:: 12/2020

Im statistischen Porträt: Der Landkreis Lörrach

Im Rahmen der Monatsheft-Reihe »Im statistischen Porträt« wird in dieser Ausgabe der Landkreis Lörrach vorgestellt. Basis dieser Analyse sind standortrelevante Daten und Indikatoren aus den Bereichen Bevölkerung, Wirtschaft, Arbeitsmarkt, Tourismus und Landwirtschaft. Der Landkreis Lörrach ist ein äußerst vielfältiger und wirtschaftlich starker Landkreis, nicht zuletzt aufgrund seiner besonderen geografischen Lage.

Lage im Dreiländereck Deutschland–Schweiz–Frankreich

Der Landkreis Lörrach liegt im äußersten Südwesten Baden-Württembergs im sogenannten »Drei-Länder-Eck«. Der Landkreis grenzt im Uhrzeigersinn an die Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald sowie Waldshut, im Süden grenzt der Landkreis unmittelbar an die Schweiz, im Westen an Frankreich. Ende des Jahres 2019 lebten im Landkreis Lörrach 228 736 Menschen auf einer Gebietsfläche von 80 667 Hektar (ha). Die Bevölkerungsdichte, welche die Einwohnerzahl zur Fläche ins Verhältnis setzt, lag demnach bei 284 Einwohner pro Quadratkilometer (km2). Die landesdurchschnittliche Bevölkerungsdichte lag im Jahr 2019 bei 311 Personen pro km2 und damit leicht über der Bevölkerungsdichte des Kreises Lörrach. Kreisstadt und gleichzeitig bevölkerungsreichste Stadt des gleichnamigen Landkreises ist Lörrach mit 49 291 Einwohnern, gefolgt von Rheinfelden mit 33 083 Einwohnern und Weil am Rhein (30 150 Einwohner).

Der Landkreis Lörrach ist gekennzeichnet durch eine abwechslungsreiche Landschaft. Die Kreisfläche von Lörrach hat Anteil an den Naturräumen Hochschwarzwald sowie dem Hochrheingebiet mit dem Gebirgszug Dinkelberg; im Westen des Kreises liegt das Markgräfler Hügelland. Die Markgräfler Rheinebene bildet die natürliche Grenze zu Frankreich. Der Fluss Wiese, der am Feldberg entspringt, erstreckt sich in südwestlicher Richtung vom Feldberg bis hin nach Basel. Der Bereich des Hochrhein- und Wiesentals ist vergleichsweise dicht besiedelt und industrialisiert, während die Tal- und Hochlagen des Schwarzwaldes eher dünn besiedelt und durch den Fremdenverkehr geprägt sind. Im Markgräflerland herrschen die optimalen Bedingungen für den Wein- und Obstanbau.

Mit einem Anteil von 50,3 % war im Jahr 2019 die Hälfte der gesamten Kreisfläche bewaldet. 33,9 % der Fläche wurde landwirtschaftlich genutzt,13 % der Fläche waren als Siedlungs- und Verkehrsfläche ausgewiesen.

Bevölkerungszuwachs in den letzten 50 Jahren geringer als im Land

In den vergangenen 50 Jahren ist die Bevölkerung im Landkreis Lörrach gewachsen. Nach den Ergebnissen der Volkszählung 1970 lebten zu diesem Zeitpunkt 190 903 Menschen im Landkreis Lörrach, Ende 2019 waren es 228 736. Dies entspricht einem Zuwachs von 19,8 %. In Baden-Württemberg fiel das Bevölkerungswachstum in den letzten 50 Jahren mit einem Plus von 24,8 % jedoch noch wesentlich stärker aus.

Die hohen Geburtenzahlen zwischen 1950 und 1970 nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges führten zu einer vergleichsweise großen Generation, den sogenannten »Baby-Boomern«. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der Bevölkerungsentwicklung des Landkreises Lörrach wider: Bis 1973 stieg die Bevölkerung im Kreis auf 196 278 Einwohner stetig an. Dem folgte ein leichter Rückgang der Einwohnerzahl, ehe rund um die Jahre des Mauerfalls 1989 und der Wiedervereinigung 1990 ein nahezu kontinuierlicher Anstieg bis heute einsetzte.1

Die Bevölkerungsentwicklung wird einerseits durch die natürliche Bevölkerungsbewegung, also Geburten und Sterbefälle, sowie andererseits durch die räumliche Bevölkerungsbewegung, den Wanderungen, bestimmt. Seit 1970 zogen mit einem Plus von 41 846 deutlich mehr Menschen in den Landkreis Lörrach als fort. Die höchsten Wanderungsgewinne wurden erwartungsgemäß in den Jahren 1989 (+ 3 441) und 1990 (+ 4 055) rund um die Wiedervereinigung erzielt; nach dem Fall der Mauer sind nicht wenige aus den neuen Bundesländern nach Baden-Württemberg gezogen. Auch im Jahr 2015 wurden vergleichsweise hohe Wanderungsgewinne erzielt: Es gab 3 406 mehr Zu- als Fortgezogene. Dies ist hauptsächlich auf die hohe Zuwanderung von Schutzsuchenden in diesem Jahr zurückzuführen.

Wanderungsverluste gab es in den Jahren 1974 bis 1978, unter anderem infolge der Rezession nach der Ölkrise 1973, sowie 1982 bis 1984 und im Jahr 2004. In allen anderen Jahren fiel der Wanderungssaldo im Landkreis Lörrach positiv aus.

Bevölkerungsvorausberechnung

Basierend auf den Ergebnissen der Bevölkerungsvorausberechnung mit Basisjahr 2017 zeigt sich, dass die Bevölkerung im Landkreis Lörrach bis zum Jahr 2035 um knapp 3 % auf 235 150 steigen könnte.2 Für die Gesamtbevölkerung von Baden-Württemberg wird bis zum Jahr 2035 ein Zuwachs von 3,1 % berechnet. Im Vergleich aller Stadt- und Landkreise in Baden-Württemberg liegt Lörrach bezüglich des zu erwartenden Bevölkerungswachstums im Mittelfeld. Die höchsten Zuwächse bis 2035 weisen der Stadtkreis Karlsruhe (+ 5,6 %), Mannheim (+ 4,8 %) sowie der Landkreis Tübingen (+ 4,7 %) auf, die geringsten Zuwächse der Landkreis Bodenseekreis und der Schwarzwald-Baar-Kreis mit jeweils 1,5 % (Schaubild 1).

Trotz des längerfristig zu erwartenden Bevölkerungszuwachses wird die Bevölkerung sowohl im Landkreis Lörrach als auch im Landesdurchschnitt immer älter. Bis zum Jahr 2035 könnte das Durchschnittsalter der Bevölkerung im Landkreis Lörrach von 43,7 Jahren auf 46,1 Jahre ansteigen, im gesamten Land von 43,4 auf 45,6 Jahre.

Eine Betrachtung nach Altersgruppen zeigt, dass insbesondere der Anteil der Personen ab 65 Jahren bis 2035 stark zunehmen wird. Fielen im Jahr 2019 noch 46 999 Personen bzw. 20,4 % der Bevölkerung im Landkreis in diese Altersgruppe, werden unter den Annahmen der Bevölkerungsvorausberechnung im Jahr 2035 bereits 27,8 % der Bevölkerung im Landkreis 65 Jahre und älter sein (65 255 Personen). Die umgekehrte Entwicklung kann entsprechend in der Altersgruppe von 20 bis unter 65 Jahren festgestellt werden. Im Jahr 2019 fielen im Landkreis Lörrach 59,3 % (136 597 Personen) in diese Altersgruppe, im Jahr 2035 wären es nur noch 53,1 % (124 831 Personen).

Der Gesamtquotient, der angibt, wie viele Personen zwischen 20 und 65 Jahren 100 Personen unter 20 und über 65 Jahren entgegenstehen, lag im Jahr 2019 im Landkreis Lörrach bei 67,5 und wird nach den Ergebnissen der Vorausberechnung bis zum Jahr 2035 auf 88,4 steigen. Dies bedeutet, im Jahr 2019 standen 100 Personen zwischen 20 und 65 Jahren 67,5 Personen unter 20 oder über 65 gegenüber, im Jahr 2035 werden es bereits 88,4 Personen sein. Im Land Baden-Württemberg lag der Gesamtquotient im Jahr 2019 bei 65 Personen, im Jahr 2035 wird er bei 83,1 liegen.

Die demografische Alterung, also die Verschiebung in der Altersstruktur zugunsten älterer und zulasten jüngerer Bevölkerungsgruppen, wird auch beim Blick auf die Bevölkerungspyramide ersichtlich. Die geometrische Figur, die sich aktuell ergibt, hat ihre breiteste Stelle bei den Geburtsjahrgängen zwischen 1955 und 1970, das heißt den derzeit 50- bis 65-Jährigen. Die hohen Geburtenzahlen nach Ende des Zweiten Weltkrieges führten zu einer vergleichsweise großen Generation. Diese sogenannten »Baby-Boomer« werden in den nächsten Jahren ins Renteneintrittsalter kommen. Ein Blick auf die Bevölkerungspyramide des Jahres 2035 veranschaulicht den demografischen Alterungsprozess der nächsten Jahre: die am stärksten besetzten Jahrgänge sind »nach oben gewandert« und liegen im Jahr 2035 nicht mehr in der Pyramidenmitte, sondern bereits relativ nahe an der Spitze der Bevölkerungspyramide, während die »Basis« bzw. die jüngeren Altersgruppen schwächer besetzt sind (Schaubild 3 und Tabelle 1).

Überdurchschnittliche Geburtenrate im Landkreis Lörrach

Im Kreisvergleich der Geburtenraten fällt auf, dass die Geburtenrate des Landkreises Lörrach im Jahr 2018 deutlich über der durchschnittlichen Geburtenrate im Land Baden-Württemberg liegt. So lag die durchschnittliche Kinderzahl je Frau im Landkreis Lörrach bei 1,7; im Landesdurchschnitt brachte eine Frau im selben Jahr 1,58 Kinder zur Welt.

Im Landkreis Lörrach sind im Jahr 2019 mehr Menschen gestorben als geboren: Das Geburtendefizit lag bei 129 Personen bzw. einem Geburtensaldo von – 0,56 Personen je 1 000 Einwohner im Landkreis. Damit setzt sich der Trend der letzten Jahre fort: Seit Beginn der 2000er-Jahre war der Geburtensaldo im Landkreis Lörrach durchweg negativ.

Auch auf Landesebene gab es im Jahr 2019 mehr Gestorbene als Geborene. Im Landesdurchschnitt lag das Geburtendefizit bei 2 597 Personen bzw. einem Geburtensaldo von – 0,2 Personen je 1 000 Einwohner. In den Jahren 2001 bis 2005 sowie im Jahr 2016 wurden mehr Menschen geboren als Menschen gestorben sind. Von 2006 bis 2015 und ab 2017 war der Geburtensaldo auch auf Landesebene negativ.

Kinderbetreuung durch Tagesmütter und -väter von hohem Stellenwert

Am 1. März 2020 wurden im Landkreis Lörrach 1 847 Kinder unter 3 Jahren in Kindertageseinrichtungen oder in der Kindertagespflege3 betreut. Folglich waren 27 % aller Kinder unter 3 Jahren in Betreuung. Im Landesdurchschnitt lag die Betreuungsquote mit 30 % (98 546 Kinder) über diesem Wert.

Eine Kindertageseinrichtung wie beispielsweise eine Kinderkrippe, einen Kindergarten oder eine altersgemischte Einrichtung besuchten im Landkreis Lörrach 19,3 % aller Kinder unter 3 Jahren. Im Landesdurchschnitt wurde rund ein Viertel aller Kinder dieser Altersgruppe in einer Kindertageseinrichtung betreut.

Die Betreuung von Kleinkindern durch Tagesmütter und -väter wird im Landkreis Lörrach hingegen überdurchschnittlich häufig in Anspruch genommen. Der Anteil der unter 3-Jährigen, die über die Kindertagespflege, also von Tagesmüttern oder -vätern betreut wurden, lag mit Stand 1. März 2020 bei 7,9 % und damit deutlich über dem landesweiten Durchschnitt (4,8 %).

Ausländeranteil liegt bei 15,4 %

Im Jahr 2019 lebten im Landkreis Lörrach 35 313 Personen mit nicht deutscher Staatsbürgerschaft. Mit einem Ausländeranteil von 15,4 % liegt der Landkreis im Vergleich aller Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs damit im Mittelfeld. Der landesdurchschnittliche Ausländeranteil lag Ende 2019 bei 15,9 %.

Die Betrachtung über einen längeren Zeitraum hinweg zeigt, dass der Ausländeranteil in den vergangenen 50 Jahren stetig gestiegen ist. Bei der Volkszählung 1970 wurden im Kreis Lörrach 14 399 Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit gezählt, das entspricht einem Anteil an der Gesamtbevölkerung des Landkreises von 7,5 % (Land: 7,2 %). Bis heute hat sich der Ausländeranteil etwas mehr als verdoppelt.

Lörracher im Schnitt 44 Jahre alt

Im Jahr 2019 lag das Durchschnittsalter im Landkreis Lörrach bei 44 Jahren (Baden-Würt­temberg: 43,6 Jahre). Knapp ein Viertel der Lörracher Bevölkerung war unter 25 Jahre alt, 24,1 % im Alter von 25 bis unter 45 Jahre, 30,4 % waren 45 bis unter 65 Jahre alt. Zur Altersgruppe 65 Jahre und älter zählten 20,5 % der Bewohner des Landkreises.

Die Frauen waren im Schnitt älter als die Männer: Das Durchschnittsalter der Frauen im Landkreis lag im Jahr 2019 bei 45,2 Jahren (Land: 44,9), das der Männer bei 42,8 Jahren (Land: 42,4 Jahre). Im Landkreis Lörrach waren 22,5 % der Frauen 65 Jahre und älter, bei den Männern waren es in dieser Altersgruppe 18,5 %.

Hohe Bedeutung des Produzierenden Gewerbes einschließlich Baugewerbe

Aufgrund der zentralen Lage des Landkreises Lörrach im Drei-Länder-Eck – angrenzend an Frankreich und an die Schweiz – bietet der Landkreis einen idealen Standort für Unternehmen. Die gute Verkehrsanbindung des Landkreises an europäische Autobahnen und den Schienenverkehr, an die Wasserstraße Rhein sowie die Nähe zum internationalen Flughafen Basel-Mülhausen-Freiburg sind wichtige Standortvorteile.

Das Bruttoinlandprodukt (BIP)4 lag im Jahr 2017 im Landkreis Lörrach bei 7 558 Millionen (Mill.) Euro. Der Landkreis trägt damit 1,5 % zum BIP Baden-Württembergs bei; dieses lag im Jahr 2017 bei 495 149 Mill. Euro (Schaubild 4).

Der anteilsmäßig größte Teil der Bruttowertschöpfung5 des Landkreises Lörrach wird im Bereich des Produzierenden Gewerbes einschließlich Baugewerbe erwirtschaftet. Auf diesen Wirtschaftsbereich entfielen 40,1 % der Bruttowertschöpfung des Jahres 2017. Im Landesdurchschnitt lag der Anteil des Pro­duzierenden Gewerbes an der Bruttowert­schöpfung auf vergleichbarem Niveau bei 40,5 % (Schaubild 5).

Auf den Bereich der »Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister« sowie das »Grundstücks- und Wohnungswesen« entfielen 21,4 % der Bruttowertschöpfung (Land: 22,8 %). Auf den Bereich »Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation« entfielen 19,4 %, im Land Baden-Württemberg 18,7 %.

Im Wirtschaftsbereich »Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte« wurden im Landkreis Lörrach 18,3 % der Bruttowertschöpfung erwirtschaftet, im Land Baden-Württemberg lag der Anteil dieses Bereiches im Jahr 2018 bei 17,5 %. Auf den Bereich »Land- und Forstwirtschaft; Fischerei« entfielen 0,7 % der gesamten Bruttowertschöpfung (Land: 0,5 %).

Nach den aktuellen Zahlen des Jahres 2019 waren 38 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Landkreis im Produzierenden Gewerbe tätig (Land: 35,8 %), 24,1 % im Bereich »Handel, Verkehr und Gastgewerbe« (Land: 20,0 %) und 37,2 % im Bereich der sonstigen Dienstleistungen6 (Land: 43,7 %).

Arbeitslosenquote im 3. Quartal 2020 bei 5,1 %

Die Arbeitslosenquote lag im Landkreis Lörrach im Jahr 2019 etwas über dem Landesdurchschnitt. Im Jahr 2019 hatten 4 404 Personen bzw. 3,4 % aller zivilen Erwerbspersonen keine Arbeit, in Baden-Württemberg lag die Arbeitslosenquote im Durchschnitt bei 3,2 %. Im Vergleich der Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs zeigt sich, dass in den neun Stadtkreisen des Landes die höchsten Arbeitslosenquoten registriert wurden, allen voran Pforzheim mit einer Arbeitslosenquote von 5,6 %. Den Stadtkreisen folgen die Landkreise Heidenheim mit einer Arbeitslosenquote von 3,8 %, Göppingen (3,5 %), der Rhein-Neckar-Kreis (3,5 %) sowie dann der Landkreis Lörrach.

Im 3. Quartal 2020 waren im Landkreis Lörrach 6 666 Menschen arbeitslos gemeldet, dies entspricht einer Arbeitslosenquote von 5,1 % (Baden-Württemberg: 4,6 %). Durch die Corona-Pandemie waren Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung insbesondere im 2. Quartal 2020 kräftig gestiegen7 (Schaubild 6).

Überdurchschnittliches Haushaltseinkommen

Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte im Landkreis Lörrach lag im Jahr 2017 bei 26 870 Euro je Einwohner. Lörrach steht damit an dritter Stelle im Land direkt hinter den Stadtkreisen Heilbronn (31 953 Euro je Einwohner) und Baden-Baden (31 018 Euro). Im Landesdurchschnitt lag das verfügbare Einkommen im Jahr 2017 bei 24 552 Euro und damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt (+ 8,5 %; 22 623 Euro). Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte (einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck) enthält die Einkommen aus Erwerbstätigkeit und Vermögen, die den inländischen privaten Haushalten zugeflossen sind, zuzüglich monetärer Sozialleistungen und sonstiger laufender Transfers, die die privaten Haushalte überwiegend seitens des Staates empfangen, abzüglich Einkommens- und Vermögenssteuern, Sozialbeiträge und sonstiger laufender Transfers.8

Die vergleichsweise hohen Einkommen im Landkreis Lörrach liegen sicherlich auch an der Nähe zur Schweiz und den engen wirtschaftlichen Beziehungen mit eben dieser begründet. In der Schweiz steht den Haushalten ein höheres Einkommen zur Verfügung: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes Schweiz lag das verfügbare Einkommen9 der Haushalte in der an den Landkreis Lörrach angrenzenden Großregion Nordwestschweiz, bestehend aus den drei Kantonen Basel-Stadt, Basel-Landschaft und Aargau, im Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2017 bei rund 83 505 Schweizer Franken und somit deutlich über dem verfügbaren Einkommen des Landes Baden-Württemberg. Das höhere Lohnniveau in der Schweiz macht das Land insbesondere in den grenznahen Gebieten für Pendler überaus interessant. Es ist davon auszugehen, dass nicht wenige Baden-Württemberger, die in den grenznahen Gebieten wohnen, in den Nachbarstaat auspendeln, um dort ihrer Arbeit nachzugehen.

Durchschnittlicher Pendlersaldo im Landkreis positiv

Zwischen dem Landkreis Lörrach und den umliegenden Regionen in Baden-Württemberg, aber vor allem in Richtung Schweiz und Frankreich, gibt es enge Verflechtungen der Arbeitsmärkte über Berufspendler. Auspendler sind sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, die im Landkreis wohnen, aber außerhalb des Kreises arbeiten. Berufseinpendler hingegen arbeiten im Kreis Lörrach, wohnen aber außerhalb des Kreises.

Ein Teil des Landkreises Lörrach ist im Landesentwicklungsplan10 als baden-württembergischer Teil des grenzüberschreitenden Verdichtungsraums »Lörrach/Weil« um Basel ausgewiesen; hierzu zählen insbesondere die grenznahen Gemeinden Binzen, Eimeldingen, Grenzach-Wyhlen, Inzlingen, Lörrach, Rheinfelden und Weil am Rhein. Verdichtungsräume sind im Landesentwicklungsplan definiert als großflächige Gebiete mit stark überdurchschnittlicher Siedlungsverdichtung und intensiver innerer Verflechtung. Verdichtungsräume sind in der Regel durch eine hohe Binnenpendelintensität ausgezeichnet,11 das heißt, dass ein bedeutender Teil der Beschäftigten in diesem Gebiet arbeitet und auch dort wohnt. Die Auspendelintensität ist entsprechend geringer als in ländlichen Gebieten. Einige Gemeinden des Landkreises Lörrach, vorwiegend im östlichen und westlichen Teils des Landkreises gelegen, werden der Randzone um den Verdichtungsraum zugeordnet, der nördliche Teil des Landkreises der Raumkategorie »Ländlicher Raum im engeren Sinne«. Diese beiden Raumkategorien sind durch eine höhere Auspendelintensität gekennzeichnet.

Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit pendelten im Jahr 2019 im gesamten Landkreis Lörrach 14 874 Personen berufsbedingt ein, die Zahl der Berufsauspendler lag bei 12 305. Der Pendlersaldo im Landkreis Lörrach insgesamt fiel demnach mit einem Plus von 2 569 Personen positiv aus. Eine derartige Betrachtung der Pendlerbewegungen im Landkreis als Ganzes ist jedoch nur bedingt aussagekräftig, da der Landkreis wie bereits erwähnt in verschiedene Raumkategorien aufgeteilt werden kann, die sich durch unterschiedliches Pendlerverhalten auszeichnen.

Aus der Berufspendlerrechnung12 stehen Informationen zu den Berufseinpendlern aus dem benachbarten Ausland zur Verfügung. Nach den aktuellsten Daten der Berufspendlerrechnung des Jahres 2017 pendelten 1 344 Personen mit Wohnort im benachbarten Frankreich in den Landkreis Lörrach ein. 286 Personen kamen im Jahr 2017 aus der Schweiz, um im Kreis Lörrach einer Arbeit nachzugehen. Daten zu Personen, die im Kreis Lörrach wohnen und in der Schweiz bzw. in Frankreich arbeiten, sind jedoch in der Berufspendlerrechnung mangels verfügbarer Daten nicht erfasst.

Tourismus: Hoher Anteil ausländischer Gäste

Während sich insbesondere das vordere Wiesental und das Hochrheingebiet durch eine höhere Siedlungs- und Industriedichte auszeichnen, spielt in der Oberrheinebene, dem Markgräflerland und in den Lagen des Hochschwarzwaldes der Tourismus eine bedeutende Rolle.

Im Jahr 2019 kamen 575 008 Übernachtungsgäste in den Landkreis Lörrach. Gegenüber dem Vorjahr ist das eine Zunahme von 7,2 %, in Baden-Württemberg gesamt nahm die Zahl der Übernachtungsgäste um 3,8 % gegenüber dem Vorjahr zu. Seit 2009 hat die Zahl der Gäste, die den Landkreis Lörrach besuchen, um überdurchschnittliche 52,9 % zugenommen, im Landesdurchschnitt stiegen die Besucherzahlen in den vergangenen 10 Jahren um 45 %.

Mit 28,6 % kam mehr als ein Viertel der Gäste, die im Jahr 2019 den Landkreis Lörrach besucht hatten, aus dem Ausland (Land: 23,3 %). Im Vergleich aller baden-württembergischen Stadt- und Landkreise liegt Lörrach bezogen auf den Anteil ausländischer Gäste auf dem siebten Platz nach dem Stadtkreis Baden-Baden (39,8 %), dem Ortenaukreis (37,6 %), Freiburg im Breisgau (31,2 %), Heidelberg (31 %), dem Kreis Breisgau-Hochschwarzwald (30,7 %) und dem Landkreis Waldshut (29,8 %).

Im Jahr 2019 wurden 1 352 353 Übernachtungen im Landkreis Lörrach gezählt. Im Vergleich zu 2009 ist die Zahl der Übernachtungen damit um 24,6 % gestiegen. Im Landesdurchschnitt nahmen die Übernachtungen in den vergangenen 10 Jahren deutlich stärker um 34,8 % zu. Im Schnitt blieben die Gäste im Jahr 2019 2,4 Tage im Landkreis, im Landesmittel lag die Verweildauer bei 2,5 Tagen.

Die bedeutendsten Weinbaugemeinden sind Efringen-Kirchen und Schliengen

Der Weinbau ist insbesondere im südwest- und westlichen Teil des Landkreises, im Markgräflerland, von Bedeutung. Inmitten der oberrheinischen Tiefebene gelegen herrscht hier ein ganzjährig mildes Klima, welches durch warme Südwestwinde und das Schwarzwaldgebirge als natürliche Barriere gegen kalte Winde begünstigt wird.

Im Jahr 2019 wurden im Landkreis Lörrach auf einer Fläche von 856 ha Keltertrauben angebaut. Mit einem Anteil von 63,2 % wurden verstärkt weiße Rebsorten angebaut (541 ha), 36,6 % bzw. 313 ha waren mit roten Keltertrauben bestockt. Die mit Abstand bedeutendsten Weinbaugemeinden im Landkreis Lörrach sind Efringen-Kirchen und Schliengen, gefolgt von Weil am Rhein, Kandern, Bad Bellingen, Fischingen und Binzen (Tabelle 2).

In der südwestlichsten Gemeinde Baden-Württembergs Efringen-Kirchen wurden auf 253 ha Trauben angebaut. Die anbaustärkste Rebsorte war die Gutedel-Rebe, ein Weißwein, der in Deutschland fast ausschließlich im Markgräflerland angebaut wird. Dieser nahm in Efringen-Kirchen eine Fläche von 97 ha ein.

In Schliengen wurde im Jahr 2019 eine Rebfläche von insgesamt 244 ha bewirtschaftet, die anbaustärkste Rebsorte war hier der Blaue Spätburgunder (91 ha), auch als Pinot Noir bekannt. Diese Rebsorte gedeiht am besten an südseitigen Standorten mit guter Bodenqualität.

Fazit

Wirtschaftspolitisch ist der Landkreis Lörrach angrenzend an Frankreich und die Schweiz günstig gelegen. Gute Verkehrsanbindungen und die Nähe zum Rhein als verkehrsreichste Wasserstraße Europas sorgen dafür, dass der Landkreis ein attraktiver Arbeits- und Wohnort und darüber hinaus attraktiver Unternehmensstandort ist.

In den Hochlagen des Schwarzwaldes spielt der Tourismus eine bedeutende Rolle: In den vergangenen 10 Jahren hat sich die Zahl der Übernachtungsgäste mehr als verdoppelt. Im Markgräflerland prägen Obstanlagen und Weinberge das Landschaftsbild.

Die Lörracher Bevölkerung ist in den vergangenen Jahrzehnten gewachsen, wenngleich weniger stark als im Landesdurchschnitt. Unter den Annahmen der Bevölkerungsvorausberechnung könnte die Lörracher Bevölkerung jedoch bis zum Jahr 2035 um 3 % ansteigen. Die Geburtenrate im Landkreis Lörrach liegt mit 1,7 Kindern je Frau deutlich über dem Landesdurchschnitt.

1 Der in Schaubild 1 ersichtliche »Einbruch« im Jahr 2011 ist methodisch bedingt. Zum Stichtag 09.05.2011 wurden im Zuge des Zensus 2011 aktuelle Einwohnerzahlen ermittelt, die niedriger ausfielen, als die Fortschreibung der Volkszählungsergebnisse erwarten ließ. Der Trend steigender Bevölkerungszahlen setzte sich dann auf neuer Datenbasis bis heute fort.

2 Mantinger, Mara: »Wachsen oder schrumpfen?«, in: »Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 9/2019«. Hier: Hauptvariante der Bevölkerungsvorausberechnung.

3 Öffentlich geförderte Kindertagespflege.

4 Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) beschreibt den Wert aller innerhalb eines Jahres in einem bestimmten Wirtschaftsgebiet produzierten Waren und Dienstleistungen, abzüglich der bei der Produktion verbrauchten Güter.

5 Die Bruttowertschöpfung gibt den Wert der wirtschaftlichen Leistung für die einzelnen Wirtschaftsbereiche an und umfasst somit grundsätzlich alle entgeltlich erzeugten Waren und Dienstleistungen.

6 Unter den Bereich »Sonstige Dienstleistungen« fallen gemäß der Klassifikation der Wirtschaftszweige WZ 2008 die Wirtschaftsabschnitte J–U.

7 Corona-Pandemie stürzt Südwestwirtschaft in die Rezession, in: Konjunktur Südwest, Ausgabe 2020/2.

8 Ergebnisse des Arbeitskreises VGRdL. Für weitere Informationen siehe Gurka, Nicole: »Einkommen der privaten Haushalte: Baden-Württemberg im EU-Vergleich«, in: »Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 1/2018«.

9 Datenquelle: Haushaltsbudgeterhebung (HABE) des Bundesamts für Statistik Schweiz. Das Ergebnis kann nur basierend auf einer zusammengelegten Stichprobe von 3 Jahren publiziert werden, weil die jährliche Stichprobe der HABE relativ klein ist. In der HABE werden private Organisationen ohne Erwerbszweck nicht berücksichtigt.

10 Der Landesentwicklungsplan 2002 ist unter dem folgenden Link zu finden: https://vm.baden-wuerttemberg.de/de/service/publikation/did/landesentwicklungsplan/ (Abruf: 28.10.2020). Die flächendeckende Gliederung des Landes in Raumkategorien nimmt auf großräumige Unterschiede in der Siedlungsstruktur Bezug und dient vorrangig landesplanerischen und raumordnerischen Zwecken.

11 Bremer, Patrick: »Volkswirtschaftliche Effekte des Berufspendelns«, in: »Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 12/2017«.

12 Datengrundlage der Berufspendlerrechnung sind die Statistiken der Bundesagentur für Arbeit, die Personalstandstatistik, der Mikrozensus und der Zensus 2011.