:: 10/2020

Woher kommt und wohin fließt das Einkommen privater Haushalte?

Ergebnisse der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2018

Aus welchen Bestandteilen setzt sich das Bruttoeinkommen der privaten Haushalte zusammen? Wie hoch ist das Haushaltsnettoeinkommen, das unterschiedlichen Haushaltstypen zur Verfügung steht? Wie ungleich ist das Haushaltsnettoeinkommen verteilt? Für welche Konsumgüter wird das Einkommen ausgegeben? Was kann von den privaten Haushalten gespart werden? Diesen Fragen soll im Folgenden anhand der Daten der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) nachgegangen werden.

Woher stammt das Bruttoeinkommen der privaten Haushalte?

Das durchschnittliche monatliche Haushaltsbruttoeinkommen der Privathaushalte in Baden-Württemberg belief sich nach Ergebnissen der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe im Jahr 2018 auf 5 576 Euro. Das sind rund 20 % mehr als bei der letzten Erhebung im Jahr 2013 (4 649 Euro). Ein Teil der Steigerung ist auf einen methodischen Wechsel zurückzuführen. 2013 wurden in der EVS nur Haushalte mit einem monatlichen Einkommen von unter 18 000 Euro berücksichtigt. 2018 wurden dagegen auch Haushalte, die nicht regelmäßig über ein monatliches Haushaltsnettoeinkommen von 18 000 Euro und mehr verfügten, aber in ihrem Berichtsquartal aufgrund von Einmalzahlungen oder Ähnlichem über dieser Einkommensgrenze lagen, in die Erhebung einbezogen. Würde man die alte Abgrenzung zugrunde legen, ergäbe sich eine Steigerung von 16 % auf 5 379 Euro.

Wichtigste Einnahmequelle mit einem Anteil von gut zwei Dritteln waren die Einkünfte aus Erwerbstätigkeit: Durchschnittlich 3 762 Euro im Monat stammten aus nichtselbstständiger und selbstständiger Tätigkeit (Schaubild 1).

Rund 17 % ihres Haushaltsbruttoeinkommens bzw. durchschnittlich 939 Euro im Monat erhielten die privaten Haushalte aus öffentlichen Transferzahlungen1 wie zum Beispiel Renten der gesetzlichen Rentenversicherung, staatlichen Pensionen, Kindergeld und Kinderzuschlag, Elterngeld, Arbeitslosengeld I und II oder Sozialgeld. Einnahmen aus Vermögen in Höhe von 550 Euro trugen 10 % zum Haushaltsbruttoeinkommen bei. Einkommen aus nicht­öffentlichen Transferzahlungen – beispielsweise Werks- und Betriebsrenten sowie Unterstützung von privaten Haushalten – machten mit 6 % (323 Euro) nur einen geringen Anteil aus.

Anteil der Einkünfte aus Erwerbstätigkeit bei Alleinerziehenden 56 %

Die Betrachtung der Durchschnittswerte für einen fiktiven, aber nicht unbedingt »typischen« Durchschnittshaushalt soll nun noch ergänzt werden, durch die Analyse für die unterschiedlichen Haushaltstypen:

  • Alleinlebende
  • Alleinerziehende
  • Paare ohne Kinder
  • Paare mit Kinder

Sonstige Haushalte (zum Beispiel Paare mit erwachsenen Kindern, Mehrgenerationenhaushalte oder Wohngemeinschaften).

Je nach Haushaltstyp variieren die Anteile der genannten Einkommensbestandteile deutlich. So erreicht der Anteil der Einkünfte aus Erwerbstätigkeit bei Alleinerziehenden nur 56 % und bei Paaren ohne Kinder 58 %. Für Paare mit Kindern machen die Einkünfte aus Erwerbstätigkeit dagegen mehr als drei Viertel der gesamten Einkünfte aus.

Für Alleinerziehende und Paare ohne Kinder stellen öffentliche Transferzahlungen mit jeweils 23 % einen wichtigeren Beitrag zum Gesamteinkommen dar als dies für Paare mit Kindern (mit 8,5 %) oder für sonstige Haushalte (mit 10 %) der Fall ist.

Vom Bruttoeinkommen zum Nettoeinkommen

Zieht man vom durchschnittlichen Bruttoeinkommen der privaten Haushalte Einkommensteuer, Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag in Höhe von 728 Euro und Pflichtbeiträge zur Sozialversicherung in Höhe von 757 Euro ab und addiert man die Arbeitgeberzuschüsse zur Kranken- und Pflegeversicherung in Höhe von 53 Euro, so ergibt sich ein durchschnittliches monatliches Haushaltsnettoeinkommen von 4 144 Euro. Damit beträgt das Haushaltsnettoeinkommen im Durchschnitt knapp drei Viertel des Haushaltsbruttoeinkommens (Schaubild 2).

Ungleiche Verteilung des Haushaltsnettoeinkommens

Mit der Angabe des Mittelwerts der Haushaltseinkommen wird allerdings nichts darüber ausgesagt, wie stark die Streuung zwischen niedrigen und hohen Einkommen ausfällt. Daher soll hier noch ein Blick auf die Verteilung der Haushaltsnettoeinkommen geworfen werden. In Schaubild 3 wird aufgezeigt, welchen Anteil am Gesamteinkommen in Baden-Württemberg die einzelnen Einkommensdezile 2018 besaßen.

Für die Bildung von Dezilen werden die Haushalte zunächst aufsteigend nach der Höhe des Einkommens sortiert. Danach wird die Gesamtheit der Haushalte in zehn gleich große Teile (Dezile) zerlegt und für jedes Dezil die Summe der Einkommen ermittelt. Anschließend wird der Einkommensanteil der einzelnen Dezile an allen Einkommen errechnet. Im Falle einer absoluten Einkommensgleichverteilung würde jedes Dezil auch 10 % zum Gesamteinkommen beitragen.

Tatsächlich war das Haushaltsnettoeinkommen aber ungleich verteilt. Nur im siebten Dezil liegt der Anteil am Gesamteinkommen annähernd bei einem Zehntel (10,8 %). Die unteren sechs Dezile erreichen unterdurchschnittliche Einkommensanteile von lediglich 2,1 % bis 8,9 % aller Haushaltsnettoeinkommen. Dabei machen die Einkommen der 30 % einkommensschwächsten Haushalte (also der drei untersten Dezile) nur gut 10 % des Gesamteinkommens aus. Die oberen drei Dezile erzielten dagegen überdurchschnittliche Einkommen von 12,9 % bis 27,1 % des Gesamteinkommens. Die 20 % einkommensstärksten Haushalte (also die beiden obersten Dezile) verfügen dabei allein über 43 % des gesamten Haushaltsnettoeinkommens.

Deutliche Einkommensdifferenzen je nach Haushaltstyp

Auch je nach Haushaltstyp treten deutliche Einkommensdifferenzen zutage. Alleinlebende, also die rund 2 Millionen (Mill.) Einpersonenhaushalte in Baden-Württemberg, verzeichnen mit gut 2 200 Euro die im Vergleich geringsten monatlichen Nettoeinkommen. Alleinerziehende (rund 128 000 Haushalte) hatten mit 2 850 Euro jedoch nur wenig mehr Geld zur Verfügung. Da deren Haushalte im Durchschnitt 2,5 Personen umfassten, sind die Haushalte von Alleinerziehenden bei einer »Pro-Kopf-Betrachtung« finanziell am knappsten ausgestattet.

Paare ohne Kinder (knapp 1,5 Mill. Haushalte) erzielten ein durchschnittliches Nettoeinkommen von knapp 4 900 Euro. Paare mit Kindern (gut 800 000 Haushalte) verfügten bei einer durchschnittlichen Haushaltsgröße von 3,8 Personen über rund 6 100 Euro netto im Monat.

Gut die Hälfte der Konsumausgaben für Wohnen, Ernährung und Kleidung

Die privaten Haushalte in Baden-Württemberg haben im Jahr 2018 gut 51 % ihres Konsum­budgets verwendet, um die Ausgaben für Wohnen, Ernährung und Bekleidung zu decken. Dies waren je Haushalt durchschnittlich 1 475 Euro im Monat. Insgesamt lagen die Konsumausgaben der Haushalte bei monatlich 2 894 Euro. Das sind knapp 9 % mehr als bei der letzten Erhebung im Jahr 2013 (2 665 Euro).

Allein für den Bereich Wohnen gaben die Haushalte im Schnitt knapp 33 % (959 Euro monatlich) aus. Dieser Posten machte den größten Anteil der Konsumausgaben aus. Zu den Ausgaben für Wohnen zählen in der EVS neben den Wohnungsmieten (einschließlich Betriebskosten) auch die Ausgaben für Energie und Instandhaltung. Gut 13 % (381 Euro) betrugen die Ausgaben für Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren. Auf Ausgaben für Bekleidung und Schuhe entfielen im Schnitt knapp 5 % (135 Euro) (Schaubild 4).

Für den Bereich Verkehr gaben die privaten Haushalte durchschnittlich knapp 15 % (430 Euro) des Konsumbudgets aus. Darin enthalten sind die Ausgaben für öffentliche Verkehrsdienstleistungen und für das eigene Fahrzeug. Die Ausgaben für Freizeit, Unterhaltung und Kultur betrugen durchschnittlich rund 11 % (314 Euro). Die übrigen 23 % der Konsumausgaben entfielen auf die Bereiche Innenausstattungen, Gaststätten- und Beherbergungsdienstleistungen, Gesundheit, Post und Telekommunikation, Bildung sowie andere Waren und Dienstleistungen.

Die höchsten Zuwächse seit 2013 verzeichnen die Ausgaben für Bildung (+ 33 %) und für Gaststätten- und Beherbergungsdienstleistungen (+ 25 %). Dagegen blieben die Ausgaben für Bekleidung und Schuhe fast auf dem Niveau von 2013 (+ 1 %).

Haushalte mit Kindern geben mehr für Nahrungsmittel und Getränke aus

Die verschiedenen Haushaltstypen unterscheiden sich sowohl hinsichtlich der Höhe ihrer Konsumausgaben (Tabelle) als auch der Bedeutung einzelner Ausgabenbereiche. Die geringsten Konsumausgaben tätigten – wie zu erwarten war – die Alleinlebenden mit durchschnittlich 1 740 Euro im Monat. Besonders hoch ist dabei der Anteil der Ausgaben für Wohnen und Energie. Mit 688 Euro entfielen hierauf fast 40 % der gesamten Ausgaben.

Alleinerziehende gaben hingegen von den monatlich 2 246 Euro vergleichsweise viel für Nahrungsmittel und Getränke aus (Anteil von 15 %). Auch Haushalte von Paaren mit Kindern haben etwas höhere Ausgaben für Nahrungsmittel und Getränke als die Haushalte im Durchschnitt. Hierfür wurden 14 % der gesamten monatlichen Ausgaben von rund 3 900 Euro aufgewendet. Über dem Durchschnitt liegen auch die Ausgaben der Haushalte von Paaren mit Kindern für Bildung (Anteil von 3 %).

Die Ausgabenstruktur der Paare ohne Kinder zeigt die geringsten Abweichungen vom »Durchschnittshaushalt«. Von den rund 3 400 Euro monatlichen Ausgaben waren die Anteile für »Freizeit, Unterhaltung und Kultur« (knapp 12 %), Gaststätten- und Beherbergungsdienstleistungen (7 %) und »Gesundheit« (6 %) leicht überdurchschnittlich.

Sonstige Haushalte, zum Beispiel Paare mit erwachsenen Kindern, Mehrgenerationenhaushalte oder Wohngemeinschaften, tätigten Konsumausgaben in Höhe von gut 4 000 Euro. Sie weisen mit knapp 30 % den niedrigsten Anteil der Ausgaben für Wohnen und Energie auf.

Sparquote der privaten Haushalte ­steigt auf rund 17 %

Neben den Konsumausgaben fallen bei den Haushalten auch Ausgaben für Nicht-Konsum-Zwecke wie beispielsweise freiwillige Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung, Versicherungsbeiträge und Zinsen für Kredite an. Hierfür wendeten die Haushalte im Jahr 2018 landesweit durchschnittlich 599 Euro im Monat auf.

Addiert man zum Haushaltseinkommen Einnahmen aus dem Verkauf von Waren und sonstige Einnahmen in Höhe von 73 Euro monatlich, so erhält man die ausgabefähigen Einkommen und Einnahmen in Höhe von 4 217 Euro. Von diesem Betrag verblieben den privaten Haushalten in Baden-Württemberg nach Abzug der Ausgaben für Konsum- und Nicht-Konsum-Zwecke 2018 durchschnittlich 724 Euro im Monat, die gespart werden konnten. 2013 belief sich diese monatliche Ersparnis noch auf 418 Euro.

Sie hat sich im genannten Zeitraum um 73 % und damit deutlich stärker erhöht als die Nettoeinkommen oder die ausgabefähigen Einkommen und Einnahmen, die jeweils um rund + 18 % gestiegen sind. Die Sparquote2, als Relation von Ersparnis und ausgabefähigen Einkommen und Einnahmen, hat sich im gleichen Zeitraum folglich deutlich von 11,7 % auf 17,2 % gesteigert.

1 Die EVS 2018 orientiert sich grundsätzlich an der Systematik der Einnahmen und Ausgaben (SEA) 2013. Die dort aufgelisteten Quellen der Einkommen aus öffentlichen Transferzahlungen enthalten auch die Bruttorenten aus der gesetzlichen Rentenversicherung und die Pensionen. Diese Abgrenzung ist kompatibel mit den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen, wo Pensionen und Renten ebenfalls zu den Transferleistungen zählen. Dagegen werden in den Sozialstatistiken Pensio­nen und Renten nicht zu den Transferleistungen gezählt.

2 Die auf Basis der EVS-Daten ermittelte Sparquote ist aufgrund von methodischen Unterschieden nicht mit der in den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen ausgewiesenen Sparquote vergleichbar.