:: 10/2020

Im statistischen Porträt: Der Landkreis und der Stadtkreis Heilbronn

Es lohnt, sich den Landkreis und die Stadt Heilbronn im nördlichen Baden-Württemberg genauer anzusehen. Das »Heilbronner Land« ist nicht nur landschaftlich äußerst reizvoll, sondern auch in wirtschaftlicher Hinsicht von großer Bedeutung. Die Stadt Heilbronn bildet mit dem sie umschließenden gleichnamigen Landkreis einen der wirtschaftlichen Schwerpunkte im nordwürttembergischen Raum. Dieses statistische Porträt blickt zurück, zeigt aktuelle Strukturen auf und gibt einen Ausblick in die nahe Zukunft.

Der Landkreis Heilbronn und der gleichnamige Stadtkreis sind in der nördlichen Landeshälfte von Baden-Württemberg gelegen und gehören zum Regierungsbezirk Stuttgart. Der Landkreis mit einer Fläche von 1 099,9 Quadratkilometern (km2) umschließt den Stadtkreis mit einer Fläche von 99,9 km2 allseitig. Im Uhrzeigersinn umgeben den Landkreis Heilbronn der Neckar-Odenwald-Kreis, der Hohenlohekreis, der Kreis Schwäbisch Hall, der Rems-Murr-Kreis, der Kreis Ludwigsburg und der Enzkreis, der Landkreis Karlsruhe sowie der Rhein-Neckar-Kreis. Der Landkreis Heilbronn zählt 46 Gemeinden. Die Stadt Heilbronn liegt im fruchtbaren Neckarbecken gelegen umgeben von Weinhängen an den Löwensteiner und Heilbronner Bergen. Heilbronn gilt als die älteste Weinstadt Württembergs, in der seit mehr als 1 250 Jahren Wein angebaut wird.1

Einwohnerdichte im Landkreis auf Landesniveau

Der Stadtkreis Heilbronn hatte Ende 2019 eine Wohnbevölkerung von 126 592 Personen. Auf einem km2 wohnten demnach im Durchschnitt 1 267 Menschen. Damit liegt der Stadtkreis Heilbronn bezogen auf die Bevölkerungsdichte im Vergleich der neun baden-württembergischen Stadtkreise an siebter Stelle. Eine geringere Bevölkerungsdichte wiesen nur die Stadtkreise Ulm (1 068 Einwohner pro km2) und Baden-Baden (394 Einwohner pro km2) auf. Im Landkreis Heilbronn lag die Einwohnerdichte im Jahr 2019 bei 313 Einwohnern pro km2 und damit auf Landesniveau (Baden-Württemberg: 311 Einwohner pro km2) (Schaubild 1).

In den vergangenen 50 Jahren ist die Wohnbevölkerung sowohl im Stadt- als auch im Landkreis gewachsen. Im Jahr 1970 zählte der Stadtkreis Heilbronn 113 725 Einwohner, Ende 2019 waren es 126 592. Dies entspricht einem Plus von 11,3 %. Im Landkreis Heilbronn fiel das Bevölkerungswachstum deutlich stärker aus. Wohnten im Jahr 1970 noch 223 120 Menschen im Landkreis Heilbronn, waren es 2019 bereits 344 456 Menschen (+ 54,4 %). In Baden-Württemberg wuchs die Wohnbevölkerung seit dem Jahr 1970 um 24,8 %.2

Veränderungen der Gesamtbevölkerungszahl hängen eng mit der räumlichen Bevölkerungsbewegung, also den Wanderungen, zusammen. Im Zeitraum von 1970 bis 2018 zogen mit einem Plus von rund 22 800 deutlich mehr Menschen in den Stadtkreis Heilbronn als fort. Die höchsten Wanderungsgewinne fielen in den Zeitraum 1989 bis 1993 rund um das Jahr der deutschen Wiedervereinigung. Der höchste Wert war im Jahr 1992 mit einem Plus von 3 532 zu verzeichnen. Lässt man das Jahr 2006 außer Acht – in diesem Jahr überstiegen die Fortzüge die Zuzüge – folgte ab 2001 eine Periode mit einem konstant positiven Wanderungssaldo. Wanderungsverluste gab es weitaus seltener, so insbesondere in den Jahren 1974 bis 1978, unter anderem infolge der Rezession nach der Ölkrise 1973. Das höchste Defizit war im Jahr 1975 zu verzeichnen; in diesem Jahr sind rund 2 600 mehr Menschen aus dem Stadtkreis weg- als zugezogen.

Ein ähnlicher Verlauf der Wanderungsbewegungen kann auch für den Landkreis Heilbronn festgestellt werden. Im Zeitraum 1970 bis 2018 lag der Wanderungsgewinn im Landkreis bei knapp 112 000 Menschen. Mit einem Plus von rund 7 900 wurden die höchsten Wanderungsgewinne im Vereinigungsjahr 1990 verzeichnet. Wanderungsverluste gab es lediglich in den Jahren 1974 und 1975 sowie 2008 bis 2010, in allen anderen Jahren fiel der Wanderungssaldo positiv aus.

Stadtkreis Heilbronn mit zweithöchstem Ausländeranteil

Im Jahr 2019 lebten im Stadtkreis Heilbronn 33 062 Personen mit nicht-deutscher Staatsbürgerschaft. Mit einem Ausländeranteil in Höhe von 26,1 % rangiert der Stadtkreis im Vergleich der Stadt- und Landkreise des Landes damit an zweiter Stelle, direkt nach dem Stadtkreis Pforzheim, welcher mit 27,2 % den höchsten Ausländeranteil aufwies.3 Der recht hohe Anteil der ausländischen Bevölkerung liegt sicherlich auch darin begründet, dass sich Ausländer häufig in wirtschaftlich starken Städten mit hoher Arbeitsplatzdichte ansiedeln. Seit 1970 hat sich der Ausländeranteil im Stadtkreis Heilbronn mehr als verdreifacht. Im Jahr 1970 lag dieser noch bei 8,8 %, 2019 immerhin bei 26,1 %. Abgesehen von leichten Rückgängen Mitte der 1970er-Jahre sowie den 1980er-Jahren stieg der Ausländeranteil bis 1999 auf 20,6 % an. In den Jahren 2007 bis 2013 fiel der Anteil etwas unter 20 %.

Die Betrachtung über einen längeren Zeitraum hinweg zeigt, dass der Ausländeranteil auch im Landkreis Heilbronn angestiegen ist, jedoch weniger stark als im Stadtkreis Heilbronn. Im Landkreis Heilbronn lebten im Jahr 2019 rund 50 850 ausländische Personen, ergo lag der Ausländeranteil bei 14,8 % und damit etwas unter dem Landeswert von 15,9 %. Im Jahr 1970 lag der Ausländeranteil mit rund 13 490 Personen noch bei knapp 6,1 %.

Bevölkerung in der Stadt jünger als im Landkreis

Im Jahr 2019 lag das Durchschnittsalter im Stadtkreis Heilbronn bei 42,4 Jahren, im Landkreis Heilbronn bei 43,4 Jahren (Baden-Württemberg: 43,6 Jahre). Die Bevölkerung im Stadtkreis Heilbronn weist eine etwas jüngere Bevölkerungsstruktur auf als der Landkreis. 6,7 % der Bevölkerung im Stadtkreis waren 20 bis unter 25 Jahre alt (Landkreis 5,5 %), 54,3 % fielen in die Altersgruppe von 25 bis unter 65 Jahre (Landkreis 55,3 %).

Die Frauen waren sowohl im Stadt- als auch im Landkreis im Schnitt älter als die Männer. Im Stadtkreis lag das Durchschnittsalter der Frauen im Jahr 2019 bei 44 Jahren, im Landkreis bei 44,5 Jahren. Die Männer waren im Schnitt 40,8 bzw. 42,3 Jahre alt. Das höhere Durchschnittsalter der Frauen beruht auf der höheren Lebenserwartung des weiblichen Geschlechts. Im Stadtkreis Heilbronn waren 22,6 % der Frauen 65 Jahre und älter, im Landkreis fielen 21,5 % der Frauen in diese Altersgruppe. Von den Männern hingegen waren im Stadtkreis nur 16,3 % und im Landkreis 17,4 % 65 Jahre und älter.

Vorausberechnung: Bevölkerungswachstum im Stadtkreis schwächer als im Landesdurchschnitt

Die Ergebnisse der regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung4 mit Basis 2017 zeigen, dass die Bevölkerung im Stadtkreis bis zum Jahr 2035 um 2,2 %, im Landkreis um 4,2 % steigen könnte.5 Wenn die Annahmen der Bevölkerungsvorausberechnung zutreffen, wächst der Stadtkreis folglich weniger stark als die Gesamtbevölkerung in Baden-Württemberg. Für diese wurde bis 2035 ein Zuwachs von 3,1 % ermittelt. Im Vergleich der Landkreise rangiert der Landkreis Heilbronn bezüglich des Bevölkerungswachstums auf dem vierten Platz nach den Landkreisen Tübingen (+ 4,7 %), Biberach (+ 4,4 %) und Hohenlohe (+ 4,2 %).

Trotz des Bevölkerungszuwachses im Stadt- und Landkreis wird die Bevölkerung im Zuge der demografischen Entwicklung immer älter. Bis zum Jahr 2035 könnte das Durchschnittsalter der Heilbronner Bevölkerung im Stadtkreis von 42,4 im Jahr 2019 auf 44,7 Jahre ansteigen, im Landkreis von 43,4 im Jahr 2019 auf 46,1 Jahre. Ein Blick auf die relative Bevölkerungspyramide zeigt, dass dem zukünftig deutlich höheren Anteil an Personen über 65 Jahren weniger junge Menschen gegenüberstehen als früher: Die hohen Geburtenzahlen zwischen 1950 und 1970 nach Ende des Zweiten Weltkrieges führten zu einer vergleichsweise großen Generation, den sogenannten »Baby-Boomern«; diese werden in den nächsten Jahren ins Renteneintrittsalter kommen. Der Gesamtquotient, der angibt, wie viele Personen zwischen 20 und 65 Jahren 100 Personen unter 20 oder über 65 Jahren entgegenstehen, lag im Jahr 2019 im Stadtkreis Heilbronn bei 63,8 und wird nach den Ergebnissen der Vorausberechnung bis 2035 auf 79,3 steigen. Dies bedeutet, im Jahr 2019 standen 100 Personen im Alter zwischen 20 und 65 Jahren 63,8 Personen unter 20 oder über 65 gegenüber, im Jahr 2035 werden es bereits 79,3 Personen sein. Im Landkreis Heilbronn lag der Gesamtquotient im Jahr 2019 bei 64,4 Personen, im Jahr 2035 wird er bei 88,2 liegen (Schaubild 3 und 4, Tabelle 1).

Geburtenüberschuss im Landkreis und in der Stadt

Im Vergleich auf Kreisebene fällt auf, dass die Geburtenrate sowohl im Land- als auch im Stadtkreis deutlich über der durchschnittlichen Geburtenrate in Baden-Württemberg liegt; der Landesdurchschnitt lag im Jahr 2018 bei 1,58 Kindern je Frau. Im Landkreis Heilbronn betrug die Geburtenrate 1,7 und in der Stadt Heilbronn 1,67.

Der Land- und Stadtkreis Heilbronn konnten im Jahr 2018 ein – wenn auch leichtes – Geburtenplus verbuchen. Damit gehören der Land- und Stadtkreis Heilbronn zu den 15 der insgesamt 44 Land- und Stadtkreise in Baden-Württemberg, in denen im Jahr 2018 mehr Menschen geboren als gestorben sind.6

Im Landkreis Heilbronn wurden 126 Menschen mehr geboren als gestorben sind. Damit lag der Geburtensaldo bezogen auf 1 000 Einwohner im Landkreis bei + 0,4 Personen. Im Stadtkreis Heilbronn gab es elf Geborene mehr als Gestorbene. Das entspricht einem Geburtensaldo bezogen auf 1 000 Einwohner von + 0,09 Personen. Im Landesdurchschnitt sind im Jahr 2018 mehr Menschen gestorben als geboren: Das Geburtendefizit lag bei 2 215 Personen bzw. einem Geburtensaldo von – 0,2 Personen je 1 000 Einwohner im Land.

Kindertagesbetreuungsquote unter Landesdurchschnitt

Am 1. März 2019 wurden im Stadtkreis Heilbronn 981 Kinder unter 3 Jahren in Kindertageseinrichtungen oder in der Kindertagespflege7 betreut. Dies entspricht einem Anteil an allen Kindern dieser Altersgruppe von 24,3 %. Im Landkreis Heilbronn waren 2 797 bzw. 26,6 % der Kinder unter 3 Jahren in Kindertagesbetreuung. Folglich liegt die Betreuungsquote der unter 3-Jährigen sowohl im Stadt- als auch im Landkreis Heilbronn unter dem Landesdurchschnitt (29,5 %).

Eine Kindertageseinrichtung wie beispielsweise eine Kinderkrippe, einen Kindergarten oder eine altersgemischte Einrichtung, besuchten im Stadtkreis 23 % aller Kinder unter 3 Jahren, im Landkreis waren es 23,8 % aller Kinder dieser Altersgruppe. Im Landesdurchschnitt wurde ein Viertel aller Kinder unter 3 Jahren in einer Kindertageseinrichtung betreut.

Der Anteil der unter 3-Jährigen, die über Kindertagespflege, also von Tagesmüttern oder -vätern betreut werden, lag zum Stichtag 1. März 2019 im Stadtkreis Heilbronn bei 1,4 %, im Landkreis Heilbronn bei 2,8 %. In Baden-Württemberg insgesamt lag die Besuchsquote zum Stichtag bei 4,6 % und damit deutlich höher.

BIP des Landkreises Heilbronn mit überdurchschnittlichem Anstieg

Heilbronn ist ein bedeutender Wirtschaftsstandort in Baden-Württemberg und Sitz namhafter Unternehmen aus den Bereichen Fahrzeugbau, Maschinenbau, Lebensmitteleinzelhandel, Verpackungsindustrie und Elektrotechnik und zudem ein wichtiger Bankenstandort. Auch die Lage direkt am Neckar und die günstige Verkehrsanbindung an die Bundesautobahn A 81 machen Heilbronn zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort.

Das Bruttoinlandprodukt (BIP)8 lag im Jahr 2017 im Landkreis Heilbronn bei 16 903 Millionen (Mill.) Euro. Der Landkreis trägt damit 3,4 % zum BIP Baden-Württembergs bei, dieses lag im Jahr 2017 bei 495 149 Mill. Euro. Das BIP des Stadtkreises belief sich auf 6 570 Mill. Euro. Dies entspricht einem Anteil am BIP Baden-Württembergs in Höhe von 1,3 %.

Sowohl im Land- als auch im Stadtkreis Heilbronn ist das BIP im Zeitraum von 2000 bis 2017 gestiegen. Im Landkreis Heilbronn wurde über den genannten Zeitraum ein nahezu kontinuierlicher Anstieg verzeichnet, im Stadtkreis Heilbronn ist das BIP den Jahren 2002 und 2003 zunächst gesunken, um dann bis 2017 kontinuierlich anzusteigen. Während das Land zu Beginn des Jahrtausends noch stärker gewachsen ist als der Landkreis, hat der Landkreis 2003 das Land Baden-Württemberg sogar überholt. Insgesamt ist das BIP des Landkreises Heilbronn seit 2000 um 97,3 % gestiegen und damit deutlich stärker als der Landesschnitt (knapp 60 %). Im Stadtkreis fiel der Anstieg mit einem Plus von 23,6 % deutlich schwächer aus als im Landkreis (Schaubild 5).

Hohe Bedeutung des Produzierenden Gewerbes im Landkreis Heilbronn

Im Landkreis Heilbronn dominiert das Produzierende Gewerbe: In diesem Bereich wird mit einem Anteil von 55,2 % der Großteil der Bruttowertschöpfung9 des Landkreises Heilbronn erwirtschaftet (einschließlich Baugewerbe); im Land Baden-Württemberg lag dieser Anteil im Jahr 2017 bei 40,5 %. Es folgt der Bereich der Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister und dem Grundstücks- und Wohnungswesen mit einem Anteil von 18,8 % der Bruttowertschöpfung. Der Wirtschaftsbereich »Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation« erzielte 2017 16,1 % der Bruttowertschöpfung im Kreis. Anteilsmäßig weniger Bruttowertschöpfung wird im Bereich »Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte« erwirtschaftet (9,3 %). Mit 0,7 % macht der Bereich »Land- und Forstwirtschaft; Fischerei« nur einen kleinen Anteil an der Bruttowertschöpfung aus (Land: 0,5 %).

Im Stadtkreis Heilbronn verteilt sich die Bruttowertschöpfung relativ gleichmäßig auf die verschiedenen Wirtschaftsbereiche. Mit 27 % wurde etwas mehr als ein Viertel im Bereich des Produzierenden Gewerbes einschließlich Baugewerbe erwirtschaftet, 25,1 % im Bereich »Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation«. Auf die Bereiche »Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister; Grundstücks- und Wohnungswesen« sowie »Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte« entfielen jeweils 23,8 % der Bruttowertschöpfung (Schaubild 6).

Der Bedeutung der Wirtschaftsbereiche entsprechend waren im Landkreis Heilbronn nach den aktuellen Zahlen des Jahres 2019 47 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im für den Kreis mit Abstand bedeutendsten Wirtschaftsbereich, dem Produzierenden Gewerbe, tätig. Dies ist nicht verwunderlich, sind doch einige namhafte Unternehmen des Produzierenden Gewerbes im Landkreis Heilbronn angesiedelt wie zum Beispiel Audi in Neckarsulm, Bosch in Abstatt oder die Rheinmetall Automotive AG in Neckarsulm, um nur einige wenige zu nennen. 19,1 % der Beschäftigten im Landkreis arbeiteten im Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe, in den sonstigen Dienstleistungen10 33,3 % der Beschäftigten.

Im Stadtkreis Heilbronn waren 2019 24 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Produzierenden Gewerbe beschäftigt, 23,2 % im Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe. Im Bereich der sonstigen Dienstleistungen arbeiteten 52,5 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Ein wichtiger Arbeitgeber im Bereich sonstiger Dienstleistungen in Heilbronn ist unter anderem die SLK-Kliniken GmbH.

Die Arbeitslosenquote11 im Landkreis Heilbronn liegt unter dem Landesdurchschnitt. Im Jahr 2019 hatten im Landkreis Heilbronn 5 696 Personen bzw. 2,8 % der zivilen Erwerbspersonen keine Arbeit, in Baden-Württemberg lag die Arbeitslosenquote 2019 bei 3,2 % und damit etwas höher. Im Stadtkreis Heilbronn waren 3 376 Menschen arbeitslos, das entspricht einer Arbeitslosenquote von 4,7 %. Im Vergleich der Stadt- und Landkreise des Landes zeigt sich, dass alle Stadtkreise Baden-Württembergs eine vergleichsweise hohe Arbeitslosenquote aufweisen, die höchste in Pforzheim mit 5,6 %. Eine Ursache hierfür dürfte sein, dass in den Stadtkreisen vergleichsweise viele Einwohnerinnen und Einwohner mit ausländischer Staatsangehörigkeit leben, die generell einem höheren Arbeitslosigkeitsrisiko ausgesetzt sind.

Stadtkreis Heilbronn mit positivem Pendlersaldo

Der Stadtkreis Heilbronn ist im Landesentwicklungsplan als Verdichtungsraum ausgewiesen.12 Verdichtungsräume sind großflächige Gebiete mit stark überdurchschnittlicher Siedlungsverdichtung und intensiver innerer Verflechtung. Ein Teil des Landkreises Heilbronn ist als sogenannte »Randzone um den Verdichtungsraum« gekennzeichnet, ein Teil als »Ländlicher Raum im engeren Sinne«.

Verdichtungsräume sind in der Regel durch eine höhere Binnenpendelintensität13 ausgezeichnet, das heißt, dass ein bedeutender Teil der Beschäftigten in derselben Gemeinde arbeitet, in der er auch wohnt. Die Auspendelintensität ist entsprechend geringer als in ländlichen Gebieten. Im Stadtkreis Heilbronn gibt es folglich deutlich mehr Ein- als Auspendler. Im Jahr 2019 pendelten 44 956 Personen ein, die Zahl der Auspendler lag bei 27 664 Personen (+ 17 292). Mit 59 187 Ein- und 66 346 Auspendlern fiel der Pendlersaldo im Landkreis Heilbronn hingegen negativ aus (– 7 159). Setzt man die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort ins Verhältnis zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Wohnort, erhält man ein Maß für die Ausstattung an Arbeitsplätzen in einem Gebiet. Im Verdichtungsraum Stadtkreis Heilbronn liegt dieser Wert bei 1,32; das bedeutet, dass ein Teil der Arbeitsplätze im Stadtkreis Heilbronn mit Einpendlern aus anderen Kreisen besetzt werden muss. Im Landkreis Heilbronn lag dieser Wert bei 0,95. Hier liegt eine quantitative Unterausstattung an Arbeitsplätzen vor, das heißt, ein Teil der Beschäftigten ist gezwungen, außerhalb der Kreisgrenze einer Arbeit nachzugehen.

Weinbau von hohem Stellenwert

Das Landschaftsbild im Heilbronner Land wird neben dem Neckar hauptsächlich vom Weinanbau bestimmt. So schrieb schon der Dichter Friedrich Hölderlin, der im Jahre 1770 in der Stadt Lauffen am Neckar geboren wurde, über seine Heimat:

Seliges Land! Kein Hügel in dir wächst ohne den Weinstock.

Das Neckartal rund um Heilbronn bietet ein optimales mildes Klima für das Gedeihen der Reben. Fruchtbare Muschelkalk- und Keuperböden, vergleichsweise milde Winter und viele Sonnenstunden lassen auch weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte Weine gedeihen.

Im Jahr 2019 wurden im Stadtkreis Heilbronn auf einer Fläche von 509 Hektar (ha) Keltertrauben angebaut. Im Vergleich der Stadtkreise war die Anbaufläche nur in Freiburg im Breisgau größer (710 ha). Im Landkreis Heilbronn lag die Größe der mit Keltertrauben bestockten Rebfläche im Jahr 2019 bei 5 567 ha. Dies entspricht einem Anteil an der gesamten Rebfläche mit Keltertrauben in Baden-Württemberg von 20,4 % (27 263 ha). Im Vergleich der baden-württembergischen Stadt- und Landkreise nimmt der Landkreis Heilbronn somit knapp hinter dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald eine Spitzenstellung ein. Hier waren 5 633 ha Rebfläche mit Keltertrauben bestockt.

Im Land- und Stadtkreis Heilbronn werden verstärkt rote Rebsorten angebaut. Im Landkreis lag der Anteil roter Keltertrauben bei 68,8 %, der Anteil weißer Keltertrauben entsprechend bei 31,1 % (3 830 ha bzw. 1 732 ha). Im Stadtkreis waren mit 335 ha knapp 66 % der Fläche mit roten, 174 ha bzw. 34,2 % der Fläche mit weißen Rebsorten bestockt. Die beliebtesten roten Rebsorten sind der Trollinger einschließlich Muskattrollinger, der Lemberger sowie der Schwarzriesling. Die mit Abstand beliebteste weiße Rebsorte ist der Riesling.

Die wichtigste Rebsorte im Landkreis Heilbronn, gemessen an der Rebfläche, war 2019 der Riesling. Auf einer Fläche von 1 129 ha wurden im Landkreis Rieslingtrauben angebaut. Dies entspricht einem Anteil an der gesamten Rebfläche (5 564 ha) im Landkreis von 20,3 %. Mit einer Rebfläche von 813 ha ist Brackenheim die anbaustärkste Gemeinde im Landkreis Heilbronn. Die wichtigste Rebsorte ist hier der Lemberger, der in Brackenheim auf einer Rebfläche von 207 ha angebaut wird. Von großer Bedeutung für den Anbau des Schwarzrieslings ist insbesondere die Stadt Lauffen am Neckar. In der »Hauptstadt des Schwarzrieslings« wurden im Jahr 2019 auf 306 ha Schwarzrieslingreben angebaut, die gesamte Rebfläche der Gemeinde Lauffen am Neckar umfasst 591 ha. Die drittgrößte Weinbaugemeinde im Landkreis Heilbronn ist Weinsberg mit 412 ha Rebfläche. Die wichtigste Rebsorte ist hier der Riesling (96 ha).

In der Stadt Heilbronn dominiert der Anbau des Trollingers. Im Jahr 2019 waren im Stadtkreis 139 ha Fläche mit Trollingerreben bepflanzt. Das entspricht einem Anteil an der gesamten mit Keltertrauben bestockten Rebfläche im Stadtkreis von 27,3 % (Tabelle 2).

Fazit

Im nördlichen Baden-Württemberg liegt das Heilbronner Land, durchzogen vom Neckar, der auf der Baar entspringt und in Mannheim in den Rhein mündet. Nicht zuletzt aufgrund der Nähe zur Wasserstraße Neckar ist Heilbronn ein attraktiver Wirtschaftsstandort, der auch Pendler aus den angrenzenden Landkreisen anzieht.

An den sonnigen Hängen entlang des Neckartals gedeihen über die Landesgrenzen hinaus bekannte Weine.

Durch Wanderungsgewinne und Geburtenüberschüsse konnten der Stadt- und Landkreis Heilbronn in den letzten 50 Jahren ein Bevölkerungswachstum verbuchen, welches auch in den nächsten Jahren anhalten dürfte. Das Heilbronner Land ist auch für Familien attraktiv: Die Geburtenrate liegt sowohl im Stadt- als auch im Landkreis deutlich über dem Landesschnitt.