:: 12/2020

Im Schuljahr 2030/31 ist mit gut 1,61 Millionen Schülerinnen und Schülern zu rechnen

Aktualisierte Vorausberechnung der Schüler- und Schulabschlusszahlen für allgemeinbildende und berufliche Schulen in Baden-Württemberg

Bis zum Schuljahr 2030/31 ist mit einem Anstieg der Schülerzahl an öffentlichen und privaten allgemeinbildenden Schulen im Land um rund 11 % auf 1,221 Millionen (Mill.) Schülerinnen und Schüler zu rechnen. Je nach Schulart wird die Entwicklung unterschiedlich verlaufen. An Grundschulen dürfte der Anstieg der Schülerzahl im Schuljahr 2028/29 den Höhepunkt erreichen, wogegen an den weiterführenden Schulen in den nächsten Jahren zum Teil zunächst noch sinkende Schülerzahlen zu erwarten sind, bevor auch sie wieder zulegen. An den öffentlichen und privaten beruflichen Schulen dürfte die Trendwende zu einer wieder ansteigenden Schülerzahl erst in der 2. Hälfte des vor uns liegenden Jahrzehnts stattfinden. Mit 391 700 läge ihre Schülerzahl im Schuljahr 2030/31 aber immer noch gut 5 % unter dem Stand des Schuljahrs 2019/20. Der mittlere Abschluss wird bis 2030 der am häufigsten erworbene Bildungsabschluss bleiben.

Vorausberechnungen der Schüler- und Schulabschlusszahlen sind wichtige Planungsgrundlagen für die Bildungspolitik, aber zum Beispiel auch für die Akteure auf dem Ausbildungsstellenmarkt. Daher sollten diese möglichst aktuell sein und ein hinreichend zuverlässiges Bild der künftigen Entwicklung zeichnen. Allerdings können sowohl bildungspolitische Entscheidungen als auch Änderungen in den Rahmenbedingungen die Entwicklung der Schüler- und Schulabschlusszahlen innerhalb kurzer Zeit spürbar beeinflussen. Um diesen Unwägbarkeiten Rechnung zu tragen, aktualisiert das Statistische Landesamt Baden-Württemberg bereits seit dem Jahr 2014 jährlich diese Vorausberechnungen.

Eine besondere Herausforderung für die hier vorgelegte Vorausberechnung war die Abschätzung des Einflusses, den die Auswirkungen der »Corona-Krise« auf die kurz- und mittelfristige Entwicklung der Schülerzahlen haben kann. Durch entsprechende Annahmen wurde versucht, die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie in das dieser Vorausrechnung zugrundeliegende Simulationsmodell einzubeziehen.1

Ausgangspunkt für die Vorausberechnung der Schüler- und Schulabschlusszahlen ist – neben den Ergebnissen der amtlichen Schulstatistik für das Schuljahr 2019/20 – die Einschätzung der weiteren Bevölkerungsentwicklung. Hierfür wird wieder die Hauptvariante der aktuellen Bevölkerungsvorausrechnung des Statistischen Landesamts verwendet.2

Höhepunkt der Schülerzahl an Grundschulen im Schuljahr 2028/29 erwartet

An den öffentlichen und privaten allgemeinbildenden Schulen wurden im Schuljahr 2019/20 gut 1,098 Mill. Schülerinnen und Schüler unterrichtet.3 Dies waren knapp 2 900 weniger als im Schuljahr zuvor. Damit war die in der letzten Vorausberechnung4 beschriebene Trendwende in der Entwicklung der Schülerzahlen vorerst noch ausgeblieben. Diese wird nun im laufenden Schuljahr 2020/21 erwartet. Die Schülerzahl würde demnach leicht auf 1,099 Mill. ansteigen. Für das Schuljahr 2030/31 erreicht die Vorausberechnung bei einem anhaltenden Anstieg der Schülerzahl den Wert von annähernd 1,221 Mill. Schülerinnen und Schülern (Tabelle 1). Dies wären rund 11 % mehr als im Schuljahr 2019/20.

Die öffentlichen und privaten Grundschulen5 verzeichnen bereits seit dem Schuljahr 2014/15 eine Zunahme der Schülerzahl. Diese dürfte bis zum Schuljahr 2028/29 anhalten. Danach werden schwächer besetzte Elternjahrgänge voraussichtlich zu einem leichten Rückgang der Schülerzahl führen. Für den Höhepunkt der Entwicklung im Schuljahr 2028/29 ergibt die Vorausberechnung die Zahl von 431 700 Grundschülerinnen und -schülern, die 13 % über dem Wert des Schuljahres 2019/20 liegt. Danach wird bis zum Schuljahr 2030/31 ein leichter Rückgang auf 430 000 Schülerinnen und Schüler erwartet.

Trendwende an den weiterführenden Schularten steht bevor

An den auf der Grundschule aufbauenden Schularten führt die aktuelle Vorausberechnung nach einem weiteren leichten Rückgang ab dem Schuljahr 2022/23 zu einem Anstieg der Schülerzahlen. Je nach Schulart treten allerdings deutliche Unterschiede auf (Schaubild 1).

Der Rückgang der Schülerzahl an öffentlichen und privaten Werkreal- und Hauptschulen wird sich wohl bis zum Schuljahr 2022/23 fortsetzen. Sie würde demnach von rund 48 500 im Schuljahr 2019/20 um 12 % auf 42 700 absinken. Der Anteil der Werkreal- und Hauptschulen an den Übergängen von der Grundschule auf eine weiterführende Schule hat sich in den letzten Jahren allerdings stabilisiert und lag im Schuljahr 2019/20 zum vierten Mal nacheinander bei einem Wert knapp unter 6 %. Daher dürfte der in den vergangenen Jahren zu beobachtende Anstieg der Geburtenzahlen auch in dieser Schulart mittelfristig wieder für eine Zunahme der Schülerzahl sorgen. Für das Schuljahr 2030/31 ergibt die Vorausberechnung 47 400 Schülerinnen und Schüler. Damit hätte die Schülerzahl der Werkreal- und Hauptschulen fast wieder das Niveau des Schuljahrs 2019/20 erreicht.

Seit dem Schuljahr 2010/11 sinken die Schülerzahlen an öffentlichen und privaten Realschulen. Diese Tendenz dürfte bis zum Schuljahr 2021/22 anhalten, in dem 209 400 Schülerinnen und Schüler erwartet werden. Dies wären knapp 2 % weniger als die fast 213 000 Schülerinnen und Schüler im Schuljahr 2019/20. Die Übergangsquote von der Grundschule auf die Realschule wich in diesem Schuljahr mit 34,7 % nur geringfügig von der Vorjahresquote von 34,9 % ab. Stärker besetzte Altersjahrgänge lassen aber in den Folgejahren einen deutlichen Zuwachs der Schülerzahl über das Niveau des Schuljahres 2019/20 hinaus erwarten. Im Schuljahr 2030/31 könnte die Schülerzahl bei 234 000 liegen. Sie wäre damit fast 10 % höher als im Schuljahr 2019/20.

Nach dem Übergang vom 9-jährigen auf den 8-jährigen Bildungsgang im Schuljahr 2012/13 ist die Schülerzahl der öffentlichen und privaten Gymnasien bis zum Schuljahr 2019/20 kontinuierlich von knapp 318 400 auf rund 294 200 zurückgegangen. Damit dürfte der Tiefpunkt erreicht sein. Obwohl die Gymnasien im Schuljahr 2019/20 mit 43,3 % dieselbe Übergangsquote von der Grundschule verzeichneten wie im Vorjahr, was der niedrigste Wert seit Aufhebung der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung im Schuljahr 2012/13 ist, ist in den kommenden Schuljahren demografisch bedingt mit steigenden Schülerzahlen zu rechnen. So könnte die Schülerzahl bis zum Schuljahr 2030/31 wieder auf 324 900 ansteigen. Dann wäre sie gut 10 % höher als im Schuljahr 2019/20.

Bei den an einigen Standorten noch im Aufbau befindlichen Gemeinschaftsschulen könnte die Schülerzahl von rund 82 400 im Schuljahr 2019/20 bis zum Schuljahr 2030/31 kontinuierlich auf 94 000 zunehmen. Dies würde einem Zuwachs von 14 % entsprechen. Der Anteil der Übergänge von der Grundschule auf die Gemeinschaftsschule liegt bereits seit dem Schuljahr 2015/16 recht konstant bei Werten um 13 %. Neben dem »Aufwachsen« von Gemeinschaftsschulen, an denen im Schuljahr 2019/20 noch nicht alle Klassenstufen vorhanden waren, ist somit auch hier die demografische Entwicklung Hauptgrund für den Anstieg der Schülerzahl.

Auch die Schülerzahlen der Freien Waldorfschulen und der drei öffentlichen Schulen besonderer Art dürften durch stärker besetzte Geburtsjahrgänge bis zum Schuljahr 2030/31 ansteigen. Bei den Freien Waldorfschulen könnte die Schülerzahl von gut 23 100 im Schuljahr 2019/20 bis 2030/31 auf 26 800 zulegen und bei den Schulen besonderer Art von 4 000 auf 4 400.

Weiterer Anstieg der Kinder und Jugendlichen mit Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot

Mit rund 8 900 blieb die Zahl der Schülerinnen und Schüler mit Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot, die an einer allgemeinen Schule inklusiv unterrichtet wurden, im Vergleich zum Vorjahr nahezu konstant. Dagegen erhöhte sich die Schülerzahl der Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) um etwas mehr als 1 300 auf 51 900. Der seit dem Schuljahr 2013/14 zu beobachtende Trend einer zunehmenden Zahl von Kindern und Jugendlichen mit Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot hielt somit weiter an. Sie lag mit 60 800 im Schuljahr 2019/20 um knapp 16 % über dem 2012/13 verzeichneten Wert.

Die Vorausberechnung geht auch für die nächsten Jahre noch von einer leichten Zunahme des Anteils der Kinder und Jugendlichen mit Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot aus.6 Zusammen mit der erwarteten demografischen Entwicklung ergibt diese Annahme einen bis zum Schuljahr 2030/31 anhaltenden Anstieg der Schülerzahl der SBBZ auf 59 200. Damit läge sie um 14 % über Wert des Schuljahres 2019/20. Die Zahl der an allgemeinen Schulen inklusiv unterrichteten Schülerinnen und Schüler könnte bis dahin auf 10 900 zunehmen.

In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts wieder steigende Schülerzahlen an beruflichen Schulen

An den öffentlichen und privaten beruflichen Schulen7 in Baden-Württemberg wurden im Schuljahr 2019/20 rund 413 000 Schülerinnen und Schüler unterrichtet, 4 100 weniger als im vorangegangenen Schuljahr. Dieser Trend rückläufiger Schülerzahlen aufgrund schwächer besetzter Altersjahrgänge dürfte an den öffentlichen und privaten beruflichen Schulen voraussichtlich noch bis zum Schuljahr 2026/27 anhalten, für das die Vorausberechnung 386 600 Schülerinnen und Schüler ergibt. Dies wären gut 6 % weniger als im Schuljahr 2019/20. In den Schuljahren ab 2027/28 wird der Anstieg der Geburtenzahl auch an beruflichen Schulen spürbar werden. Bis zum Schuljahr 2030/31 könnte die Schülerzahl daher wieder auf 391 700 zunehmen: Damit läge sie immer noch gut 5 % unter dem Wert des Schuljahrs 2019/20.

An den öffentlichen und privaten Teilzeit-Berufsschulen des dualen Ausbildungssystems lag die Schülerzahl im Schuljahr 2019/20 mit 192 400 nur wenig unter dem Vorjahreswert. Durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die wirtschaftliche Lage der Unternehmen in Baden-Württemberg wird mit einem deutlichen Rückgang der Neuabschlüsse von Ausbildungsverträgen im Jahr 2020 gerechnet.8 Die Schülerzahl könnte somit im Schuljahr 2020/21 deutlich auf 186 000 absinken. Auch wenn man von einer baldigen Erholung der Wirtschaft und demzufolge von einer verbesserten Lage auf dem Ausbildungsmarkt ausgeht, wird die geringe Zahl an Neuabschlüssen 2020 bis zum Schuljahr 2022/23 zu einem weiteren Rückgang der Schülerzahl auf 184 200 führen. Grundsätzlich dürften schwächer besetzte Geburtsjahrgänge bis zum Schuljahr 2026/27, in dem mit 182 500 Schülerinnen und Schülern gerechnet wird, für sinkende Schülerzahlen an den Berufsschulen sorgen. Erst danach werden wieder stärker besetzte Geburtsjahrgänge bis zum Schuljahr 2030/31 einen Wiederanstieg auf 184 700 Schülerinnen und Schüler zur Folge haben (Tabelle 2).

Vergleichbare Tendenzen an beruflichen Gymnasien und Berufskollegs

Die beruflichen Gymnasien hatten im Schuljahr 2015/16 mit fast 66 700 Schülerinnen und Schülern ihre bisher höchste Schülerzahl erreicht. Bis zum Schuljahr 2019/20 war diese wieder auf 60 100 zurückgegangen. Auch wenn sich ein Teil der Jugendlichen nach Erwerb eines mittleren Abschlusses für den Besuch eines beruflichen Gymnasiums anstelle einer dualen Ausbildung entscheidet, wird sich dieser Rückgang wohl bis zum Schuljahr 2025/26 fortsetzen, für das die Vorausberechnung 54 900 Schülerinnen und Schüler an den öffentlichen und privaten Einrichtungen ausweist. Anschließend könnte die Schülerzahl der beruflichen Gymnasien bis zum Schuljahr 2030/31 wieder leicht auf 55 500 zulegen (Schaubild 2).

Die Berufskollegs bauen wie die beruflichen Gymnasien überwiegend auf dem mittleren Bildungsabschluss auf. An den öffentlichen und privaten Berufskollegs wurde im Schuljahr 2014/15 mit 64 400 Schülerinnen und Schülern der bisherige Höchststand erreicht. Im Schuljahr 2019/20 ergab die amtliche Schulstatistik für sie eine Schülerzahl von etwas weniger als 57 700. Durch das »Ausweichen« von Jugendlichen, die keinen passenden dualen Ausbildungsplatz gefunden haben, könnte dieser rückläufige Trend im Schuljahr 2020/21 kurzfristig unterbrochen werden und die Schülerzahl geringfügig auf 57 800 ansteigen. Danach dürfte sich der Rückgang jedoch bis zum Schuljahr 2025/26 weiter fortsetzen. Dann werden 52 700 Schülerinnen und Schüler an den Berufskollegs im Land erwartet. Für die folgenden Schuljahre ergibt die Vorausberechnung bis 2030/31 eine Zunahme auf 53 200 Schülerinnen und Schüler.

Neuordnung in der Berufsvorbereitung beeinflusst die Entwicklung an Berufsfachschulen

An den öffentlichen und privaten Berufsfachschulen war die Schülerzahl im Schuljahr 2019/20 mit 54 900 um 1 100 Schülerinnen und Schüler höher als im vorigen Schuljahr. Ursache für diesen Anstieg waren hauptsächlich die gestiegene Nachfrage nach einer Ausbildung im Bereich der Altenpflege und der Ausbau der dualen Ausbildungsvorbereitung, die im Rahmen der Neuordnung der ausbildungsvorbereitenden Bildungsgänge in den nächsten Jahren die Regelform des Vorqualifizierungsjahrs Arbeit/Beruf (VAB) und das Berufseinstiegsjahr (BEJ) ersetzen soll. Zusammen mit der aktuell aufgrund der Auswirkungen der Pandemie auf den Ausbildungsstellenmarkt zu erwartenden Umorientierung von Jugendlichen mit Hauptschulabschluss dürften diese Entwicklungen auch in den kommenden beiden Schuljahren bis 2021/22 für eine höhere Schülerzahl der Berufsfachschulen von 60 400 sorgen. Im Anschluss daran werden die demografischen Rahmenbedingungen bis zum Schuljahr 2025/26 voraussichtlich zu einem Rückgang der Schülerzahl auf 56 400 führen, bevor sie im weiteren Verlauf bis 2030/31 einen Anstieg auf 58 300 Schülerinnen und Schüler bewirken. Damit wird die Schülerzahl an den Berufsfachschulen durch die Integration bisher außerhalb dieser Schulart angesiedelter Bildungsgänge deutlich über dem aktuellen Stand liegen.

Fachschulen richten sich als Einrichtungen der beruflichen Weiterbildung vorrangig an Personen, die bereits über Berufserfahrung verfügen. Seit dem Schuljahr 2013/14, in dem 21 300 Weiterbildungswillige die öffentlichen und privaten Fachschulen besuchten ist deren Schülerzahl bis zum Schuljahr 2019/20 kontinuierlich auf gut 19 000 gesunken. Dieser Trend dürfte sich bis zum Ende des Vorausberechnungszeitraums im Schuljahr 2030/31 fortsetzen, für das 16 800 Schülerinnen und Schüler erwartet werden.

Die Ausbildung in nicht akademischen Gesundheitsberufen (zum Beispiel in den Bereichen Entbindungspflege, Physiotherapie, Ergotherapie) findet in Baden-Württemberg an den Schulen für Berufe des Gesundheitswesens statt. Hier wurden im Schuljahr 2019/20 gut 20 100 Auszubildende unterrichtet. Damit wurde erstmals die Schwelle von 20 000 Auszubildenden überschritten. Der Anstieg der Schülerzahl auf dann 20 700 könnte sich noch bis 2021/22 fortsetzen, bevor die demografische Entwicklung auch an diesen Schulen zu einem Rückgang führt. Ab 2024/25 dürfte die Schülerzahl bei Werten um 19 500 liegen. Inwiefern sich die Einführung der generalistischen Pflegeausbildung ab dem Schuljahr 2020/21 auf die Nachfrage nach einer entsprechenden Ausbildung auswirkt, ist derzeit noch nicht absehbar und bleibt daher (noch) außer Betracht. Die generalistische Pflegeausbildung führt die bisher getrennten Ausbildungsgänge für Altenpflege, Gesundheits- und Krankenpflege sowie Gesundheits- und Kinderkrankenpflege zusammen. Der schulische Teil der Altenpflegeausbildung fand bisher an Berufsfachschulen statt, der schulische Teil der anderen beiden Richtungen dagegen an Schulen für Berufe des Gesundheitswesens.

Die Zahl der Hochschulzugangsberechtigungen sinkt bis 2030 um 9 %

Die rückläufige Tendenz beim Erwerb von Hochschulreifezeugnissen hat sich im Jahr 2019 weiter fortgesetzt. Mit gut 49 100 lag ihre Zahl um knapp 2 100 unter dem Vorjahresniveau und um rund 4 200 unter dem 2015 erreichten Wert. In diesem Jahr war – mit Ausnahme des »doppelten« Abiturjahrgangs 2012 – die höchste Zahl an Hochschulreifen verzeichnet worden. Mit in den ersten Jahren etwas schwankendem Verlauf, der auf die Wiedereinführung des 9-jährigen Gymnasialbildungsgangs in den Schuljahren 2012/13 und 2013/14 an jeweils 22 öffentlichen und weiteren privaten Gymnasien zurückzuführen ist, wird sich diese rückläufige Entwicklung wohl bis zum Jahr 2027 und einer Absolventenzahl von 44 700 fortsetzen. Danach wird bis 2030 mit einer Zunahme auf 45 300 Hochschulreifezeugnisse gerechnet. Fast ein Drittel der Absolventinnen und Absolventen wird dabei das Abitur an einer beruflichen Schule abgelegt haben (Tabelle 3).

Vor 5 bis 10 Jahren erwarben jährlich noch mehr als 20 000 Absolventinnen und Absolventen die Fachhochschulreife, fast ausschließlich an einer beruflichen Schule. Im Jahr 2019 waren es nur noch 16 400. Bis 2027 dürfte diese Zahl weiter auf 14 200 absinken und bis 2030 annähernd auf diesem Niveau verharren. Im Jahr 2030 würden insgesamt 59 600 Hochschulzugangsberechtigungen erworben werden. Das wären rund 9 % weniger als im Jahr 2019.

Mittlerer Bildungsabschluss behält die Spitzenposition

Gut 58 200 Absolventinnen und Absolventen hatten im Jahr 2019 einen mittleren Bildungsabschluss9 erreicht. Fast 13 % dieser Abschlüsse wurden an einer beruflichen Schule erworben. Insgesamt waren es 11 300 Absolventinnen und Absolventen weniger als 6 Jahre zuvor. Diese sinkende Tendenz dürfte im Wesentlichen bis 2025 anhalten und zu 53 300 Absolventinnen und Absolventen mit mittlerem Bildungsabschluss führen. In den Folgejahren bis 2030 ist dann mit einem Anstieg auf 54 400 Abschlüsse zu rechnen. Dennoch läge die Zahl der mittleren Bildungsabschlüsse um knapp 7 % unter dem Niveau des Jahres 2019.

In allen Jahren bis 2030 wird der mittlere Bildungsabschluss der am häufigsten erworbene bleiben. Nach einer gewissen Annäherung der Abschlusszahlen in den nächsten Jahren, dürfte er gegen Ende des Vorausberechnungszeitraums seine Position gegenüber der Hochschulreife wieder leicht ausbauen können (Schaubild 3).

Zahl der Hauptschulabschlüsse über dem aktuellen Niveau

Die Zahl der Hauptschulabschlüsse lag 2019 mit fast 23 900 nur wenig unter dem im Vorjahr verzeichneten Wert von 24 300. Gut 28 % der Absolventinnen und Absolventen hatten zuvor eine berufliche Schule besucht. Bis 2021 wird ein Anstieg auf 26 800 Hauptschulabschlüsse erwartet. Im Anschluss daran dürfte ihre Zahl bis 2025 auf 24 900 absinken. Danach könnte die Zahl der Absolventinnen und Absolventen mit Hauptschulabschluss wieder ansteigen und 2030 den Wert von 25 900 erreichen. Dies wären gut 8 % mehr als im Jahr 2019.

Die Zahl der Schulabgänge ohne Hauptschulabschluss ist im Jahr 2019 weiter auf unter 6 300 zurückgegangen. In den nächsten Jahren dürfte ihre Zahl bei rund 6 500 liegen, bevor sich bis 2030 aufgrund steigender Schülerzahlen ein mäßiger Anstieg auf 7 100 ergeben könnte. Diese Zahlen enthalten auch die hauptsächlich an Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren erworbene Abschlüsse in den Förderschwerpunkten »Lernen« sowie »Geistige Entwicklung«. Im Jahr 2019 wurden insgesamt rund 3 200 dieser Abschlüsse erworben, die somit etwas mehr als die Hälfte aller Abgänge ohne Hauptschulabschluss ausmachten.

Jährliche Aktualisierung bleibt notwendig

Die Vorausberechnung der Schüler- und Schulabschlusszahlen soll keine genaue Prognose der künftigen Entwicklung bis 2030 sein, sollte aber die Entwicklungslinien der kommenden Jahre aufzeigen und damit eine möglichst tragfähige Basis für Planungen im Bereich der schulischen Bildung liefern. In diesem Jahr steht die Vorausberechnung vor besonderen Herausforderungen. Es bleibt abzuwarten, wie die Eltern auf die Verlegung des Einschulungsstichtags reagieren und ob die hierzu getroffenen Annahmen die Realität einigermaßen treffen werden. Das gleiche gilt für die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die wirtschaftliche Entwicklung und das Ausbildungsplatzangebot sowie die damit zusammenhängenden Entscheidungen der Jugendlichen hinsichtlich ihrer Berufsausbildung. Diese Unsicherheiten lassen es geraten erscheinen, den seit 2014 bestehenden Rhythmus jährlicher Aktualisierungen der Vorausberechnung der Schüler- und Schulabschlusszahlen auch weiterhin fortzuführen.