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Entwicklung der Erwerbstätigkeit in Stuttgart 2000 bis 2019

Teil 1: Besonderheiten im Vergleich zu Deutschland und den anderen kreisfreien Städten

Wirtschaft und Gesellschaft werden durch die Corona-Pandemie vor erhebliche Herausforderungen gestellt, die in dieser Form zuletzt im Zuge der Finanzkrise 2008 bis 2010 aufgetreten sind.1 Besonders betroffen war damals die Stadt Stuttgart, deren Erwerbstätigkeit in diesen Krisenjahren recht stark rückläufig war, sich danach jedoch rasch und nachhaltig erholen konnte. Im vorliegenden Beitrag wird die Entwicklung der Erwerbstätigkeit Stuttgarts im Zeitraum 2000 bis 2019 nachvollzogen, mit besonderem Blick auf die Auswirkungen der Finanzkrise. Außerdem wird die baden-württembergische Landeshauptstadt mit den kreisfreien Städten beziehungsweise Deutschland insgesamt verglichen. Datengrundlage sind die aktuellen Kreisergebnisse der Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder, die allerdings für den Durchschnitt der kreisfreien Städte nur Ergebnisse bis 2018 nachweisen.2

Entwicklung in Stuttgart 2000 bis 2019

Schaubild 1 zeigt den Verlauf der Erwerbstätigenzahlen in Stuttgart zwischen 2000 und 2019, und zwar insgesamt und in den vier größten Wirtschaftsbereichen, die etwa 95 % aller in Stuttgart erwerbstätigen Menschen Beschäftigung bieten.

Betrachtet man zunächst die Erwerbstätigkeit insgesamt, so kommt sehr deutlich zum Ausdruck, dass deren Entwicklung in diesen 19 Jahren aus zwei Phasen besteht:

  • Einer Stagnation von 2000 bis 2010 mit Erwerbstätigenzahlen zwischen 472 800 (2000) und 481 000 (2008),
  • und einem anschließenden, ziemlich rasanten und durchgehenden Anstieg bis 2019 mit dann rund 546 200 Erwerbstätigen, was einem Plus gegenüber 2000 beziehungsweise 2010 (473 300 Erwerbstätige) in Höhe von 15 ½ % entspricht.

Diese zweigeteilte Entwicklung wird vor allem durch das Verarbeitende Gewerbe bestimmt, das bis 2010 seine Erwerbstätigkeit deutlich zurückgeführt und erst danach wieder ausgebaut hat; 2018 wurde das Niveau von 2000 fast wieder erreicht und 2019 sogar deutlich übertroffen. Auch der Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation war, abgesehen von einem Zwischenhoch 2005 bis 2008, bis 2010 von rückläufiger Erwerbstätigkeit geprägt, um dann bis 2019 ebenfalls ansteigende Erwerbstätigenzahlen zu verbuchen. Demgegenüber ist die Erwerbstätigkeit im Bereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte im gesamten Zeitraum 2000 bis 2019 von Jahr zu Jahr recht kontinuierlich angestiegen. Gleichermaßen war für den Bereich Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Immobilienwesen – abgesehen von einem Einbruch im Zuge der Finanzkrise 2008 bis 2010 und einem Rückgang in 2019 – eine stetige Zunahme zu beobachten.3

Dies hat im Ergebnis dazu geführt, dass die Erwerbstätigkeit in Stuttgart sich bis 2010 insgesamt kaum ausgeweitet hat (2000 bis 2010: + 0,1 %), weil Rückgänge im Verarbeitenden Gewerbe (– 17,2 %) und bei Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation (– 2,6 %) durch Zunahmen in den Bereichen Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Immobilienwesen (+ 6,9 %) sowie Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte (+ 11,2 %) genau ausgeglichen werden konnten.

Das beeindruckende Gesamtwachstum der Erwerbstätigkeit nach 2010 (bis 2019: + 15,4 %) wurde dann von allen vier Wirtschaftsbereichen getragen. Wie Schaubild 1 verdeutlicht, erfolgte der Aufschwung im Verarbeitenden Gewerbe und bei Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation zunächst (2010 bis 2013) nahezu parallel, anschließend hat jedoch das Verarbeitende Gewerbe stärker angezogen; dadurch und aufgrund des unterschiedlichen Ausgangsniveaus im Jahr 2010 ist der Anstieg bis 2019 beim Verarbeitenden Gewerbe (+ 23,8 %) höher ausgefallen als bei Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation (+ 13,9 %). Beim Bereich Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Immobilienwesen hat sich nach dem zeitweiligen Rückgang 2008 bis 2010 eine stetige Aufwärtsbewegung eingestellt, die interessanterweise im Teilzeitraum 2010 bis 2018 zunächst recht parallel zu derjenigen des Verarbeitenden Gewerbes verlief, wenngleich ausgehend von deutlich höherem Niveau; aus diesem Grund und wegen des Rückgangs im Jahr 2019 war der Zuwachs beim Bereich Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Immobilienwesen zwischen 2010 und 2019 mit + 13,4 % geringer als beim Verarbeitenden Gewerbe mit + 23,8 %. Außerdem ist das Wachstum dieser überwiegend unternehmensbezogenen Dienstleitungen zwischen 2010 und 2019 etwas schwächer gewesen als beim hauptsächlich personenorientierten Bereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte (+ 14,1 %), der vom Rückgang 2008 bis 2010 beziehungsweise 2019 nicht betroffen war und durchweg stetige Zunahmen erzielen konnte.

Im Gesamtzeitraum 2000 bis 2019 ist die Erwerbstätigkeit in Stuttgart um insgesamt 15,5 % angewachsen. Am stärksten ausgefallen sind die Steigerungsraten in den Bereichen Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte mit + 26,9 % sowie Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Immobilienwesen mit + 21,1 %. Deutlich geringer war die Zunahme bei Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation mit + 10,9 %. Das Verarbeitende Gewerbe hat 2019 nach dem Endspurt in den letzten Jahren das Niveau des Jahres 2000 immerhin noch übertroffen, und zwar um 2,6 %.

Diese zweigeteilte Erwerbstätigenentwicklung ist wesentlich auf die Finanzkrise gegen Ende der 1. Dekade zurückzuführen. Schaubild 1 zeigt einen deutlichen Einbruch in den davon besonders betroffenen Jahren 2008 bis 2010, der nicht nur das Verarbeitende Gewerbe, sondern in der Folge auch die überwiegend unternehmensbezogenen beziehungsweise warenorientierten Dienstleistungsbereiche in Mitleidenschaft gezogen hat, also Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation sowie Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Immobilienwesen. Der anschließende Aufschwung 2010 bis 2019, der in Stuttgart vom Verarbeitenden Gewerbe und hier überwiegend von der Automobilwirtschaft getragen wurde, hat dann die beiden Dienstleistungsbereiche in etwa gleichem Ausmaß nach oben gezogen. Beim Verarbeitenden Gewerbe liegt für den Gesamtzeitraum ein nahezu klassischer, gut ausgeprägter V-Verlauf vor, also ein fast spiegelbildlicher Ab- und anschließender Aufschwung.4

Entwicklung in Deutschland 2000 bis 2019

Die Erwerbstätigkeit in Stuttgart erlebte also, nicht zuletzt strukturbedingt, einen recht starken Einbruch im Zuge der Finanzkrise, aber ebenso einen kräftigen Aufschwung in den Folgejahren. Wie stellt sich diese Entwicklung im Vergleich zu Deutschland beziehungsweise den anderen kreisfreien Städten dar? Nachfolgend soll untersucht werden, inwieweit die Erwerbstätigkeit in Stuttgart insofern Besonderheiten aufweist.

Vergleicht man Schaubild 2 mit Schaubild 1, dann zeigt sich für die Erwerbstätigkeit insgesamt im Zeitraum 2000 bis 2007 für Deutschland eine »Konjunkturdelle«, aber für Stuttgart eine weitgehende Stagnation. In den Folgejahren hat sich in Deutschland eine kontinuierliche Zunahme eingestellt, die Finanzkrise hat für gesamte Erwerbstätigkeit in den Jahren 2008 bis 2010 letztlich keine Spuren hinterlassen. In Stuttgart war die Krise dagegen schon sichtbar, der anschließende Aufschwung war aber umso ausgeprägter. 2019 lag die Erwerbstätigkeit in Stuttgart um 15,5 % über dem Niveau von 2000 und damit etwas mehr als in Deutschland (+ 13,3 %).

Diese Abweichungen sind in erheblichem Maße auf das Verarbeitende Gewerbe zurückzuführen: Der Erwerbstätigenrückgang war bei diesem Gewerbe in Stuttgart bis 2005 schwächer, er ist danach aber umso stärker ausgefallen; so hat das in Deutschland eingesetzte Zwischenhoch zwischen 2006 und 2008 in Stuttgart kaum stattgefunden und der krisenbedingte Einbruch mit dem Tiefpunkt im Jahr 2010 war in Stuttgart heftiger. Demzufolge lagen die Erwerbstätigenzahlen des Verarbeitenden Gewerbes in Stuttgart 2010 um 17,2 % unter dem Niveau von 2000, in Deutschland war der Abstand dagegen mit 8,9 % nur gut halb so hoch. Der nachfolgende Erwerbstätigenanstieg verlief dann in Stuttgart deutlich steiler, wodurch die Zahl der Erwerbstätigen im Verarbeitenden Gewerbe 2019 in Stuttgart um 2,6 % höher war als im Basisjahr 2000, dagegen in Deutschland um 1 % niedriger.

Auch beim Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation war der krisenbedingte Erwerbstätigeneinbruch zwischen 2008 und 2010 in Stuttgart unverkennbar (Schaubild 1), in Deutschland aber kaum sichtbar (Schaubild 2); in den Jahren zuvor war das konjunkturelle Auf und Ab in Stuttgart intensiver als in Deutschland. Dadurch hat die Zahl der in diesem Bereich Erwerbstätigen 2010 den Stand von 2000 in Stuttgart um 2,6 % unterboten, aber in Deutschland um 1,6 % übertroffen. Der anschließende Zuwachs ist auch bei diesem Bereich in Stuttgart etwas kräftiger ausgefallen, die Zahl der Erwerbstätigen hat 2019 das Niveau von 2000 in Stuttgart um 10,9 % und in Deutschland um 11,2 % überschritten.

Die Situation beim Bereich Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Immobilienwesen stellt sich insoweit ähnlich dar, als auch dort der Rückgang der Erwerbstätigenzahlen im Zuge der Finanzkrise 2008 bis 2010 in Stuttgart stärker war als in Deutschland. Unabhängig davon entwickelte sich der Erwerbstätigenaufbau in Deutschland durchgehend dynamischer als in Stuttgart, vor allem nach 2004. Zudem fiel der Einbruch 2019 in Stuttgart stärker aus. Dementsprechend war der Anstieg zwischen 2000 und 2019 in Deutschland mit + 39,5 % deutlich höher als in Stuttgart mit + 21,1 %.

Weitgehend unbeeindruckt von Konjunktur und Finanzmarktkrise verlief die Erwerbstätigenentwicklung beim Bereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte. Allerdings war das Wachstum in Stuttgart über die Jahre hinweg etwas kräftiger, im Gesamtzeitraum 2000 bis 2019 wurden für die baden-württembergische Landeshauptstadt + 26,9 % gemessen gegenüber + 21,5 % in Deutschland.

Entwicklung in den kreisfreien Städten 2000 bis 2018

Wie ausgeführt liegen Daten für den Durchschnitt der kreisfreien Städte nur bis 2018 vor, weshalb nachfolgend auf den Zeitraum 2000 bis 2018 Bezug genommen wird. Ein Vergleich der Schaubilder 2 und 3 zeigt, dass in den kreisfreien Städten die Erwerbstätigkeit insgesamt über die Jahre hinweg einen Verlauf genommen hat, der nahezu deckungsgleich zur Entwicklung in Deutschland war. Folgerichtig unterscheidet sich das Wachstum der Erwerbstätigenzahlen zwischen 2000 und 2018 kaum – in Deutschland betrug es + 12,3 % und in den kreisfreien Städten + 12,6 %. Dies bedeutet gleichzeitig, dass sich Stuttgart damit auch von der Summe der kreisfreien Städte Deutschlands abhebt, vor allem bezüglich des Einbruchs während der Finanzkrise und dem anschließenden Boom.

Demgegenüber hat sich die Erwerbstätigkeit des Verarbeitenden Gewerbes in den kreisfreien Städten über die Jahre hinweg deutlich schwächer entwickelt als in Deutschland – sie lag im Jahr 2018 in den kreisfreien Städten um 11,3 % unter dem Niveau von 2000, in Deutschland waren es nur 1,5 % weniger. Während also das Verarbeitende Gewerbe im Durchschnitt der kreisfreien Städte merklich an Boden verloren hat, konnte es sich in Stuttgart wie ausgeführt sehr gut halten, der Rückstand 2018 zu 2000 betrug dort nur 0,6 %. Dabei war der krisenbedingte Einbruch nach 2008 in Stuttgart weitaus heftiger und der Abstand zu den kreisfreien Städten hielt bis 2012 an, danach konnten die kreisfreien Städte mit der Dynamik Stuttgarts jedoch nicht mithalten.

Bei Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation folgt die Erwerbstätigenentwicklung in den kreisfreien Städten weitgehend derjenigen in Deutschland, allerdings in den einzelnen Jahren auf etwas niedrigerem Niveau. Der Zuwachs von 2000 auf 2018 blieb deshalb in den kreisfreien Städten mit + 6,3 % unterhalb demjenigen in Deutschland mit + 10 % und in Stuttgart mit + 8,4 %. Im Vergleich zur baden-württembergischen Landeshauptstadt haben Konjunktur und Finanzkrise in den kreisfreien Städten weniger Spuren hinterlassen, allerdings war der Aufschwung gegen Ende des Untersuchungszeitraums in Stuttgart kräftiger. Die Anlehnung an die jeweilige Entwicklung im Verarbeitenden Gewerbe bei allen drei Vergleichsgebieten unverkennbar

Auch der Bereich Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Immobilienwesen nahm bei den kreisfreien Städten in den einzelnen Jahren einen fast deckungsgleichen, nur leicht schwächeren Verlauf wie in Deutschland; der Abstand im Jahr 2018 zum Jahr 2000 belief sich in den kreisfreien Städten auf 38,3 %, in Deutschland auf 40,1 %. Damit war das Wachstum in den kreisfreien Städten merklich höher als in Stuttgart mit + 24,3 %, nicht nur wegen des dort ausgeprägteren Einbruchs während der Finanzkrise.

Umgekehrt verhält es sich beim Bereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte, bei dem Stuttgart im Gesamtzeitraum mit + 25 % stärker zugenommen hat als die kreisfreien Städte (+ 21,3 %) und Deutschland insgesamt (+ 19,5 %), und zwar bei jeweils fast identischem Verlaufsmuster.

Anteilsveränderungen in Stuttgart zwischen 2000 und 2018

Die unterschiedlichen Entwicklungen der einzelnen Wirtschaftsbereiche haben im Untersuchungszeitraum zu Veränderungen bei den Anteilen an der gesamten Erwerbstätigkeit geführt. Dies zeigt Schaubild 4 mit Anteilswerten für die sechs Wirtschaftsbereiche, die in den Kreisergebnissen der Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder unterschieden werden können. Aus Gründen der Vergleichbarkeit mit den kreisfreien Städten wird als aktuelles Jahr durchgehend 2018 statt 2019 herangezogen.

In der Stadt Stuttgart hat der Bereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte über die Jahre hinweg eine Spitzenstellung eingenommen und seinen Anteil von 28,1 % im Jahr 2000 zunächst auf 31,2 % im Jahr 2010 erhöht, dann aber auf 30,7 % im Jahr 2018 wieder leicht abgebaut. Demgegenüber erfolgte im Bereich Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Immobilienwesen eine kontinuierliche Anteilsverbesserung von 25,6 % über 27,3 % auf 27,8 %. Das Verarbeitende Gewerbe erreichte nach 17,3 % im Jahr 2000 seinen Tiefpunkt im Jahr 2010 mit 14,3 %, konnte aber 2018 immerhin auf eine Quote von 15 % zurückblicken. Stetige Anteilsverluste hat der Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation erfahren, nämlich von 23,2 % (2000) über 22,6 % (2010) auf 22 % (2018).

Deutlich wird in dieser Gegenüberstellung auch, dass in Stuttgart zu allen 3 Eckjahren in jedem der drei Dienstleistungsbereiche mehr Menschen erwerbstätig waren als im Verarbeitenden Gewerbe. In den übrigen, hier nicht näher kommentierten Wirtschaftsbereichen war der Erwerbstätigenanteil erheblich geringer: So im Baugewerbe mit 4,4 % in 2000, dann 3,5 % in 2010 und 3,4 % in 2018 beziehungsweise im zusammengefassten »Restbereich« Land- und Forstwirtschaft, Bergbau, Steine und Erden, Versorgung und Entsorgung mit 1,4 % über 1,1 % auf 1,2 %.

Anteilsveränderungen in Deutschland zwischen 2000 und 2018

In Schaubild 4 sind ergänzend die entsprechenden Quoten für Deutschland veranschaulicht. Im Vergleich zu Stuttgart fallen folgende Besonderheiten auf:

Der Bereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte lag auch in Deutschland stets ganz vorne und hatte sogar in allen 3 Jahren etwas höhere Anteilswerte aufzuweisen als Stuttgart, nämlich 29,5 % im Jahr 2000, dann 31,3 % im Jahr 2010 und schließlich 31,5 % im Jahr 2018; erwähnenswert ist auch, dass sich – im Unterschied zu Stuttgart – die Anteilsquote dieses Bereichs in Deutschland stetig vergrößert hat.

In Deutschland ebenfalls stärker verankert als in Stuttgart war der Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation mit Anteilswerten von 26,2 % in 2000, dann 25,9 % in 2010 und 25,6 % in 2018; wie in Stuttgart sind die Anteile dieses Bereichs also auch in Deutschland rückläufig gewesen.

Im Unterschied zu Stuttgart konnte sich das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland in den Jahren 2000 mit 19,6 % und 2010 mit 17,4 % auf dem dritten Rang behaupten, fiel dann aber 2018 mit 17,2 % auch dort auf den vierten Platz knapp hinter die unternehmensbezogenen Dienstleister zurück. Bemerkenswert ist der in Deutschland anhaltende Anteilsrückgang bei den im Verarbeitenden Gewerbe Erwerbstätigen, also auch zwischen 2010 und 2018 und damit im Gegensatz zum Anteilsgewinn in Stuttgart. Insgesamt betrachtet haben sowohl die Finanzkrise 2008 bis 2010 als auch die anschließende Aufschwungsphase in Stuttgart stärker durchgeschlagen als in Deutschland.

Demgegenüber haben die Erwerbstätigen des Bereichs Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Immobilienwesen in Stuttgart erheblich mehr zur Gesamterwerbstätigkeit beigetragen als in Deutschland. Bundesweit erreichten die Anteilswerte 2000 nur 14 %, sind dann aber – wie in Stuttgart – stetig angestiegen auf 16,8 % im Jahr 2010 und 17,4 % im Jahr 2018; dennoch blieb diesem Bereich 2000 und 2010 bundesweit nur der vierte Platz hinter dem Verarbeitenden Gewerbe.

Strukturbedingt erlangten die beiden verbleibenden Wirtschaftsbereiche in Deutschland höhere Quoten als in Stuttgart, die allerdings jeweils kontinuierlich rückläufig waren. So verringerte sich der Anteil des Baugewerbes deutschlandweit von 7,2 % im Jahr 2000 über 5,7 % im Jahr 2010 auf 5,6 % im Jahr 2018, und im »Restbereich« ging die Entwicklung von 3,5 % über 2,9 % auf 2,7 % zurück.

Anteilsveränderungen in den kreisfreien Städten zwischen 2000 und 2018

Die Unterschiede zwischen Stuttgart und Deutschland insgesamt erklären sich daraus, dass die Landkreise eine meist abweichende Erwerbstätigenstruktur aufweisen. Dabei kommt den Landkreisen bundesweit erhebliches Gewicht zu – im Jahre 2000 waren dort rund 60,7 % der in Deutschland erwerbstätigen Menschen beschäftigt, 2018 waren es immerhin noch 56 %. Interessant ist deshalb, wie Stuttgart im Vergleich zu den kreisfreien Städten Deutschlands dasteht.

Schaubild 4 gibt auch hierzu Auskunft: Danach hatte Stuttgart beim Verarbeitenden Gewerbe in allen 3 Eckjahren höhere Anteilswerte aufzuweisen als der Durchschnitt der kreisfreien Städte, die außerdem nicht nur zwischen 2000 mit 15,5 % und 2010 mit 12,7 % Anteile verloren haben, sondern auch im Anschluss mit 2018 nur noch 12,2 %. Auch der überwiegend unternehmensbezogene Dienstleistungsbereich Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Immobilienwesen blieb in allen 3 Jahren bei den Anteilswerten deutlich unter dem Niveau von Stuttgart, konnte aber, wie die Landeshauptstadt, im Verlauf der Jahre überdurchschnittlich anwachsen.

Umgekehrt konnte Stuttgart bei Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation weniger Anteilswerte verbuchen als die kreisfreien Städte, die aber genau wie Stuttgart ihre Anteile im Laufe des Untersuchungszeitraums abbauen mussten. Ähnlich groß war der Abstand Stuttgarts zu den kreisfreien Städten beim Bereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte; wie in Stuttgart, so konnten diese überwiegend personenbezogenen Dienstleistungen auch in den kreisfreien Städten ihre Position als erwerbstätigenstärkster Bereich ausbauen.

Zusammenfassung aus Sicht der Stadt Stuttgart

Der Verlauf der Erwerbstätigkeit der Stadt Stuttgart in den zurückliegenden 19 Jahren ist durch zwei Phasen geprägt: Einer Stagnation zwischen 2000 und 2010 sowie einem danach fast ungebremsten Wachstum um 15 ½ % bis 2019. Diese zweigeteilte Entwicklung wird weitgehend durch das Verarbeitende Gewerbe bestimmt, das seine Erwerbstätigenzahlen in der 1. Dekade um über 17 % verringert und danach bis 2019 um beachtliche 23 ½ % ausgeweitet hat. Die Finanzkrise 2008 bis 2010 und die anschließende rasche Erholung haben aber nicht nur im Verarbeitenden Gewerbe deutliche Spuren hinterlassen, sondern auch bei den überwiegend warenorientierten beziehungsweise unternehmensbezogenen Dienstleistungsbereichen: Sowohl bei Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation als auch bei Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleistern, Immobilienwesen wurden zuvor positive Trends zunächst unterbrochen, dann aber fortgesetzt. Demgegenüber konnte für den Bereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte für den gesamten Zeitraum 2000 bis 2019 ein kontinuierliches Wachstum festgestellt werden.

Im Gegensatz zu Stuttgart wurde die Erwerbstätigkeit insgesamt in Deutschland und im Durchschnitt der kreisfreien Städte von der Finanzkrise weitgehend verschont, vor allem weil dort die Einbrüche beim Verarbeitenden Gewerbe sowie bei den warenbezogenen und unternehmensorientierten Dienstleistungen merklich moderater ausgefallen sind als in der baden-württembergischen Landeshauptstadt. Demgegenüber hat die Erwerbstätigkeit des Verarbeitenden Gewerbes nach der Finanzkrise in Stuttgart erheblich stärker angezogen als in Deutschland beziehungsweise in den kreisfreien Städten und 2019 das Ausgangsniveau des Jahres 2000 sogar übertroffen. Dies war auch mit verantwortlich dafür, dass die Zahl der Erwerbstätigen insgesamt im Laufe des Untersuchungszeitraums in Stuttgart kräftiger zugenommen hat als in Deutschland und in den kreisfreien Städten. In Bezug auf die Dienstleistungsbereiche ist das Wachstum im Gesamtzeitraum bei Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation in Stuttgart etwa gleich hoch ausgefallen wie in den beiden Vergleichsgebieten. Bei den Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleistern, Immobilienwesen war der Zuwachs in Stuttgart, auch basisbedingt, geringer. Beim Bereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte ist der Anstieg etwas größer gewesen.

In jedem der drei Dienstleistungsbereiche Stuttgarts waren über die Jahre hinweg mehr Menschen erwerbstätig als im Verarbeitenden Gewerbe. Entsprechend der genannten Entwicklungslinien konnten die Bereiche Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte sowie Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Immobilienwesen ihre Anteile im Untersuchungszeitraum mehr oder weniger kontinuierlich ausbauen, während bei Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation ein Abwärtstrend zu konstatieren war. Das Verarbeitende Gewerbe hat bis 2010 einen starken Anteilsrückgang erleben müssen, konnte danach jedoch wieder Anteilsgewinne verbuchen. Bei den Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleistern, Immobilienwesen hatte Stuttgart durchweg höhere Anteile aufzuweisen als Deutschland insgesamt beziehungsweise der Durchschnitt der kreisfreien Städte Deutschlands. Bei den beiden anderen Dienstleistungsbereichen war es umgekehrt. Beim Verarbeitenden Gewerbe blieben die Anteilswerte in Stuttgart jeweils über denjenigen in den kreisfreien Städten, aber unter dem Anteilsniveau von Deutschland.

1 Vergleiche hierzu ausführlich Debes, Sebastian: »Corona-Pandemie: Hat die Südwestwirtschaft das Gröbste schon hinter sich?«, in: »Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 1/2021«, S. 29–37, insbesondere S. 33.

2 Vergleiche Arbeitskreis »Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder« (Hrsg.): Erwerbstätigenrechnung, Reihe 2, Band 1: Erwerbstätige in den kreisfreien Städten und Landkreisen der Bundesrepublik Deutschland 1991 bis 2019 – Vorläufige Ergebnisse, Berechnungsstand: August 2020, Wiesbaden, Dezember 2020.

3 Die Erwerbstätigenzahlen dieses Bereichs haben sich im Jahr 2019 bundesweit verringert, und zwar hauptsächlich im Teilbereich Finanz- und Versicherungsdienstleister, wohl im Zusammenhang mit einer allgemeinen Konsolidierung des Finanz- und Bankensektors. Zu den aktuellen Zahlen vergleiche Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, Fachserie 18, Reihe 1.1: Inlandsproduktberechnung – Erste Jahresergebnisse, Rechnungsstand: Januar 2021. Wiesbaden, 2021.

4 Vergleiche Münzenmaier, Werner: Finanzmarktkrise im Rückblick, Coronakrise im Ausblick: Gesamtwirtschaftliche Entwicklung, in: Landeshauptstadt Stuttgart (Hrsg.): Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 7/2020, S. 167.