %). Bei den Verfügbaren Einkommen im Jahr 2017 beläuft sich dagegen der Unterschied zwischen 24 552 Euro je Einwohner in Baden-Württemberg gegenüber 20 225 Euro in Brandenburg beziehungsweise 19 190 Euro in Mecklenburg-Vorpommern auf gut ein Fünftel (21 %) beziehungsweise knapp drei Zehntel (28 %).5

Stadt- und Landkreise in Baden-Württemberg

Innerhalb Baden-Württembergs ist das Geldvermögen der privaten Haushalte zwar auch ungleicher auf die 44 Kreise verteilt als deren Verfügbare Einkommen, allerdings lange nicht so spektakulär. Wie ausgeführt hat das Geldvermögen je Einwohner in der Stadt Baden-Baden dasjenige in der Stadt Pforzheim Ende 2018 um 64 % übertroffen, beim Verfügbaren Einkommen je Einwohner waren es 53 % beziehungsweise 48 % im Falle der Städte Heilbronn und Baden-Baden gegenüber der Stadt Mannheim.

Für alle 44 Kreise gehen die Zusammenhänge beider Indikatoren aus Schaubild 3 hervor, das insoweit die obigen Aussagen bei der Interpretation der Schaubilder 1 und 2 präzisiert.

Nimmt man die Durchschnittswerte für Baden-Württemberg als Orientierung, also 63 240 Euro je Einwohner bei den Geldvermögensbeständen Ende 2018 sowie 24 552 Euro je Einwohner bei den Verfügbaren Einkommen 2017, dann lässt sich Schaubild 3 in vier Quadranten untergliedern. Im ersten Quadranten rechts oben befinden sich danach diejenigen Kreise des Landes, die sowohl bei den Pro-Kopf-Geldvermögensbeständen als auch bei den Pro-Kopf-Einkommen überdurchschnittlich gut abgeschnitten haben, dagegen im dritten Quadranten links unten die Kreise mit unterdurchschnittlichen Werten bei beiden Indikatoren. Im zweiten Quadranten rechts unten liegen die Kreise mit unterdurchschnittlichen Geldvermögen, aber überdurchschnittlichen Einkommen, umgekehrt im vierten Quadranten links oben die Kreise mit überdurchschnittlichen Geldvermögen und unterdurchschnittlichen Einkommen.

32 und damit fast drei Viertel der 44 Kreise finden sich im ersten und dritten Quadranten wieder, haben also bei beiden Indikatoren über- oder unterdurchschnittliche Werte. Schon damit wird unterstrichen, dass zwischen beiden Größen enge Verbindungen bestehen.

Zu den Kreisen im zweiten Quadranten mit überdurchschnittlichen Einkommen, aber unterdurchschnittlichen Geldvermögen je Einwohner gehören zum einen die Landeshauptstadt Stuttgart, zum anderen vier Landkreise in der westlichen Landeshälfte, nämlich die Kreise Freudenstadt, Schwarzwald-Baar, Konstanz und Waldshut.

Demgegenüber befinden sich im vierten Quadranten mit überdurchschnittlichen Geldvermögen und unterdurchschnittlichen Einkommen je Einwohner ausschließlich Landkreise, wovon allein fünf im östlichen Landesteil liegen, und zwar die Kreise Hohenlohe, Ostalb, Alb-Donau, Biberach und Ravensburg; außerdem umfasst diese Gruppe noch den Landkreis Karlsruhe im Westen und den Landkreis Tuttlingen im Süden Baden-Württembergs.

Interessant an dieser Darstellung ist Folgendes: Während die Stadt- und Landkreise innerhalb des ersten und des dritten Quadranten teilweise ziemlich weit auseinander liegen, gruppieren sich die Kreise des zweiten und vierten Quadranten zumeist sehr nahe am Schnittpunkt der beiden Geraden, die diese Quadranten bestimmen. Wenn also Kreise in unterschiedliche Kategorien fallen, so doch nicht in extremer Weise, was auch von dieser Seite die enge Beziehung beider Größen unterstreicht.

Die Aussage relativiert sich allerdings, wenn man in Schaubild 3 die Streuung der Werte um die eingezeichnete Trendgerade betrachtet. Die Gerade ist so berechnet, dass sie sich den die 44 Kreise repräsentierenden Punkten insoweit optimal anpasst, als die vertikalen Differenzen zwischen den Punkten und der Trendgeraden dem Betrage nach möglichst klein sind (Methode der kleinsten Quadrate). Aus der Trendgeraden kann zum Beispiel abgelesen werden, wie hoch in Baden-Württemberg das Geldvermögen je Einwohner Ende 2018 bei einem bestimmten Verfügbaren Pro-Kopf-Einkommen 2017 gewesen wäre, wenn man sich an diesem Trend als Repräsentant des Durchschnitts orientiert.

Außerdem ergeben sich Hinweise auf die Zusammenhänge, ohne dass damit schon die Abhängigkeit der einen von der anderen Größe (hier der Geldvermögen von den Einkommen) ausgedrückt wird. Da die Trendgerade einen ansteigenden Verlauf nimmt, wird deutlich, dass in der Tendenz das Pro-Kopf-Geldvermögen in den Kreisen des Landes umso höher (niedriger) ist, je größer (kleiner) das Verfügbare Einkommen je Einwohner ausfällt. Die (vertikalen) Abweichungen der tatsächlichen Werte vom zugehörigen Trendwert sind allerdings für viele Kreise recht hoch, was im Schaubild durch entsprechende Streuungen der Punkte um die Trendgerade ausgedrückt und den Wert des Bestimmtheitsmaßes R2 in Höhe von 0,457 konkretisiert wird.6

Auffallend ist zunächst die starke Trendabweichung der Stadt Heilbronn, in Schaubild 3 mit HN (SKR) bezeichnet,7 die unter den baden-württembergischen Kreisen das mit Abstand höchste Verfügbare Pro-Kopf-Einkommen, aber gemessen daran relativ geringe Pro-Kopf-Geldvermögen aufweist. Nimmt man diesen »Ausreißer« heraus, dann verläuft die Trendgerade deutlich steiler und das Bestimmtheitsmaß erhöht sich auf 0,572.

Unter den anderen Stadtkreisen liegen Baden-Baden (BAD) und Ulm (UL) mit jeweils hohen sowie Stuttgart (S) mit ungefähr durchschnittlichen Werten beider Indikatoren recht nahe an der Trendgeraden. Die Städte Karlsruhe (KA (SKR)), Mannheim (MA), Freiburg (FR), Heidelberg (HD) und Pforzheim (PF) weisen dagegen bei beiden Größen unterdurchschnittliche Werte auf, die außerdem zum Teil erheblich von der Trendgeraden abweichen. Letzteres trifft auch für die Stadt Heilbronn zu, wenngleich dort die beiden Indikatoren überdurchschnittliche Werte signalisieren. Wenn man nun alle neun Stadtkreise aus der Betrachtung herausnimmt, erhöht sich das Bestimmtheitsmaß weiter auf 0,641; das heißt, für die 35 Landkreise – allein betrachtet – ergibt sich ein deutlich engerer Zusammenhang als für die 44 Stadt- und Landkreise insgesamt; außerdem verläuft die Trendgerade in dieser Konstellation etwas steiler.

Größere Abweichungen vom in Schaubild 3 wiedergegebenen Trend zeigen sich für zwölf der 35 Landkreise: Merklich höhere Geldvermögen je Einwohner als aufgrund der Verfügbaren Pro-Kopf-Einkommen zu erwarten weisen zunächst vier Landkreise der Region Stuttgart auf, nämlich die Kreise Ludwigsburg (LB), Böblingen (BB), Esslingen (ES) und Rems-Murr (RMK), außerdem der in ihrer Nähe gelegene Enzkreis (ENZ). In diese Kategorie fallen außerdem der Bodenseekreis (BSK), der Landkreis Heilbronn (HN (LKR)), der Landkreis Karlsruhe (KA (LKR)), der Rhein-Neckar-Kreis (RNK) und der Kreis Biberach (BC). Umgekehrt liegen die Pro-Kopf-Geldvermögen der Landkreise Konstanz (KN) und Waldshut (WT) besonders stark unter den Werten, die aufgrund ihrer Verfügbaren Einkommen je Einwohner zu erwarten wären.

Sozio-ökonomische Zusammenhänge zwischen Einkommen und Vermögen

Die wichtigste Quelle der Vermögensbildung, neben Erbschaften oder Schenkungen, stellt das Sparen dar, mithin der Verzicht auf Konsumausgaben. Grundsätzlich kann Sparen zur Bildung von Geldvermögen, von Sachvermögen oder zur Tilgung von Krediten eingesetzt werden, die ja – abgesehen von Konsumentenkrediten – letztlich auch dem Vermögensaufbau dienen. Dabei ist die Sparquote, also der Anteil der Ersparnisbildung am Nettoeinkommen der privaten Haushalte, tendenziell umso größer, je höher diese Nettoeinkommen sind. Nach Daten des Sozio-ökonomischen Panels betrug die so definierte Sparquote der Haushalte mit den 10 % niedrigsten monatlichen Nettoeinkommen 2011 in Deutschland 1,8 %, bei den Haushalten mit den 10 % höchsten Einkommen waren es 17 %.8 Hohe Einkommen ziehen also zwangsläufig umfangreiche Vermögen nach sich; gleichzeitig fallen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen gewonnene Einkommen überwiegend bei den oberen Einkommens- und Vermögensklassen an.

Die Deutsche Bundesbank liefert in ihrer alle 3 Jahre veröffentlichten Untersuchung »Private Haushalte und ihre Finanzen (PHF)« eindrucksvolle Belege zu Zusammenhängen zwischen Einkommen und Vermögen.9 Im Rahmen dieser Studie hat die Bundesbank zuletzt 2017 fast 5 000 Haushalte zu Vermögen, Schulden, Einkommen, Spar- und Anlageverhalten befragt und somit ihre Finanzierungsrechnung in vielerlei Hinsicht ergänzt; allerdings sind die Konzepte und die Definition der Vermögen beider Untersuchungen nicht identisch, tendenziell ist das Finanzvermögen in den Befragungen untererfasst.

Eine wesentliche Erweiterung der Finanzierungsrechnung wird durch die PHF-Studie durch die zusätzliche Betrachtung von Sachvermögen erreicht. Zum Sachvermögen gehören vor allem Immobilienbesitz (also selbstgenutztes Haus- und Wohnungseigentum sowie anderer Haus- und Grundbesitz), außerdem Unternehmensbesitz (im Sinne eines eingerichteten Gewerbebetriebs) sowie Fahrzeuge, Kunstsammlungen, Schmuck und Ähnliches. Das so definierte Sachvermögen macht über drei Viertel des Bruttovermögens der in Deutschland wohnenden Haushalte aus, das heißt auf das Finanzvermögen entfällt lediglich knapp ein Viertel, wovon das hier untersuchte Geldvermögen wiederum nur einen Teil umfasst.

Folgerungen für die regionale Verteilung

Die Daten der PHF-Studie belegen eindrucksvoll, dass Vermögen deutlich ungleicher verteilt sind als Einkommen oder Konsumausgaben. Insbesondere gilt quer durch alle Vermögensarten, dass die Vermögen je Haushalt umso umfangreicher sind, je höher deren Einkommen sind; dies trifft auch für die Geldanlagen in der hier zugrunde gelegten Definition zu. Übertragen auf die regionale Verteilung beider Größen bedeutet dies, dass in der Tendenz Einwohner in Stadt- und Landkreisen mit höheren Einkommen auch mit ansehnlicheren Geldvermögensbeständen rechnen können, was durch den recht steilen Anstieg der Trendgeraden in Schaubild 3 nachhaltig unterstrichen wird.

Wie ausgeführt, passt sich im Schaubild die Gerade vor allem den Landkreisen des Landes gut an, während der überwiegende Teil der Stadtkreise niedrigere Geldvermögen aufweist als es ihre Einkommenslage erwarten lässt. Ein wichtiger Grund hierfür dürfte darin zu suchen sein, dass dort die Sparmöglichkeiten geringer sind, weil die Lebenshaltungskosten im Allgemeinen und die Mietausgaben je Einkommen im Besonderen in den Stadtkreisen deutlich stärker zu Buche schlagen als in den meisten Landkreisen. Nach einer Studie auf der Basis von Daten der amtlichen Statistik, des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung sowie des Forschungsinstituts empirica regio weisen in Baden-Württemberg die Städte Freiburg im Breisgau, Heidelberg, Stuttgart, Mannheim und Karlsruhe mit Werten zwischen knapp 33 % und fast 28 % die mit Abstand höchsten Anteile der (standardisierten) Mietausgaben am Verfügbaren Einkommen auf.10 Die besonders hohen Anteilswerte für die Universitätsstädte Freiburg und Heidelberg dürften hauptsächlich auf die Studierenden zurückzuführen sein, die bei allenfalls geringem Einkommen überwiegend zur Miete wohnen. Hierfür spricht auch, dass unter den Landkreisen Tübingen und Konstanz mit 27 % und 26 % ganz vorne liegen, gefolgt von Emmendingen, Breisgau-Hochschwarzwald und Lörrach im Umfeld der Universitätsstadt Freiburg. Unabhängig davon gibt es Zusammenhänge zwischen den Mietausgaben und dem Anteil von in selbstgenutztem Wohneigentum lebenden Haushalten, der in den Stadtkreisen des Landes durchweg unterdurchschnittlich ausfällt.11

Zusammenfassung und wesentliche Erkenntnisse

Mit Blick auf die Beurteilung des materiellen Wohlstands in den Stadt- und Landkreisen gab es bislang keine zuverlässigen Informationen über die Vermögensbestände der dort lebenden Einwohner. Diese Lücke konnten Wissenschaftler der Sparkassenfinanzgruppe durch die Regionalisierung von Geldvermögensbeständen der privaten Haushalte schließen, wenngleich das Geldvermögen nur einen Teil des Finanzvermögens beziehungsweise des Gesamtvermögens ausmacht.

Anhand von Statistiken der Deutschen Bundesbank lässt sich nachweisen, dass Vermögensbestände im Allgemeinen und Geldvermögen im Besonderen in den privaten Haushalten umso höher ausfallen, je umfangreicher deren Verfügbare Einkommen sind, wobei die Vermögen mit zunehmenden Einkommen in der Tendenz überproportional ansteigen. Hauptursache hierfür ist, dass der für Sparen ausgegebene Teil des Einkommens mit zunehmendem Einkommen überproportional anwächst.

Diese sozio-ökonomischen Hintergründe sind die Erklärung dafür, dass in den Kreisen des Landes Baden-Württemberg tendenziell die Geldvermögensbestände umso größer sind, je mehr den dort lebenden Einwohnern an Einkommen zur Verfügung steht. Ein besonders enger Zusammenhang besteht dabei in den 35 Landkreisen Baden-Württembergs. Demgegenüber weisen die meisten Stadtkreise deutlich weniger Bestände an Geldvermögen auf als bei ihrem, zudem noch unterdurchschnittlich hohen Pro-Kopf-Einkommen zu erwarten wäre. Eine wesentliche Ursache hierfür ist, dass dort deutlich höhere Ausgaben für Mieten anfallen, somit noch weniger Geld für Ersparnis- und damit Vermögensbildung zur Verfügung steht.

Diese für die Geldvermögen festgestellten Abhängigkeiten von den Verfügbaren Einkommen der baden-württembergischen Stadt- und Landkreise dürften auch für andere Vermögensbestände gelten, also für Finanzvermögen in der umfassenderen Definition der Bundesbank und ebenso für die weit umfangreicheren Sachvermögen; darauf deuten jedenfalls die Zusammenhänge zwischen den Einkommen und den einzelnen Vermögensanlagen hin, die aus den Umfrageergebnissen der Deutschen Bundesbank hervorgehen.

Am Rande erwähnt sei noch folgender Befund, der allerdings nicht überbewertet werden sollte: Bei der Gegenüberstellung von Geldvermögensbeständen und Verfügbaren Einkommen je Einwohner wurde festgestellt, dass zu den Kreisen mit überdurchschnittlichen Einkommen, aber unterdurchschnittlichen Geldvermögen je Einwohner vor allem drei südbadische Landkreise gehören, nämlich der Schwarzwald-Baar-Kreis, der Kreis Konstanz und der Kreis Waldshut. Demgegenüber befinden sich unter den Landkreisen mit überdurchschnittlichen Geldvermögen bei unterdurchschnittlichen Einkommen je Einwohner überwiegend Landkreise mit württembergischer Geschichte, und zwar die Kreise Hohenlohe, Ostalbkreis, Alb-Donau-Kreis, Biberach, Ravensburg und Tuttlingen. Kommt hier etwa die unterschiedliche Mentalität von Südbadenern und Schwaben zum Ausdruck?

1 Die verwendeten Daten und Methoden sind ausführlich beschrieben in Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder (Hrsg.): Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder, Methodenbeschreibung ESVG 2010/Revision 2014, Stand Februar 2017. Stuttgart, Februar 2017, insbesondere S. 171–205.

2 Vgl. ausführlich Widmann, Gabriele/Zimmermann, Andreas: Volkswirtschaft in der Praxis – Geldvermögen. DekaBank Deutsche Girozentrale, Frankfurt am Main, September 2019, S. 4–8.

3 Vgl. Marquard, Sabine: Milliardenverluste für Sparer im Südwesten, in: Stuttgarter Zeitung vom 6. März 2020, S. 9.

4 Vgl. Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder (Hrsg.): Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder, Reihe 2, Band 3: Einkommen der privaten Haushalte in den kreisfreien Städten und Landkreisen der Bundesrepublik Deutschland 1995 bis 2017, Berechnungsstand August 2018. Stuttgart, November 2019. Kreisdaten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen liegen aktuell für das Jahr 2017 vor. Ursache für die Verzögerung ist die komplexe und detaillierte Berechnung aller dort dargelegten Größen einschließlich einer Abstimmung auf die Eckdaten der Länder, die wiederum den gesamten wirtschaftlichen Kreislauf abbilden.

5 Während bei den Geldvermögensbeständen Ende 2018 Baden-Württemberg die höchsten Pro-Kopf-Werte aller Länder vor Bayern (61 590 Euro je Einwohner) verbuchen könnte, lag Bayern bei den Verfügbaren Einkommen 2017 mit 24 963 Euro je Einwohner knapp vor Baden-Württemberg und hat Brandenburg um 23 % sowie Mecklenburg-Vorpommern um 30 % überboten.

6 Das Bestimmtheitsmaß R2 bringt die Intensität der Streuung zum Ausdruck. Wenn alle Punkte direkt auf der Geraden liegen, also keinerlei Streuung vorliegt, nimmt das Maß den Wert 1 an. Bei einer diffusen Streuung geht der Wert in Richtung 0. Der Verlauf der Trendgeraden in Schaubild 3 wird durch GVB = 12,0527 + 2,0561 VEK beschrieben mit GVB als Geldvermögensbeständen und VEK als Verfügbaren Einkommen, jeweils je Einwohner; indem das Steigungsmaß mit 2,0561 deutlich höher als 1 ist, kommt zum Ausdruck, dass die Geldwertbestände mit zunehmendem Einkommen überproportional ansteigen.

7 In Schaubild 3 und im Text werden einige Kreise besonders hervorgehoben beziehungsweise genannt. Sie werden grundsätzlich mit ihren Kraftfahrzeugkennzeichen aufgeführt, allerdings dann mit eigenen Bezeichnungen, wenn die Kennzeichen von kreisfreien Städten übernommen sind (wie PF für den Enzkreis) oder den Landkreis nicht in seiner Gänze beschreiben (wie WN für den Rems-Murr-Kreis).

8 Vgl. Brenke, Karl/Wagner, Gert G.: Ungleiche Verteilung der Einkommen bremst das Wirtschaftswachstum, in: Wirtschaftsdienst, 93. Jahrgang 2013, Heft 2, S. 113/114. Dabei wird nach Aussage der Autoren das Sparen vor allem im oberen Einkommensbereich unterschätzt, weil dort in erheblichem Maße für Darlehenstilgungen, insbesondere für Immobilien, gespart werden dürfte.

9 Vgl. Deutsche Bundesbank: Vermögen und Finanzen privater Haushalte in Deutschland: Ergebnisse der Vermögensbefragung 2017, in: Deutsche Bundesbank, Monatsbericht April 2019, S. 14–44. Ein Großteil der hier verwendeten Daten und Informationen ist dem umfangreichen Tabellenanhang entnommen.

10 Vgl. Tröger, Julius/Götz, Sören: Mietpreise in Deutschland – Hier geben Sie echt viel Geld für die Miete aus; https://www.zeit.de/wirtschaft/2018-12/mietpreise-deutschland-mietbelastung-einkommen-wohnraum (Abruf: 29.04.2020).

11 Vgl. Abraham, Jonas/Günther, Matthias/Zeeb, Matthias (Prestel Institut): Eigentumsbildung 2.0 – Stand und Entwicklung der Wohneigentumsbildung auf der Ebene der Länder und der Kreise und kreisfreien Städte (im Auftrage des Verbändebündnis Wohn-Perspektive Eigentum). Hannover, Januar 2017, Abbildung 2, S. 4.