:: 7/2020

Im Blickpunkt: Die Stadt Emmendingen

In der Serie »Im Blickpunkt« steht dieses Mal die Stadt Emmendingen im Landkreis Emmendingen. Aus dem Landesinformationssystem Baden-Württemberg (LIS) lassen sich für Emmendingen wie für jede andere Gemeinde des Landes interessante Erkenntnisse zur Struktur und Entwicklung gewinnen. Besonders herausgehoben werden an dieser Stelle die Bevölkerungsentwicklung, die Wohn- und die Beschäftigtensituation.

Emmendingen ist eine Stadt im Südwesten Baden-Württembergs, etwa 14 Kilometer (km) nördlich von Freiburg im Breisgau. Seit dem 1. Januar 1973 ist Emmendingen eine Große Kreisstadt und die größte Stadt und das Mittelzentrum des Landkreises Emmendingen. Zum Mittelbereich Emmendingen gehören neben der Stadt Emmendingen noch die Städte und Gemeinden Bahlingen am Kaiserstuhl, Denzlingen, Elzach, Endingen am Kaiserstuhl, Forchheim, Freiamt, Herbolzheim, Kenzingen, Malterdingen, Reute, Rheinhausen, Riegel am Kaiserstuhl, Sasbach am Kaiserstuhl, Sexau, Teningen, Vörstetten, Waldkirch, Weisweil und Wyhl am Kaiserstuhl. Mit den Gemeinden Freiamt, Malterdingen, Sexau und Teningen hat die Stadt eine Verwaltungsgemeinschaft vereinbart. Ab Anfang der 1970er-Jahre wurden die bis dahin selbstständigen Gemeinden Kollmarsreute, Maleck, Windenreute und Mundingen eingemeindet. Die Stadt liegt im Breisgau zwischen der Vorbergzone des Schwarzwaldes und dem Kaiserstuhl in der Rheinebene im Norden der so genannten Freiburger Bucht am Fluss Elz in 189 bis 403 Meter Höhe.

Die nächstgelegene Autobahnanschlussstelle von Emmendingen gehört zu Teningen an der Bundesautobahn A 5 Karlsruhe – Basel. Durch die Stadt verläuft die Bundesstraße B 3 (Offenburg – Freiburg im Breisgau). Emmendingen liegt an der Badischen Hauptbahn von Mannheim nach Basel. Im Stundentakt verkehren Regional-Express-Züge nach Basel und Offenburg. Neben dem zentral gelegenen Bahnhof Emmendingen gibt es Haltestellen in den Ortsteilen Kollmarsreute und Mundingen (Teningen-Mundingen). Innerhalb der Stadt verkehren sechs Stadtbuslinien. Die Stadt gehört dem Regio-Verkehrsverbund Freiburg an. Vom Zentralen Omnibusbahnhof am Bahnhof fahren Regionalbusse nach Freiburg, Herbolzheim, Kenzingen, Heimbach, Waldkirch, Denzlingen, Vörstetten, Reute, Bahlingen, Riegel, Sasbach und Freiamt.

Die erste urkundliche Erwähnung des Namens Emmendingen geht auf das Jahr 1091 in Verbindung mit dem Personennamen Ulrich von Emmendingen als Oudalrich de Anemoutingen zurück. Im 14. Jahrhundert gehörte Emmendingen zur Markgrafschaft Baden-Hachberg, wobei es von 1356 bis 1386 an Martin Malterer verpfändet war. 1415 verkaufte der Markgraf Otto II. von Hachberg Burg und Herrschaft Hachberg an den Markgrafen Bernhard I. von Baden, womit die Markgrafschaft Baden-Hachberg in der Markgrafschaft Baden aufging. Im Jahr 1418 erhielten die Dörfer Emmendingen und Eichstetten auf Betreiben Bernhards von König Sigismund das Marktrecht. Nur 6 Jahre später wurde der Marktflecken Emmendingen im Mühlburger Krieg durch die Freiburger und Basler eingenommen und gebrandschatzt. Ab 1500 lag Emmendingen im Schwäbischen Reichskreis. Im Bauernkrieg von 1525 beteiligten sich Emmendinger an der erfolglosen Belagerung der Hochburg und der Einnahme des Klosters Tennenbach, das dabei in Brand geriet. In der Nachfolge von Markgraf Karl II. wurde 1584 die Markgrafschaft Baden erneut geteilt. Der Marktflecken Emmendingen wurde für kurze Zeit Residenz des Markgrafen von Baden-Hachberg Jakob III., dem dieser am 1. Januar 1590 das Stadtrecht verlieh. Im selben Jahr konvertierte Jakob nach dem von ihm einberufenen Emmendinger Religionsgespräch zum Katholizismus. Wenig später starb er im Alter von 28 Jahren. Nach dem ersten erhaltenen Sektionsbericht der damaligen medizinischen Fakultät Freiburg wurde er mit Arsenik vergiftet. Die Herrschaft fiel zurück an seinen protestantischen Bruder Ernst Friedrich. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Emmendingen stark zerstört. 1648 waren von den vormals 800 Einwohnern nurmehr knapp 100 übriggeblieben. Am 19. Oktober 1796 fand hier im Rahmen des Ersten Koalitionskrieges die Schlacht bei Emmendingen zwischen Österreichern unter Karl von Österreich-Teschen und Franzosen unter Jean-Victor Moreau statt, die die Österreicher für sich entscheiden konnten. 1809 wurde Emmendingen Sitz des gleichnamigen Bezirksamtes, das 1939 zum Landkreis Emmendingen wurde. Bei der Kreisreform Baden-Württemberg 1973 blieb der Landkreis Emmendingen im Wesentlichen unverändert. Auch die Stadtteile Emmendingens haben eine lange Geschichte. Bis auf Mundingen waren sie Teil der Vogtei und der Pfarrei Emmendingen. 1803 gehörten sie zum Oberamt Hochberg, aus dem 1809 das Bezirksamt Emmendingen hervorging. Der heutige Stadtteil Kollmarsreute wurde 1385 als »zu Kolmers Ruti in Brisgowe« erstmals erwähnt. Der Ort lag ursprünglich an der Elz, wurde dann aber wegen Hochwassergefahr 1784 an die heutige Stelle verlegt. Der heutige Stadtteil Maleck wurde 1317 als villa Malnegge, der heutige Stadtteil Windenreute 1094 als Winedoriuti , der heutige Stadtteil Wasser 1419 als »uff dem Wasser« und der heutige Stadtteil Mundingen 1147 erstmals urkundlich erwähnt.

Emmendingen hat eine Gemarkungsfläche von 3 378 Hektar (ha). Davon werden fast 39 % landwirtschaftlich genutzt. Damit liegt diese Flächennutzungsart unter dem Landesdurchschnitt. Die Waldfläche beträgt gut 32 % und liegt ebenfalls unter dem Niveau des Landes (38 %). Mehr als 26 % der Fläche sind besiedelt oder dienen als Verkehrsfläche, hier wird das Landesmittel deutlich überschritten.

Am 31. Dezember 2018 lebten 27 882 Personen in Emmendingen. Mit 825 Personen je Quadratkilometer (km2) entspricht die Besiedelungsdichte den großstädtisch geprägten Teilen Baden-Württembergs und übersteigt den Landesdurchschnitt (310). Die Bevölkerungsentwicklung war in den Jahren zwischen 2008 und 2018 sehr positiv. In diesem Zeitraum hat die Bevölkerung um 5,2 % zugenommen. Sie lag damit über der landesweiten Entwicklung. Das Durchschnittsalter der Bürger von Emmendingen betrug 44 Jahre und lag damit leicht über dem Landesdurchschnitt von 43,5 Jahren. Annähernd 13 % der Einwohner von Emmendingen hatten 2018 einen ausländischen Pass. Der Ausländeranteil in Emmendingen lag damit unter dem Landesdurchschnitt von gut 15 %.

Die Entwicklung des Wohnungsbestandes in Emmendingen ist sehr positiv. Im Zeitraum zwischen 2008 und 2018 nahm der Wohnungsbestand um 9,1 % zu und lag damit deutlich über dem Landesniveau. Die Werte für baureifes Land lagen in dem Zeitraum zwischen 2015 und 2017 mit 231 Euro je Quadratmeter (EUR/m2) um 43 EUR/m2 höher als die im Landesdurchschnitt ermittelten Werte. Gut 51 % der Wohngebäude sind Einfamilienhäuser. Mit einer durchschnittlichen Wohnfläche von 46 m2 je Einwohner entspricht der Wert in Emmendingen dem Landesdurchschnitt. Architektonisch fallen im Stadtbild von Emmendingen zahlreiche historische Bauwerke auf: Die Altstadt mit dem imposanten Stadttor; das Markgrafenschloss, ein Renaissance-Bau mit achteckigen Treppenturm an der Nordseite; das Schlosserhaus kam 1588 als Gremppischer Hof in den Besitz der Markgrafen von Baden und war seit dieser Zeit Wohnsitz des obersten Beamten der Markgrafschaft Hachberg; die zum ersten Mal 1236 erwähnte evangelische Stadtkirche; die 1863 erbaute katholische Kirche St. Bonifatius mit dem 1473 gemalten spätgotischen Flügelaltar von Friedrich Herlin; die gut erhaltene Ruine Hochburg (Hachberg), die zu den größten Burgruinen in Deutschland zählt und außerhalb der Stadt 1 km östlich des Ortsteils Windenreute steht und die Klosterkapelle Tennenbach als letztes erhaltene Gebäude des ehemals ausgedehnten Areals des Zisterzienserklosters Tennenbach.

Die Chance auf eine Beschäftigung in Emmendingen hat in den vergangenen 10 Jahren zugenommen. So hatten hier 2018 rund 11 030 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte einen Arbeitsplatz. Dies sind gut 25 % mehr als 2008. Langfristig betrachtet lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 2018 um 1 689 höher als 1999. Gut 12 % aller Arbeitsplätze in Emmendingen liegen heute noch in dem Wirtschaftsbereich des Produzierenden Gewerbes und nehmen damit keine dominierende Position wie in vielen anderen Kommunen des Landes ein. Der Schwerpunkt der Beschäftigung in Emmendingen liegt im Bereich der sonstigen Dienstleistungen mit 69 %.

Der Schuldenstand je Einwohner in Emmendingen belief sich auf 383 Euro im Jahr 2018 und lag damit deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 1 022 Euro je Einwohner, damit gehört die Stadt zu den wohlhabenderen Kommunen des Landes. Die Steuerkraftmesszahl je Einwohner und die Steuerkraftsumme je Einwohner lagen im Jahr 2018 unter dem Landesniveau.

Kulturell hat Emmendingen seinen Einwohnern und Besuchern einiges zu bieten. In Emmendingen gibt es seit 1924 eine Amateurtheater-Tradition. Seit 2002 bietet das Theater im Steinbruch Emmendingen e. V. in jedem Sommer ein Stück für Erwachsene und eines für Kinder, teils wird auch ein Winterstück gezeigt. Das Theater im Steinbruch ist Mitglied im Verband Deutscher Freilichtbühnen und im Bund Deutscher Amateurtheater. Neben dem Theaterbetrieb finden dort auch Open-Air-Konzerte statt. Die Improvisations-Theatergruppe UNGENIERT ist seit 2005 ein fester Bestandteil der Emmendinger Kulturszene. Mehrere Narrenzünfte beteiligen sich in Emmendingen jedes Jahr traditionell an der schwäbisch-alemannischen Fastnacht. Im Markgrafenschloss ist die Stadtgeschichtliche Sammlung und das Fotomuseum Hirsmüller untergebracht. In der ehemaligen Mikwe (rituelles Tauchbad) ist seit 1997 das Museum für jüdische Geschichte und Kultur Emmendingen untergebracht. Im Zentrum für Psychiatrie gibt es ein Psychiatrie-Museum, das die Geschichte der Emmendinger Heil- und Pflegeanstalt darstellt; Schwerpunkt ist die sogenannte »Euthanasiemaßnahme« in der Zeit des Nationalsozialismus. In Emmendingen ist auch das Deutsche Tagebucharchiv zu Hause. Dieses hat sich zur Aufgabe gemacht, Tagebücher, Lebenserinnerungen und Briefwechsel, die oft im Keller oder auf dem Müll verschwinden, zu erhalten. Auf der Hochburg kann man eine archäologisch-geschichtliche Ausstellung zur Geschichte der Burganlage besichtigen. Das mögen die Hauptgründe dafür sein, dass es 2018 zu 1 577 Übernachtungen von Gästen insgesamt je 1 000 Einwohner in Emmendingen kam.