:: 5/2020

Im Blickpunkt: Die Stadt Bietigheim-Bissingen

In der Serie »Im Blickpunkt« steht dieses Mal die Stadt Bietigheim-Bissingen im Landkreis Ludwigsburg. Aus dem Landesinformationssystem Baden-Württemberg (LIS) lassen sich für Bietigheim-Bissingen wie für jede andere Gemeinde des Landes interessante Erkenntnisse zur Struktur und Entwicklung gewinnen. Besonders herausgehoben werden an dieser Stelle die Bevölkerungsentwicklung, die Wohn- und die Beschäftigtensituation.

Bietigheim-Bissingen an der Enz ist eine Große Kreisstadt, die etwa 20 Kilometer (km) nördlich von Stuttgart und 20 km südlich von Heilbronn liegt. Sie ist nach Ludwigsburg die zweitgrößte Stadt im Landkreis Ludwigsburg. Zusammen mit der nördlichen Nachbarstadt Besigheim bildet sie ein Mittelzentrum für die umliegenden Gemeinden in der Region Stuttgart. Mit den Nachbargemeinden Ingersheim und Tamm bildet Bietigheim-Bissingen eine Vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft. Die Stadt liegt im Naturraum »Neckarbecken«, der zu den Neckar- und Taubergäuplatten zählt. An sich eine mit Löß bedeckte Hochfläche, in die sich von Südwesten nach Nordosten die Enz und von Westen nach Osten die hier in die Enz mündende Metter eingeschnitten haben. Im Rahmen der kommunalen Gebietsreform haben sich zum 1. Januar 1975 die Stadt Bietigheim und die Gemeinde Bissingen an der Enz zur Großen Kreisstadt Bietigheim-Bissingen zusammengeschlossen.

Der Bahnhof Bietigheim-Bissingen ist ein Eisenbahnknotenpunkt. Hier verzweigen sich die Westbahn Stuttgart – Bruchsal und die Frankenbahn Stuttgart – Würzburg. Bietigheim ist gleichzeitig Endpunkt der Linie S5 der Stuttgarter S-Bahn. Bietigheim-Bissingen ist über die Anschlussstelle 15 »Ludwigsburg-Nord« der Bundesautobahn A 81 zu erreichen. Ferner führt die Bundesstraße 27 durchgehend vierspurig durch das Stadtgebiet. Den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) bedienen mehrere Buslinien. Alle Linien sind zu einheitlichen Preisen innerhalb des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS) zu nutzen.

Archäologische Funde aus der Jungsteinzeit belegen bereits erste Siedlungen auf der Gemarkung von Bietigheim-Bissingen für den Zeitraum um 6000 bis 5000 v. Chr. Erstmals wurde Bietigheim 789 als Budincheim urkundlich erwähnt. Der Stadtteil Bissingen wurde um 870 erstmals urkundlich erwähnt. 991 wird es Bussinga, um 1100 bzw. 1293 Bussingen genannt. Im Jahr 1364 verlieh Graf Eberhard II. von Württemberg Bietigheim das Stadtrecht, um in erster Linie den strategisch wichtigen Enzübergang militärisch sichern zu können. Der im 15. und 16. Jahrhundert forcierte Weinbau und der zunehmende Weinhandel entwickelten sich als Quelle bürgerlichen Wohlstands und wirtschaftlicher Basis für die Stadtentwicklung. So wurde die Stadt schließlich zur württembergischen Amtsstadt erhoben. Zu deren Amtsbezirk zählten nach 1600 außer Bietigheim allerdings nur Metterzimmern, Groß- und Kleiningersheim. Außerdem war das Bietigheimer Amt für den Anteil württembergischer Untertanen in Löchgau zuständig. Der Dreißigjährige Krieg bescherte Bietigheim nach der Schlacht bei Nördlingen 1634 infolge von Pest, Besatzungsterror und Hungersnot einen dramatischen Bevölkerungsrückgang von ursprünglich 1 800 auf nur noch 200 Einwohner. Die Situation verschärfte sich wenig später noch durch französische Einfälle im Zuge des Pfälzischen und des Spanischen Erbfolgekrieges. Ab 1704 wurde die Stadt zum Aufbauhelfer des neu entstehenden Ludwigsburger Schlosses und der damit verbundenen Neubauten wie der staatlichen Porzellanfabrik verpflichtet. Viele Bietigheimer Bürger waren in den Bau involviert und mussten Frondienste leisten. Das im Jahr der Gründung des Königreichs Württemberg 1806 eingerichtete Oberamt Bietigheim wurde 1810 schon wieder aufgelöst. Im Rahmen einer Verwaltungsneuorganisation wurden die Stadt und ihre Amtsgemeinden ins Oberamt Besigheim integriert. Als 1938 das Oberamt Besigheim aufgelöst wurde, kam Bietigheim zum neuen Landkreis Ludwigsburg. 1339 kaufte Graf Eberhard II. von Württemberg den Grafen von Vaihingen den halben Ort Bissingen ab. Die andere Hälfte gehörte den Herren von Sachsenheim seit 1360 als württembergisches Lehen. 1480/1481 konnte Württemberg einen Teil dieses Lehens erwerben. Mit dem Aussterben der Herren von Sachsenheim 1561 gelangte der ganze Ort an Württemberg und gehörte bis 1718 und von 1722 bis 1807 zum Oberamt Grüningen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Bissingen 1634 zum Großteil durch einen Brand zerstört. 1693 brannten französische Truppen erneut 42 Häuser ab. Nach der 1807 erfolgten Auflösung des Oberamts Markgröningen gelangte Bissingen endgültig zum Oberamt Ludwigsburg, aus dem 1938 der Landkreis Ludwigsburg hervorging.

Bietigheim-Bissingen hat eine Gemarkungsfläche von 3 129 Hektar (ha). Davon werden gut 43 % landwirtschaftlich genutzt. Damit liegt diese Flächennutzungsart unter dem Landesdurchschnitt. Die Waldfläche beträgt gut 17 % und liegt deutlich unter dem Niveau des Landes (38 %). Annähernd 37 % der Fläche sind besiedelt oder dienen als Verkehrsfläche, hier wird das Landesmittel deutlich überschritten.

Am 31. Dezember 2018 lebten 43 093 Personen in Bietigheim-Bissingen. Mit 1 377 Personen je Quadratkilometer (km2) entspricht die Besiedelungsdichte den großstädtisch geprägten Teilen Baden-Württembergs und übersteigt den Landesdurchschnitt (310). Die Bevölkerungsentwicklung war in den Jahren zwischen 2008 und 2018 leicht positiv. In diesem Zeitraum hat die Bevölkerung um 0,8 % zugenommen. Sie lag damit unter der landesweiten Entwicklung.

Das Durchschnittsalter der Bürger von Bietigheim-Bissingen betrug 44,1 Jahre und lag damit über dem Landesdurchschnitt von 43,5 Jahren. Annähernd 20 % der Einwohnerinnen und Einwohner von Bietigheim-Bissingen hatten 2018 einen ausländischen Pass. Der Ausländeranteil in Bietigheim-Bissingen lag damit über dem Landesdurchschnitt von gut 15 %.

Die Entwicklung des Wohnungsbestandes in Bietigheim-Bissingen ist positiv. Im Zeitraum zwischen 2008 und 2018 nahm der Wohnungsbestand um 3,3 % zu und lag damit noch unter dem sehr positiven Landesniveau. Die Werte für baureifes Land lagen in dem Zeitraum zwischen 2015 und 2017 mit 535 Euro je Quadratmeter (EUR/m2) um 347 EUR/m2 höher als die im Landesdurchschnitt ermittelten Werte. Fast 61 % der Wohngebäude sind Einfamilienhäuser. Mit einer durchschnittlichen Wohnfläche von 44 m2 je Einwohner lieg der Wert in Bietigheim-Bissingen unter dem Landesdurchschnitt.

Architektonisch fallen im Stadtbild von Bietigheim-Bissingen zahlreiche historische Bauwerke auf: Der Bietigheimer Eisenbahnviadukt, das Wahrzeichen der Stadt, wurde zwischen April 1851 und Oktober 1853 von Karl Etzel zusammen mit August von Beckh im Stil eines römischen Aquäduktes errichtet. Das bedeutendste Gebäude der Bietigheimer Altstadt ist das Hornmoldhaus, eines der besterhaltenen Bürgerhäuser der Renaissance in Süddeutschland. Das Rathaus der Stadt wurde 1507 erbaut. Seit dem 18. Jahrhundert ist es auf der Vorderseite mit einer Kunstuhr ausgestattet, die über eine astronomische Anzeige über der bürgerlichen Uhr verfügt, mit deren Scheibe die aktuelle Mondphase angezeigt werden kann. Als württembergisches Amtsschloss diente das ab 1506 errichtete Bietigheimer Schloss. Nach einem Brand im Jahre 1707 wurde das Schloss in den folgenden 5 Jahren wieder errichtet. In der Zeit vom 19. Jahrhundert bis zur Jahrtausendwende befand sich das Finanzamt im Schloss. Die am nördlichen Stadtrand der Altstadt gelegene evangelische Stadtkirche wurde um 1400 über dem Altar der Burgkapelle errichtet. Die spätgotische Kilianskirche von Bissingen wurde von 1517 bis 1520 erbaut. Sie zeichnet sich durch eine bemerkenswerte Innenausmalung mit Fresken aus dem 17. Jahrhundert aus. Das imposanteste noch erhaltene Bissinger Bürgerhaus ist der Untere Vattersche Hof. Das Haus wurde im 17. Jahrhundert erbaut.

Die Chance auf eine Beschäftigung in Bietigheim-Bissingen hat in den vergangenen 10 Jahren zugenommen. So hatten hier 2018 rund 26 325 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte einen Arbeitsplatz. Dies sind fast 25 % mehr als 2008. Langfristig betrachtet lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 2018 um gut 7 420 höher als 1999. Annähernd 47 % aller Arbeitsplätze in Bietigheim-Bissingen liegen heute noch in dem Wirtschaftsbereich des Produzierenden Gewerbes und nehmen damit eine dominierende Position wie in vielen anderen Kommunen des Landes ein.

Der Schuldenstand je Einwohner in Bietigheim-Bissingen belief sich auf 0 Euro im Jahr 2018 und lag damit deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 1 022 Euro je Einwohner, damit ist die Stadt eine der reichsten Kommunen des Landes. Die Steuerkraftmesszahl je Einwohner lag über und die Steuerkraftsumme je Einwohner lag im Jahr 2018 leicht unterer dem Landesniveau.

Kulturell und sportlich hat Bietigheim-Bissingen seinen Einwohnerinnen und Einwohnern und Besucherinnen und Besuchern einiges zu bieten. Der Bietigheimer Pferdemarkt findet jährlich Anfang September auf dem Festplatz am Viadukt statt und zieht stets etwa 200 000 Besucherinnen und Besucher aus der gesamten Region an. Höhepunkt der 5-tägigen Veranstaltung ist das am Sonntagabend stattfindende Brillantfeuerwerk auf dem Festgelände. Im Dezember wird in der Altstadt am Marktplatz der »Sternlesmarkt« als Weihnachtsmarkt abgehalten. Überregional bekannt ist auch der jährlich ausgetragene Bietigheimer Silvesterlauf, der auf rund 11 km Länge durch Teile der historischen Altstadt führt. Seit 1998 findet jährlich im Sommer das Musikfestival Best of Music in der Altstadt mit Jazz- und Soul-Konzerten statt. Im Stadtteil Bissingen findet rund um das Rathaus alle 4 Jahre das Holzklobenfest statt. Von überregionaler Bedeutung ist die in der 2. Bundesliga spielende Eishockeymannschaft der SC Bietigheim-Bissingen »Steelers«. Den größten Erfolg feierten die Steelers in den Spielzeiten 2008/09, 2012/13, 2014/15 sowie zuletzt 2017/18 mit dem Gewinn der deutschen Meisterschaft in der 2. Bundesliga. Die Handballer der SG BBM Bietigheim spielen seit 2005 ebenfalls in der 2. Bundesliga. In der Saison 2014/15 spielten sie in der 1. Handball Bundesliga, konnten jedoch den Abstieg in die 2. Bundesliga nicht verhindern. In der Saison 2017/18 gelang der erneute Aufstieg in die 1. Handball Bundesliga. Neben den Männern spielten ab der Saison 2009/10 auch die Frauen in der 2. Bundesliga, bereits in der Saison 2013/14 konnten sie in die 1. Bundesliga aufsteigen. In der Saison 2016/17 wurden sie Deutscher Meister mit 26 Siegen in 26 Spielen. Das mögen die Hauptgründe dafür sein, dass es 2018 zu 1 976 Übernachtungen von Gästen insgesamt je 1 000 Einwohner in Bietigheim-Bissingen kam.