:: 7/2020

Erfolgsserie jäh unterbrochen – Corona-Pandemie trifft Landestourismus mit voller Wucht

April 2020: Ankünfte – 94,1 %, Übernachtungen – 88,3 %

Im März 2020 wurde die seit 2010 andauernde Erfolgsserie der Tourismuswirtschaft Baden-Württembergs jäh unterbrochen. Aufgrund der global um sich greifenden Corona-Pandemie und der Maßnahmen zu deren Eindämmung kamen im Zeitraum Januar bis April 2020 nach vorläufigen Zahlen des Statistischen Landesamtes in den geöffneten Beherbergungsbetrieben mit zehn und mehr Schlafgelegenheiten oder Stellplätzen insgesamt 2,6 Millionen (Mill.) oder 43,4 % weniger Gäste an als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Übernachtungen ging im selben Zeitraum um 5,8 Mill. oder 38,6 % zurück.

Massive Einbrüche im März und im April 2020

Insgesamt wurden von Januar bis April 2020 3,4 Mill. Ankünfte und 9,2 Mill. Übernachtungen gemeldet. Während die Zahl der ankommenden Gäste sowohl im Januar (+ 5,7 %) als auch im Februar 2020 (+ 4,4 %) jeweils noch deutlich über dem Vorjahresergebnis lag, waren dann im März 2020 mit – 60,3 % und im April 2020 mit – 94,1 % massive Einbrüche von bisher nicht dagewesener Wucht zu verzeichnen. Die Zahl der Übernachtungen durchlief im selben Zeitraum eine ähnliche Entwicklung: Lagen die Werte im Januar und im Februar im Vergleich zum Vorjahr noch im Plus (+ 3,3 % bzw. + 6,9 %) so schlug der Zeiger dann im März mit – 50,6 % oder in Absolutzahlen mit einem Minus von 2 Mill. Übernachtungen und im April mit – 88,3 % oder einem Rückgang um 4,2 Mill. Übernachtungen stark in den negativen Bereich aus.

Was das wichtigste Kundensegment »Gäste mit Wohnsitz im Inland« betrifft, war bereits im März ein sattes Minus von 57,5 % bei den Ankünften und von 47 % bei den Übernachtungen zu beobachten. Im April sank die Zahl der Gäste mit Wohnsitz in Deutschland um 92,8 %, die der Übernachtungen um 86,5 %. Noch deutlicher fielen die prozentualen Rückgänge bei den ausländischen Gästen aus: Die Zahl der Ankünfte brach angesichts des Corona-Schocks und der Reisebeschränkungen im Vergleich zum Vorjahrzeitraum im März um 71,4 % und im April um 98,2 % ein. Die Zahl der von Reisenden aus dem Ausland gebuchten Übernachtungen sank im März 2020 um 66,1 % und im April 2020 um 94,8 % (Schaubild 1, Tabelle 1).

Reisegebiete durch die Bank stark im Minus

Auch das regionale Bild ist in der Gesamtschau gezeichnet von den gravierenden Auswirkungen der Pandemie, die alle Landkreise Baden-Württembergs zeitgleich erfasst hat und für die Beherbergungsbetriebe eine starke Verschlechterung der Ertragslage mit sich bringt: Im Zeitraum Januar bis April 2020 schaffte es keines der neun Reisegebiete des Landes, seine Übernachtungszahlen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu steigern oder diese auch nur zu halten. Die geringsten Einbußen bei den Übernachtungen verzeichneten das Württembergische Allgäu-Oberschwaben (– 29,1 %), der Hegau (– 36,2 %) und das Nördliche Baden-Württemberg (– 37,2 %). Die übrigen Reisegebiete lagen im betrachteten Zeitraum teils knapp unter, teils sogar noch deutlicher über dem Landeswert von – 38,6 %: Die mit Abstand schmerzhaftesten Einbußen hatten die Reisegebiete Bodensee (– 52,0 %), Mittlerer Schwarzwald (– 42,9 %) und Schwäbische Alb (– 40,2 %) zu verkraften.

Im April 2020, dem bislang schwärzesten Monat seit Beginn der Zeitreihen, erstreckte sich das Feld bei den Übernachtungen von – 93,8 % im Reisegebiet Bodensee bis hin zu – 75,5 % im Hegau (Schaubild 2).

Fazit und Ausblick

Die Corona-Pandemie hat die Tourismuswirtschaft in Baden-Württemberg »mit voller Breitseite erwischt« – so Tourismusminister Guido Wolf, MdL anlässlich der Veröffentlichung der Tourismus-Zahlen des Statistischen Landesamtes für das 1. Quartal 2020. Seit dem 29. Mai 2020 sind touristische Übernachtungen in den Beherbergungsbetrieben wieder erlaubt, in Ferienwohnungen und auf Campingplätzen bereits ab dem 18. Mai.1 Es zeichnet sich aber bereits ab, dass die Corona-Pandemie die Branche auch in den kommenden Monaten noch beeinflussen wird. Angesichts des tiefsten Einbruchs seit Beginn der Zeitreihen der amtlichen Statistik und der fortwährenden Ungewissheit über den weiteren Verlauf der Entwicklung steht eine Gefährdung des Überlebens zahlreicher Betriebe im Raum. Es bleibt zu hoffen, dass die Menschen die Maßnahmen des Gesundheitsschutzes weiterhin ernst nehmen, zugleich aber auch von der zurückgewonnenen Reisefreiheit wieder stärker Gebrauch machen und so der Tourismuswirtschaft eine rasche Erholung bescheren. Manche Hoffnung ruht derzeit auf einer verstärkten Reiselust innerhalb der Grenzen des eigenen Landes. Die kommenden Monatsergebnisse der amtlichen Tourismusstatistik werden zeigen, ob sich diese Vermutung als tragfähig erweist.

1 Gemäß der Corona-Verordnung der Landesregierung vom 9. Mai 2020 in der ab dem 27. Mai 2020 gültigen Fassung.