:: 4/2021

Länderinformation: Die Vereinigten Staaten von Amerika

Fakten zum Vergleich des Landes Baden-Württemberg mit den USA

Die engen Verknüpfungen sowie Ähnlichkeiten und Unterschiede Baden-Württembergs mit den Vereinigten Staaten lassen sich anhand vieler Daten zur Bevölkerung, Wirtschaft, Forschung, Tourismus und Umwelt belegen und vergleichen. Das Statistische Landesamt hat die wichtigsten Länderinformationen zusammengestellt, um die Verflechtungen in den unterschiedlichen Bereichen darzustellen.

Mit einer Fläche von rund 9 834 000 Quadratkilometer (km2) sind die Vereinigten Staaten ca. 27,5-mal so groß wie Deutschland (357 581 km2). Baden-Württemberg entspricht mit seiner Fläche von 35 748 km2 wiederum in etwa einem Zehntel der Größe von Deutschland (Schaubild 1).

Bevölkerung und Lebenserwartung im Vergleich

In Baden-Württemberg leben heute mit 11,1 Millionen (Mill.) Menschen deutlich weniger als in den USA mit 331 Mill. Umgekehrt verhält es sich mit der Bevölkerungsdichte. Im Jahr 2018 lebten in den USA 36 Personen pro km2, während es in Baden-Württemberg im gleichen Jahr 310 Personen waren.

Ähnlichkeiten gibt es hingegen bei der Lebenserwartung. 2018 haben in Baden-Württemberg geborene Mädchen eine durchschnittliche Lebenserwartung von 84,2 Jahren und Jungen von 79,8 Jahren. In den USA sind es mit 81,1 Jahren bei Mädchen und mit 76,1 Jahren bei Jungen nur etwas weniger.

US-Amerikanerinnen und -Amerikaner in Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg lebten nach Angaben des Ausländerzentralregisters Ende 2019 fast 17 500 Personen mit US-amerikanischem Pass. Die tatsächliche Zahl der im Land lebenden US-Amerikanerinnen und -Amerikaner liegt deutlich höher, da Mitglieder der US-Stationierungsstreitkräfte und der diplomatischen und konsularischen Vertretungen sowie deren Familien nicht den Bestimmungen des Aufenthaltsgesetzes unterliegen und deshalb nicht im Ausländerzentralregister statistisch erfasst sind. Die meisten US-Amerikanerinnen und -Amerikaner lebten 2019 im Stadtkreis Stuttgart (2 100 Einwohner/-innen), gefolgt vom Rhein-Neckar-Kreis (1 400 Einwohner/-innen), dem Landkreis Böblingen (1 300 Einwohner/-innen) und dem Stadtkreis Heidelberg (1 200 Einwohner/-innen). In diesen vier Kreisen lebte rund ein Drittel aller im Südwesten ansässigen US-Amerikanerinnen und -Amerikaner.

Zu- und Fortzüge nach Baden-Württemberg

Erstmals seit der deutschen Vereinigung gaben 2019 weniger als 10 000 deutsche Staatsbürgerinnen und -bürger ihren Wohnsitz in Deutschland auf, um in die USA zu ziehen. Damit zählten die Vereinigten Staaten aber auch 2019 noch zu den Top-3-Abwanderungszielen der deutschen Staatsbürgerinnen und -bürger (Schaubild 2).

2019 zogen 19 186 US-Amerikanerinnen und Amerikaner nach Deutschland, davon rund 5 220 nach Baden-Württemberg. Aus Baden-Württemberg fort zogen im selben Jahr rund 3 592 um in den USA zu leben.

Einbürgerungen im Südwesten

Die Zahl der Einbürgerungen von Personen mit einer US-amerikanischen Staatsangehörigkeit lag bei 39 im Jahr 2019. 2018 gab es 25 Einbürgerungen von US-Amerikanerinnen und -Amerikanern in Baden-Württemberg, 2017 waren es 33. Damit hat sich deren Zahl gegenüber den ersten Jahren des letzten Jahrzehnts deutlich erhöht: 2010 wurden 13 US-Amerikanerinnen und -Amerikanern eingebürgert, 2011 gab es 18 und 2012 lediglich zehn Einbürgerungen.

Wirtschaft: Der Südwesten und die USA

Im Jahr 2018 investierten die baden-württembergischen Unternehmen 26,4 % ihrer gesamten Direktinvestitionen in den USA. Dies entsprach einem Gegenwert von 79,8 Milliarden (Mrd.) Euro. Im Gegenzug stehen US-Unternehmen ihrerseits für 8,2 % (oder 4,4 Mrd. Euro) der getätigten Direktinvestitionen im Südwesten.

Im Jahr 2019 betrug das reale Wirtschaftswachstum in den USA 2,2 %. Damit entwickelte sich die US-Wirtschaft deutlich dynamischer als in Deutschland (+ 0,6 %) oder in Baden-Württemberg (+ 0,1 %). Auch die USA sind stark von der Corona-Pandemie in Mitleidenschaft gezogen worden. Vergleicht man die Wirtschaftsleistung zur Jahresmitte 2020 mit dem Niveau des Bruttoinlandsprodukts im 4. Quartal 2019, so summierte sich das Minus dort auf 10 %. Im Vergleich zu Deutschland und dem Südwesten stehen die USA mit diesem Rückgang vergleichsweise gut da. In Deutschland belief sich das Minus auf knapp 12 %, im Südwesten auf gut 13 %.

Investitionen in Forschung und Entwicklung

Nach den aktuellsten Zahlen aus dem Jahr 2017 investierte Baden-Württemberg 5,6 % seines Bruttoinlandsprodukts in Forschung und Entwicklung (FuE) und weist damit in der Europäischen Union die höchste FuE-Intensität auf. Gemessen an den absoluten FuE-Investitionen waren die USA 2017 weltweit die forschungsaktivste Nation. Der weltweite Anteil der größten Volkswirtschaft belief sich auf 25 %. In den USA liegt die FuE-Intensität bei 2,8 %, in Deutschland bei rund 3,1 % und damit weit unter der von Baden-Württemberg. Im Vergleich zu Baden-Württemberg weisen in den USA die Bundesstaaten New Mexico und Massachusetts eine noch höhere FuE-Intensität als Baden-Württemberg auf (7 % bzw. 5,8 %). Im Bundesstaat Kalifornien wird ein Anteil von 5,4 % des Bruttoinlandsprodukts in FuE investiert – fast so viel wie in Baden-Württemberg. Absolut betrachtet sind in diesem US-Bundesstaat die FuE-Investitionen mit 150,9 Mrd. US-Dollar jedoch deutlich höher als in Baden-Württemberg (37,7 Mrd. US-Dollar) und auch höher als in Deutschland (134,4 Mrd. US-Dollar).

2020: Coronabedingter Einbruch im Tourismus nach Anstieg in 2019

2019 meldeten die Beherbergungsbetriebe im Südwesten mit zehn und mehr Betten rund 270 000 Gäste (+ 1,7 %) aus den USA. Sie verbuchten insgesamt fast 768 000 Übernachtungen, das waren 2,2 % mehr als im Vorjahr. Damit lagen die USA unter den wichtigsten Herkunftsländern nach der Schweiz, den Niederlanden und Frankreich an vierter Stelle. Hauptreiseziele der Gäste aus den USA – gemessen an der Zahl der Übernachtungen im Jahr 2019 – waren der Stadtkreis Stuttgart (185 354), der Landkreis Böblingen (101 534) sowie der Stadtkreis Heidelberg (etwa 84 685).

Coronabedingt verringerte sich die Anzahl der Ankünfte von US-Amerikanerinnen und US-Amerikanern von Januar bis August 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 74,6 % auf 44 477. Die Anzahl der Übernachtungen verringerte sich im gleichen Zeitraum etwas geringer um 65,1 % auf 176 776.

Rund 2 Mill. Gäste aus Deutschland besuchten 2019 die USA

Im Jahr 2019 kamen nach Angaben des US-Handelsministerium 2,06 Mill. Gäste aus Deutschland in den USA an. Das waren 0,1 % mehr als im Vorjahreszeitraum. Deutschland lag nach der Zahl der Ankünfte somit hinter Kanada (20,72 Mill.), Mexiko (18,14 Mill.), Großbritannien (4,78 Mill.), Japan (3,75 Mill.), China (2,83 Mill.), Südkorea (2,30 Mill.) und Brasilien (2,11 Mill.) auf Platz 6. Rund 2,6 % betrug der Anteil der Gäste aus Deutschland an den gesamten internationalen Ankünften 2019 in den USA.

Kohlendioxid (CO2)-Emissionen seit 2000 rückläufig

Die CO2-Emissionen im Jahr 2018 betrugen in Baden-Württemberg 6,3 Tonnen (t) je Einwohner/-in, in Deutschland 9,1 t und in den USA 16,4 t je Einwohner/-in. In allen drei Ländern sind die CO2-Emissionen seit dem Jahr 2000 deutlich zurückgegangen.

Flächennutzung: Wald- und Landwirtschaftsfläche annähernd gleich

Ebenfalls zeigt die Flächennutzung starke Ähnlichkeiten. Während 2017 die bewaldete Fläche in den USA 33,9 % betrug, waren es in Baden-Württemberg 37,8 %. Ein noch ähnlicheres Verhältnis zeigt sich bei der Landwirtschaftsfläche. In den USA wurden im gleichen Jahr 44,3 % landwirtschaftlich genutzt; in Baden-Württemberg waren es mit 45,1 % nur unwesentlich mehr.

Vereinigte Staaten wichtigstes Zielland der Südwest-Exporte

Die Vereinigten Staaten sind der wichtigste Auslandskunde Baden-Württembergs. Von Januar bis August 2020 gingen Waren im Wert von 14,5 Mrd. Euro von Baden-Württemberg in die Vereinigten Staaten. Dies waren knapp 12 % des Gesamtexports Baden-Württembergs (121,7 Mrd. Euro). Seit Jahresbeginn 2020 ist das Exportgeschäft mit den Vereinigten Staaten überdurchschnittlich stark von der Corona-Pandemie in Mitleidenschaft gezogen worden. Von Januar bis August 2020 exportierten die baden-württembergischen Unternehmen 13,6 % weniger Waren als im gleichen Zeitraum des Vorjahres in die Vereinigten Staaten. Zum Vergleich: Die Südwest-Ausfuhren nach China und in die benachbarte Schweiz, die mit Exportwerten von 11,0 Mrd. Euro bzw. 9,8 Mrd. Euro auf den Rängen 2 und 3 der wichtigsten Zielländer lagen, gingen gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum lediglich um 1,4 % bzw. 3,2 % zurück, die Gesamtexporte um 11,1 %.

Die Wirtschaftsbeziehungen Baden-Württembergs mit den Vereinigten Staaten haben über die Landesgrenzen hinaus große Bedeutung. Im Jahr 2019 stammten mit einem Wert von 25,2 Mrd. Euro 21,3 % der Ausfuhren Deutschlands in die Vereinigten Staaten (118,7 Mrd. Euro) aus Baden-Württemberg, ein deutlich höherer Anteil als bei den Ausfuhren insgesamt (15,4 %). Anders ausgedrückt ging mehr als jeder fünfte im Exportgeschäft Deutschlands mit den Vereinigten Staaten erwirtschaftete Euro auf das Konto Baden-Württembergs. In noch stärkerem Maße gilt dies für die in den Vereinigten Staaten am stärksten nachgefragten Güter »Made in Baden-Württemberg« wie Kraftwagen und Kraftwagenteile (7,9 Mrd. Euro) sowie Maschinen und pharmazeutische Erzeugnisse (5,4 bzw. 5,1 Mrd. Euro). Auf diese drei Gütergruppen entfielen fast drei Viertel des gesamten USA-Exports Baden-Württembergs (73,2 %) (Schaubild 3). Bezogen auf den deutschlandweiten Export in die Vereinigten Staaten hatte Baden-Württemberg bei den pharmazeutischen Produkten sogar einen Anteil von über einem Drittel (35,4 %), bei den Kfz-Ausfuhren von 29,7 % und bei den Maschinen von 25,2 %. Infolge der Corona-Pandemie gingen die Südwest-Exporte in die Vereinigten Staaten von Januar bis August 2020 gegenüber dem Vorjahr insbesondere bei Kraftfahrzeugen und Maschinen zurück (– 32,8 % bzw. – 10,0 %), während pharmazeutische Produkte stärker gefragt waren (+ 7,7 %).