:: 8/2020

Im Blickpunkt: Die Stadt Breisach am Rhein

In der Serie »Im Blickpunkt« steht dieses Mal die Stadt Breisach im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald. Aus dem Landesinforma­tionssystem Baden-Württemberg (LIS) lassen sich für Breisach wie für jede andere Gemeinde des Landes interessante Erkenntnisse zur Struktur und Entwicklung gewinnen. Besonders herausgehoben werden an dieser Stelle die Bevölkerungsentwicklung, die Wohn- und die Beschäftigtensituation.

Breisach am Rhein ist eine Stadt am Oberrhein an der deutsch-französischen Grenze auf halbem Weg zwischen Colmar und Freiburg im Breisgau und jeweils etwa 60 Kilometer nördlich von Basel und südlich von Straßburg. Sie liegt nahe am Kaiserstuhl. Ab Anfang der 1970er-Jahre wurden die bis dahin selbstständigen Gemeinden Gündlingen, Niederrimsingen und Oberrimsingen eingemeindet.

Mit der Bundesstraße B 31 nach Lindau und der D 415 nach Colmar auf der französischen Seite ist Breisach gut an das überregionale Straßennetz angebunden. Breisach liegt an einer grenzüberschreitenden Ferienstraße, die als Route Verte in Contrexéville in den Vogesen beginnt, bei Breisach den Rhein überschreitet und in der Nordroute als Grüne Straße in Lindau endet. Anschluss an das überregionale Eisenbahnnetz besteht mit der Breisacher Bahn nach Freiburg im Breisgau, sowie mit der von der Südwestdeutschen Verkehrs-AG betriebenen Kaiserstuhlbahn nach Riegel am Kaiserstuhl. Darüber hinaus bietet die Freiburger Verkehrs AG mit einer Buslinie eine weitere Direktverbindung von und nach Freiburg an. Eine andere Buslinie bietet eine direkte Verbindung über den Rhein in die Schwesterstadt Neu-Breisach und weiter nach Colmar im Elsass. Zwei Stadtbuslinien bedienen den öffentlichen Personennahverkehr der Kernstadt. Der kleinste und südlichste Stadtteil Grezhausen ist durch eine Anrufsammeltaxilinie an die Kernstadt angebunden.

Die Römer unterhielten auf der Gemarkung des heutigen Breisach vom 4. Jahrhundert bis ungefähr in das frühe 5. Jahrhundert nach Christus auf dem »mons Brisiacus« ein Kastell zur Grenzsicherung. Kaiser Valentinian I. erließ dort am 30. August 369 ein Edikt, in dem Breisach erstmals urkundlich als »brisiacus« erwähnt wird. Im 11. Jahrhundert war Breisach einer der Hauptsitze des Herrschergeschlechts der Zähringer. Die Stadt Breisach im heutigen Sinne gründeten die Staufer im Jahr 1185. Als König Philipp von Schwaben Geld benötigte, verpfändete der Staufer 1198 Breisach um 3 000 Mark Silber an Berthold V. Die Übernahme der Stadt durch den Zähringer Herzog beseitigte die Handelskonkurrenz zwischen Breisach und Freiburg im Breisgau. Bis zu seinem Tod 1218 ließ Berthold die Burg Breisach auf der Nordseite, den Radbrunnen in der Mitte und das Münster St. Stephan auf der Südseite des Berges bauen. Nach dem Tode des letzten Staufers König Konrad IV. 1254 fiel im anschließenden Interregnum die Oberhoheit der Stadt wieder an das von Bischof Heinrich von Neuenburg geführte Fürstbistum Basel. In den folgenden Jahren gelang es Rudolf von Habsburg, alle hohenstaufischen Güter am Oberrhein einzusammeln.1273 verlieh der König Breisach den Status einer Freien und Reichsstadt. Kaiser Ludwig der Bayer verpfändete 1330 die Stadt an die österreichischen Herzöge Otto den Fröhlichen und Albrecht den Weisen oder Lahmen. Im Jahre 1458 trat deren Urenkel Erzherzog Albrecht die österreichischen Vorlande und damit Breisach an seinen Neffen Erzherzog Sigismund den Münzreichen ab, der die Stadt 1469 an Karl den Kühnen von Burgund verpfändete. Die Verwaltung besorgte Karls Landvogt Peter von Hagenbach, der 1474 wegen Eingriffen in verbriefte Rechte, Sittlichkeitsverbrechen und anderem in Breisach angeklagt, verurteilt und auf dem Anger vor dem Kupfertor enthauptet wurde. Nach dem Tode Karls des Kühnen gelangte Breisach an Maximilian I. als Erbgut seiner Frau Maria, der Tochter Karls. Anschließend blieb die Stadt lange unter österreichischer Herrschaft. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Breisach als Reichsfestung mehrfach belagert und schließlich 1638 eingenommen. Im Westfälischen Frieden 1648 fiel Breisach an Frankreich. Am Ende des Pfälzischen Krieges musste Frankreich 1697 im Frieden von Rijswijk Breisach dem Reich restituieren, doch erst am 1. April 1700 übergaben die Franzosen die Festung an das Reich. Zu Beginn des Spanischen Erbfolgekriegs zog der französische Marschall 1703 mit einem Heer vor die Stadt und nahm sie ein. Mit dem Rastatter Frieden am 7. März 1714 wurde Breisach wieder kaiserlich. Im Jahr 1790 ordnete die Wiener Regierung das vorderösterreichische Breisach dem Oberamt Breisgau zu. In den Revolutionskriegen belagerten die Franzosen 1793 die Stadt und nahmen nach einer Kanonade Breisach wieder ein. Nach der Niederlage der Österreicher im Dritten Koalitionskrieg schlug Napoleon 1805 im Frieden von Pressburg Breisach dem neugebildeten Großherzogtum Baden zu, wo es bis zum Ende des deutschen Kaiserreiches verblieb. Danach gehörte Breisach zum Land Banden. Als die Alliierten im Frühjahr 1945 während des Zweiten Weltkrieges bei Breisach den Rhein überquerten, wurde die Stadt durch Artilleriefeuer zu 85 % zerstört.

Breisach hat eine Gemarkungsfläche von 5 459 Hektar (ha). Davon werden gut 50 % landwirtschaftlich genutzt. Damit liegt diese Flächennutzungsart über dem Landesdurchschnitt. Die Waldfläche beträgt gut 24 % und liegt unter dem Niveau des Landes (38 %). Mehr als 15 % der Fläche sind besiedelt oder dienen als Verkehrsfläche, hier wird das Landesmittel leicht überschritten.

Am 31. Dezember 2018 lebten 15 606 Personen in Breisach. Mit 286 Personen je Quadratkilometer (km2) entspricht die Besiedelungsdichte den ländlich geprägten Teilen Baden-Württembergs und liegt unter dem Landesdurchschnitt (310). Die Bevölkerungsentwicklung war in den Jahren zwischen 2008 und 2018 sehr positiv. In diesem Zeitraum hat die Bevölkerung um 9 % zugenommen. Sie lag damit über der landesweiten Entwicklung. Das Durchschnittsalter der Bürger von Breisach betrug 43,4 Jahre und lag damit leicht unter dem Landesdurchschnitt von 43,5 Jahren. Gut 15 % der Einwohner von Breisach hatten 2018 einen ausländischen Pass. Der Ausländeranteil in Breisach lag damit leicht unter dem Landesdurchschnitt von 15,5 %.

Die Entwicklung des Wohnungsbestandes in Breisach ist sehr positiv. Im Zeitraum zwischen 2008 und 2018 nahm der Wohnungsbestand um 23 % zu und lag damit deutlich über dem Landesniveau. Die Werte für baureifes Land lagen in dem Zeitraum zwischen 2015 und 2017 mit 207 Euro je Quadratmeter (EUR/m2) um 19 EUR/m2 höher als die im Landesdurchschnitt ermittelten Werte. Fast 64 % der Wohngebäude sind Einfamilienhäuser. Mit einer durchschnittlichen Wohnfläche von 45 m2 je Einwohner liegt der Wert in Breisach unter dem Landesdurchschnitt.

Architektonisch fallen im Stadtbild von Breisach zahlreiche historische Bauwerke auf: Das romanische Münster St. Stephan wurde zwischen dem Ende des 12. Jahrhunderts und 1230 erbaut, im Münster sind viele Ausstattungsstücke aus dem späten Mittelalter und der frühen Neuzeit erhalten, im Westbau schuf Martin Schongauer 1488 bis 1491 monumentale Gemälde mit der Darstellung des Jüngsten Gerichts; im Radbrunnenturm befindet sich ein über 40 Meter tiefer Brunnenschacht, der auch bei längerer Belagerung noch eine Versorgung mit Trinkwasser ermöglichte; das Rheintor, in dem heute ein Museum untergebracht ist, und das Kupfertor sind Teile der ehemaligen barocken Festungsanlage; der Tullaturm wurde 1874 auf dem Areal der mittelalterlichen Burganlage zu Ehren des badischen Ingenieurs Johann Gottfried Tulla errichtet; das »Blaue Haus« ist das ehemalige jüdische Gemeindehaus daneben stehen in der Fußgängerzone weitere zahlreiche historisch interessante Gebäude.

Die Chance auf eine Beschäftigung in Breisach hat in den vergangenen 10 Jahren zugenommen. So hatten hier 2018 rund 4 529 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte einen Arbeitsplatz. Dies sind gut 9 % mehr als 2008. Langfristig betrachtet lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 2018 um mehr als 630 höher als 1999. Fast 28 % aller Arbeitsplätze in Breisach liegen heute noch in dem Wirtschaftsbereich des Produzierenden Gewerbes und nehmen damit aber keine dominierende Position wie in vielen anderen Kommunen des Landes ein. Der Schwerpunkt der Beschäftigung in Breisach liegt im Bereich der sonstigen Dienstleistungen mit annähernd 45 %.

Der Schuldenstand je Einwohner in Breisach belief sich auf 927 Euro im Jahr 2018 und lag damit unter dem Landesdurchschnitt von 1 022 Euro je Einwohner. Die Steuerkraftmesszahl je Einwohner und die Steuerkraftsumme je Einwohner lagen im Jahr 2018 unter dem Landesniveau.

Kulturell und sportlich bietet die Stadt Breisach durch ihre einmalige Lage am Rhein eine besondere Vielfalt an Sport- und Freizeitmöglichkeiten. Auf dem Wasser kann gesegelt und gerudert werden, zudem ist Motor- und Yachtbootfahren möglich sowie Wasserskifahren. Von einer Schiffsanlegestelle starten von Ostern bis Dezember regelmäßig Ausflugsschiffe zu Schleusenrundfahrten, zu Tagestouren nach Basel, Straßburg und Colmar oder zu kulinarischen Rundfahrten. Das Museum für Stadtgeschichte im Rheintor, einem der schönsten noch erhaltenen barocken Festungstore Europas zeigt auf 400 m2 eine anspruchsvolle Sammlung von Exponaten, Dokumenten und Bildern der Stadt von der Steinzeit bis in die Gegenwart. Die Festspiele Breisach bieten seit 1924 großes Freilichttheater. Im Ortsteil Oberrimsingen hat sich die Kleinkunstbühne im Schloss Rimsingen etabliert, wo Kabarett, Theater, Shows, Musik und mehr mit bekannten und regionalen Künstlern geboten wird. Im Schlosshof finden regelmäßig Kunst- und Kunsthandwerkermärkte statt. Die Galerie Goldammer auf dem Münsterberg befindet sich in einem historischen Gebäude mit Renaissance-Portal und Gewölbekeller, hier finden Wechselausstellungen statt. Die Galerie KUNSTWERK in der Leopoldschanze bietet als Dauerausstellung Malerei von Gerard Marcel Meyer, Jean-Marie Liesenfeld, Wolfgang Schäfer und »Le Leonard« Leo Beck sowie Skulpturen von Ute Rupprecht und Matthias Stauss. Im Atelier Ari Nahor finden Ausstellungen von Fotokunst und Fotografie statt. Kunstkeramik ist in der Werkstattgemeinschaft Suzuki zu sehen. Weitere Kunstausstellungen finden im Breisacher Rathaus und in der ehemaligen Spitalkirche statt. Der Verein Kunstkreis Radbrunnen Breisach veranstaltet mehrmals im Jahr Ausstellungen im historischen Radbrunnenturm. Das mögen die Hauptgründe dafür sein, dass es 2018 zu 6 847 Übernachtungen von Gästen insgesamt je 1 000 Einwohner in Breisach kam.