:: 2/2021

Statistisches Monatsheft Februar 2021

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

sind Großstädte als Wohnort für Familien unattraktiv? Seit der Jahrtausendwende hatten Städte für Zuziehende an Attraktivität gewonnen. In den letzten Jahren zeichnet sich allerdings eine Trendwende ab. Eine zunehmende Wohnungsknappheit und die damit verbundenen erheblich gestiegenen Wohnungskosten führen zu einem verstärkten Wegzug von Familien ins Umland der Großstädte. Hinzu kommt der Trend der Entkoppelung der Büroarbeit von einem festen Ort, der durch die Corona-Pandemie in ungeahnter Weise verstärkt und beschleunigt wurde. Vor diesem Hintergrund beschäftigen sich Werner Brachat-Schwarz und Marcel Böhm im Titelbeitrag dieses Monatsheftes mit der Abwanderung von Familien aus den Städten Baden-Württembergs mit mehr als 100 000 Einwohnerinnen und Einwohnern.

Durch die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie steht das Angebot der Kinderbetreuung unter besonderer Beobachtung. Aber auch ohne Pandemie-Bedingungen lohnt es sich Betreuungssituation in den Kindertageseinrichtungen zu betrachten. Während die Nachfrage nach Betreuungs- plätzen das Angebot übersteigt, ist die Anzahl der Personen im berufsfähigen Alter in Baden-Württemberg tendenziell rückläufig. Wer also betreut die wachsende Anzahl an KiTa- Kindern? Führt der enorme Personalzuwachs möglicherweise zu einem Qualitätsverlust bei der Betreuung? Diesen und weiteren Fragen geht Ronja Kitzenmaier in ihrem Beitrag zum Personalausbau in den Kindertageseinrichtungen nach.

Ich wünsche Ihnen viele neue Erkenntnisse für Ihre Arbeit.

Dr. Anke Rigbers, Präsidentin

Werden Großstädte für Familien immer unattraktiver?

Zur Abwanderung von Familien aus den Städten Baden-Württembergs mit mehr als 100 000 Einwohnern

»Das knappe Wohnungsangebot, steigende Mieten und Immobilienpreise dämpfen den zuletzt hohen Zuzug in die Großstädte. Die Ballungszentren bleiben zwar insbesondere für Studierende und Berufseinsteiger attraktiv. Familien bevorzugen dagegen zunehmend das Umland der Großstädte«, so das Fazit einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft aus dem Jahr 2019. Hinzu kommt der Trend der Entkoppelung der Büroarbeit von einem festen Ort, der durch die Pandemie in ungeahnter Weise verstärkt und beschleunigt wurde. Im Folgenden soll vor diesem Hintergrund der Fokus auf die Großstädte im Südwesten gerichtet und den Fragen nachgegangen werden, ob aus allen Städten mit mehr als 100 000 Einwohnern Familien weggezogen sind, ob es dabei Unterschiede zwischen der deutschen und der ausländischen Bevölkerung gibt und ob die Abwanderung nur das nähere Umland betrifft. Zuvor wird aber noch ein kurzer Überblick über das Wanderungsgeschehen innerhalb Baden-Württembergs seit 1990 gegeben.

Personalausbau in den Kindertageseinrichtungen – Wer betreut unsere Kinder?

Keine Betreuung ohne Personal

Die Anzahl an betreuten Kindern in Tageseinrichtungen (KiTa) wächst stetig. Laut Prognose wird sich diese Entwicklung auch in den nächsten Jahren fortsetzen. Während die Nachfrage nach Betreuungsplätzen das Angebot übersteigt, ist die Anzahl der Personen im berufsfähigen Alter in Baden-Württemberg tendenziell rückläufig. Wer also betreut die wachsende Anzahl an KiTa-Kindern? Führt der enorme Personalzuwachs möglicherweise zu einem Qualitätsverlust bei der Betreuung?

Auf dem Weg zu mehr Egalität? Die Entwicklung des Elterngeldbezugs von Vätern und Müttern in Baden-Württemberg

Mit der Einführung des Elterngeldes im Jahr 2007 wurden in Deutschland die Rahmenbedingungen dafür geschaffen, dass Mütter und Väter in den ersten Lebensmonaten ihres Kindes die Zeit für Familienarbeit und Erwerbsarbeit gemeinsam aufteilen können. Damit sollte das Elterngeld den Wünschen junger Eltern entgegenkommen: Immer mehr Paare wünschen, sich egalitär – das heißt zu möglichst gleichen Teilen – für die Kinderbetreuung und das Haushaltseinkommen zu sorgen.

Das Gastgewerbe in Baden-Württemberg im Coronajahr 2020

Wie werden sich die aktuellen Ereignisse auf die Zukunft der Branche im Land auswirken?

Das Gastgewerbe ist in Baden-Württemberg von nicht unerheblicher wirtschaftlicher Bedeutung. Immerhin zählten im Jahre 2018 rund 34 150 Rechtliche Einheiten mit insgesamt über 38 200 Niederlassungen zu dieser Branche, die knapp 335 000 Arbeitsplätze stellte und einen Umsatz von 12,7 Milliarden (Mrd.) Euro erwirtschaftete. Die konjunkturelle Lage entwickelte sich in den letzten Jahren durchaus positiv. Diese erfreuliche Entwicklung wurde allerdings durch die Corona-Pandemie jäh unterbrochen und führt seit März 2020 zu erheblichen Umsatzeinbrüchen und Beschäftigungsrückgängen im Gastgewerbe.

Im vorliegenden Beitrag wird eingangs die konjunkturelle Entwicklung des Gastgewerbes in den letzten Jahren und im von der Corona-Pandemie bestimmten Jahr 2020 dargestellt. Darüber hinaus beleuchtet der Beitrag die Strukturverhältnisse des heimischen Gastgewerbes im Jahr 2018, also zu einem Zeitpunkt vor der Corona-Pandemie, und liefert damit die Vergleichsbasis für spätere Analysen nach überstandener Pandemie.

Vor Corona: Verdienststrukturen 2018 in Baden-Württemberg – Teil 1

Insgesamt geringer Anteil an Niedriglöhnen, aber weiterhin starke Lohnspreizung

Angesichts der Corona-Pandemie und den damit verbundenen ökonomischen Einschränkungen sind es vor allem auch Wirtschaftsindikatoren, welche Aufschluss über die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland geben und auf die Politik und Öffentlichkeit den Blick richten. Neben Umsätzen, Auftragseingängen und anderen Indikatoren sind hier insbesondere auch die Verdienstzahlen von besonderem Interesse, da diese nicht nur Hinweise auf die wirtschaftliche Entwicklung geben – Stichwort Kurzarbeit, Beschäftigtenzahl, bezahlte Wochenarbeitszeit usw. – sondern sich direkt im Geldbeutel des Einzelnen bemerkbar machen und unmittelbare Auswirkungen auf das Leben und den Alltag der Menschen haben.

Die aktuellsten Verdienstentwicklungen können die im Herbst 2020 fertiggestellten und geprüften Ergebnisse der Verdienststrukturerhebung 2018 (VSE) zwar nicht liefern, aktuelle Daten zur Verdienstentwicklung erhebt die vierteljährliche Verdienststatistik, die jedoch nur eine begrenzte Merkmalsbreite bietet. Mit den Beschäftigtenzahlen und Bruttomonats- und -stundenverdiensten nach Wirtschaftszweig, Geschlecht, Alter, beruflicher Tätigkeit und Position, (Aus-)Bildungsabschluss, Dauer der Betriebszugehörigkeit, Arbeitszeitmodell, Tarifbindung und vielem mehr stellt die Verdienststrukturerhebung jedoch die momentan neuesten und umfangreichsten Informationen zu den Verdienststrukturen vor der Corona-Krise zur Verfügung, welche die amtliche Statistik zu bieten hat. Eine nähere Betrachtung lohnt sich also gleich in zweierlei Hinsicht. Einmal bietet die VSE 2018 für sich genommen interessante Erkenntnisse. So lässt sich zum Beispiel erst anhand der VSE-Daten der unbereinigte Gender Pay Gap berechnen. Zum anderen dienen die Ergebnisse als Referenzwerte für spätere Vergleiche der Verdienststrukturen vor, während und nach der Corona-Krise.

Der Fokus des Textes wird hierzu unter anderem auf die Struktur des Niedrig- und Mindestlohnbereichs gelegt. Denn gerade auch Beschäftigte mit niedrigen Einkommen und geringfügig Beschäftigte sind in der Regel weniger resilient gegenüber negativen ökonomischen Entwicklungen wie den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise sowie den Maßnahmen und Verordnungen zur Eindämmung der Pandemie, wie der zeitweisen Stilllegung ganzer Betriebe und dem massiven Anstieg von Kurzarbeit.

Landtagswahlen in Baden-Württemberg im Rückblick

Wie unterschieden sich Männer und Frauen, Jüngere und Ältere in ihrem Wahlverhalten?

Über viele Jahrzehnte herrschten bei Landtagswahlen in Baden-Württemberg relativ eindeutige Mehrheitsverhältnisse. Die CDU gewann über Jahre fast alle Erstmandate, erhielt den größten Anteil gültiger Stimmen und stellte unangefochten den Ministerpräsidenten. Doch seit der Landtagswahl im Jahr 2011 haben sich diese lange Zeit stabilen Machtverhältnisse nachhaltig verschoben. Seit zwei Legislaturperioden steht nun an der Spitze der baden-württembergischen Regierung ein Ministerpräsident der GRÜNEN, seit 2016 stellt die CDU nicht mehr die größte Fraktion im Landtag und mit der AfD zog eine neue Partei in das Landesparlament ein.

Am 14. März 2021 wird in Baden-Württemberg ein neuer Landtag gewählt und nach heutiger Lage ist offen, wie die Mehrheitsverhältnisse danach aussehen werden. In Anbetracht dieser Umbrüche lohnt sich ein genauerer Blick auf das Wahlverhalten der Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger in den letzten Jahrzehnten.

Im Blickpunkt: Die Stadt Wangen im Allgäu

In der Serie »Im Blickpunkt« steht dieses Mal die Stadt Wangen im Allgäu im Landkreis Ravensburg. Aus dem Landesinformationssystem Baden-Württemberg (LIS) lassen sich für Wangen wie für jede andere Gemeinde des Landes interessante Erkenntnisse zur Struktur und Entwicklung gewinnen. Besonders herausgehoben werden an dieser Stelle die Bevölkerungsentwicklung, die Wohn- und die Beschäftigtensituation.

Karte des Monats: Übergänge auf weiterführende Schulen sowie Anteil der Übergängerinnen und Übergänger mit Migrationshintergrund zum Schuljahr 2020/21 in den Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs

Mit der Karte des Monats werden regelmäßig besondere Themen kartografisch aufgegriffen.

Diese und viele weitere Karten stehen für Sie zum kostenlosen Download bereit oder können auf Wunsch auch als Poster in verschiedenen Größen bestellt werden.

Darüber hinaus bieten wir mit unserem interaktiven Kartenangebot auch die Möglichkeit, Karten verschiedener Themen der amtlichen Statistik nach eigenem Bedarf zusammenzustellen. Die interaktiven Karten greifen auf einen umfangreichen Datenpool für kartografische Analysen zurück. Sie sind ebenso in verschiedenen Dateiformaten zum kostenlosen Download verfügbar.

Gerne erstellen wir für Sie auch Karten auf Wunsch. Dazu steht uns das gesamte Datenangebot des Landesinformationssystems zur Verfügung. Wenden Sie sich für Ihre Bestellung oder weiterführende Informationen telefonisch oder per Mail an uns.